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Die Dreifaltigkeitskirche in Haunsheim einer Gemeinde im Landkreis Dillingen an der Donau im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben ist die Pfarrkirche der evangelisch lutherischen Pfarrei Haunsheim Bachtal Sie wurde als evangelische Kirche zu Beginn des 17 Jahrhunderts im Stil der Renaissance errichtet und blieb von spateren Umgestaltungen weitgehend verschont Evangelisch Lutherische Dreifaltigkeitskirche Ansicht von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 3 1 Aussenbau 3 2 Innenraum 4 Bleiglasfenster 5 Ausstattung 6 Orgel 7 Epitaphien und Grabplatten 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche liegt an der Hauptstrasse inmitten des Ortes in einem ummauerten Friedhof Geschichte Bearbeiten nbsp Fortunatusstein nbsp Wappen von Zacharias Geizkofler an der Empore nbsp Wappen von Maria von Rehlingen an der Empore nbsp Wappen der Familie HauchDie Entstehung der Pfarrei Haunsheim wird bis in fruhchristliche Zeit zuruckgefuhrt Funde romischer Munzen und ein in der Sakristei der Kirche erhaltener Grabstein Fortunatusstein fur die christliche Ehefrau eines romischen Offiziers weisen auf eine romische Grundung hin Die romisch katholische Vorgangerkirche der heutigen Dreifaltigkeitskirche unterstand dem Doppelpatrozinium Petrus und Paulus geweiht Seit dem Hochmittelalter war Haunsheim Sitz verschiedener Adelsgeschlechter 1267 ist der Name Eberhardus de Hunsseheim urkundlich erwahnt Als Reichsritter waren die Grundherren reichsunmittelbar und konnten das Vorrecht der Konfessionsbestimmung beanspruchen Deshalb blieb Haunsheim unter den Herren von Harbach von Wellwart und von Horckheim katholisch obwohl Pfalzgraf Ottheinrich von Pfalz Neuburg 1542 der Augsburger Konfession beitrat Der evangelische Glaube wurde 1603 durch Zacharias Geizkofler eingefuhrt der im Jahr 1600 die Herrschaft kaufte Er berief den Theologen Mathematiker und Astronomen Georg Galgenmaier zum ersten evangelischen Pfarrer dessen Grabstein in der Kirche unter der Empore erhalten ist Zacharias Geizkofler beauftragte den Baumeister Hans Alberthal mit dem Abbruch der alten und dem Bau der heutigen Kirche Die Plane stammen von dem Maler und Architekten Joseph Heintz dem Alteren einige Detailzeichnungen von dem Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl 1609 war die neue Kirche fertiggestellt und am 4 Februar 1610 wurde sie eingeweiht In der Mitte des 19 Jahrhunderts wurde an der Sudseite des Langhauses eine Patronatsloge mit verdecktem Treppenaufgang an der Aussenseite der Kirche eingebaut die man bei der Renovierung 1975 wieder entfernte 1666 kam die Herrschaft Haunsheim durch Heirat an die Familie der Racknitz die sie 1823 an den Freiherrn von Susskind verkauften Seit 1864 ist das Schloss Haunsheim im Besitz der Familie von Hauch Nachdem Haunsheim 1806 an das Konigreich Bayern gefallen war gehorte die Kirchengemeinde zum Dekanat Leipheim seit 1921 zum Dekanat Neu Ulm Bis zur Grundung der evangelischen Pfarrei Dillingen 1908 1 und des Vikariats Lauingen 1956 ubernahm die Pfarrei Haunsheim die Betreuung der Glaubigen 1945 wurde die evangelische Gemeinde Haunsheim Bachtal mit Bachhagel Syrgenstein Zoschingen gegrundet Sie zahlt heute 2000 