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Viktor Lutze 28 Dezember 1890 in Bevergern 2 Mai 1943 in 1 Potsdam war ein deutscher nationalsozialistischer Politiker und SA Fuhrer Nach der Ermordung Ernst Rohms 1934 wurde Lutze dessen Nachfolger als Stabschef der SA Viktor Lutze 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 1 1 1890 bis 1922 1 2 1922 bis 1934 1 3 1934 bis 1943 2 Archivarische Uberlieferung 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiographie Bearbeiten1890 bis 1922 Bearbeiten Viktor Lutze war der alteste Sohn des Schuhmachers Albert Lutze in Bevergern Nach dem Besuch der Rektoratsschule in Ibbenburen und des Gymnasiums Dionysianum in Rheine verliess Lutze die Schule ohne Abitur um als Anwarter auf die Laufbahn im gehobenen Dienst bei der Postdirektion Munster einzutreten Als Begrundung fuhrte er an dass er in dem katholischen Milieu des Schulbetriebes fur sich keine Akzeptanz sah 1912 wurde er Soldat im Infanterie Regiment Graf Bulow von Dennewitz 6 Westfalisches Nr 55 Im Ersten Weltkrieg wurde er viermal verwundet und verlor sein linkes Auge durch Minensplitter Im April 1919 schied er im Rang eines Oberleutnants aus dem Heer aus und arbeitete in Elberfeld zunachst wieder bei der Post 2 Er trat dem Deutschvolkischen Schutz und Trutzbund 3 und dem Jungdeutschen Orden bei Lutze wurde in Elberfeld ansassig und betatigte sich von 1921 bis 1925 als Mitbetreiber einer kleinen Metallgiesserei im nahen Schwelm Der Betrieb ging in Konkurs die Stadt Schwelm trug Lutze zu spaterer Zeit 1938 die Ehrenburgerschaft an 1922 bis 1934 Bearbeiten In Elberfeld wurde Lutze 1922 Mitglied der NSDAP wobei er Joseph Goebbels Erich Koch und Karl Kaufmann kennenlernte 1923 schloss er sich der Sturmabteilung an Als Angehoriger der Gruppe Hauenstein beteiligte er sich an Sabotageakten im Rahmen des Kampfes gegen die Ruhrbesetzung Von Elberfeld aus leitete Lutze seit 1926 den Gausturm Ruhr der SA dessen Strukturen organisatorisches Vorbild fur den Aufbau der SA in anderen Regionen wurden Gauleiter war der spatere Oberste SA Fuhrer Franz von Pfeffer 1928 wurde Lutze zum SA Oberfuhrer Ruhr befordert und gelangte damit innerhalb der paramilitarisch organisierten SA in einen Rang der etwa dem eines Obersten entspricht Ab 1930 war er Fuhrer der SA im Gau Hannover und vertrat seine Partei als Mitglied des Reichstages Er wurde Oberster SA Fuhrer Nord und 1931 SA Gruppenfuhrer Nord 1933 avancierte er zum SA Obergruppenfuhrer und organisierte in Hannover den Terror gegen politisch Andersdenkende Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten ubernahm Lutze im Marz 1933 zuerst den Posten des Polizeiprasidenten bei der Polizeidirektion Hannover ehe er am 25 Marz 1933 nach Entfernung des Sozialdemokraten Gustav Noske Oberprasident der preussischen Provinz Hannover wurde Es folgte die Ernennung zum Preussischen Staatsrat Ihm war auch die Osterreichische Legion unterstellt 1934 bis 1943 Bearbeiten Im Zuge des sogenannten Rohm Putsches wurde Lutze 1934 als Nachfolger des am 1 Juli 1934 ermordeten Ernst Rohm als Stabschef der SA eingesetzt Die SA einiger entscheidender Kopfe beraubt entfaltete unter seiner Fuhrung innerhalb der nationalsozialistischen Organisationen nur noch wenig politische Wirksamkeit und verlor besonders nach Ausgliederung der SS am 20 Juli 1934 schnell an Bedeutung Im Vordergrund stand nach einem durch Sauberungen ausgelosten deutlichen Mitgliederruckgang die vor und nachmilitarische