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Der Erdradius ist der Radius der als Kugel angenaherten Gestalt der Erde Geoid der Erdkugel Er ist eine astronomische Masseinheit und auch eine fundamentale Grosse fur viele Wissensgebiete insbesondere fur die Geowissenschaften und fur die Technik Er betragt im Mittel 6 371 Kilometer Der Erddurchmesser ist das Doppelte des Erdradius im Mittel rund 12 742 Kilometer Je nach Anwendungszweck werden verschiedene genauere Erdradien verwendet die nicht auf einer Kugelform sondern auf der eines Rotationsellipsoids oder anderer Approximationen beruhen Inhaltsverzeichnis 1 Haufig verwendete Werte 1 1 Radien einiger wichtiger Erdellipsoide 2 Geschichte 2 1 Von der Antike bis zu Kolumbus 2 2 Erdmessung in der Neuzeit 3 Regionale und ortliche Details der Erdgestalt 4 Physikalische Einflusse 5 Resumee 6 Erdumfang 7 Literatur 8 EinzelnachweiseHaufig verwendete Werte Bearbeiten nbsp In einfacher Naherung ist die Erde ein Rotationsellipsoid Darstellung mit Nord Erdpol oben Das Rotationsellipsoid hat kleinere Halbachsen in Polrichtung und grossere Halbachsen zum Aquator hin Die Krummungsradien in N S Richtung verhalten sich umgekehrt dazu Bei einem Zwischenwert liegt der Radius Mittelpunktsabstand und zugleich Krummungsradius der volumengleichen Kugel Da die Erde bzw der Meeresspiegel Geoid keine exakte Kugelform besitzt sondern an den Polen um je etwa 21 km 0 335 Prozent abgeplattet ist muss fur genauere Angaben ihres Radius der Begriff Erdkugel naher definiert werden Am haufigsten werden folgende Werte verwendet Aquatorradius RA 6 378 137 m des mittleren Erdellipsoids international festgelegter Wert der grossen Halbachse a des GRS 80 Aquatorradius RA 6 378 388 m des alteren Hayford Ellipsoids von 1924 Mittlerer Radius R0 6 371 000 785 m volumengleiche Kugel Kubikwurzel aus a a b den Halbachsen des GRS 80 Ellipsoids Gerundeter Wert R 6 371 0 km zu oben bzw der altere Wert 6 371 2 km Hayford Ellipsoid 1924 Arithmetisches Mittel R 2a b 3 6 371 008 767 m bzw flachengleiche Kugel 6 371 007 176 m GRS 80 Ellipsoid Radien einiger wichtiger Erdellipsoide Bearbeiten Ellipsoid Jahr Aquatorradius a Polradius b Mittelwert R0GRS 80 WGS 84 1979 6 378 137 0 m 6 356 752 314 m 6 371 000 8 mWGS 72 1972 6 378 135 0 m 6 356 750 5 m 6 370 998 9 mInternat Ellipsoid 1967 6 378 165 0 m 6 356 779 702 m 6 371 028 6 mHayford Ellipsoid 1910 24 6 378 388 0 m 6 356 911 946 m 6 371 221 mBessel Ellipsoid 1841 6 377 397 155 m 6 356 078 962 m 6 370 283 mPeru Lappland 1740 6 379 500 m 6 349 800 m 6 369 600 mGeschichte BearbeitenVon der Antike bis zu Kolumbus Bearbeiten Der Gedanke dass die Erde kugelformig sei tauchte bereits um 600 v Chr in der ionischen Naturphilosophie auf Thales von Milet Anaximander und im 4 Jahrhundert v Chr gab Aristoteles drei astronomische Beweise fur diese Tatsache an Die erste Bestimmung des Erdumfangs ist von Eratosthenes um 240 v Chr uberliefert dem Erfinder der Gradmessungs Methode Er verglich die Winkelhohen des Sonnenhochststandes in Agypten zwischen Alexandria und Syene dem heutigen Assuan die sich um 1 50 des Vollkreises unterscheiden Hieraus ergab sich als Erdumfang das 50fache der Entfernung von Alexandria nach Assuan nach heutigen Einheiten also 835 km mal 50 gleich 41 750 km Aus dem Umfang kann der Radius rechnerisch abgeleitet werden Eratosthenes rechnete in Stadien fur die Genauigkeit seiner Bestimmung des Erdradius spielt die verwendete Langeneinheit allerdings keine Rolle Eratosthenes kam danach auf einen Erdradius von ca 6 645 km und damit auf einen Wert der 4 2 Prozent uber dem heutigen liegt Im fruhen Mittelalter ermittelten die Araber die Lange eines Grades zu 56 2 3 arabischen Meilen Da diese mit ca 2 000 m gleichzusetzen ist ergibt sich der Radius des Erdkorpers R 6 500 km der 2 Prozent vom heutigen Wert abweicht Der persische Mathematiker al Biruni ermittelte im Jahr 1023 mit einem von ihm erfundenen