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Dieser Artikel behandelt den mathematischen Begriff Siehe auch Freie Gruppe Bayreuth In der Mathematik heisst eine Gruppe frei wenn sie eine Teilmenge S displaystyle S enthalt sodass jedes Gruppenelement auf genau eine Weise als reduziertes Wort von Elementen in S displaystyle S und deren Inversen geschrieben werden kann Hierbei ist die Reihenfolge der Faktoren wichtig Wenn man verlangt dass alle Elemente der Gruppe kommutieren sollen dann erhalt man das verwandte aber sehr verschiedene Konzept der freien abelschen Gruppe Freie Gruppen spielen in der Gruppentheorie eine universelle Rolle und erlauben jede Gruppe durch Erzeuger und Relationen darzustellen Sie treten auch in der algebraischen Topologie auf zum Beispiel als Fundamentalgruppe von Graphen siehe Satz von Nielsen Schreier oder von Flachen wie der punktierten Ebene Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Universelle Eigenschaft 3 Beispiele 4 Konstruktion 5 Wortproblem 6 Rang 7 Basiswechsel und Automorphismen 8 Untergruppen 9 Weitere Eigenschaften 10 Anwendungen 10 1 Gruppentheorie 10 2 Algebraische Topologie 10 3 Logik erster Stufe und Tarskis Fragen 11 Geschichte 12 Einzelnachweise 13 LiteraturDefinition BearbeitenEine Gruppe F displaystyle F nbsp heisst frei uber einer Teilmenge S F displaystyle S subset F nbsp wenn sich jedes Gruppenelement a F displaystyle a in F nbsp auf genau eine Weise schreiben lasst als Produkt a s 1 e 1 s 2 e 2 s n e n displaystyle a s 1 e 1 s 2 e 2 cdots s n e n nbsp mit Faktoren s 1 s 2 s n S displaystyle s 1 s 2 dots s n in S nbsp wobei s i s i 1 displaystyle s i neq s i 1 nbsp fur alle i displaystyle i nbsp und Exponenten e 1 e 2 e n Z displaystyle e 1 e 2 dots e n in mathbb Z nbsp wobei e i 0 displaystyle e i neq 0 nbsp fur alle i displaystyle i nbsp Unter den genannten Bedingungen nennt man s 1 e 1 s 2 e 2 s n e n displaystyle s 1 e 1 s 2 e 2 cdots s n e n nbsp ein reduziertes Wort uber S displaystyle S nbsp Demnach ist F displaystyle F nbsp frei uber S displaystyle S nbsp wenn sich jedes Element von F displaystyle F nbsp eindeutig als reduziertes Wort uber S displaystyle S nbsp schreiben lasst Die Existenz einer solchen Schreibweise ist gleichbedeutend damit dass S displaystyle S nbsp ein Erzeugendensystem von F displaystyle F nbsp ist Die Eindeutigkeit ist gleichbedeutend damit dass zwischen den Elementen von S displaystyle S nbsp keine algebraischen Relationen bestehen ausser der in jeder Gruppe gultigen Kurzungsrelation u s s 1 v u v displaystyle uss 1 v uv nbsp oder dass das neutrale Element der Gruppe sich mit den Elementen aus S displaystyle S nbsp in reduzierter Form ausschliesslich als deren leeres Produkt darstellen lasst Ist F displaystyle F nbsp frei uber S displaystyle S nbsp so sagt man daher auch F displaystyle F nbsp werde frei von S displaystyle S nbsp erzeugt Man nennt dann S displaystyle S nbsp ein freies Erzeugendensystem oder auch Basis der Gruppe F displaystyle F nbsp Universelle Eigenschaft BearbeitenEine Gruppe F displaystyle F nbsp ist genau dann frei uber einer Teilmenge S F displaystyle S subset F nbsp wenn sie folgende universelle Eigenschaft hat Ist f S G displaystyle f colon S to G nbsp eine beliebige Abbildung der Menge S displaystyle S nbsp in eine Gruppe G displaystyle G nbsp dann gibt es genau einen Gruppenhomomorphismus h F