Ausbildung Damit war die SA zur Hilfstruppe der Wehrmacht degradiert Im November 1938 aktivierte Lutze ein letztes Mal das Terrorpotential der SA die als Trager der organisierten Pogrome gegen die judische Bevolkerung Deutschlands reichsweit eingesetzt wurde 1939 erhielt Lutze eine Dotation in Hohe von 154 000 Reichsmark 4 Im April 1941 wurde er als Reichsleiter der NSDAP auf eigenen Wunsch von seiner Position als Oberprasident in Hannover entbunden sein Nachfolger dort war Hartmann Lauterbacher Am 1 Mai 1943 verungluckte Lutze zusammen mit seiner altesten Tochter Inge 1925 in dem von seinem Sohn Viktor Jr gesteuerten Wagen in Michendorf in der Nahe von Potsdam Die Tochter starb kurz nach dem Unfall an einem nicht behandelbaren Schadelbasisbruch Lutze selbst starb trotz intensiver Behandlung durch den Arzt Werner Forssmann der vom Hausarzt der Familie Lutze Otto Nordmann und von Ferdinand Sauerbruch einem Experten fur Brustchirurgie unterstutzt wurde an einem unfallbedingten Pneumothorax 5 im Stadtischen Krankenhaus in Potsdam am Abend des nachsten Tages Hitler verlieh ihm postum die oberste Stufe des Deutschen Ordens die hochste Auszeichnung der NSDAP Nach Lutzes Tod ubernahm dessen bisheriger Stellvertreter Max Juttner Anfang Mai 1943 kommissarisch das Amt des SA Stabschefs bis er Anfang August 1943 von Wilhelm Schepmann abgelost wurde 6 In seiner Geburtsstadt Bevergern seit 1975 ein Stadtteil von Horstel liess Lutze 1938 unmittelbar an der Bevergerner Aa das Gut Saltenhof fur sich errichten Es wird heute als Hotel genutzt Archivarische Uberlieferung BearbeitenPersonalunterlagen zu Lutze werden im Bestand des ehemaligen Berlin Document Center im Bundesarchiv Berlin aufbewahrt Von 1934 bis 1943 verfasste Lutze mit Unterbrechungen Aufzeichnungen in denen er ihm besonders wichtig erscheinende eigene Erlebnisse und Gedanken zu diesen Erlebnissen und zu wichtigen politischen Vorgangen niederschrieb Er selbst bezeichnete diese Aufzeichnungen inakkurat als Tagebuch Die Aufzeichnungen bestanden aus einer schweren in Leder eingebundenen Kladde mit blanken Seiten die er im Buro seines Landsitzes Saltenhof in Bevergern bei Horstel verwahrte und bei Aufenthalten dort von Zeit zu Zeit fortsetzte Bei Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Lutzes Aufzeichnungen von seiner Familie bei der Familie Moormann in Werne zur Aufbewahrung hinterlegt Im November 1945 gelangten sie dann in die Hande des australischen Journalisten und Kriegsreporters William Chester Wilmot Einige Auszuge aus Lutzes Aufzeichnungen wurden in der Frankfurter Rundschau vom 14 und 16 Mai 1957 veroffentlicht womit die Existenz dieser Quelle erstmals offentlich bekannt wurde Versuche des Instituts fur Zeitgeschichte die Unterlagen im Jahr 1958 zu erwerben verliefen im Sand Anfang 1959 ubergab Wilmot der mittlerweile in Togo lebte Lutzes Aufzeichnungen dem dortigen franzosischen Hochkommissar Georges Spenale Dieser uberliess nachdem er in die franzosische Nationalversammlung gewahlt worden war Lutzes Aufzeichnungen wahrend eines Besuchs in Bonn im Jahr 1970 am 10 November 1970 dem Vorsitzenden der Friedrich Ebert Stiftung Alfred Nau Seither befinden diese sich als eigener Bestand im Archiv der Ebert Stiftung 7 Auseinandersetzungen der Ebert Stiftung mit der Familie Lutze fuhrte dazu dass Lutzes Aufzeichnungen lange unter Verschluss lagen 1999 erlaubte der mit der Wahrnehmung der Interessen der Familie Lutze beauftragte Neffe Lutzes Karl