Mitglieder Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten In den Westgiebel ist ein siebenstockiger quadratischer Turm eingeschnitten der von einer vierseitigen Haube mit Laterne Kugel und Wetterfahne bekront ist Im oberen Geschoss uber der Uhr offnen sich auf allen vier Seiten korbbogige Klangarkaden Der Westgiebel lauft seitlich in den fur die Renaissance typischen Voluten aus An der Ostseite erhebt sich ein Dachreiter mit achtseitigem Turmchen und Wetterfahne uber einer Giebelgaube Bis 1975 war hier ein Aufzugsbalken angebracht da der Dachboden der Kirche mit seinen drei Geschossen fruher als Getreidespeicher genutzt wurde Die sudliche Langhauswand wird durch toskanische Pilaster gegliedert Sie ist von grossen Rundbogenfenstern durchbrochen die von Lisenen und flachen Dreiecksgiebeln auf Volutenkonsolen eingefasst sind Der Eingang befindet sich an der Sudseite Innenraum Bearbeiten nbsp Blick zum ChorDas einschiffige Langhaus erstreckt sich uber zwei Joche und mundet im Osten in einen eingezogenen um zwei Stufen erhohten dreiseitig geschlossenen Chor Es ist mit einem Kreuzgratgewolbe gedeckt das auf breiten Wandpfeilern aufliegt Diese weisen Pilastervorlagen mit korinthisierenden Kapitellen auf Die Platzierung der Kanzel auf der nordlichen Langswand und die Ausrichtung des Gestuhls in Langhaus und Chor auf den Ort der Wortverkundigung weist die Dreifaltigkeitskirche als Querkirche und damit als bewusst protestantische Predigtkirche aus Dieser Charakter wird auch durch den freistehenden Altar als Tisch des Herrn fur die um ihn zum Abendmahl in beiderlei Gestalt versammelte Gemeinde und durch das bekannte Reformationsmotto 1 Petrus 1 25 auf dem baustatisch notwendigen Zuganker betont Die Fenster sind von breiten Stuckrahmen eingefasst die oben in gesprengten Dreiecksgiebeln mit Vasen munden und unten mit Blumengirlanden abschliessen Der Chor ist mit einem Sterngewolbe mit einer Rosette am Gewolbescheitel gedeckt Die lateinische Inschrift am Chorbogen ZACHARIAS GEIZKOFLER ET C EQVES AVRATVS TEMPLVM HOC DIVINO CVLTVI PIO VOTO A FVNDAM EXTR F Zacharias Geizkofler Ritter vom guldenen Sporn liess diese Kirche fur den Gottesdienst in frommer Widmung von Grund auf erbauen verweist auf den Erbauer der Kirche Daruber steht die Jahreszahl MDCVIII 1608 Die Eisenstange unter dem Chorbogen ist ein Symbol fur den Vorhang im Tempel von Jerusalem Sie ist mit der lateinischen Inschrift versehen VERBVM DOMINI MANET IN AETERNUM I PET des Herren Wort bleibet in Ewigkeit 1 Petr 1 25 BEATI QUI HABITANT IN DOMO DOMINI PSAL 84 wohl denen die im Hause des Herrn wohnen Psalm 84 5 Den westlichen Abschluss bildet eine Doppelempore Die untere Empore liegt auf Korbbogen auf die von Steinsaulen getragen werden In den Bogenzwickeln befinden sich in Stuckkartuschen gefasst die Wappen der Familien Geizkofler und Rehlingen Die obere Empore ruht auf mit Schnitzereien verzierten Saulen aus Eichenholz Die Brustungen der Emporen sind ebenfalls aus Eichenholz und mit Flachschnitzereien versehen nbsp Chorfenster mit Wappenscheibe von 1608Bleiglasfenster BearbeitenIn die Chorfenster sind sechs Wappenscheiben von 1608 eingebaut Sie wurden von dem Augsburger Glasmaler Achilles Miller gefertigt und stellen die Wappen der