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Eine Homotopieaquivalenz ist ein zentraler Begriff im mathematischen Teilgebiet Topologie eine stetige Abbildung die eine stetige Umkehrabbildung bis auf Homotopie besitzt Zwei Raume heissen homotopieaquivalent wenn es eine Homotopieaquivalenz zwischen ihnen gibt Man sagt dann auch die beiden Raume haben denselben Homotopietyp Homotopieaquivalenz definiert eine schwachere Aquivalenzrelation als Homoomorphismus Topologie handelt zwar eigentlich von Eigenschaften die unter Homoomorphismen invariant sind viele topologische Invarianten sind aber auch invariant unter Homotopieaquivalenz Wahrend man sich einen Homoomorphismus als Dehnen Stauchen Verbiegen Verzerren Verdrillen aber nicht Zerschneiden vorstellt ist bei Homotopieaquivalenzen anschaulich gesprochen auch das Aufdicken und Zusammenquetschen zulassig Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Spezialfalle 3 Homotopieinvarianten 4 Schwache Homotopieaquivalenz 5 Satz von Whitehead 6 Kettenhomotopieaquivalenz 7 Homologietheorien 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEine stetige Abbildung f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp zwischen topologischen Raumen X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp ist eine Homotopieaquivalenz wenn es eine stetige Abbildung g Y X displaystyle g colon Y to X nbsp gibt so dass die Verknupfungen g f displaystyle g circ f nbsp und f g displaystyle f circ g nbsp jeweils homotop zu den Identitatsabbildungen von X displaystyle X nbsp bzw Y displaystyle Y nbsp sind Die Abbildung g displaystyle g nbsp heisst Homotopie Inverse von f displaystyle f nbsp sie ist i A nicht eindeutig bestimmt Zwei topologische Raume X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp heissen homotopieaquivalent wenn es eine Homotopieaquivalenz f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp gibt Spezialfalle Bearbeiten nbsp Die schwarzen Unterraume sind jeweils Deformationsretrakte Jeder Homoomorphismus ist eine Homotopieaquivalenz Eine Homotopieaquivalenz zwischen CW Komplexen heisst einfache Homotopieaquivalenz wenn sie homotop zu einer Folge von elementaren Kollapsen und Expansionen ist Ein Unterraum A X displaystyle A subset X nbsp ist ein Deformationsretrakt von X displaystyle X nbsp wenn die Inklusion i A X displaystyle i colon A rightarrow X nbsp eine Homotopieaquivalenz ist und es eine Homotopie Inverse r X A displaystyle r colon X rightarrow A nbsp mit r i i d A displaystyle r circ i id A nbsp gibt Ein topologischer Raum heisst kontrahierbar oder zusammenziehbar wenn er homotopieaquivalent zum Punkt ist Homotopieinvarianten BearbeitenEine Invariante topologischer Raume heisst Homotopieinvariante wenn homotopie aquivalente Raume dieselbe Invariante haben mussen Beispiele von Homotopieinvarianten sind Homotopiegruppen Homologiegruppen und verallgemeinerte Homologietheorien oder als numerische Invariante zum Beispiel die Euler Charakteristik und die Uberdeckungsdimension Ein Beispiel einer topologischen Invariante die keine Homotopieinvariante ist ist die Reidemeister Torsion Schwache Homotopieaquivalenz BearbeitenSeien X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp topologische Raume x X displaystyle x in X nbsp und y Y displaystyle y in Y nbsp und sei f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp eine stetige Abbildung mit f x y displaystyle f x y nbsp Dann hat man fur alle n 0 einen Homomorphismus der Homotopiegruppen f n p n X x p n Y y displaystyle f n colon pi n X x to pi n Y y nbsp f displaystyle f nbsp heisst schwache Homotopieaquivalenz wenn alle f n displaystyle f n nbsp Isomorphismen sind Jede Homotopieaquivalenz ist insbesondere eine schwache Homotopieaquivalenz Zwei topologische Raume X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp heissen schwach homotopieaquivalent wenn es eine schwache Homotopieaquivalenz