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Die Ennetbirgischen Feldzuge waren eine Reihe von Auseinandersetzungen von 1402 bis 1515 zwischen der Eidgenossenschaft dem Herzogtum Mailand Frankreich dem Haus Habsburg dem Papst und verschiedenen italienischen Staaten um die Vorherrschaft in Oberitalien insbesondere um die Herrschaft uber das Herzogtum Mailand siehe auch Italienische Kriege Im Zuge der Ennetbirgischen Feldzuge eroberten die Eidgenossenschaft und ihre Verbundeten das Tessin Veltlin und Chiavenna Karte der Ennetbirgischen Vogteien der Alten EidgenossenschaftGian Maria Sforza Bischof von Genua reist nach Zurich um Soldner fur Mailand zu werbenDer Verrat von Novara Lucovico Sforza il moro wird von seinen Schweizer Soldnern den Franzosen ubergebenSchweizer Reislaufer auf dem Weg uber die Alpen Inhaltsverzeichnis 1 Beginn der Eidgenossischen Expansion nach Suden 1403 1478 2 Mailanderkriege 3 Siehe auch 4 WeblinksBeginn der Eidgenossischen Expansion nach Suden 1403 1478 BearbeitenDie wirtschaftlichen Verbindungen der Innerschweizer Kantone Uri Schwyz und Unterwalden nach der Poebene waren im 13 und 14 Jahrhundert starker geworden durch den Ausbau des Gotthardpasses Die Bergbauern exportierten Vieh und Milchprodukte nach Norditalien und profitierten vom Saumerverkehr zwischen Mailand und der Nordschweiz Nach dem Tod Gian Galeazzo Viscontis des Herzogs von Mailand 1402 brach ein kurzer Burgerkrieg um seine Nachfolge aus Dies veranlasste die Talschaft Leventina Uri und Obwalden um Schutz anzurufen Beide Kantone nahmen die Leventina darauf in ihr Landrecht auf behielten sich aber das Recht vor uber Krieg und Frieden zu entscheiden und die Richter in der Talschaft einzusetzen Die Leventiner mussten Uri und Obwalden bedingungslosen Gehorsam schworen gewannen aber gegenuber der Mailander Herrschaft mehr Freiheit da ihnen die Gemeindeautonomie gewahrt wurde Mit den Freiherren von Sax welche die Talschaft Misox beherrschten und der Talschaft Ursern folgten weitere Landrechtsvertrage 1407 und 1410 Bis 1418 eroberten Uri und Obwalden das Eschen Verzasca und das Maggiatal Kaiser Sigismund erkannte diese Eroberungen noch im gleichen Jahr an 1419 zwangen Uri und Obwalden die Herren von Sax Misox die starke Festung Bellinzona an sie abzutreten womit ihre Herrschaft uber die Leventina abgesichert schien Die starken Burgen bei Bellinzona sperrten den Eingang in die Poebene 1422 ruckte jedoch Herzog Filippo Maria Visconti von Mailand mit einem riesigen Soldnerheer gegen Norden aus besetzte Bellinzona mit seinen Befestigungen und schlug die eilig ausgesandten Truppen von Uri Obwalden und der sie unterstutzenden Orte Luzern und Schwyz am 30 Juni 1422 in der Schlacht bei Arbedo mit achtfacher Ubermacht vernichtend Mit dem Friedensschluss 1 Mailander Kapitulat 1426 wurde die Grenze des Herzogtums Mailand erneut an den Gotthard vorverlegt die eidgenossischen Kaufleute erhielten jedoch Zollfreiheit bis Mailand Die Beraubung einiger eidgenossischer Kaufleute im Herzogtum Mailand bot 1439 den Vorwand fur einen neuen Vorstoss der Urner uber die Alpen Da Herzog Filippo Maria seine Krafte uberspannt hatte musste er Uri darauf 1441 die Leventina bis Pollegio als Pfand uberlassen Nach dem Tod Filippo Marias 1447 versuchten die Urner