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Die Galerie Poll ist eine 1968 von Eva und Lothar C Poll in West Berlin gegrundete Galerie fur zeitgenossische Kunst Realistische und figurative Kunst der Gegenwart seit 1960 bilden den Programmschwerpunkt der Galerie Dabei stehen Malerei und Skulptur im Vordergrund aber auch fur Zeichnung und Fotografie bildet die Galerie ein Forum Inhaltsverzeichnis 1 Grundungsjahre 2 Galeriestandorte 3 Mitarbeit von Nana Poll 4 Programm 5 Publikationen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundungsjahre Bearbeiten nbsp Lothar C Poll und Peter Sorge in der Galerie am Kurfurstendamm Berlin 1975 nbsp Billy Wilder zu Besuch in der Galerie am Lutzowplatz Berlin 1989 Von links Annette Tietenberg Billy Wilder Eva Poll nbsp Eva Poll Berlin 2009 nbsp Nana Poll Berlin 2014In West Berlin entstand nach der Errichtung der Mauer 1961 ein besonderes kulturelles Klima Es ging um die Selbstbehauptung einer vom Umland abgeschnittenen zuwendungsbedurftigen Metropole Die Stadt wurde durch Subventionen unterstutzt die Amerikaner richteten das Artists in Residence Programm ein Die Insellage West Berlins zog Kunstler aus aller Welt an um fur kurzere oder langere Zeit zu bleiben 1 Neben den alteingesessenen Galerien Rudolf Springer der Galerie Nierendorf der Galerie Schuler oder Pels Leusden eroffneten Michael Wewerka Michael S Cullen Rene Block oder Georg Nothelfer neue Ausstellungsraume Eva und Lothar C Poll kamen 1963 nach West Berlin Anfang der 60er Jahre gab es viel kreative Bewegung in der Teilstadt den Stillstand nach der Einzaunung ausnutzend Es waren weniger die Veranstaltungen die Berlin im Schloss Charlottenburg als Ort der Freiheit fur die Kunst feierten es waren vielmehr die Einzelkampfer die die Atmosphare jener Jahre in der Stadt pragten Schauspieler wie Gunter Meisner der in der Bleibtreustrasse die Galerie Diogenes eroffnete oder das Living Theatre aus New York aus der freiesten Stadt der Welt verdrangt das monatelang in der Akademie der Kunste gastierte 2 Ab 1966 war Lothar C Poll ehrenamtlicher Geschaftsfuhrer der zwei Jahre vorher gegrundeten Kunstlergenossenschaft Grossgorschen 35 die ihren Namen nach der Adresse der gemieteten Fabrikraume im Stadtteil Schoneberg erhielt 3 In der Produzentengalerie fanden sechzehn junge Kunstler zu einer Ausstellungsgemeinschaft zusammen darunter Peter Sorge Karl Horst Hodicke Wolfgang Petrick Markus Lupertz Hans Jurgen Diehl und Lambert Maria Wintersberger 1968 fuhrten Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Kunstlergruppe zur Auflosung der Galerie Die aus ihr hervorgehenden Kunstler spalteten sich auf in Kritische Realisten und expressive Maler Die Auflosung der Kunstlergruppe fuhrte zur Grundung der Galerie Poll Eva Poll ubernahm die Nachfolge der Ausstellungsgemeinschaft und versammelte in ihrer Galerie eine junge dem Realismus verpflichtete Kunstlerschar 4 Galeriestandorte BearbeitenDie Galerie wurde am 8 Oktober 1968 in einer Altbauwohnung der Charlottenburger Niebuhrstrasse 77 mit einer Ausstellung von Peter Sorge eroffnet 5 1971 zog die Galerie an den Kurfurstendamm 185 um Von 1979 bis 2009 hatte sie ihren Sitz am Lutzowplatz 7 nahe dem Bauhaus Archiv und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus am Lutzowplatz Gleichzeitig betrieben Polls in der Kopenicker Strasse 194 in Berlin Kreuzberg das POLL Studio wo sie Ausstellungen junger Kunstler sowie Fotografie zeigten darunter bereits 1983 eine Einzelausstellung von Michael Schmidt 2009 wurde das