f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp gibt Eine schwache Homotopieaquivalenz f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp induziert Isomorphismen f H X G H Y G displaystyle f colon H X G to H Y G nbsp und f H Y G H X G displaystyle f colon H Y G to H X G nbsp der Homologie und Kohomologiegruppen fur alle Koeffizientengruppen G displaystyle G nbsp 1 Satz von Whitehead BearbeitenJ H C Whitehead bewies 1949 folgenden Satz Jede schwache Homotopieaquivalenz zwischen zusammenhangenden CW Komplexen ist eine Homotopieaquivalenz Es trifft jedoch nicht zu dass es zwischen Raumen mit isomorphen Homotopiegruppen immer eine schwache Homotopieaquivalenz gibt Zum Beispiel sind R P m S n displaystyle mathbb R P m times S n nbsp und S m R P n displaystyle S m times mathbb R P n nbsp zusammenhangende CW Komplexe mit isomorphen Homotopiegruppen Falls zum Beispiel m displaystyle m nbsp ungerade und n displaystyle n nbsp gerade ist ist aber H m n R P m S n Z displaystyle H m n mathbb R P m times S n mathbb Z nbsp und H m n S m R P n 0 displaystyle H m n S m times mathbb R P n 0 nbsp weshalb die beiden Raume nicht schwach homotopieaquivalent sein konnen Fur topologische Raume die keine CW Komplexe sind gilt der Satz von Whitehead i A nicht Der Raum den man als Vereinigung von x sin 1 x x 0 1 0 0 displaystyle left left x sin frac 1 x right x in 0 1 right cup 0 0 nbsp mit einem 0 1 displaystyle 0 1 nbsp und 1 sin 1 displaystyle 1 sin 1 nbsp verbindenden Kreisbogen erhalt ist kein CW Komplex alle seine Homotopiegruppen sind trivial die konstante Abbildung auf einen Punkt ist also eine schwache Homotopieaquivalenz Sie ist aber keine Homotopieaquivalenz der Raum ist nicht kontrahierbar Es gibt noch einen anderen als Satz von Whitehead bezeichneten Satz uber schwache Homotopieaquivalenzen Eine stetige Abbildung zwischen einfach zusammenhangenden Raumen ist genau dann eine schwache Homotopieaquivalenz wenn sie einen Isomorphismus der singularen Homologiegruppen induziert Kettenhomotopieaquivalenz BearbeitenZwei Kettenkomplexe A d A displaystyle A bullet d A bullet nbsp und B d B displaystyle B bullet d B bullet nbsp heissen kettenhomotopieaquivalent wenn es Kettenhomomorphismen f A d A B d B g B d B A d A displaystyle f bullet A bullet d A bullet to B bullet d B bullet g bullet B bullet d B bullet to A bullet d A bullet nbsp gibt so dass f g displaystyle f circ g nbsp und g f displaystyle g circ f nbsp kettenhomotop zu den Identitats Abbildungen sind Eine Kettenhomotopieaquivalenz zwischen zwei Kettenkomplexen induziert einen Isomorphismus der Homologiegruppen Eine Homotopieaquivalenz zwischen topologischen Raumen induziert eine Kettenhomotopieaquivalenz ihrer singularen Kettenkomplexe Homologietheorien BearbeitenFur jede Homologietheorie im Sinne von Eilenberg Steenrod gilt nach dem Homotopieaxiom Es seien f g X A Y B displaystyle f g colon X A rightarrow Y B nbsp zwei stetige Abbildungen die homotop sind Dann sind die beiden induzierten Gruppenhomomorphismen f g H n X A H n Y B displaystyle f g colon H n X A rightarrow H n Y B nbsp identisch Daraus folgt insbesondere dass eine Homotopieaquivalenz einen Isomorphismus fur jede verallgemeinerte Homologietheorie induziert Analog fur Kohomologietheorien Aus dem Satz von Hurewicz folgt dass sogar jede schwache Homotopieaquivalenz einen Isomorphismus der singularen Homologiegruppen und singularen Kohomologiegruppen induziert Literatur BearbeitenA Hatcher Algebraic topology Cambridge University Press Cambridge 2002 xii 544 pp ISBN 0 521 79160 X und ISBN 0 521 79540 0 J H C Whitehead Combinatorial homotopy I Bull Amer Math Soc 55 1949 213 245 J H C Whitehead Combinatorial homotopy II Bull Amer Math Soc 55 1949 453 496Weblinks BearbeitenCounterexamples in Algebraic TopologyEinzelnachweise Bearbeiten Hatcher op cit Proposition 4 21 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homotopieaquivalenz amp oldid 218449447