vergeblich im Bundnis mit den Herren von Locarno und Sax Misox Bellinzona wieder in ihre Hand zu bringen Der neue Herr von Mailand der Condottiere Francesco Sforza sicherte sich Bellinzona durch seinen Sieg uber die Urner und ihre Verbundeten in der Schlacht bei Castione am 6 Juli 1449 wieder Herzog Galeazzo Maria Sforza von Mailand versprach zwar 1466 den Urnern die Leventina abzutreten und schloss mit der Eidgenossenschaft 1467 einen Freundschaftsvertrag zogerte jedoch die Ubergabe des Gebiets immer weiter hinaus Als die Eidgenossenschaft in einen Krieg mit Herzog Karl dem Kuhnen von Burgund verwickelt wurde Burgunderkriege schloss der Mailander Herzog sogar ein Bundnis mit Burgund Die Truppen Uris stiessen deshalb uber den Gotthard in die Leventina vor wo sie als Befreier empfangen wurden und von den Einheimischen starke Unterstutzung erhielten Hilfstruppen aus der ubrigen Eidgenossenschaft stiessen ebenfalls zu den Truppen Uris Eine Belagerung des Festungsriegels Bellinzona scheiterte jedoch nach zwei Wochen weshalb sich die Truppen der Eidgenossen wieder uber den Gotthard zuruckzogen Kurz darauf traf ein ca 10 000 Mann starkes Heer aus Mailand bei Bellinzona ein das die Festung entsetzen sollte Als dieses Heer in die Leventina vorruckte gelang es einem schwachen Urner Kontingent von 175 Mann das von ca 400 Einheimischen unterstutzt wurde in der Schlacht bei Giornico Battaglia dei Sassi Grossi am 28 Dezember 1478 das Heer Mailands in die Flucht zu schlagen Damit fiel die Leventina dauerhaft an Uri Bellinzona verblieb jedoch bei Mailand Mailanderkriege BearbeitenMit dem Italienfeldzug Konig Karls VIII von Frankreich 1494 begann der langjahrige Kampf zwischen Habsburg und Frankreich um die Vorherrschaft in Italien Noch wahrend des Schwabenkriegs zwischen der Eidgenossenschaft und dem Schwabischen Bund 1499 nahm Konig Ludwig XII mit der Hilfe von ca 6000 Schweizer Soldnern die Stadt und das Herzogtum Mailand ein da er das Erbe der Familie Visconti fur sich beanspruchte Zu diesem Zweck hatte er ein Soldbundnis mit der Eidgenossenschaft abgeschlossen Die Soldnerwerbung das sog Reislaufen hatte aber in der Eidgenossenschaft mittlerweile derart uberhandgenommen dass eidgenossische Soldner bald in allen grossen Heeren der an den Mailanderkriegen teilnehmenden Parteien vertreten waren Dabei wurden junge Manner entweder einzeln angeworben oder zogen in Gruppen nach Italien um sich dort als Soldner zu verdingen Daneben lieferten die eidgenossischen Orte auch Soldnertruppen an auslandische Interessenten auf der Basis von sog Kapitulationen d h Soldvertragen zwischen den Kantonen die Werbung Ausbildung und Organisation der Truppe ubernahmen und dem auslandischen Auftraggeber der uber den Einsatz entschied Dass nun Schweizer auf allen Seiten vertreten waren war bereits fur die Zeitgenossen ein Problem Auch fuhrte das schnelle Geld durch das Soldnerwesen zu einem Sittenzerfall so dass z B der Zurcher Reformator Ulrich Zwingli gegen die Praxis des Reislaufens Stellung bezog Ludovico Sforza warb dank reichlich vorhandener Geldmittel nun ebenfalls tausende Schweizer Soldner an und eroberte sein Herzogtum bis ins Fruhjahr 1500 wieder zuruck Ludwig XII warb nun neuerlich uber 14 000 Schweizer an und fiel in die Lombardei ein Bei