Familien Geizkofler und Rehlingen der Erbauer der Kirche dar Vier Scheiben stammen von 1878 79 Sie wurden von Max Mittermair aus Lauingen geschaffen und stellen die Wappen der Familie von Hauch dar der heutigen Besitzer des Schlosses von Haunsheim Ausstattung Bearbeiten nbsp Ziegel aus der VorgangerkircheDas achteckige Taufbecken aus Suevit tragt die Jahreszahl 1530 Ein in die Wand eingemauerter gotischer Zierziegel stammt vom Fussboden der 1606 07 abgerissenen Vorgangerkirche Im Chor ist das Gestuhl mit Wandvertafelung aus der Erbauungszeit der Kirche erhalten Es wurde wie die Kanzel und die Empore nach Entwurfen von Joseph Heintz dem Alteren geschaffen In der Mitte des Chors hangt ein holzernes Kruzifix mit fast lebensgrossem Korpus aus der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts Hinter dem Altar befindet sich im Fussboden der Zugang zur Familiengruft der Geizkofler Der Deckelstein stammt von 1752 Die Turmuhr wurde von Johann Mannhardt gebaut Die Kanzel ist mit vergoldeten Schnitzornamenten versehen Der Kanzelkorb ruht auf einem geflugelten Engelskopf auf dem Schalldeckel thront das Lamm Gottes mit Siegesfahne und Strahlenkranz Die Kanten des Schalldeckels sind mit Engelskopfen verziert nbsp Taufstein nbsp Kanzel nbsp Schalldeckel nbsp Engelskopf unter dem Kanzelkorb Hauptartikel Kanzel Haunsheim Orgel Bearbeiten nbsp OrgelDie Orgel stammt von der Ulmer Orgelbaufirma Heinrich Conrad Branmann 1840 1882 Sie wurde 1878 eingebaut Am 7 Januar 1876 wurde bei dem Ulmer Orgelbaumeister H C Branmann um 3200 Mark eine Orgel mit elf Registern auf zwei Manualen und Pedal in Auftrag gegeben Die Orgel weist auf mechanischen Kegelladen folgende Disposition auf I Hauptwerk C 1 Prinzipal 8 2 Gross Gedackt 8 3 Dolce 8 4 Oktave 4 5 Oktave 2 6 Mixtur II III 2 2 3 II Nebenwerk C 7 Gedeckt 8 8 Salicional 8 9 Flote 4 Pedal C 10 Subbass 16 11 Cello 8 Koppeln II I I P II PBei der Renovierung der Kirche 1909 wurden von den Gebr Link Giengen zwei Register hinzugefugt Gambe 8 und Flote 8 Fur Flote 8 und die versetzte Octave 2 wird im Untergehause eine pneumatisch gesteuerte Zusatzwindlade eingebaut 1917 wurden die Prospektpfeifen aus Zinn fur die Rustungsproduktion beschlagnahmt Sie wurden 1931 durch Zinkpfeifen ersetzt Damals wurde auch ein elektrisches Geblase eingebaut Ein 1951 erstelltes Sachverstandigengutachten empfahl die Orgel zu entfernen und unter Verwendung einiger Register eine neue Orgel zu bauen Das unterblieb damals aus Geldmangel 1973 bezeichnete der Munchner Musikwissenschaftler und Orgelsachverstandige Jurgen Eppelsheim die Orgel als eine vorzugliche erhaltenswerte Arbeit Er empfahl die Wiederherstellung des ursprunglichen Bauzustandes wobei er eine sparsame Erganzung durch einige helle Stimmen fur moglich hielt Im Sinne dieses Gutachtens ubernahm der Orgelbauer Gerhard Schmid Kaufbeuren die Renovierung und Erweiterung Samtliche in hundertjahrigem Gebrauch ausgeschlagene Lager wurden erneuert die Umbauten spaterer Jahre ruckgangig gemacht In den Prospekt kamen wieder Pfeifen aus Zinn Im Untergehause wurde eine Schleiflade eingebaut und an die Traktur des II Manuals angehangt Sie enthalt folgende Register Nasard 2 2 3 Schwiegel 2 Oktave 1 Scharfzimbel 3fach 2 3 Sie geben der Orgel die notwendige