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Die Evangelische Kirche in Kleinseelheim in der Gemeinde Kirchhain im Landkreis Marburg Biedenkopf Hessen ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude Die barocke Saalkirche mit achtseitigem Dachreiter dreiseitigem Chor im Osten und neobarocker Westfassade wurde im Jahr 1665 unter Einbeziehung von Resten der spatmittelalterlichen Vorgangerkirche errichtet und im Jahr 1905 um ein Drittel erweitert Kirche von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Bauinschrift von 1665Auf die Existenz einer Kirche ecclesia in Kleinseelheim kann durch ein Dokument aus dem Jahr 1296 geschlossen werden in dem die von Bicken dem Marburger Deutschen Orden das Patronatsrecht ubertrugen das sie selbst aber wohl gar nicht ausgeubt hatten Erst fur 1350 ist eine Pastorei sicher bezeugt 1 Die Kirche war Jakobus dem Alteren dem Schutzpatron der Pilger geweiht Kleinseelheim lag nahe an der Brabanter Strasse einer Altstrasse die die Messestadte Koln und Leipzig verband 2 Im spaten Mittelalter war Kleinseelheim Filiale von Grossseelheim und unterstand der Sendkirche und dem Dekanat Amoneburg im Erzbistum Mainz Zur Pfarrei Grossseelbach gehorte neben Kleinseelheim noch Schonbach 3 Im Jahr 1524 war Johan von Fleckenbuhl Pfarrer Mit Einfuhrung der Reformation ab dem Jahr 1527 wechselte die Kirchengemeinde zum evangelisch lutherischen Bekenntnis Da der Deutsche Orden das umfangreiche Pfarrgut beanspruchte verpflichtete sich die Gemeinde 1532 einen Geistlichen anzustellen der alle zwei Wochen eine Messe lesen sollte 1 1577 ist der Ort Filiale von Grossseelheim Im Jahr 1605 wurde die Gemeinde reformiert um 1624 wieder lutherisch zu werden vgl Konfessionsverhaltnisse in der Landgrafschaft Hessen Kassel 4 Die mittelalterliche Kirche wurde 1665 zum grossen Teil erneuert Altere Mauerreste im mittleren Bereich wurden einbezogen der Chor und der westliche Teil neu errichtet Die alte Mensaplatte wurde in der Friedhofsmauer hinter der Kirche eingemauert und ist erhalten Moglicherweise erfolgte der Choranbau 1691 1692 5 Eine Erweiterung der Kirche in westliche Richtung um ein Drittel und Umgestaltung des Inneren folgte im Jahr 1905 unter dem Architekten August Dauber 6 Im Jahr 1962 erhielt die Kirche einen grauen Innenanstrich Eine sechsjahrige Innen und Aussenrenovierung fand am 2 Oktober 1988 ihren Abschluss Sie umfasste die Sanierung schadhafter Dachbalken und der Aussenfassade die Neueinschieferung von Turm und Kirchendach einen Heizungseinbau und eine Innenrenovierung die die farbliche Fassung von 1905 wiederherstellte 2 Das Kirchspiel bestand bis 2011 aus den Dorfern Grossseelheim Kleinseelheim und Schonbach Seit 2012 gehort Kleinseelheim zur Kirchengemeinde Grossseelheim im Kirchenkreis Kirchhain der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck Architektur Bearbeiten nbsp Ansicht von SudenDie geostete Saalkirche ist am sudostlichen Ortsrand errichtet Dem verschieferten Satteldach sind im Suden drei und im Norden vier kleine Gauben aufgesetzt Ostlich der Mitte tragt es einen hohen oktogonalen verschieferten Dachreiter der noch spatgotische Formen aufweist 7 An den acht Seiten des Schaftes sind je zwei kleine rechteckige Schalloffnungen fur das Gelaut eingelassen In westliche Richtung weisen die beiden Zifferblatter der Turmuhr Aus acht steilen Giebelchen mit kleinen Spitzen entwickelt sich der Spitzhelm der von Turmknauf Kreuz und vergoldetem Wetterhahn aus Kupferblech bekront wird Das Mauerwerk ist aussen weiss verputzt wobei Gewande Eckquaderungen und der Abschluss des Westgiebels aus rotem Sandstein ausgespart sind Die barocke Kirche erhielt durch die Erweiterung zu Beginn des 20 Jahrhunderts ein neobarockes Geprage das besonders in dem geschwungenen Westgiebel sichtbar wird Drei Fenster mit Glasmalerei stammen aus dieser Zeit des Umbaus 1905 Ein Fenster im Altarbereich zeigt die Taufe Jesu das andere Christi Himmelfahrt Das Rundfenster uber dem Westportal zeigt Christus als den guten Hirten mit Hirtenstab und erhobener Hand zum Segensgruss 6 Die Kirche wird durch ein Westportal aus der Zeit um 1720 erschlossen und an den Langseiten durch je vier hochrechteckige Fenster mit Stichbogen belichtet Der historische Beschlag am Turschloss ist mit Engeln und Rocaillen kunstvoll verziert Im westlichen Giebelbereich sind uber dem Rundfenster zwei kleine ovale Fenster eingelassen An der Sudwand sind unter der Putzschicht rundbogige romanische Fenster erhalten Ein rundbogiges Nordportal mit doppeltem Taustab ist vermauert 6 ebenso das Ostfenster Ansonsten ist der dreiseitige Chor fensterlos Ein grosser braun weiss marmoriert bemalter Rundbogen mit vorkragender Kampferplatte offnet den Chor zum Schiff Eine uberdachte Sandsteintafel am westlichen Fenster in der Nordwand tragt eine Bauinschrift ANNO 1665 DURCH DN LUDOWIG MARSCHAL PFARHERN