Novara weigerten sich aber die Schweizer Soldner auf beiden Seiten gegeneinander zu kampfen Beim Abzug der Schweizer aus der Stadt Novara versuchten sie den Herzog aus der eingeschlossenen Festung herauszuschmuggeln was jedoch nicht gelang Angeblich soll ein Urner aus dem franzosischen Heer den dunkelhautigen Herzog er trug den Beinamen il moro gegen Geld verraten haben Dieser Verrat von Novara wurde in der Eidgenossenschaft oft beklagt Ein Chronist habe dies mit den Worten zusammengefasst dass die Schweizer aus Novara viel Geld ewige Schande und gar keine Ehre heimgebracht hatten Die eidgenossische Tagsatzung versuchte in der Folge das Reislaufen starker zu reglementieren lange jedoch ohne Erfolg Der franzosische Konig hatte den Eidgenossen zwar die Abtretung Bellinzonas und anderer Tessiner Taler zugesagt als er jedoch das Herzogtum Mailand nach dem Sieg bei Novara fest in der Hand hielt zogerte er die Verpflichtungen zu erfullen Die Urner hatten aber seit 1495 das Bleniotal die Riviera und 1500 auch Bellinzona bereits besetzt Im Frieden von Arona trat Ludwig XII 1503 diese Gebiete den Standen Uri Schwyz und Nidwalden ab Unter dem Einfluss des Walliser Bischofs und Kardinals Matthaus Schiners verzichtete die Eidgenossenschaft 1509 auf die Erneuerung des Soldbundnisses mit Frankreich Dafur wurde im folgenden Jahr ein Bundnis mit dem Papst geschlossen Unter Fuhrung von Papst Julius II der die franzosische Herrschaft in der Lombardei brechen wollte zogen die Eidgenossen wiederholt nach Italien Die Auszuge nach Pavia 1512 nach Novara und Dijon 1513 blieben siegreich und brachten der Eidgenossenschaft und dem verbundeten Graubunden weitere Gebietsgewinne in der Poebene Locarno Lugano Mendrisio Cuvio Travaglia Chiavenna Bormio Veltlin und die tre pievi Der Beginn der Reformation entzweite die Eidgenossen und schwachte ihre Position in den italienischen Streitigkeiten zwischen Habsburg dem Papst und Frankreich 1515 bezwang Konig Franz I von Frankreich ein durch den Abzug zahlreicher Stande dezimiertes eidgenossisches Heer bei Marignano Im Ewigen Frieden von 1516 gestand Franz I den Eidgenossen und den Bundnern zwar ihre Eroberungen zu das Eschental kam aber wieder zu Mailand Damit war die Sudgrenze der Eidgenossenschaft bis 1797 im Wesentlichen gefestigt Die Erwerbungen der Eidgenossenschaft im Tessin wurden als sog Ennetbirgische Vogteien von Landvogten als Gemeine Herrschaften verwaltet 1521 schloss die Eidgenossenschaft ein neues Soldbundnis mit Franz I das sie zur Stellung von bis zu 16 000 Mann verpflichtete Im weiteren Ringen um Mailand zwischen Franz I und Kaiser Karl V spielten die Eidgenossen deshalb immer noch eine wichtige Rolle Beide Schlachten mit substanzieller eidgenossischer Beteiligung bei Bicocca 1522 und Pavia 1525 endeten jedoch mit einer Niederlage Frankreichs Damit endete die eidgenossische Grossmachtpolitik in Europa definitiv Siehe auch BearbeitenAlte Eidgenossenschaft Ennetbergische Vogteien Italienische Kriege Liste der Kriege und Schlachten der SchweizWeblinks BearbeitenHans Stadler Ennetbirgische Feldzuge In Historisches Lexikon der Schweiz Paolo Ostinelli Mailanderkriege In Historisches Lexikon der Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ennetbirgische Feldzuge amp oldid 222994317