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August Eduard Ernst Dietrich Allers 17 Mai 1910 in Kiel 22 Marz 1975 in Munchen war ein deutscher Jurist der zur Zeit des Nationalsozialismus als Geschaftsfuhrer der Zentraldienststelle T4 leitend an der Organisation zur Durchfuhrung der nationalsozialistischen Euthanasie Morde Aktion T4 beteiligt war Ab 1944 war er Befehlshaber der Sonderabteilung Einsatz R in Triest Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Zweiter Weltkrieg 1 3 Nachkriegszeit 1 4 Prozesse 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Dietrich Allers war Sohn des Staatsanwaltes August Allers der bereits kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 fiel 1 Er besuchte in Berlin Charlottenburg die Volksschule und in Pritzwalk die Mittelschule Er wechselte danach an das Joachimsthalsche Gymnasium in Templin und schloss dort seine Schullaufbahn 1929 mit dem Abitur ab Anschliessend absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaft an den Universitaten Jena und Berlin Das erste juristische Staatsexamen bestand er im September 1933 und das zweite juristische Staatsexamen im Marz 1937 Politisch stand Allers bereits fruh volkischen und nationalistischen Gruppierungen nahe zunachst gehorte er dem Jungsturm und dem Jungstahlhelm an Schliesslich wurde er Mitglied der DNVP 2 Wahrend seines Studiums wurde er 1929 Mitglied der Burschenschaft Teutonia Jena Allers trat zum 16 Februar 1932 in die SA und zum 1 Marz 1932 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 951 942 3 1 Nach dem Juraexamen war Allers kurzzeitig am Amtsgericht Berlin Neukolln tatig 2 Im Juni 1937 wurde er in den preussischen Staatsdienst ubernommen und trat seine erste Dienststelle beim Polizeiprasidenten in Stettin an Bereits im Marz 1938 wurde er zum Beamten auf Lebenszeit ernannt 1 Ab Juni 1938 war er bei der Regierung in Liegnitz beschaftigt 2 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er zum Militardienst gezogen und nahm unter anderem am Frankreichfeldzug teil Ende 1940 wurde er auf Veranlassung von Werner Blankenburg als unabkommlich wieder vom Militardienst zuruckgestellt 1 Allers wurde durch Blankenburg Viktor Brack vorgestellt der ihn als Verwaltungsjurist fur die Geschaftsfuhrung der Zentraldienststelle T4 anwarb und zuvor uber die Gnadentodaktion und die daraus resultierende Geheimhaltungspflicht aufklarte Allers wusste uber ein geplantes Euthanasiegesetz ihm war daher auch bekannt dass die Totungen im Rahmen der Aktion T4 ohne Rechtsgrundlage durchgefuhrt wurden Im Januar 1941 wurde Allers Geschaftsfuhrer der Euthanasie Zentrale T4 der Kanzlei des Fuhrers Er folgte in dieser Funktion Gerhard Bohne nach der bereits Ende Juni 1940 aus der Zentraldienststelle T4 ausgeschieden war Sein Aufgabenbereich umfasste die Organisation der Verwaltungsablaufe und die Koordination zwischen den verschiedenen Abteilungen im Zuge der Euthanasie Morde Allers fuhrte in diesem Zusammenhang Schriftwechsel mit Behorden Anstaltsleitern und Kostentragern uber Verlegungen sowie Transport und Pflegekosten Dabei legte er ein besonderes Augenmerk auf die Vertuschung dieser Mordaktion zur Optimierung der Geheimhaltung Allers besuchte mehrfach NS Totungsanstalten 4 Nach dem Stopp der Aktion T4 war Allers fur die Betreuung des T4 Personals zustandig das nun zur Aktion Reinhardt abgestellt wurde Nach eigenen Aussagen und inzwischen auch durch Fotos belegt 5 hielt er sich mehrfach in den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt auf Wegen seiner ausserordentlichen Bewahrung auf diesem Posten wurde er im Februar 1942 zum Oberregierungsrat befordert 6 Allers stieg noch 1944 zum SA Sturmbannfuhrer auf 7 Spatestens im Juli 1944 wurde Allers Befehlshaber des Einsatz R fur Reinhard in Triest nachdem sein Vorganger in dieser Funktion Christian Wirth von italienischen Partisanen erschossen worden war Diese Sonderabteilung der Dienststelle des Hoheren SS und Polizeifuhrers Odilo Globocniks in der Operationszone Adriatisches Kustenland angegliedert bestand aus drei Einheiten die zur Juden und Partisanenbekampfung eingesetzt waren Die Angehorigen dieser Einheiten rekrutierten sich grosstenteils aus den Lagermannschaften der Vernichtungslager der Aktion Reinhardt In dieser Funktion war er auch fur das Konzentrationslager Risiera di San Sabba zustandig aus dem Juden nach Auschwitz deportiert wurden 8 Nachkriegszeit Bearbeiten Nach Kriegsende gelangte Allers als Ingenieur der Organisation Todt getarnt nach Osterreich Er wurde im August 1945 vom britischen Militar festgenommen und befand sich bis zum Februar 1947 im Internierungslager Neuengamme Danach arbeitete er als Holzfaller Kraftfahrer und schliesslich sogar als Betriebsfuhrer Im April 1948 wurde er von der US Armee wieder festgenommen der deutschen Justiz ubergeben und obwohl seine Beteiligung an der T4 Aktion bekannt war aus der Untersuchungshaft im September 1949 wieder entlassen Bereits im Oktober 1949 wurde er entnazifiziert 9 Allers war 1951 zur