G displaystyle h colon F to G nbsp der f displaystyle f nbsp fortsetzt also h s f s displaystyle h s f s nbsp fur alle s S displaystyle s in S nbsp erfullt Diese universelle Abbildungseigenschaft ist zu obiger Definition aquivalent Jede der beiden Charakterisierungen kann also als Definition freier Gruppen verwendet werden und in der Literatur finden sich beide Zugange Die jeweils andere Charakterisierung ist dann eine Folgerung Beispiele BearbeitenDie Gruppe Z displaystyle mathbb Z nbsp der ganzen Zahlen ist frei uber S 1 displaystyle S 1 nbsp Die universelle Abbildungseigenschaft besagt hier Zu jeder Gruppe G displaystyle G nbsp und jedem beliebigen Element g G displaystyle g in G nbsp gibt es genau einen Gruppenhomomorphismus h Z G displaystyle h colon mathbb Z to G nbsp mit h 1 g displaystyle h 1 g nbsp Dieser ist gegeben durch h k g k displaystyle h k g k nbsp fur alle k Z displaystyle k in mathbb Z nbsp Die zyklische Gruppe C n displaystyle C n nbsp der Ordnung n 2 displaystyle n geq 2 nbsp ist keine freie Gruppe Diese wird von einem Element r displaystyle r nbsp der Ordnung n displaystyle n nbsp erzeugt und die Relation r n 1 displaystyle r n 1 nbsp verhindert dass C n displaystyle C n nbsp frei ist Man kann sich C n displaystyle C n nbsp vorstellen als die Rotationsgruppe des regelmassigen n displaystyle n nbsp Ecks in der Ebene erzeugt von einer Rotation r displaystyle r nbsp um den Winkel 2 p n displaystyle 2 pi n nbsp Jedes Element lasst sich dann schreiben als r k displaystyle r k nbsp mit k Z displaystyle k in mathbb Z nbsp aber diese Schreibweise ist nicht eindeutig denn r k r k n displaystyle r k r k n nbsp Das kartesische Produkt Z Z displaystyle mathbb Z times mathbb Z nbsp mit der komponentenweisen Addition ist eine freie abelsche Gruppe uber 1 0 0 1 displaystyle 1 0 0 1 nbsp aber keine freie Gruppe Allgemein ist eine freie abelsche Gruppe uber einer Menge S displaystyle S nbsp mit mehr als einem Element keine freie Gruppe Sei s displaystyle sigma nbsp die Drehung des R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp um die x Achse R 1 0 0 displaystyle mathbb R 1 0 0 nbsp um den Winkel p 2 displaystyle pi sqrt 2 nbsp und t displaystyle tau nbsp die Drehung des R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp um die y Achse R 0 1 0 displaystyle mathbb R 0 1 0 nbsp um den Winkel p 3 displaystyle pi sqrt 3 nbsp Dann ist die von s displaystyle sigma nbsp und t displaystyle tau nbsp erzeugte Untergruppe der allgemeinen linearen Gruppe G L 3 R displaystyle mathrm GL 3 mathbb R nbsp eine freie Gruppe uber S s t displaystyle S sigma tau nbsp Eine solche freie Drehgruppe uber einem zweielementigen Erzeugendensystem tritt im Beweis des Banach Tarski Paradoxons auf Konstruktion BearbeitenZu jeder Menge S displaystyle S nbsp gibt es eine freie Gruppe F S displaystyle F S nbsp uber S displaystyle S nbsp Diese kann wie folgt konstruiert werden Um zunachst zu jedem Element s S displaystyle s in S nbsp auch ein Inverses s 1 displaystyle s 1 nbsp zu haben betrachten wir die Menge A S 1 displaystyle A S times pm 1 nbsp und definieren hierauf eine Involution 1 A A displaystyle 1 colon A to A nbsp durch s e 1 s e displaystyle s varepsilon 1 s varepsilon nbsp Wir identifizieren hierbei S displaystyle S nbsp mit S 1 displaystyle S times 1 nbsp vermoge der Abbildung s s 1 displaystyle s mapsto s 1 nbsp Sei