WIE AUCH DIE EHRBARE KASTEN MEISTERE NEMLICH HENN LAUER UNDT CURT DEUFEL ALHIE ERBAWET IST GLORIA DEO SIT WORDEN 8 Auf dem Friedhof dessen Portale in der Bruchsteinmauer 1722 und 1726 erneuert wurden stehen barocke Grabsteine mit teils bemerkenswerten alten Symbolen 9 Ein Grabstein aus Rotsandstein von 1665 tragt uber einem grossen Tatzenkreuz einen Sechsstern ein Nagelherz und eine Lebensspirale 10 Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum Richtung Osten nbsp Barockkanzel von 1679 rechts ein GlockenseilDer Innenraum des Schiffs wird von einer flachen Holzbalkendecke abgeschlossen 11 die auf einem Langsunterzug ruht Zwei schlanke Saulen mit Bugen vor dem Chorbogen stutzen den Dachreiter Die holzerne Flachdecke im Chor ist mit Sternen bemalt Der Fussboden ist mit Platten aus Rotsandstein belegt Im Bereich des Kirchengestuhls befinden sich Holzdielen Eine holzerne Winkelempore mit kassettierten Fullungen ist an der West und Nordseite des Schiffs eingebaut Sie ruht auf viereckigen Pfosten mit Fasen und Bugen Die Orgel hat ihren Aufstellungsort auf der konvexen Ostempore im Chor gefunden Altestes Inventarstuck ist das gotische Taufbecken aus dem 15 Jahrhundert das im Zuge der Renovierung in den 1980er Jahren wieder in der Kirche aufgestellt wurde nachdem es lange vor der Kirche stand 6 Das achtseitige pokalformige Becken ist aus rotem Sandstein gefertigt Kanzel Altarkreuz und der grosse Teil des Kirchengestuhls stammen aus dem Jahr 1679 Die holzerne polygonale Kanzel hat an den Ecken gedrehte Freisaulen Der Kanzelkorb am Sudpfeiler des Chorbogens ruht auf einem achteckigen Pfosten mit wurfelformiger Basis Der Schalldeckel wird von vergoldeten Spitzen verziert Das holzerne Gestuhl hat geschwungene Wangen und lasst einen Mittelgang frei Die beiden Pfarrstuhle im Chor wurden 1679 und 1905 gefertigt 6 Eine Besonderheit ist dass das Gelaut noch von Hand betrieben wird Aus statischen Grunden ist der elektrische Betrieb des Dreiergelauts durch einen Motor nicht moglich Mittels langer Glockenseile die bis auf den Boden des Kirchenraums herunterhangen werden die drei Glocken taglich zweimal gelautet Die mittlere Glocke die sogenannte Zeitglocke wurde im Jahr 1550 gegossen Die grosse und die kleine Glocke wurden im Zweiten Weltkrieg abgeliefert Als Ersatz erhielt die Gemeinde eine Glocke vom Glockenfriedhof in Hamburg Veddel Die kleine Vater Unser Glocke wurde 1953 von Rincker gegossen 12 Orgel Bearbeiten nbsp Heinemann Orgel von 1758Johann Andreas Heinemann baute im Jahr 1758 eine Orgel mit zehn Registern verteilt auf einem Manual und Pedal Im Jahr 1846 erfolgte ein Umbau durch Peter Dickel Von ihm ist die Gamba 8 erhalten Die Prospektpfeifen wurden 1917 fur Kriegszwecke abgeliefert Um 1950 nahm Werner Bosch Orgelbau Arbeiten vor und ersetzte die Mixtur Gerald Woehl restaurierte das Instrument und rekonstruierte die verlorenen Prospektpfeifen die Quinte und die Mixtur Sieben Register von Heinemann sind erhalten 13 I Manual C c3Principal 8 Gedackt 8 Gamba 8 Octave 4 Spitzflote 4 Quinte 2 2 3 Octave 2 Flote 2 Mixtur IV Pedal C c1Subbass 16 Oktavbass 8 Koppeln I PLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 511 512 Waldemar Kuther Bearb Kirchhain Stadt an Ohm und Wohra in Wort und Bild Kirchhain 1977 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Helmuth K Stoffers u a Red Landkreis Marburg Biedenkopf I Gemeinden Amoneburg Kirchhain Neustadt und Stadtallendorf Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1651 7 S 314 315 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Grossseelheim Kleinseelheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 26 Juli 2017 Info auf kleinseelheim deEinzelnachweise Bearbeiten a b Wilhelm Classen Die kirchliche Organisation Alt Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung Elwert Marburg 1929 S 73 a b Homepage der Kirchengemeinde Grossseelheim abgerufen am 26 Juli 2017 Wilhelm Diehl Pfarrer und Schulmeisterbuch fur die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete Hassia sacra Bd 7 Selbstverlag Darmstadt 1933 S 361 Kleinseelheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 26 Juli 2017 Kuther Kirchhain 1977 S 226 a b c d e Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 512 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 511 kleinseelheim de abgerufen am 26 Juli 2017 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Landkreis Marburg Biedenkopf I 2002 S 315 Kuther Kirchhain 1977 S 227 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Landkreis Marburg Biedenkopf I 2002 S 314 Ganz selten Glocken in der Kirche von Kleinseelheim werden noch mit der Hand gelautet abgerufen am 26 Juli 2017 Orgel in Kleinseelheim abgerufen am 26 Juli 2017 50 804632 8 887127 205 Koordinaten 50 48 16 68 N 8 53 13 66 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Kleinseelheim amp oldid 237624695