neuen Messverfahren den Radius der Erdkugel schliesslich auf 6 339 6 km dies bedeutet eine Abweichung von 0 5 Prozent vom heutigen Wert 1 Im 15 Jahrhundert waren diese Werte in Europa sicherlich bekannt doch wurde den arabischen Werten teilweise die um 25 Prozent kurzere italienische Meile zugewiesen Auf dieser Basis und bei gleichzeitiger Uberschatzung der Lange Asiens kam Kolumbus zu dem letztlich fehlerhaften Schluss dass man auf Westkurs in wenigen Wochen nach Ostasien gelangen musste Ferdinand Magellan begann im August 1519 eine Weltumsegelung Als die Flotte 1520 die Philippinen und damit nachweislich asiatische Gewasser erreichte war der endgultige Beweis fur die Kugelgestalt der Erde erbracht der lange Zeit zu gering geschatzte Erdumfang wurde nun richtig erkannt Erdmessung in der Neuzeit Bearbeiten Die tatsachliche Grosse der Erde war erst am Ende der Entdeckerzeit auf einige Prozent genau bekannt Ihre Abweichung von der Kugelform bestimmten franzosische Wissenschaftler des 17 Jahrhunderts durch Gradmessungen uber einige hundert Kilometer was aber noch unsicher war und teilweise sogar zu einem verlangerten Polradius fuhrte Demgegenuber berechnete Isaac Newton dass die Erdrotation wegen der Tragheit falschlich Fliehkraft eine Abplattung der Erde verursachen musse Die Klarung dieser Frage erfolgte durch die Erdmessung der franzosischen Akademie mit ihren zwei Expeditionen nach Lappland und Peru 1736 bis 1741 Sie dienten gleichzeitig zur Meter Definition postulierter Erdumfang uber die Pole 40 000 km und erbrachte eine Genauigkeit von 0 02 Prozent oder 1 5 km Meridianquadrant 10 002 250 m mittlerer Erdradius R0 6 369 6 km Seitdem hat sich die Genauigkeit mit der die mathematische Erdfigur bekannt ist zunachst alle 50 Jahre verdoppelt Um 1965 bewirkte die Satellitengeodasie eine enorme Genauigkeitssteigerung auf 20 Meter und stosst nun bereits in den Zentimeter Bereich vor Neu entwickelte Gradiometrie Satelliten wie GRACE 2004 und GOCE zielen sogar auf die Anderungen der Erdfigur die im Bereich von einigen Millimetern pro Jahr vermutet werden Regionale und ortliche Details der Erdgestalt Bearbeiten nbsp Das Meer zahlt zum Geoid mit die Erhebungen der Kontinente nichtDie Abweichungen der Erde von der Kugelform waren zwar an einem idealen Globus noch nicht sichtbar doch die Hochgebirge konnte man anhand ihrer Rauigkeit ertasten Die Erdabplattung Abflachung an den Polen um 21 km oder 0 3 Prozent muss hingegen in jeder genauen Landkarte berucksichtigt werden oft auch der typische Verlauf der Erdkrummung jedes Kontinents Wellen im Geoid bis 100 Meter Der Krummungsradius kann regional zwischen etwa 6330 km und 6400 km variieren lokal sogar zwischen 5000 und 8000 km Insgesamt bedeutet die regionale Veranderlichkeit des Erdradius eine Anderung des Massstabs von Karten und Rechenmodellen bis zu einigen Kilometern auf 1000 km und ist in fast allen Anwendungen zu berucksichtigen Bei der millimetergenauen Vermessung heutiger technischer Projekte wirken sich diese Effekte schon auf 100 Meter Distanz aus Die Hohenlage oder Form des Gelandes wird hingegen nicht dem Erdradius zugeschlagen sondern etwa in Geoinformationssystemen den Datenbanken als Attribut hinzugefugt Bei Aufgabenstellungen mit physikalischem Hintergrund ist auch die Veranderlichkeit der Erdbeschleunigung zu berucksichtigen die auf der Erdoberflache global Werte von 9 76 bis 9 94 m s annimmt Bei Aufgabenstellungen der Astronomie oder der Raumfahrt wird haufig der Abstand eines Punktes vom Erdmittelpunkt benotigt der sogenannte geozentrische Radius Er lasst sich aus dem verwendeten Erdellipsoid berechnen und betragt zum Beispiel in Mitteleuropa 6 365 bis 6 368 km wozu noch die Meereshohe des Punktes kommt Davon ist jedoch der Krummungsradius von Niveauflachen und bei Hohenmessungen zu unterscheiden der bis 30 km grosser sein kann Physikalische Einflusse BearbeitenDer Erdradius und seine Variation ist