M A displaystyle M A nbsp die Menge aller Worter uber dem Alphabet A displaystyle A nbsp vgl Kleenesche Hulle Die Verkettung von Wortern definiert hierauf eine Verknupfung M M M displaystyle cdot colon M times M to M nbsp Damit wird M displaystyle M cdot nbsp zum freien Monoid uber A displaystyle A nbsp Auf M displaystyle M nbsp betrachten wir die Aquivalenzrelation die durch die elementaren Umformungen u a a 1 v u v displaystyle uaa 1 v equiv uv nbsp erzeugt wird Zwei Worter in M displaystyle M nbsp sind also genau dann aquivalent wenn sie durch eine endliche Folge von Einfugen oder Entfernen von Unterwortern der Form a a 1 displaystyle aa 1 nbsp mit a A displaystyle a in A nbsp ineinander ubergehen Die Menge M displaystyle M equiv nbsp der Aquivalenzklassen bezeichnen wir mit F F S displaystyle F F S nbsp Die Verknupfung auf M displaystyle M nbsp induziert auf der Quotientenmenge F displaystyle F nbsp eine wohldefinierte Verknupfung F F F displaystyle cdot colon F times F to F nbsp Nach Konstruktion wird F displaystyle F cdot nbsp damit zur freien Gruppe uber S displaystyle S nbsp Die freie Gruppe uber S displaystyle S nbsp ist in folgendem Sinne eindeutig Sind F 1 displaystyle F 1 nbsp und F 2 displaystyle F 2 nbsp zwei freie Gruppen uber S displaystyle S nbsp dann sind sie kanonisch isomorph das heisst es gibt genau einen Gruppenisomorphismus f F 1 F 2 displaystyle f colon F 1 to F 2 nbsp mit der Eigenschaft f s s displaystyle f s s nbsp fur alle s S displaystyle s in S nbsp Diese Eindeutigkeit erlaubt es von der freien Gruppe uber S displaystyle S nbsp zu sprechen Ist S displaystyle S nbsp die leere Menge dann ist F S displaystyle F S nbsp die einelementige Gruppe die nur aus dem neutralen Element besteht Wortproblem BearbeitenDas Wortproblem lasst sich in einer freien Gruppe F F S displaystyle F F S nbsp sehr einfach losen Zu jedem gegebenen Wort s 1 e 1 s 2 e 2 s n e n displaystyle s 1 e 1 s 2 e 2 cdots s n e n nbsp in den freien Erzeugern S displaystyle S nbsp findet man wie folgt ein aquivalentes reduziertes Wort man fasst benachbarte gleiche Erzeuger zusammen bis schliesslich s i s i 1 displaystyle s i neq s i 1 nbsp fur alle i displaystyle i nbsp und entfernt anschliessend uberflussige Eintrage um e i 0 displaystyle e i neq 0 nbsp fur alle i displaystyle i nbsp sicherzustellen Man gelangt somit zu einem reduzierten Wort das dasselbe Gruppenelement darstellt und diese Darstellung ist nach Definition eindeutig Auf diese Weise lassen sich je zwei Elemente von F displaystyle F nbsp miteinander vergleichen und feststellen ob sie gleich oder verschieden sind Dieses Vergleichsverfahren setzt wesentlich voraus dass zwischen den Erzeugern keine Relationen bestehen Im Gegensatz hierzu ist in einer durch Erzeuger und Relationen gegebenen Gruppe das Wortproblem oft schwierig und im Allgemeinen algorithmisch nicht losbar Satz von Novikov und Boone Rang BearbeitenIst eine Gruppe F displaystyle F nbsp sowohl frei uber S displaystyle S nbsp als auch frei uber S displaystyle S nbsp dann haben die Mengen S displaystyle S nbsp und S displaystyle S nbsp dieselbe Machtigkeit Diese heisst Rang der freien Gruppe F displaystyle F nbsp Nach obiger Konstruktion gibt es fur jede Machtigkeit n displaystyle n nbsp bis auf Isomorphie genau eine freie Gruppe vom Rang n displaystyle n nbsp In der Literatur hat es sich eingeburgert