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Dieser Artikel behandelt einen SS Mann fur den Religionspadagogen mit diesem Namen siehe Gerhard Bohne Religionspadagoge Bernhard Johannes Gerhard Bohne 1 Juli 1902 in Braunschweig 8 Juli 1981 in Elmshorn 1 war in der Zeit des Nationalsozialismus SS Hauptsturmfuhrer Leiter der Berufsgruppe Rechtsanwalte im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen und als Leiter der Buroabteilung juristischer Organisator der mit der Durchfuhrung der nationalsozialistischen Euthanasie Morde beauftragten Zentraldienststelle T4 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Berufsausbildung und politische Betatigung 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Mitorganisator der Aktion T4 1 4 Versuche der Strafverfolgung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBerufsausbildung und politische Betatigung Bearbeiten Bohnes Vater war Reichsbahnbeamter Nach dem Besuch des Schiller Gymnasiums in Koln legte er am 12 Januar 1921 die Reifeprufung ab Im April 1921 nahm Bohne ein Studium der Rechtswissenschaft auf am 11 November 1924 bestand er das Referendarsexamen mit ausreichend Als Gerichtsrefendar arbeitete er am Amtsgericht Koln am Berliner Kammergericht sowie bei einem Rechtsanwalt in derselben Stadt Am 21 Dezember 1928 promovierte er zum Doktor der Rechte am 8 Januar 1930 legte er das Grosse Staatsexamen ab Ab dem 28 Marz 1930 war er als Rechtsanwalt beim Amts und Landgericht Berlin zugelassen Noch in seiner Schulzeit trat Bohne am 27 April 1920 dem Deutschvolkischen Schutz und Trutzbund bei Am 5 Februar 1921 wurde ihm das Ehrenzeichen des Trutzbundes verliehen Als Student war Bohne Mitglied des Volksbundes der schaffenden Stande Zum 1 August 1930 trat Bohne gleichzeitig der NSDAP Mitgliedsnummer 289 268 2 und der SA bei Als Rechtsanwalt verteidigte Bohne angeklagte SA Mitglieder vor Gericht Dabei berichtete er mehrfach dem Oberfuhrer des SA Gausturms Berlin Brandenburg uber das Verhalten von Richtern und Staatsanwalten So nannte er einen Staatsanwalt ungemein republikanisch und empfahl ihn furs Dritte Reich vorzumerken 3 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach der Machtubernahme der NSDAP wurde Bohne am 5 April 1933 zum Leiter der Unterabteilung I burgerliche Rechte und verwandte Gebiete der rechtspolitischen Abteilung beim Gau Gross Berlin der NSDAP bestellt Am 27 April 1933 wurde er mit der Leitung der Berufsgruppe der Rechtsanwalte des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen betraut Spater war er als Gauredner fur den NS Rechtswahrerbund tatig Am 7 Juni 1933 wurde Bohne wegen fortgesetzten vorsatzlichen Devisenvergehens zu neun Monaten Gefangnis und einer Geldstrafe von 5 000 RM verurteilt Vor Gericht verteidigte sich Bohne ihm seien die Devisenbestimmungen nicht bekannt gewesen zudem sei er mit Arbeit uberlastet und gesundheitlich angeschlagen gewesen In der Berufungsverhandlung am 10 Januar 1934 wurde Bohnes Strafe reduziert Die Geldstrafe blieb unverandert die Gefangnisstrafe wurde erlassen Bohnes Verteidiger hatte sich zuvor um eine Niederschlagung des Verfahrens bemuht zu den dabei aufgebotenen Leumundszeugen gehorte auch der damalige Reichsminister fur Ernahrung Richard Walther Darre Am 7 Februar 1935 wurde Bohne Untersuchungsrichter des Ehrenrates des Deutschen Reichsbauernrates Seine SA Mitgliedschaft beendete er am 14 Oktober 1935 am 14 Oktober 1937 trat er in die SS Mitglieds Nr 274 114 ein Mitorganisator der Aktion T4 Bearbeiten Die von Adolf Hitler mit der Durchfuhrung des Euthanasie Programms welches im Sprachgebrauch der Nachkriegszeit als Aktion T4 bekannt wurde beauftragte Kanzlei des Fuhrers sollte ebenso wenig