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Das Furstenmausoleum an der St Martini Kirche in Stadthagen im Landkreis Schaumburg ist ein Gesamtkunstwerk aus Architektur Skulptur und Malerei dem internationale Bedeutung zuerkannt wird 1 Das von Furst Ernst von Holstein Schaumburg 1622 fur sich seine Frau Hedwig von Hessen Kassel und seine Eltern seit 1607 geplante und 1620 begonnene Mausoleum wurde einige Jahre nach seinem Tod durch Hedwig vollendet Den Entwurf schuf Giovanni Maria Nosseni 1620 die Bauausfuhrung und die Innenausmalung stammen von Anton Boten Die 13 Bronzeplastiken und 6 Bronzereliefs des Zentralmonuments sind Reifewerke des bedeutenden Niederlanders Adriaen de Vries die einzigen die bis heute im ursprunglichen Kontext zu sehen sind Bau und Ausstattung sind im Originalzustand erhalten und bieten ein authentisches Bild von Stilgefuhl und Weltsicht eines regierenden Fursten zwischen Reformation und Dreissigjahrigem Krieg im protestantischen Norddeutschland Das Furstenmausoleum am Chor der St Martini Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aussenbau 3 Ausstattung 4 Deutungsansatze 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenStadthagen war seit dem 13 Jahrhundert Residenz der Grafen von Schauenburg und Holstein In der dortigen Franziskanerkirche spater in der Pfarrkirche St Martin waren bereits mehrere Angehorige des Hauses Schaumburg bestattet Obwohl Ernst die Residenz 1607 nach Buckeburg verlegte wahlte er fur sein Mausoleum den Platz ostlich vom Chorscheitel der Martinikirche Erste Plane entstanden im selben Jahr 1607 Nachdem Ernst 1619 von Kaiser Ferdinand II den Reichsfurstentitel erlangt hatte sollte auch das Mausoleum diesen Rang widerspiegeln Die Bauarbeiten begannen 1620 und wurden nach seinem Tod 1622 von seiner Witwe zu Ende gefuhrt 2 In das von der Kirche aus zugangliche Gruftgewolbe unter dem Mausoleum liess Ernst seinen Vater Otto IV 1576 und dessen zweite Frau seine Mutter Elisabeth Ursula von Braunschweig Luneburg 1586 umbetten Ottos erste Frau Maria von Pommern Stettin 1554 und deren Sohn Adolf XI Ernsts Halbbruder und Amtsvorganger 1601 wurden in der Gruft unter der Kirche belassen Bis zum Bau des Mausoleums Buckeburg 1915 war die Gruft des Stadthagener Mausoleums Familiengrablege des Hauses Schaumburg Lippe Bau und Ausstattung blieben im Dreissigjahrigen Krieg unbeschadigt obwohl Stadthagen unter schweren Branden und Plunderungen zu leiden hatte Auch wahrend der Kriegs und Notzeiten der folgenden Jahrhunderte blieb das Mausoleum verschont 2006 2010 wurde es mit offentlichen und privaten Geldern originalgetreu restauriert 3 Aussenbau Bearbeiten nbsp Blick in die KuppelDas Mausoleum in strengen Formen der italienischen Renaissance gehalten ist ein siebeneckiger Zentralbau aus Obernkirchener Sandstein von 24 m Hohe und 10 m Durchmesser 3 Die sieben Wandflachen setzen sich in den sieben Segmenten der flachen kupfergedeckten Kuppel und in der bekronenden Laterne fort Die Eingangsseite die der Kirche zugekehrt und mit dieser durch einen niedrigen Gang verbunden ist wird von zwei Fensterwanden flankiert Die ubrigen vier Wandflachen sind mit Blendbogen versehen Die Ecken markieren Pilaster mit korinthischen Kapitellen Gesimse gliedern den Bau horizontal in ein niedriges Basisgeschoss den hohen Hauptbau ein Band mit der lateinischen Inschrift 2 in goldenen Majuskeln und die Dachzone mit der Kuppel Ausstattung Bearbeiten nbsp Das Grab und Auferstehungsmonument von Adriaen de VriesAn den vier fensterlosen Wandflachen gegenuber dem Eingang stehen vier hohe Adikula mit italienischen Marmorsaulen Sie umrahmen schlichte beschriftete Epitaphplatten fur Furst Ernst seine Frau Hedwig und seine Eltern Otto und Elisabeth Uber den Giebeln sind von