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Friedrich Wilhelm Siegmund Robert Lorent 22 Marz 1905 in Bremen 16 April 1988 in Koblenz 1 war im nationalsozialistischen Deutschen Reich als Hauptwirtschaftsleiter der Zentraldienststelle T4 einer der Verantwortlichen fur das nationalsozialistische Euthanasie Programm Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 NSDAP und SA 3 Aktion T4 4 Nachkriegszeit 5 Prozess und Haft 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFriedrich Lorents Vater war Inhaber einer Kaffeeversandfirma Er trat in den vaterlichen Betrieb ein nachdem er eine begonnene landwirtschaftliche Lehre abgebrochen hatte NSDAP und SA BearbeitenAm 1 Dezember 1930 trat Lorent in die NSDAP Mitgliedsnummer 383 656 ein Zwei Jahre spater wurde er am 1 Oktober 1932 Mitglied der SA Im Januar 1934 wechselte Lorent aus dem Betrieb seines Vaters als hauptberuflicher Verwaltungsfuhrer in den Stab des SA Obergruppenfuhrers Viktor Lutze nach Hannover Dieser wurde nach dem sogenannten Rohmputsch neuer Stabschef der SA und im August 1934 als Reichsleiter der SA Hitler personlich unterstellt Lutze holte Lorent spater nach Berlin wo er Kassenwart bei der Obersten SA Fuhrung wurde Hier lernte er Viktor Brack von der Kanzlei des Fuhrers kennen Aktion T4 BearbeitenNach Kriegsbeginn wurde Lorent im deutsch besetzten Polen fur eine Treuhandgesellschaft tatig und vereinnahmte Betrage die bei der Verwertung judischen und polnischen Eigentums angefallen waren Brack veranlasste ihn um die Jahreswende 1941 42 zur Zentraldienststelle T4 zu wechseln Diese Organisation mit verschiedenen Scheinfirmen war zur Durchfuhrung des nationalsozialistischen Euthanasie Programms im Nachkriegssprachgebrauch Aktion T4 geschaffen worden Hinter der Zentraldienststelle T4 stand die Kanzlei des Fuhrers die jedoch ebenso wenig wie das gleichfalls involvierte Reichsministerium des Innern nach aussen mit dem Krankenmordprogramm in Verbindung gebracht werden wollte Anfang 1942 besuchte Lorent samtliche aktuellen Vergasungsanstalten der Aktion T4 und wurde in der NS Totungsanstalt Hartheim Zeuge einer Haftlingsvergasung In der Zentraldienststelle wurde er als Leiter der Hauptwirtschaftsabteilung und damit als Nachfolger von Fritz Schmiedel eingesetzt Zu den Aufgaben dieser Abteilung zahlten die Finanzen und die Revision die Besoldungsangelegenheiten des T4 Personals das Beschaffungswesen einschliesslich des Gases und Arzneimitteln wie Morphin und Luminal fur die Totung der Kranken in der zweiten Phase des Euthanasie Programms die Verwertung der Schmucksachen und des Zahngoldes der Opfer Auch die Verwaltung des Kasino und Erholungsheimes fur die T4 Angehorigen am Attersee in Osterreich fiel in die Zustandigkeit der Hauptwirtschaftsabteilung Da nach Beendigung der ersten Phase der Aktion T4 im August 1941 ein Grossteil des Personals frei wurde und daher im Rahmen der Aktion Reinhard bei der Vernichtung der polnischen Juden eingesetzt wurde gehorte zu Lorents Obliegenheiten auch die Vereinnahmung der bei dieser Aktion angefallenen Wertsachen der Opfer wie Schmuck Devisen Gold und insbesondere des Zahngoldes Dieses wurde im Kriminaltechnischen Institut des Reichssicherheitshauptamtes aufbereitet und dann an die Degussa verkauft In einer Aussage nach dem Krieg ausserte sich Lorent hierzu 2 Ich war bestrebt das Zahngold moglichst schnell zur Verschmelzung an Dr Widmann weiterzuleiten Wenn es auch noch so gut gewaschen war kam mir die Sache ekelhaft vor Dieses solcherart angesammelte Geld ermoglichte Lorent sich selbst mit 1 2 Millionen Reichsmark und auch seinen Vorgesetzten Brack ebenfalls mit einem nicht unerheblichen Betrag zu versorgen und kurz vor Kriegsende aus Berlin zu fliehen Einen Betrag von 16 040 80 Reichsmark ubergab Lorent dem Landrat des Landkreises Wesermarsch zur Betreuung notleidender politischer Haftlinge Einer ehemaligen Mitarbeiterin bot er finanzielle Unterstutzung an und gab offen zu das Geld und die Schmuckstucke der Zentraldienststelle T4 an sich gebracht zu haben Nachkriegszeit BearbeitenObwohl er vom CIC bereits als einer der Verantwortlichen fur die Aktion T4 vernommen worden war wurde er nicht interniert Er konnte sich vielmehr unter dem Namen Robert Lorent in Nordenham Blexen anmelden und dort fortan als Vertreter leben Prozess und Haft BearbeitenMit Haftbefehl vom 27 September 1965 wurde er schliesslich in Untersuchungshaft genommen aus der er gegen eine Sicherheitsleistung von 60 000 DM am 11 Februar 1966 entlassen wurde um bereits am 18 Marz 1966 wieder inhaftiert zu werden Erneut am 29 Dezember 1966 aus der U Haft entlassen begann der Prozess gegen ihn am 20 August 1969 vor dem Schwurgericht I des Landgerichts Frankfurt am Main Am 25 Mai 1970 3 wurde Lorent wegen Beihilfe zum Mord an 4 300 KZ Haftlingen zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilt Seine Revision wurde vom Bundesgerichtshof am 22 Juli 1971 verworfen Nachdem er zwei Drittel seiner Haftzeit verbusste hatte wurde er entlassen Literatur BearbeitenErnst Klee Euthanasie im NS Staat 11 Auflage Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24326 2 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer TB Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Ernst Klee Friedrich Lorent Eintrag in ders Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Aktualisierte Ausgabe Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 379f Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin Verlag Berlin 1997 ISBN 3 8270 0265 6 Einzelnachweise Bearbeiten Sterberegister des Standesamtes Koblenz Nr 554 1988 Aussage Lorents vom 25 Oktober 1965 Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt Az Js 7 63 zitiert nach Klee Was sie taten war sie wurden S 76 Ks 1 69PersonendatenNAME Lorent FriedrichALTERNATIVNAMEN Lorent Friedrich Wilhelm Siegmund RobertKURZBESCHREIBUNG deutscher Hauptwirtschaftsleiter der nationalsozialistischen Euthanasie Aktion T4GEBURTSDATUM 22 Marz 1905GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 16 April 1988STERBEORT Koblenz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Lorent amp oldid 236954857