nicht nur eine fundamentale Grosse bei geometrischen Aufgabenstellungen sondern auch in der Physik und verschiedenen Geowissenschaften Hier tritt er etwa als Abstand vom Erdzentrum oder von der Erdachse auf R cos Breite als Krummungsradius in Bewegungen oder bei Messstrahlen als gausssches Krummungsmass 1 R oder in der Wirkung von Gradienten verschiedener Krafte Die mittlere Schwerkraft auf der Erdoberflache hangt ebenso mit dem Radius und der Erdmasse zusammen wie die mittlere Dichte des Erdkorpers Ihr Wert von 5 52 g cm gibt der Geophysik im Vergleich mit ublichen Gesteinsdichten von 2 5 2 8 g cm einen klaren Hinweis dass die Dichte des Erdinneren wesentlich hoher sein muss Seit uber 100 Jahren erforscht man den inneren Schalenaufbau der Erde unter anderem durch Gravimetrie mathematische und seismische Modelle Resumee BearbeitenDie genaue Erdfigur ist heute bereits auf wenige Zentimeter bekannt obwohl ihr Hohenverlauf um 10 bis 15 km nach beiden Seiten variiert mittlerer volumengleicher Erdradius 6 371 km geozentrischer Mittelwert Variation 6 368 km 11 km Halbachsen des Erdellipsoids aquatorial 6 378 1 bzw polar 6 356 7 km kontinentale Krummungsradien Nord Sud aquatorial 6 330 bis polar 6 400 km Erdkugel daher nur bis 0 5 Genauigkeit ausreichend Vielfach ist unbekannt dass wegen der Erdabplattung nicht nur der Erdradius variiert sondern auch ein Breitenproblem besteht die geografischen und die geozentrischen Breiten unterscheiden sich um bis zu 0 19 oder 22 Kilometer Wegen weiterer lokaler Abweichungen der Form der Erde von einer Kugel wurde daher fur die Landesvermessung die Erdoberflache durch lokal optimal passende Referenzellipsoide approximiert von denen weltweit uber hundert verschiedene in Gebrauch sind Die Angabe von geografischen Koordinaten eines Ortes bezieht sich immer auf ein bestimmtes Bezugssystem Geodatisches Datum Das bedeutet dass ein unter unseren Fussen verlangert gedachtes Lot bis zu 20 km am Erdmittelpunkt vorbeigeht Fachgebiete wie die Erdmessung Geophysik und Satellitengeodasie mussen sich taglich mit den damit zusammenhangenden Tatsachen auseinandersetzen Erdumfang BearbeitenWird fur die Erdfigur naherungsweise eine Kugelform angenommen kann der Erdumfang U displaystyle U nbsp mittels der Umfangsberechnung fur einen Kreis naherungsweise aus dem Erdradius r displaystyle r nbsp berechnet werden U 2 p r displaystyle U 2 pi cdot r nbsp Das ergibt bei einem Erdradius von 6 371 km einen Erdumfang von etwa 40 030 km Wegen der Erdabplattung ist der Umfang am Aquator mit etwa 40 075 km am grossten Der Abstand der Pole vom Aquator betragt etwa 10 002 km dies entspricht einem Erdumfang entlang eines Langenkreises von etwa 40 008 km Dieser Wert liegt auffallend nahe bei dem runden Wert 40 000 km Ursache ist dass nach einer fruhen Definition die Masseinheit Meter als 10 millionster Teil eines Erdquadranten festgelegt werden sollte 2 Die Lange der Breitenkreise ist im Gegensatz zur Lange der Langenkreise nicht einheitlich und nimmt vom Aquator zu den Polen hin ab Ihre Lange lasst sich bei Vernachlassigung der Erdabplattung naherungsweise berechnen zu U x 2 p r cos x displaystyle U x 2 pi cdot r cdot cos x nbsp wobei x displaystyle x nbsp die geografische Breite bedeutet Die Lange des Mainz durchlaufenden 50 Breitenkreises betragt demnach etwa U 50 2 p 6378 k m cos 50 25759 k m displaystyle U 50 circ 2 pi cdot 6378 mathrm km cdot cos 50 circ approx 25759 mathrm km nbsp Literatur BearbeitenWolfgang Torge Geodesy 3 completely revised and extended edition ISBN 3 11 017072 8 De Gruyter Verlag Berlin 2001Einzelnachweise Bearbeiten https blogabissl blogspot com 2019 10 wie biruni 1023 den erdradius auf 26 html abgerufen am 19 Oktober 2019 Ludwig Bergmann Bergmann Schaefer Lehrbuch der Experimentalphysik Bd 1 Mechanik Akustik Warme 10 Auflage de Gruyter Berlin 1990 S 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdradius amp oldid 235452773