Klangkrone ohne die originale Substanz anzugreifen Die Kosten beliefen sich fur diese Arbeiten auf 50 000 DM Epitaphien und Grabplatten Bearbeiten nbsp Grabplatte von Gabriel von HarbachDas Epitaph aus Kalkstein an der Ostwand des Chores ist Zacharias Geizkofler und seiner Ehefrau Maria von Rehlingen gewidmet und wurde 1617 von Christoph Murmann dem Jungeren in Augsburg gefertigt Am nordlichen Chorpfeiler Epitaph fur Eugen Freiherr von Racknitz mit Wappen Reliefabbildungen und Namensinschriften seiner beiden Ehefrauen und deren zwolf Kinder Am sudlichen Chorpfeiler Epitaph fur Elisabeth Friderike von Woellwarth geborene von Weiler 1733 1808 Sie war die dritte Ehefrau von Heinrich Sigmund von Woellwarth 1719 1788 der in Harburg als oettingischer Rat und Oberamtmann tatig war Unter der Orgelempore befinden sich mehrere Grabplatten und Epitaphien Epitaph fur Ottilia von Horkheim geborene von Harbach 1568 mit vier Engelsputtenkopfen in den Ecken in der Mitte Allianzwappen Horckheim Harbach oben und unten Ahnenwappen mit Signatur und Meisterzeichen von Hans Schaller Ulm Grabplatte von Alexander von Wellwart 1549 Reliefdarstellung des Verstorbenen in Rustung vor dem Kruzifix kniend unten Wappen der Familien Woellwarth und Harbach dem Bildhauer Loy Hering zugeschrieben Grabstein fur Barbara Christina von Horchkheim 1575 Tochter von Wolff Casper von Horckheim im Alter von 15 Wochen Grabstein fur Gabriel von Harbach und Agatha von Knoringen mit Reliefbild des Verstorbenen in Rustung unten die Wappen Harbach und Knoringen Grabstein fur den ersten evangelischen Pfarrer in Haunsheim Georg Galgenmaier 1619 mit Wappen des Verstorbenen und Himmelsglobus mit dem im November 1618 erschienenen und von ihm mitentdeckten Kometen von Christoph Senft Lauingen nbsp Epitaph fur Eugen Freiherr von Racknitz und seinen beiden Ehefrauen und deren zwolf Kinder nbsp Epitaph fur Alexander von Wellwart 1549 nbsp Grabstein fur Barbara Christina von Horchkheim 1575 nbsp Grabstein fur Georg Galgenmaier mit Himmelsglobus und dem von ihm mitentdeckten KometenLiteratur BearbeitenGabi Gokenbach u a Die Epitaphe der Freiherren von Woellwarth Essingen 2020 ISBN 978 3 00 066983 5 S 96 101 online Klaus Lobisch Dreifaltigkeitskirche Haunsheim Hrsg Evang Luth Kirchengemeinde fur die Pfarrei Haunsheim Bachtal Haunsheim 2005 Die Kunstdenkmaler des Landkreises Dillingen an der Donau Bearbeitet von Werner Meyer in der Reihe Die Kunstdenkmaler von Bayern Die Kunstdenkmaler von Schwaben Band VII Landkreis Dillingen an der Donau Munchen 1972 ISBN 3 486 43541 8 S 348 363 Georg Worishofer Alfred Sigg Reinhard H Seitz Stadte Markte und Gemeinden In Der Landkreis Dillingen a d Donau in Geschichte und Gegenwart Hrsg vom Landkreis Dillingen an der Donau 3 neu bearbeitete Auflage Dillingen an der Donau 2005 S 281 285 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dreifaltigkeitskirche Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Festschrift 100 Jahre Evangelisch Lutherische Kirche Dillingen Hgg vom Evangelisch Lutherischen Pfarramt Dillingen48 600037 10 373755 Koordinaten 48 36 0 1 N 10 22 25 5 O Normdaten Geografikum GND 4498889 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dreifaltigkeitskirche Haunsheim amp oldid 232764527