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Zentraldienststelle T4 war die Bezeichnung einer Tarnorganisation der mit der Durchfuhrung der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus beauftragten Kanzlei des Fuhrers KdF die alle Bereiche und Mitarbeiter umfasste die raumlich ausserhalb der KdF ihren Sitz in der Berliner Tiergartenstrasse 4 hatten Diese in sechs Abteilungen gegliederte Organisation trat nach aussen in Form von vier verschiedenen Scheinfirmen auf Aufgabe war die Organisation und Durchfuhrung der Erwachsenen Euthanasie Aktion T4 und die Haftlings Euthanasie Aktion 14f13 Villa Tiergartenstrasse 4 vor 1921 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Organisation 3 Tarnbezeichnungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenMit der Erwachsenen Euthanasie also der systematischen Erfassung und Totung von ausgewahlten Kranken und Behinderten im NS Staat nach dem Untergang des Dritten Reiches als Aktion T4 bekannt geworden wurde von Adolf Hitler nicht eine staatliche Institution beauftragt sondern dessen private Kanzlei Diese Kanzlei des Fuhrers unter der Leitung von Philipp Bouhler hatte bereits die Federfuhrung der im Sommer 1939 begonnenen Kinder Euthanasie inne Zu diesem Zweck war ein Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb und anlagebedingten schweren Leiden als Tarnorganisation fur die Durchfuhrung dieser ersten Stufe des nationalsozialistischen Euthanasie Programms gegrundet worden Ebenfalls aus Grunden der Tarnung die verhindern sollte dass weder staatliche Stellen noch die KdF mit diesen auch nach damaligem Recht illegalen Totungen direkt in Verbindung gebracht werden konnten wurde auch fur die zweite Stufe des Euthanasie Programms eine externe Zentraldienststelle eingerichtet die jedoch formal dem Hauptamt II der KdF unter Viktor Brack unterstellt war Ab 1 Dezember 1939 zunachst im Columbushaus am Potsdamer Platz 1 untergebracht wurde diese ab April 1940 in einer arisierten Villa in der Berliner Tiergartenstrasse 4 eingerichtet Diese Adresse war schliesslich namensgebend fur die Zentraldienststelle T4 sowie fur die spatere Bezeichnung der Erwachsenen Euthanasie als Aktion T4 Im zeitgenossischen Sprachgebrauch wurden allerdings nur die Begriffe Aktion E Aktion oder Eu Aktion verwendet Die Zentraldienststelle T4 war zustandig fur die Erfassung der potenziellen Opfer durch Meldebogen die alle in Betracht kommenden Anstalten fur jeden ihrer Patienten ausfullen mussten sowie fur die Bestellung von arztlichen Gutachtern Diese hatten anhand von Kopien der Meldebogen die Entscheidung uber das Schicksal der Kranken und Behinderten zu treffen Schliesslich waren geeignete Totungsanstalten auszuwahlen und einzurichten Organisation BearbeitenDie Zentraldienststelle T4 gliederte sich in sechs Abteilungen Geschaftsfuhrer ab Januar 1941 war der Jurist Dietrich Allers 1 Die medizinische Abteilung unter der Leitung von Werner Heyde ab Dezember 1941 unter Hermann Paul Nitsche war zustandig fur die Erfassung der fur die Euthanasie in Betracht kommenden Anstaltsinsassen Ihr unterstand auch das Arzt und Pflegepersonal der fur die Durchfuhrung der Massentotungen eingerichteten insgesamt sechs Euthanasie Anstalten Im Rahmen dieser Abteilung wirkten Heyde Nitsche und Herbert Linden von der Gesundheitsabteilung des Reichsinnenministeriums als Obergutachter in den Verfahren zur Erfassung und Selektion der Anstaltsinsassen Die Erstbegutachtung erfolgte durch 40 Arzte die als T4 Gutachter bestellt worden waren Die Buroabteilung unter dem Juristen Gerhard Bohne ab Sommer 1940 unter Friedrich Tillmann dem Direktor der Wohlfahrts Waisenpflege der Stadt Koln hatte die Aufsicht uber alle Verwaltungsarbeiten die in den Euthanasie Anstalten nach den Totungen anfielen Die Hauptwirtschaftsabteilung unter Willy Schneider spater Fritz Schmiedel und danach Friedrich Lorent hatte die personliche und sachliche Ausstattung der Zentraldienststelle sowie der ihr angegliederten Anstalten zu verwalten Die Transportabteilung unter der Leitung von Reinhold Vorberg dessen Aufgaben spater