Einzelunternehmen Galerie Eva Poll in die POLL Galerie Kunsthandel in Berlin GmbH uberfuhrt Von 2009 bis Sommer 2015 wurde die Galerie in der Anna Louisa Karsch Strasse 9 nahe der Museumsinsel in Mitte im ehemaligen Pfarrhaus der Garnisonkirche betrieben Im Sommer 2015 zog die Galerie in die Gipsstrasse 3 Im selben Gebaude arbeitet die 1986 gegrundete Kunststiftung Poll Der gemeinsame Standort des Unternehmens mit einem Schaulager bietet insgesamt rund 350 m Ausstellungsflache Das Gebaudeensemble in der Gipsstrasse 3 wurde Ende der 1990er Jahre nach den Entwurfen des Architekten Jurgen Pleuser zu einem Kunst und Atelierhaus ausgebaut Mitarbeit von Nana Poll BearbeitenSeit Herbst 2012 arbeitet die 1966 in West Berlin geborene Tochter Nana Poll in der Galerie mit Nana Poll studierte Publizistik und Kunstgeschichte an der Freien Universitat Berlin In ihrer Magisterarbeit beschaftigte sie sich mit dem Thema Kunstkritik und Kunstbetrieb Die Kunstkritik in Tages und Wochenzeitungen der Bundesrepublik Deutschland Aufgaben und Probleme aktueller Kunstvermittlung mit einem Ruckblick zur Entstehungsgeschichte dieser publizistischen Form Von 1996 bis 2001 leitete sie bei den Berliner Festspielen die Presse und Offentlichkeitsarbeit des Millenniumsprogramms Das Neue Berlin 99 01 Von Oktober 2001 bis April 2012 war sie als Referentin bei der Stiftung Schloss Neuhardenberg fur den Bereich Kommunikation und Presse verantwortlich Von 2009 bis 2012 war sie an der Ausstellung Gute Geschafte Kunsthandel in Berlin 1933 1945 des Aktiven Museums mit verschiedenen Stationen in Berlin beteiligt Programm BearbeitenNeben den Kunstlern der ersten Stunde Hermann Albert Bettina von Arnim Ulrich Baehr Harald Duwe Herbert Kaufmann Maina Miriam Munsky Wolfgang Petrick oder Peter Sorge werden regelmassig Maler wie Peter Herrmann Maxim Kantor Ralf Kerbach Dieter Kraemer Reinhard Lange Thomas Lange Jan Schuler Volker Stelzmann Norbert Wagenbrett Lambert Maria Wintersberger und die Bildhauer Sabina Grzimek Waldemar Grzimek Emerita Pansowova Hans Scheib Joachim Schmettau und Jenny Mucchi Wiegmann ausgestellt Auch Zeichner wie Danja Akulin Martina Altschafer oder Matthias Beckmann und Fotografen wie Gundula Schulze Eldowy Jeno Gindl Richard Thieler oder Erhard Wehrmann gehoren zum Galerieprogramm In den 1970er und 1980er Jahren stellte die Galerie mit Rafael Canogar Equipo Cronica Vlassis Caniaris Eduardo Arroyo Erro und Jacques Monory Jean Helion Mario Schifano Gabriele Mucchi und Jacobo Borges kunstlerische Positionen aus Spanien Griechenland Frankreich Italien und Venezuela vor 1988 zeigte die Galerie mit der Ausstellung Szene Moskau Arbeiten von Svetlana Kopystiansky Igor Kopystiansky Maxim Kantor und Igor Ganikowskij und stellte erstmals Moskauer Kunstler in West Berlin vor Die Galerie nahm seit 1969 an zahlreichen nationalen und internationalen Kunstmessen wie der Art Cologne der Art Basel der Art Karlsruhe oder Kunstmessen in Berlin Frankfurt am Main Barcelona Madrid Paris oder Los Angeles teil Eva Poll war Kuratorin zahlreicher Ausstellungen in Museen in Deutschland und im europaischen Ausland sowie in internationalen Goethe Instituten So organisierte sie u a die Ausstellung Prinzip Realismus die von 1972 bis 1974 durch deutsche und europaische Stadte wanderte 6 sowie 1977 1978 in Zusammenarbeit mit dem Kunstlerhaus Bethanien die Ausstellung Aspekt Grossstadt im Kunstlerhaus Bethanien Berlin im Kunstverein Hannover Kunstverein Frankfurt Kunstverein Munchen im Talbot Rice Art Centre in Edinburgh und in der