freie Gruppen vom Rang n 2 displaystyle n geq 2 nbsp als nichtabelsche freie Gruppen zu bezeichnen denn zum einen ist Z displaystyle mathbb Z nbsp die einzige abelsche freie Gruppe und zum anderen gelten viele fur die anderen freien Gruppen beweisbare Lehrsatze nicht fur die abelsche Gruppe Z displaystyle mathbb Z nbsp Um zu beweisen dass der Rang eindeutig bestimmt ist kann man auf verschiedene Arten vorgehen Fur eine freie Gruppe F F S displaystyle F F S nbsp uber einer Menge S displaystyle S nbsp endlicher Machtigkeit n N displaystyle n in mathbb N nbsp gelingt dies besonders einfach Aufgrund der universellen Abbildungseigenschaft von F displaystyle F nbsp besteht die Menge H o m F C 2 displaystyle mathrm Hom F C 2 nbsp aller Gruppenhomomorphismen in die zyklische Gruppe C 2 displaystyle C 2 nbsp aus genau 2 n displaystyle 2 n nbsp Elementen Damit ist n displaystyle n nbsp durch die Gruppe F displaystyle F nbsp eindeutig festgelegt Allgemein kann man die freie Gruppe F F S displaystyle F F S nbsp abelsch machen und die so erhaltene Faktorgruppe F a b F F F displaystyle F ab F F F nbsp ist frei abelsch vom Rang S displaystyle S nbsp Dieser Rang entspricht der Dimension des Vektorraums F a b K displaystyle F ab otimes K nbsp uber einem Korper K displaystyle K nbsp zum Beispiel K Q displaystyle K mathbb Q nbsp und ist damit eindeutig durch die Gruppe F displaystyle F nbsp festgelegt Basiswechsel und Automorphismen BearbeitenEine freie Gruppe F displaystyle F nbsp vom Rang r 2 displaystyle r geq 2 nbsp hat unendlich viele Basen Jeder Automorphismus h F F displaystyle h colon F to F nbsp bildet eine Basis B b 1 b r displaystyle B b 1 dots b r nbsp auf eine neue Basis B h b 1 h b r displaystyle B h b 1 dots h b r nbsp ab Umgekehrt existiert zu je zwei solchen Basen B displaystyle B nbsp und B displaystyle B nbsp genau ein Automorphismus h F F displaystyle h colon F to F nbsp mit h B B displaystyle h B B nbsp Das deutet bereits an selbst wenn die freien Gruppen selbst recht leicht zu verstehen sind so sind doch ihre Automorphismengruppen hochgradig kompliziert und interessant Untergruppen BearbeitenJede Untergruppe einer freien Gruppe ist frei nach dem Satz von Nielsen Schreier benannt nach Jakob Nielsen und Otto Schreier Eine freie Gruppe vom Rang n displaystyle n nbsp hat offenbar zu jeder Machtigkeit m n displaystyle m geq n nbsp eine Untergruppe des Rangs m displaystyle m nbsp Im Falle n 2 displaystyle n geq 2 nbsp existieren sogar Untergruppen von abzahlbar unendlichem Rang Satz von Nielsen Schreier Diese erstaunliche Eigenschaft steht in Gegensatz zu freien abelschen Gruppen wo der Rang einer Untergruppe hochstens so gross wie der Rang der ganzen Gruppe ist oder Vektorraumen uber einem Korper wo die Dimension eines Unterraums nie grosser als die Dimension des ganzen Raums ist Weitere Eigenschaften Bearbeiten nbsp Der Cayley Graph der freien Gruppe uber den Erzeugern a b displaystyle a b nbsp Die Eigenschaften freier Gruppen im nicht abelschen Fall fur Rang 2 displaystyle geq 2 nbsp unterscheiden sich stark vom abelschen Fall fur Rang 0 displaystyle 0 nbsp oder 1 displaystyle 1 nbsp Letztere sind gewissermassen zwei Ausnahmen vom generischen Fall Die freie Gruppe vom Rang 0 displaystyle 0 nbsp ist die triviale Gruppe die nur aus dem neutralen Element besteht Die freie Gruppe vom Rang 1 displaystyle 1 nbsp ist die