Putten gehalten ihre Wappen angebracht Die Gebaudeecken sind wie aussen mit korinthischen Pilastern markiert die hier mit Schein Kannelierungen versehen sind Unter den beiden Fenstern hangen Gemalde von Anton Boten Die Belebung der Totengebeine Israels Ez 37 EU und Die Auferweckung des Lazarus Joh 11 EU Die sieben Gewolbesegmente sind mit je zwei musizierenden Engeln vor weiss bewolktem Himmelsblau ausgemalt und mit Schmuckbandern gerahmt Die Engel spielen zeitgenossische Musikinstrumente wie Theorbe Dulzian und Pommer Daruber offnet sich die Laterne deren Decke das Schaumburger Nesselblattwappen im Zentrum eines siebenstrahligen Sterns sowie sieben Engelskopfe zeigt Durch ihre Fenster fallt indirektes Tageslicht ein Zentrales Ausstattungsstuck ist das von Adriaen de Vries 1613 1620 geschaffene Grabmonument des Fursten im Mittelpunkt des Raums auf das auch das kunstvolle konzentrische Rautenmuster des Fussbodens ausgerichtet ist Auf einem altarartigen Unterbau und einem flachen Sockel steht von vier Bronzelowen getragen der Alabastersarkophag des Fursten Ernst der allerdings ein Kenotaph ist weil Ernst in der Gruft unter dem Mausoleum bestattet ist In den Unterbau sind vier Bronzereliefs eingelassen das Wappen des Fursten sowie die allegorischen Gottheiten Victoria Abundantia und Fama Der Sarkophag zeigt auf der Vorderseite ein Portratmedaillon des Fursten auf der Ruckseite Chronos mit Stundenglas und Sichel Auf dem Sarkophag steht in Uberlebensgrosse der auferstandene Christus die Rechte zum Segen erhoben in der Linken die Kreuzfahne Zu seinen Fussen sitzen vier Putten teils durch Schreibfedern teils durch ihre Gestik als Verkunder des Ostergeschehens gekennzeichnet Von starker Expressivitat sind die vier lebensgross dargestellten romischen Soldaten mit Waffen und Rangabzeichen in den Handen die an den vier Seiten des Sarkophags auf dessen Sockel sitzen Von Pontius Pilatus mit der Bewachung des Grabes Jesu beauftragt Mt 27 62 66 EU sind sie im Sitzen eingeschlafen Nur einer von ihnen blickt erschrocken ruckwarts und aufwarts zum Auferstandenen dessen Lichtglanz ihn geweckt hat und blendet Anton Botens Bilder und mehr noch Adriaen de Vries ausdrucksstarke Skulpturen zeigen das Stilempfinden des Manierismus der schon zum Barock vorausweist Deutungsansatze BearbeitenDas Mausoleum ist als Gedenkort fur das Leben und die Tugenden der darin Bestatteten besonders des Fursten Ernst konzipiert dem dienen der architektonisch kunstlerische Aufwand insgesamt sowie im Einzelnen die vier Epitaphtafeln mit ihren Texten Daruber hinaus ist es ein Zeugnis christozentrischen Auferstehungsglaubens In der Osterszene des Zentralmonuments ist das Kenotaph des Fursten zugleich das Grab Christi aus dem er aufersteht Die Szene wird damit zur Illustration paulinischer Aussagen wie Rom 6 5 EU Verschiedene Deutungen sind fur die ganz ungewohnliche heptagonale Form des Mausoleums versucht worden Rein praktisch ergibt sich die Siebenzahl der Wande aus der symmetrischen Anordnung der vier Epitaphwande gegenuber der Eingangs und den beiden Fensterwanden Biblisch christlich ist die Sieben von der Schopfungsgeschichte bis zur Johannesoffenbarung die Zahl der Vollendung Schliesslich hat die Sieben auch eine besondere Bedeutung in der Rosenkreuzerbewegung zu der Furst Ernst nachweislich Kontakt hatte 4 Literatur BearbeitenQuellen und altere Literatur Eberhard David Hauber Delineatio Mausolei Hagensis Illustrissimorum Comitum Schauenburgicorum Secundum Descriptionem In Suarum Primitiarum Schauenburgicarum Fasciculo I Factam Abriss Des Hochgrafl Schaumburgischen Begrabnisses Zu Stadthagen Althans Buckeburg 1730 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin Karl Anton Dolle Kurtzgefasste Geschichte der Graffschaft