Round House Gallery in London 7 1982 1983 arbeitete Eva Poll an der ersten Vorstellung westdeutscher Kunst in der Sowjetunion mit und war verantwortlich fur Auswahl und Organisation des Berliner Beitrags der Ausstellung Mensch und Landschaft in der zeitgenossischen Malerei und Graphik in Moskau Begleitend zu den Ausstellungen werden im Verlag der Galerie Kataloge Werkverzeichnisse und Lesebucher POLLeditionen herausgegeben Ausserdem sind seit den 1960er Jahren zahlreiche Originalgrafiken von der Galerie Poll vertretenen Kunstlern erschienen Die Galerie Poll ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthandler BVDG und im Landesverband Berliner Galerien lvbg zu deren Grundungsmitgliedern sie ebenso zahlt wie zu den Grundungsmitgliedern der Vorgangerin der 1968 gegrundeten Interessengemeinschaft Berliner Kunsthandler IBK deren Vorsitz Eva Poll von 1976 bis 1982 innehatte Ein Teil des umfangreichen Archivs der Galerie Poll befindet sich seit 2009 im Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels ZADIK Publikationen Auswahl BearbeitenPeter Sorge Werkverzeichnis der Radierungen Lithografien und Handzeichnungen 1963 1979 Galerie Poll Berlin 1979 ISBN 3 931759 08 3 Huldigung an Max Beckmann POLLeditionen Band 4 Berlin 1984 Positionen des Realismus 1967 1972 1987 Mit Texten von Gunter Grass Uwe M Schneede und Bernhard Schulz POLLeditionen Band 10 Berlin 1987 Szene Moskau 1988 Vier Maler vier Positionen Igor Ganikowsky Maxim Kantor Igor und Svetlana Kopystiansky POLLeditionen Band 16 Berlin 1988 Viele Krokodile 25 Jahre Kunst in Berlin Dokumentation zum 25jahrigen Bestehen der Galerie Mit Beitragen von Heinz Ohff Lucius Grisebach Werner Hofmann Harald Duwe und Wieland Schmied POLLeditionen Band 39 Berlin 1993 Gall is sweet my love Pressefotografie und Kritischer Realismus Mit einer Erganzung des Werkverzeichnisses der Radierungen und Handzeichnungen von Peter Sorge 1979 1998 Hrsg von Lothar C Poll und Jorg Probst Kerber Verlag Berlin Bielefeld 2003 ISBN 3 936646 48 1 Herbert Kaufmann Prinzip Collage Arbeiten 1956 1998 Verlag der Galerie Poll Berlin 2004 ISBN 978 3 931759 01 8 Spurensicherung Zwischen Figuration und Abstraktion Bilder und Zeichnungen von Hermann Kirchberger Christel Poll und Becky Sandstede Galerie Poll Berlin 2005 ISBN 978 3 931759 02 5 Grosse Kunst Ein anderer Blickwinkel 15 Positionen der 70er und 80er Jahre Poll Galerie Kunsthandel Berlin 2007 ISBN 978 3 931759 22 3 Maina Miriam Munsky Das Kaltlicht der Welt erblicken Arbeiten 1967 1992 POLLeditionen Berlin 2007 ISBN 978 3 931759 07 0 Aktualitat als Rohstoff Peter Sorge Druckgrafik 1964 1997 Poll Galerie Kunsthandel Berlin 2008 ISBN 978 3 931759 26 1 Augenblicke 40 Jahre Fotografie bei Poll Poll Galerie Kunsthandel Berlin 2008 ISBN 978 3 931759 27 8 Realismus als Methode Sechs Berliner Bildhauer Poll Galerie Kunsthandel Berlin 2011 ISBN 978 3 931759 31 5 Thomas Lange Arbeiten seit den 1970ern bis heute 1974 2011 Galerie Poll Berlin 2011 ISBN 978 3 931759 29 2 Keine Bilder ohne Liebe Kerbach amp Studierende seiner Klasse Galerie Poll Berlin 2012 ISBN 978 3 931759 32 2 Bettina von Arnim Die Cyborgs und ihre Spuren Malerei Zeichnungen und Radierungen 1968 1983 POLLeditionen Berlin 2015 ISBN 978 3 931759 38 4 Abenteuer Kunst 50 Jahre Galerie Poll Mit Texten von Eva und Lothar C Poll Lucius Grisebach Christos M Joachimides Heinz Ohff Berlin 2018 ISBN 978 3 931759 40 7 Literatur BearbeitenHeinz Ohff Mehr als ein Prinzip Ausstellung zum 10jahrigen Bestehen der Galerie Poll In Der Tagesspiegel 