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Friedrich Ludwig 8 Mai 1872 in Potsdam 3 Oktober 1930 in Gottingen war ein deutscher Historiker Musikwissenschaftler und Hochschullehrer Sein Name ist eng verbunden mit der Erforschung und Neuentdeckung der Musik des Mittelalters im 20 Jahrhundert insbesondere mit der Kompositionstechnik der isorhythmischen Motette in der Ars nova Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenNach dem Abitur am Viktoria Gymnasium dem heutigen Helmholtz Gymnasium Potsdam studierte Ludwig zunachst Geschichtswissenschaft an der Universitat Strassburg wo er als Schuler Harry Bresslaus 1896 seinen Doktorgrad erwarb Wahrend seines Studiums wurde er Mitglied des Studentengesangvereins Arion Strassburg im Sondershauser Verband 1 Seine musikalische Ausbildung verdankte er einerseits Gustav Jacobsthal dem seinerzeit einzigen Ordentlichen Professor fur Historische Musikwissenschaft in Deutschland andererseits Albert Schweitzer und Hans Pfitzner die er in Strassburg kennengelernt hatte und denen er freundschaftlich verbunden war Fur ungefahr ein Jahrzehnt unternahm er zahlreiche Reisen durch Europa die ihm zur Erforschung der Quellen mittelalterlicher Musik dienten 1905 habilitierte er sich und wurde Nachfolger des gleichzeitig emeritierten Jacobsthal zunachst als Dozent ab 1910 als Ausserordentlicher Professor fur Musikgeschichte Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde er aus dem nun zu Frankreich gehorenden Strassburg ausgewiesen Ab 1920 war er Ordentlicher Professor an der Georg August Universitat Gottingen deren Rektor er 1929 30 wurde Unter seinen Schulern waren Konrad Ameln Heinrich Besseler Friedrich Gennrich Heinrich Husmann und Joseph Muller Blattau Werk BearbeitenFriedrich Ludwig gehorte zu den Kulturwissenschaftlern die im Gegensatz zu der aus der Romantik tradierten Sichtweise die barocke Polyphonie nicht mehr als absoluten Wert betrachteten sondern ihre historische Entwicklung und Entfaltung erforschten und so eine Erforschung und Neubewertung der Alten Musik einleiteten durch die die Musik des Mittelalters theoretisch wie praktisch wieder zuganglich gemacht wurde Sein Forschungsgebiet war die Musik vor dem Palestrinastil das heisst Ars antiqua Ars nova und die Niederlandische Polyphonie Als Historiker war Ludwig mit der kulturellen Einheit in der europaischen Geschichte des Spatmittelalters vertraut und betrachtete sie im Sinne Leopold von Rankes dessen Enkelschuler er durch Bresslau war Die slawischen Kulturen bezog er dabei in seine Perspektive ein Anders als die Musikanschauung des 19 Jahrhunderts die in der Folge von Georg Wilhelm Friedrich Hegels Phanomenologie des Geistes 1807 Musik als Kunst an sich behandelte erforschte Ludwig die Musik im Sinne einer systematischen Methode in ihren Zusammenhangen mit anderen Kulturphanomenen wie Architektur und Literatur insbesondere als Einheit mit der Dichtung in den mittelalterlichen Sprachen Dazu diente ihm die Philologie des Mittelhochdeutschen des Mittellateinischen und der mittelalterlichen romanischen Sprachen die Choral und die Zeitgeschichte Er nutzte erstmals Quellen und Stilvergleiche zur Datierung musikalischer Werke und fuhrte diese Methoden in die musikhistorische Arbeit ein Zu Ludwigs Leistungen zahlen die Erforschung des Organums die Entzifferung der fruhen Quadratnotation die Entdeckung der Modalrhythmik in einstimmigen Liedern des 13 Jahrhunderts die systematische Darstellung der Notre Dame Epoche und der Motettenkompositionen der Ars nova Dabei ubertrug er eine Vielzahl mehrstimmiger Werke bis ins 15 Jahrhundert hinein und publizierte sie in kritischen Editionen Dabei entdeckte er das Kompositionsprinzip der Isorhythmie deren Bezeichnung er auch pragte Veroffentlichungen BearbeitenDie mehrstimmige Musik des 14 Jahrhunderts In Sammelbande der Internationalen Musikgesellschaft Band 4 1902 03 S 16 69 Die 50 Beispiele Coussemaker s aus der Handschrift von Montpellier In Sammelbande der Internationalen Musikgesellschaft Band 5 1903 04 S 177 244 Die mehrstimmige Musik der altesten Epoche im Dienste der Liturgie Ein mehrstimmiges Sankt Jakobs Offizium des 12 Jahrhunderts In Kirchenmusikalisches Jahrbuch Band 19 1905 S 1 16 Uber die Entstehung und die erste Entwicklung der lateinischen und franzosischen Motette in musikalischer Beziehung In Sammelbande der Internationalen Musikgesellschaft Band 7 1905 06 S 514 528 Die Aufgaben der Forschung auf dem Gebiete der mittelalterlichen Musikgeschichte Strassburg 1906 Die mehrstimmigen Werke der Handschrift Engelberg 314 In Kirchenmusikalisches Jahrbuch Band 21 1908 S 48 61 Die liturgischen Organa Leonins und Perotins In Festschrift fur Hugo Riemann Leipzig 1909 S 200 213 Die mehrstimmige Musik des 11 und 12 Jahrhunderts In Kongress Bericht zur Haydn Zentenarfeier Wien 1909 S 101 108 Repertorium organorum recentioris et motetorum vetustissimi stili I Catalogue raisonne der Quellen Abt 1 Handschriften in Quadratnotation Niemeyer Halle 1910 Perotinus Magnus In Archiv fur Musikwissenschaft Band 3 1921 S 361 370 Die Quellen der Motetten altesten Stils In Archiv fur Musikwissenschaft Band 5 1923 S 185 222 und Band 6 1924 S 245 f Die geistliche nichtliturgische weltliche einstimmige und die mehrstimmige Musik des Mittelalters bis zum Anfang des 15 Jahrhunderts In Guido Adler Hrsg Handbuch der Musikgeschichte dtv Munchen 1924 1930 S 157 195 Die mehrstimmige Messe des 14 Jahrhunderts In Archiv fur Musikwissenschaft Band 7 1925 S 417 435 und Band 8 1926 S 130 Versuch einer Ubertragung der Motetten Herenthals Nr 4 und 5 In Zeitschrift fur Musikwissenschaft Band 8 1925 26 S 196 200 Beethovens Leonore 1930Literatur BearbeitenOthmar Wessely Ludwig Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 428 f Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Otto Grubel Sondershauser Verband Deutscher Studenten Gesangvereine SV Kartelladressbuch Stand vom 1 Marz 1914 Munchen 1914 S 147 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Ludwig im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 117282790 lobid OGND AKS LCCN nr90012660 VIAF 41881340 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ludwig FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker Musikwissenschaftler und HochschullehrerGEBURTSDATUM 8 Mai 1872GEBURTSORT PotsdamSTERBEDATUM 3 Oktober 1930STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Ludwig Musikwissenschaftler amp oldid 236483499