Schaumburg Stadthagen 1756 Darin 15 S 568 581 uber das Mausoleum Digitalisat von Google Books Johann Friedrich Gottfried Grupen Beschreibung des Hochgrafl Schaumburgischen Mausolei zu Stadthagen Stadthagen 1776 Digitalisat der SUB Gottingen Albrecht Haupt Das Mausoleum des Fursten Ernst von Schaumburg zu Stadthagen In Zeitschrift fur bildende Kunst N F 7 1896 Heft 1 S 8 16 Digitalisat im Internet Archive Neuere Forschung Marie Theres Suermann Zur Baugeschichte und Ikonographie des Stadthagener Mausoleums In Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte 22 1983 S 67 90 Monika Meine Schawe Neue Forschungen zum Mausoleum in Stadthagen In Karin Tebbe Monika Meine Schawe Ulrike Hanschke uns und unseren Nachkommen zum Ruhm und Ehre Kunstwerke im Weserraum und ihre Auftraggeber Materialien zur Kunst und Kulturgeschichte in Nord und Westdeutschland Bd 6 Jonas Marburg 1992 ISBN 3 89445 143 2 S 69 132 Karin Tebbe Epitaphien in der Grafschaft Schaumburg Die Visualisierung der politischen Ordnung im Kirchenraum Materialien zur Kunst und Kulturgeschichte in Nord und Westdeutschland Bd 18 Jonas Marburg 1996 ISBN 3 89445 188 2 Kapitel Das Mausoleum zu Stadthagen S 134 152 Dorothea Schroder Das Engelskonzert im Mausoleum von Stadthagen In Heiner Borggrefe Barbara Uppenkamp Hrsg Kunst und Reprasentation Studien zur europaischen Hofkultur im 16 Jahrhundert Materialien zur Kunst und Kulturgeschichte in Nord und Westdeutschland Bd 29 Weserrenaissance Museum Schloss Brake Lemgo 2002 ISBN 3 9807816 1 5 S 151 180 Andrea Baresel Brand Grabdenkmaler nordeuropaischer Furstenhauser im Zeitalter der Renaissance 1550 1650 Ludwig Kiel 2007 ISBN 978 3 937719 18 4 Kapitel 7 2 Stadthagen an St Martin Mausoleum fur Furst Ernst von Holstein Schaumburg 1569 1622 und Familie Planungen seit 1607 08 Inschrift 1620 S 230 240 und Anmerkungen ab S 369 Vorschau bei Google Books Schaumburger Landschaft Hrsg Sigmund Graf Adelmann Red Neue Beitrage zu Adriaen de Vries Vortrage des Adriaen de Vries Symposiums vom 16 bis 18 April 2008 in Stadthagen und Buckeburg Kulturlandschaft Schaumburg Bd 14 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2008 ISBN 978 3 89534 714 6 Darin Lars Olof Larsson Das Mausoleum in Stadthagen Ein einzigartiges Denkmal fruhneuzeitlicher Grabkultur S 27 39 Dorothea Diemer Fragen der kunstlerischen Planung und Realisierung des Mausoleums S 41 69 Frits Scholten Adriaen de Vries s Resurrection Group at Stadthagen The Iconography and Meaning of the Monumental Freestanding Risen Christ S 71 87 Sven Hauschke Uberlegungen zu Material und Typus Das Grabdenkmal des Grafen Ernst von Holstein Schaumburg von Adriaen de Vries in Stadthagen S 89 99 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mausoleum Stadthagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung schaumburg de Mausoleum im Denkmalatlas Niedersachsen Dokumentation mit Offnungszeiten Virtuelle Fuhrung erst englisch dann deutsch Einzelnachweise Bearbeiten schaumburg de Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive a b Inschrift am Mausoleum MONUMENTUM PRIN CIPIS ERNESTI COMIT IS H OLSTEIN S CHAUMURGENSIS QUOD A NN O M DC XX A VIVO CŒPTUM TERTIO POST ILLUSTRISS IMI ABSOLVIT VIDUA HEIDEWIGIS Grabmal des Fursten Ernst Grafen von Holstein Schaumburg das im Jahr 1620 vom Lebenden begonnen im dritten Jahr danach Hedwig die Witwe des Erlauchtesten vollendete a b Mausoleum erhalt eine Bronzetafel Memento vom 1 Februar 2014 im Internet Archive Schaumburger Nachrichten 14 September 2012 weserrenaissance stadthagen de52 3234 9 20724 Koordinaten 52 19 24 2 N 9 12 26 1 O Normdaten Geografikum GND 4314165 1 lobid OGND AKS VIAF 243588103 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstliches Mausoleum Stadthagen amp oldid 233904740