wie das involvierte Reichsministerium des Innern selbst in Erscheinung treten Auf Vorschlag von Herbert Linden dem im Innenministerium fur das Gesundheitswesen zustandigen Ministerialdirigenten wurde Ende 1939 innerhalb der Zentraldienststelle T4 eine Scheinorganisation mit der Bezeichnung Reichsarbeitsgemeinschaft Heil und Pflegeanstalten RAG geschaffen Der zwischenzeitlich zum SS Obersturmfuhrer beforderte Bohne wurde zum Leiter dieses Tarnunternehmens als Oberregierungsrat bestellt Bohne war dabei seit September 1939 an den Vorbereitung der Aktion T4 beteiligt Am 17 Oktober 1939 gehorte er zu einer Kommission die unter der Fuhrung von Viktor Brack das Schloss Grafeneck zur Totungsanstalt Grafeneck umfunktionierte Weitere Mitglieder der Kommission waren Werner Heyde Reinhold Vorberg und Kurt Franz Ende 1939 war Bohne zusammen mit Hans Hefelmann an Verhandlungen mit dem Oberburgermeister von Brandenburg zur Einrichtung der dortigen Totungsanstalt beteiligt Im Februar 1940 nahm Bohne an einer Konferenz teil in der weitere Arzte wie Friedrich Mennecke als T4 Gutachter fur die Krankenmorde gewonnen wurden Vom 26 Februar bis 4 Marz 1940 unterstutzte Bohne eine Arztekommission die in der Anstalt Bedburg Hau Kranke selektierte Bohne begleitete den Transport der zur Ermordung ausgesuchten Patienten in die Totungsanstalt Grafeneck Bohne schaffte den organisatorischen Rahmen fur die Erfassung der Opfer den Transport in die Totungsanstalten und die Beurkundung ihres Todes einschliesslich der Nachlassverwaltung und sorgte fur die formaljuristische Absicherung durch ein NS Sonderstandesamt um die hohen Todeszahlen vor den gemeindlichen Standesbeamten zu verbergen Fur den Transport der von den Gutachtern zur Totung bestimmten Patienten wurde ein eigenes Scheinunternehmen mit der Bezeichnung Gemeinnutzige Krankentransport GmbH gegrundet fur welches Bohne den Gesellschaftsvertrag fertigte und die Eintragung ins Handelsregister veranlasste Fur den Kontakt des T4 Personals nach aussen wurde eine weitere Scheinfirma gegrundet die den Namen Gemeinnutzige Stiftung fur Anstaltspflege erhielt und nur auf Briefkopfen existierte Bohne wurde am 1 Marz 1940 an das Reichsinnenministerium in die dortige Abteilung fur Gesundheitswesen berufen Die Kommandierung zur T4 blieb jedoch bestehen Zum genauen Zeitpunkt seines Ausscheidens bei der Aktion T4 und den Hintergrunden liegen teils widerspruchliche Aussagen der Beteiligten vor Wahrscheinlich war Bohne noch bis zur Ubergabe seines Aufgabenbereichs im Juni 1940 bei der Aktion T4 tatig 4 Bohne selber erklarte in Nachkriegsaussagen er sei ausgeschieden da Viktor Brack nichts unternommen habe um von ihm beklagte Missstande in der Totungsanstalt Grafeneck abzustellen Hans Hefelmann will hingegen die Ablosung Bohnes betrieben haben weil dieser auch die Einbeziehung von an Demenz Erkrankter in die Krankenmorde gefordert habe Anfang 1942 verfasste Bohne eine Denkschrift in der er das Personal der Aktion T4 der Lebensmittelschiebungen des Missbrauchs von Kraftfahrzeugen sowie alkoholischer und sexueller Ausschweifungen 5 bezichtigte Die Denkschrift leitete Bohne auch dem Chef des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich zu Bohnes Vorwurfe wurden uberpruft und erwiesen sich als teils ubertrieben teils falsch Mit einem als geheim gekennzeichneten Urteil vom 10 August 1943 wurde er durch die 1 Kammer des Obersten Parteigerichts der NSDAP aus der Partei ausgeschlossen Im Dezember 1943 erfolgte die strafweise Entlassung aus der SS begrundet mit der Verletzung der Geheimhaltungspflicht Bohne habe die Stellung des Reichsleiters Philipp Bouhler missachtet und hinter dessen Rucken in rucksichts und hemmungsloser