weitgehend von Gerhardt Siebert und Friedrich Krauss ubernommen wurden fuhrte den Abtransport der fur die Totung ausgewahlten Kranken aus den Abgabe bzw Zwischenanstalten in die Totungsanstalten durch und erledigte die im Zusammenhang damit stehenden Verwaltungsarbeiten Gemeinnutzige Krankentransport GmbH Die Personalabteilung stand unter der Leitung von Friedrich Haus mit Arnold Oels als Vertreter und Nachfolger sowie einem sogenannten Sozialbetreuer mit der Aufgabe der Verwaltung und Besoldung des eingestellten Personals Der Inspektionsabteilung unter der Leitung von Gustav Kaufmann oblag die Auswahl und Einrichtung der Euthanasie Anstalten und die Einstellung des dort beschaftigten Personals Tarnbezeichnungen BearbeitenIm Verkehr nach aussen insbesondere im Schriftverkehr trat die Zentraldienststelle je nach dem betroffenen Bereich unter verschiedenen Bezeichnungen auf Als Reichsarbeitsgemeinschaft Heil und Pflegeanstalten RAG handelte die Zentraldienststelle bei der Erfassung der Heil und Pflegeanstalten und deren Insassen sowie bei der Anordnung und Vorbereitung der Krankenverlegungen in die Totungsanstalten Als Arbeitgeberin des bei ihr beschaftigten nichtarztlichen Personals sowie als Empfangerin der von der Parteikasse der T4 Organisation zur Verfugung gestellten Gelder handelte die Zentraldienststelle unter der Bezeichnung Gemeinnutzige Stiftung fur Anstaltspflege Stiftung Die Gemeinnutzige Krankentransport GmbH Gekrat wurde gegrundet um den Anschein des Vorhandenseins eines besonderen Rechtssubjekts fur alle mit den Totungstransporten in Zusammenhang stehenden Angelegenheiten zu erwecken insbesondere um nicht die Kanzlei des Fuhrers als Kraftfahrzeughalterin auftreten lassen zu mussen Gerhard Bohne hatte als Jurist der Buroabteilung den entsprechenden Gesellschaftsvertrag ausgearbeitet Er veranlasste die Anerkennung dieser Scheinfirma als gemeinnutzige Gesellschaft und die Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Berlin um finanzamtlichen Inanspruchnahmen und Uberprufungen vorzubeugen Geschaftsfuhrer waren der Leiter der Unterabteilung IIc der Kanzlei des Fuhrers Reinhold Vorberg und Hermann Schwenninger Auf Anregung von Allers wurde schliesslich die Zentralverrechnungsstelle Heil und Pflegeanstalten geschaffen die diesem auch unterstand und unter anderem die Aufgabe hatte unterschiedliche Pflegesatze wie sie sich durch die Verlegung der Opfer in die Zwischen und Totungsanstalten ergeben konnten mit den Kostentragern auszugleichen Um fur die Offentlichkeit jede Verbindung zwischen der Zentraldienststelle und der Kanzlei des Fuhrers zu verschleiern benutzten fuhrende Angehorige des Hauptamtes II dieser Kanzlei Decknamen soweit sie fur die Zentraldienststelle auftraten Der Leiter des Hauptamtes II Oberdienstleiter Viktor Brack fuhrte den Decknamen Jennerwein sein Vertreter Werner Blankenburg nannte sich Brenner und der Leiter des Referates IIc Reinhold Vorberg wahlte unter sinngemasser Umkehrung seines richtigen Namens den Decknamen Hintertal Siehe auch BearbeitenMedizin im Nationalsozialismus Liste von NS Arzten und Beteiligten an NS Medizinverbrechen Nationalsozialistische RassenhygieneLiteratur BearbeitenGotz Aly Hrsg Aktion T4 1939 1945 Die Euthanasie Zentrale in der Tiergartenstrasse 4 Edition Hentrich Berlin 1989 ISBN 3 926175 66 4 Ernst Klee Euthanasie im NS Staat Die Vernichtung lebensunwerten Lebens S Fischer Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 10 039303 1 Ernst Klee Hrsg Dokumente zur Euthanasie Fischer Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 596 24327 0 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 596 24364 5 Weblinks BearbeitenUrteil des Landgerichts Frankfurt M vom 20 Dezember 1968 gegen Reinhold Paul Karl Vorberg und August Eduard Ernst AllersEinzelnachweise Bearbeiten Darstellung nach der Begrundung des Urteils des Landgerichts Frankfurt a M vom 20 Dezember 1968 in der Strafsache gegen Allers und VorbergNormdaten Korperschaft VIAF 142083318 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentraldienststelle T4 amp oldid 224291993