unendlich zyklische Gruppe Z displaystyle mathbb Z nbsp und damit abelsch Eine freie Gruppe vom Rang 2 displaystyle geq 2 nbsp ist nicht abelsch und ihr Zentrum besteht nur aus dem neutralen Element Die Abelschmachung der freien Gruppe vom Rang r displaystyle r nbsp ist die freie abelsche Gruppe vom Rang r displaystyle r nbsp isomorph zu Z r displaystyle mathbb Z r nbsp Ist F displaystyle F nbsp eine freie Gruppe vom Rang 2 displaystyle geq 2 nbsp dann ist die Kommutator Untergruppe F F F displaystyle F F F nbsp frei von abzahlbar unendlichem Rang Im einfachsten Fall fur die freie Gruppe F F a b displaystyle F F a b nbsp uber den Erzeugern a b displaystyle a b nbsp wird F displaystyle F nbsp frei erzeugt von den Kommutatoren a m b n displaystyle a m b n nbsp mit m n Z 0 displaystyle m n in mathbb Z setminus 0 nbsp Jede freie Gruppe ist torsionsfrei das heisst sie enthalt keine nicht trivialen Elemente endlicher Ordnung Der Cayley Graph einer freien Gruppe F displaystyle F nbsp ist ein Baum und F displaystyle F nbsp operiert hierauf frei und orientierungstreu Umgekehrt gilt Operiert eine Gruppe G displaystyle G nbsp frei und orientierungstreu auf einem Baum dann ist G displaystyle G nbsp eine freie Gruppe Ist F displaystyle F nbsp eine freie Gruppe vom Rang n displaystyle n nbsp dann hat jedes Erzeugendensystem S F displaystyle S subset F nbsp mindestens n displaystyle n nbsp Elemente Hat ein Erzeugendensystem S F displaystyle S subset F nbsp genau n displaystyle n nbsp Elemente dann ist es frei Anwendungen BearbeitenGruppentheorie Bearbeiten Freie Gruppen dienen in der Gruppentheorie dazu eine gegebene Gruppe G displaystyle G nbsp durch Erzeuger und Relationen darzustellen Sei hierzu S G displaystyle S subset G nbsp ein Erzeugendensystem der Gruppe G displaystyle G nbsp Zum Beispiel kann man immer S G displaystyle S G nbsp nehmen Meist wahlt man S displaystyle S nbsp jedoch moglichst klein Wenn S displaystyle S nbsp als endliche Menge gewahlt werden kann dann nennt man G displaystyle G nbsp eine endlich erzeugte Gruppe Der Gruppenhomomorphismus h F S G displaystyle h colon F S to G nbsp der die Abbildung S G displaystyle S hookrightarrow G nbsp auf F S displaystyle F S nbsp fortsetzt ist dann surjektiv Der Kern R ker h displaystyle R ker h nbsp beschreibt die algebraischen Relationen die zwischen den Erzeugern aus S displaystyle S nbsp in G displaystyle G nbsp gelten Die Faktorgruppe F S R displaystyle F S R nbsp ist dann zur vorgegebenen Gruppe G displaystyle G nbsp isomorph Algebraische Topologie Bearbeiten Freie Gruppen treten auch in der algebraischen Topologie auf zum Beispiel als Fundamentalgruppen von Graphen oder Flachen wie der punktierten Ebene Die Fundamentalgruppe jedes zusammenhangenden Graphen ist frei Diese Tatsache kann zu einem topologischen Beweis des Satzes von Nielsen Schreier benutzt werden Die Fundamentalgruppe der n displaystyle n nbsp fach punktierten Ebene X R 2 p 1 p n displaystyle X mathbb R 2 setminus p 1 dots p n nbsp ist eine freie Gruppe vom Rang n displaystyle n nbsp Eine Basis x 1 x n displaystyle x 1 dots x n nbsp kann hierbei geometrisch angegeben werden durch Homotopieklassen von Wegen wobei x i displaystyle x i nbsp einmal um den Punkt p i displaystyle p i nbsp lauft Der Raum X displaystyle X nbsp ist homotopieaquivalent zu einem Graphen siehe das vorhergehende Beispiel Ebenso