Weise 6 Material zusammengetragen Versuche der Strafverfolgung Bearbeiten Seit Januar 1943 zur Wehrmacht eingezogen erlebte Bohne das Kriegsende in Italien wo er in amerikanische Gefangenschaft geriet Ende 1946 entlassen kehrte er nach Koln zuruck In Dusseldorf war er als juristischer Mitarbeiter in einem Anwaltsburo tatig Bei Grundung der Bundesrepublik 1949 setzte sich Bohne uber die Rattenlinien nach Argentinien ab wo er nach eigenen Angaben in einem Industriebetrieb und spater selbststandig als Rechtsberater arbeitete Er war Autor in Der Weg dem Blatt der deutschen Nationalsozialisten in der Peron Zeit 1955 kehrte er wieder nach Deutschland zuruck und wurde im Juli 1956 in Koln und im Dezember 1956 in Dusseldorf als Anwalt zugelassen Am 10 September 1959 wurde Bohne in Untersuchungshaft genommen Am 22 Mai 1962 erhob der Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main Fritz Bauer Anklage gegen Bohne heimtuckisch grausam und mit Uberlegung mindestens 15 000 Menschen getotet zu haben 7 Sein Verteidiger war der fruhere Amtsleiter fur Recht bei der NSDAP Reichsleitung und Rechtsreferent der SA Wolfgang Zarnack Am 15 Marz 1963 erhielt er aus gesundheitlichen Grunden Haftverschonung die er im Juli 1963 dazu nutzte sich uber Danemark und Zurich nach Buenos Aires abzusetzen und dort unter dem Falschnamen Kurt Alfred Rudinger unterzutauchen Am 27 Februar 1964 wurde er von der argentinischen Bundespolizei verhaftet und nach zweijahrigen Versuchen seine Auslieferung zu verhindern am 11 November 1966 der deutschen Polizei ubergeben Trotzdem kam es nicht mehr zu einem Abschluss der Verhandlung vor dem Landgericht Limburg da Bohne in einem Gutachten des Instituts fur gerichtliche und soziale Medizin vom 22 November 1967 fur nicht verhandlungsfahig erklart wurde Ein neues Gutachten vom Dezember 1967 attestierte zwar noch eine eingeschrankte Verhandlungsfahigkeit Als Bohne jedoch am 158 Verhandlungstag dem 30 September 1968 nicht vor Gericht erschien stellte ein Sachverstandiger fur Bohne eine Herzinfarktgefahr bei Fortgang des Prozesses fest Das Verfahren wurde daher am 11 Oktober 1968 vorlaufig und am 22 Juli 1969 endgultig eingestellt Literatur BearbeitenErnst Klee Euthanasie im NS Staat 11 Auflage Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24326 2 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer TB Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Ernst Klee Gerhard Bohne Eintrag in ders Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Aktual Ausgabe Fischer TB Frankfurt 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 62 Thomas Vormbaum Hrsg Euthanasie vor Gericht Die Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OLG Frankfurt M gegen Dr Werner Heyde u a vom 22 Mai 1962 Berliner Wissenschafts Verlag Berlin 2005 ISBN 3 8305 1047 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gerhard Bohne im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Sterberegister des Standesamtes Elmshorn Nr 307 1981 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 3721062 zitiert nach Thomas Vormbaum S 10 Thomas Vormbaum S 220ff Thomas Vormbaum S 11 Zitiert nach Thomas Vormbaum S 11 Thomas Vormbaum S XXIV Normdaten Person GND 121195740 lobid OGND AKS VIAF 13157655 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bohne GerhardALTERNATIVNAMEN Rudinger Kurt Alfred Pseudonym Bohne Bernhard Johannes Gerhard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Mitorganisator der nationalsozialistischen Krankenmorde in der Aktion T4GEBURTSDATUM 1 Juli 1902GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 8 Juli 1981STERBEORT Elmshorn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Bohne amp oldid 234185271