24 November 1978 Michael Nungesser 15 Jahre Galerie Poll 15 Jahre Prinzip Realismus In Kunstforum International Band 66 1983 S 154 Heinz Ohff Eine Galerie fur alle Jahreszeiten Eva Poll zum 25sten Jubilaum In Viele Krokodile 25 Jahre Kunst in Berlin Band 39 der POLLeditionen zum 25jahrigen Bestehen der Galerie Berlin 1993 S 7 ff Andreas Quappe Realismus ist doch nicht passe Die Berliner Galeristin Eva Poll bekommt fur ihr Engagement einen Orden In Berliner Zeitung 7 Mai 1993 Annette Tietenberg Oktober 68 30 Jahre Galerie Poll Text zur Ausstellung im Einladungsfaltblatt Galerie Poll 1998 Veit Stiller Politisches Denken bleibt Die Galerie Eva Poll ist eine Institution uber Berlin hinaus In Die Welt 14 Juli 2006 Anna Corves Aufbruch zur Museumsinsel Die Galerie Poll verlasst ihre angestammten Raume am Lutzowplatz In Der Tagesspiegel 5 April 2009 Ingeborg Ruhte Die Poll Position Auch beim Umzug vom Lutzowplatz nach Mitte vertraut Galeristin Eva Poll auf den Bestand des Realen In Berliner Zeitung 25 August 2009 Interview mit Eva Poll In Morgenstern Journal 1 2010 Kolja Reichert Die wilden Kerle Rudi Dutschke und die Kommune 1 kennt jeder Aber die Kunst der APO Zeit ist heute weitgehend vergessen Wer sich auf Zeitreise in das Westberlin der Sechziger begibt stosst auf wundersame Szenen voller Qualm und Anarchie In Weltkunst 13 April 2013 Christiane Meixner Leise weise Die Berliner Galeristin Eva Poll wird 75 In Der Tagesspiegel 10 August 2013 Ingeborg Ruthe Ganz entspannt Eva Poll schrieb mit ihrer 1968 gegrundeten Galerie unbeirrt Berliner Kunstgeschichte mit Jetzt wird sie 75 In Berliner Zeitung 10 11 August 2013 Grossgorschen 35 Aufbruch zur Kunststadt Berlin 1964 Mit Texten von Barbara Esch Marowski Lothar C Poll Eckhart Gillen Haus am Kleistpark in Kooperation mit der Kunststiftung Poll Berlin 2014 Christiane Meixner Weil sie an die Kunstler glauben Die Galerie Poll gibt es seit fast 50 Jahren inzwischen ist sie ein Generationenprojekt ein Gesprach zur Situation in Berlin In Der Tagesspiegel 10 September 2016 S 29 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Galerie Poll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website der Galerie PollEinzelnachweise Bearbeiten Siehe Lucie Schauer Ende und Wende Kunstlandschaft Berlin von 1945 bis heute Verlag Lindinger Schmid Regensburg 1999 S 17 19 ISBN 3 929970 39 2 Eva und Lothar C Poll in Maina Miriam Munsky Die Angst wegmalen Bestandsverzeichnis der Gemalde und Zeichnungen 1964 1998 Verlag Kettler Bonen 2013 ISBN 978 3 86206 292 8 S 6 Eckhart Gillen Die Lehren der Kalte Maina Miriam Munskys Beitrag zur Suche nach der Wirklichkeit West Berlins In Maina Miriam Munsky Die Angst wegmalen Bestandsverzeichnis der Gemalde und Zeichnungen 1964 1998 Verlag Kettler Bonen 2013 ISBN 978 3 86206 292 8 S 60 Jan Schuler Die Angst wegmalen Uber die Geburt den Tod und die Wandlung im Leben In Maina Miriam Munsky Die Angst wegmalen Bestandsverzeichnis der Gemalde und Zeichnungen 1964 1998 Verlag Kettler Bonen 2013 ISBN 978 3 86206 292 8 S 26 Michael Nungesser 15 Jahre Galerie Poll 15 Jahre Prinzip Realismus In Kunstforum International Band 66 1983 S 154 Prinzip Realismus Malerei Plastik Grafik Ausstellungskatalog Hersg von Deutscher Akademischer Austauschdienst Goethe Institut Munchen Galerie Poll Berlin 1972 Aspekt Grossstadt Ausstellungskatalog Kunstlerhaus Bethanien Gruppe Aspekt Berlin 1977 Normdaten Korperschaft GND 5027243 3 lobid OGND AKS LCCN n83015009 VIAF 152477522 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