ist die Fundamentalgruppe einer berandeten kompakten Flache vom Geschlecht g 0 displaystyle g geq 0 nbsp mit b 1 displaystyle b geq 1 nbsp Randkomponenten frei und zwar vom Rang 2 g b 1 displaystyle 2g b 1 nbsp Fur unberandete Flachen vom Geschlecht g 1 displaystyle g geq 1 nbsp besteht allerdings eine Relation und die Fundamentalgruppe ist nicht frei Logik erster Stufe und Tarskis Fragen Bearbeiten Um 1945 stellte der Logiker Alfred Tarski zwei Fragen die im Laufe der Jahre beruhmt wurden und fur ihre Schwierigkeit beruchtigt sind Haben alle freien Gruppen vom Rang n 2 displaystyle n geq 2 nbsp dieselbe elementare Theorie Das heisst stimmen fur diese Gruppen alle Satze uberein die sich in der Logik erster Stufe formulieren lassen Sind diese elementaren Theorien entscheidbar Beide Fragen wurden im Jahr 2006 gelost Zlil Sela hat gezeigt dass alle freien Gruppen vom Rang n 2 displaystyle n geq 2 nbsp dieselbe elementare Theorie haben 1 und Olga Kharlampovich und Alexei Myasnikov konnten zudem zeigen dass diese Theorie entscheidbar ist 2 Geschichte BearbeitenBereits 1882 wies Walther von Dyck darauf hin dass freie Gruppen die einfachst moglichen Prasentationen besitzen namlich solche ohne jede Relation 3 Die systematische Untersuchung freier Gruppen wurde jedoch erst in den 1920er Jahren von Jakob Nielsen begonnen der freien Gruppen ihren heutigen Namen gab und viele ihrer grundlegenden Eigenschaften bewies insbesondere den Satz von Nielsen Schreier Otto Schreier bewies diesen Satz in voller Allgemeinheit im Jahre 1927 4 Max Dehn erkannte die Beziehungen zur algebraischen Topologie und gab als erster einen topologischen Beweis des Satzes von Nielsen Schreier 5 Kurt Reidemeister stellte diese Entwicklung 1932 in seinem Lehrbuch uber kombinatorische Topologie dar 6 In den 1930er Jahren entwickelte dann Wilhelm Magnus die Beziehung zwischen der absteigenden Zentralreihe freier Gruppen und freier Lie Algebren Einzelnachweise Bearbeiten Zlil Sela Diophantine geometry over groups VI The elementary theory of a free group In Geometric amp Functional Analysis GAFA Bd 16 Nr 3 2006 S 707 730 doi 10 1007 s00039 006 0565 8 Olga Kharlampovich Alexei Myasnikov Elementary theory of free non abelian groups In Journal of Algebra Bd 302 Nr 2 2006 S 451 552 doi 10 1016 j jalgebra 2006 03 033 Digitalisat PDF 7786 39 kB Walther von Dyck Gruppentheoretische Studien In Mathematische Annalen Bd 20 Nr 1 1882 S 1 44 doi 10 1007 BF01443322 Otto Schreier Die Untergruppen der freien Gruppen In Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universitat Hamburg Bd 5 1927 S 161 183 doi 10 1007 BF02952517 Siehe Wilhelm Magnus Ruth Moufang Max Dehn zum Gedachtnis In Mathematische Annalen Bd 127 Nr 1 1954 S 215 227 doi 10 1007 BF01361121 Kurt Reidemeister Einfuhrung in die kombinatorische Topologie Die Wissenschaft Sammlung naturwissenschaftlicher und mathematischer Monographien Bd 86 ZDB ID 538216 6 Vieweg Braunschweig 1932 Unveranderter Nachdruck ebenda 1951 Unveranderter reprografischer Nachdruck der Ausgabe 1951 ebenda 1972 ISBN 3 534 06007 5 Literatur BearbeitenRoger C Lyndon Paul E Schupp Combinatorial Group Theory Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete A Series of modern Surveys in Mathematics Bd 89 Springer Berlin u a 1977 ISBN 3 540 07642 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freie Gruppe amp oldid 235872438