Wahl des Niedersachsischen Landtages Kandidat der Sozialistischen Reichspartei Nach dem Verbot der Partei war er Syndikus der Deutschen Werft und fuhrte dort ab 1958 auch die Sozialabteilung Nach eigenen Angaben war er seit 1954 Vorstandsmitglied der Nordwestlichen Eisen und Stahlberufsgenossenschaft 7 Zudem betatigte sich Allers auch als Rechtsanwalt Der unter verschiedenen Pseudonymen inkognito lebende Kurt Bolender der das Totenlager im Vernichtungslager Sobibor geleitet hatte wurde von Allers anwaltschaftlich vertreten 10 Allers der aus seiner im Juli 1938 geschlossenen ersten Ehe einen Sohn hatte heiratete 1958 erneut 2 Prozesse Bearbeiten Im August 1962 kam Allers in Hamburg kurzzeitig in Untersuchungshaft aus der er im Mai 1963 entlassen wurde Dieses Verfahren wurde 1966 vorlaufig eingestellt 2 Seinen Posten als Syndikus konnte er danach nicht mehr antreten Vor dem Schwurgericht am Landgericht Frankfurt am Main begann am 25 April 1967 der Prozess gegen die vier leitenden Funktionare des NS Euthanasieprogramms Dietrich Allers Reinhold Vorberg Gustav Kaufmann und Gerhard Bohne 11 Verfahrensgegenstand im so genannten Zweiten Frankfurter Euthanasie Prozess war der Anstaltsmassenmord In dem fast 20 Monate andauernden Verfahren sagten in 179 Verhandlungstagen knapp 200 Zeugen aus wurden Beweismittel gesichtet und Sachverstandige gehort 12 Bohne und Kaufmann schieden wegen Verhandlungsunfahigkeit aus dem Verfahren aus 13 Das Landgericht Frankfurt Main verurteilte Dietrich Allers wegen seiner Beteiligung an der T4 Aktion am 20 Dezember 1968 wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 34 549 Fallen zu acht Jahren Zuchthaus und Vorberg wegen Beihilfe zum Mord in 70 273 Fallen zu zehn Jahren Zuchthaus 14 Sowohl Allers als auch Vorberg wurden die burgerlichen Ehrenrechte auf funf Jahre aberkannt 15 Dieses Urteil wurde am 11 Oktober 1972 vom Bundesgerichtshof bestatigt Allers und Vorberg mussten jedoch die Haft nicht antreten da ihnen die Untersuchungshaft und andere Haftzeiten angerechnet wurden und die Strafen damit bereits als verbusst galten 16 Im Rahmen des Tatkomplexes Risiera di San Sabba Triest wurde seitens der italienischen und deutschen Justizbehorden ebenfalls ermittelt Das gegen Anfang der 1970er Jahre in Italien aufgenommene Verfahren gegen Allers seit 1973 mit dem Verfahren gegen Josef Oberhauser verbunden wurde mit dem Tod Allers 1975 eingestellt 17 Literatur BearbeitenRene Moehrle Judenverfolgung in Triest wahrend Faschismus und Nationalsozialismus 1922 1945 Berlin 2014 ISBN 978 3 86331 195 7 S 345 356 Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin 1997 ISBN 3 8270 0265 6 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Ernst Klee Euthanasie im NS Staat 11 Auflage Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24326 2 Peter Brokmeier Die Vorstufe der Endlosung Zum Frankfurter Euthanasieprozess 1967 68 PDF Datei 102 kB In Gewerkschaftliche Monatshefte Ausgabe 21 1970 S 28 37 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 7 Supplement A K Winter Heidelberg 2013 ISBN 978 3 8253 6050 4 S 9 10 Weblinks BearbeitenUrteil des Landgerichts Frankfurt M vom 20 Dezember 1968Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 287 a b c d e Dietrich Allers Geschaftsfuhrer der T4 Zentraldienststelle auf http www gedenkort t4 eu Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 171577 Urteil des Landgerichts Frankfurt M vom 20 Dezember 1968 Memento vom 3 Juli 2007 im Internet Archive Martin Cuppers et al Fotos aus Sobibor Die Niemann Sammlung zu Holocaust und Nationalsozialismus Metropol Verlag Berlin 2020 ISBN 978 3 86331506 1 S 282 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 56 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 12 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 57f Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 58f Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 64 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 70 Peter Brokmeier Die Vorstufe der Endlosung Zum Frankfurter Euthanasieprozess 1967 68 in Gewerkschaftliche Monatshefte Ausgabe 21 1970 S 29 Peter Brokmeier Die Vorstufe der Endlosung Zum Frankfurter Euthanasieprozess 1967 68 in Gewerkschaftliche Monatshefte Ausgabe 21 1970 S 28 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 12 645 Peter Brokmeier Die Vorstufe der Endlosung Zum Frankfurter Euthanasieprozess 1967 68 in Gewerkschaftliche Monatshefte Ausgabe 21 1970 S 30 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 75 Risiera di San Sabba Memento vom 11 Juli 2013 im Internet Archive Normdaten Person GND 120272636 lobid OGND AKS VIAF 20507462 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Allers DietrichALTERNATIVNAMEN Allers August Eduard Ernst Dietrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist in das Euthanasie Programm involviertGEBURTSDATUM 17 Mai 1910GEBURTSORT KielSTERBEDATUM 22 Marz 1975STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dietrich Allers amp oldid 236233180