Lutze die Auswertung der Unterlagen fur die wissenschaftliche Forschung Nach Karl Lutzes Tod entfiel das letzte Hindernis fur eine Edition der Unterlagen Wesentliche Teile von Lutzes Aufzeichnungen wurden daraufhin 2023 in einer Quellenedition die in den Vierteljahrsheften fur Zeitgeschichte erschien veroffentlicht 8 Schriften BearbeitenWesen und Aufgaben er SA Rede des Stabschefs vor dem Diplomatischen Korps und den Vertretern der auslandischen Presse am 24 Januar 1936 Munchen 1936 Literatur BearbeitenGerd Helbeck Jubel um einen Verbrecher Viktor Lutze Stabschef der SA erhielt vor 50 Jahren den Ehrenburgerbrief der Stadt Schwelm In Beitrage zur Heimatkunde der Stadt Schwelm und ihrer Umgebung Heft 39 1989 S 76 91 Hartmut Klein Andre Schaper Viktor Lutze Kein anstandiger Nazi Forschung widerlegt Legenden um den SA Stabschef und sein Tagebuch in Kreis Steinfurt Hrsg Unser Kreis 2023 Jahrbuch fur den Kreis Steinfurt Steinfurt 2022 S 214 220 Peter Longerich Die braunen Bataillone Geschichte der SA C H Beck Munchen 1989 ISBN 3 406 33624 8 Daniel Siemens Rechtfertigung und Selbsterhohung nach der Nacht der langen Messer Die Aufzeichnungen von SA Stabschef Viktor Lutze 1934 bis 1943 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Band 71 Heft 2 2023 S 371 433 doi 10 1515 vfzg 2023 0018 Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Ereignisse Institutionen Personen Von den Anfangen bis zur Kapitulation 1945 3 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 81303 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Viktor Lutze Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Viktor Lutze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Viktor Lutze in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Lutze Viktor 1890 1943 Stabschef der SA 1934 bis 1943 Biografie von Hubert Beckers in Zukunft braucht Erinnerung 25 Marz 2006 Der historische Ort der Reichskristallnacht Novemberpogrom 1938 In Die Nacht als die Synagogen brannten Texte und Materialien zum 9 November 1938 Landeszentrale fur politische Bildung Baden Wurttemberg Stuttgart 1998 zu Lutzes Beteiligung an der Organisation der Pogrome vom November 1938 Lutze Victor In Marcus Weidner Die Strassenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe wahrend des Nationalsozialismus Datenbank der Strassenbenennungen 1933 1945 Zeitungsartikel uber Viktor Lutze in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Mlynek Lutze Viktor In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 418 Daniel Siemens Rechtfertigung und Selbsterhohung nach der Nacht der langen Messer Die Aufzeichnungen von SA Stabschef Viktor Lutze 1934 bis 1943 In VfZ Band 71 Heft 2 2023 S 376 f Uwe Lohalm Volkischer Radikalismus Die Geschichte des Deutschvolkischen Schutz und Trutz Bundes 1919 1923 Leibniz Hamburg 1970 ISBN 3 87473 000 X S 321 Gerd R Ueberschar Winfried Vogel Dienen und Verdienen Hitlers Geschenke an seine Eliten Frankfurt 1999 ISBN 3 10 086002 0 Werner Forssmann Selbstversuch Erinnerungen eines Chirurgen Droste Verlag Dusseldorf 1972 S 290 291 Max Juttner im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Daniel Siemens Stormtroopers A New History of Hitler s Brownshirts Yale University Press 2017 ISBN 978 0 300 19681 8 S 164 u S 397f Daniel Siemens Rechtfertigung und Selbsterhohung nach der Nacht der langen Messer Die Aufzeichnungen von SA Stabschef Viktor Lutze 1934 bis 1943 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Band 71 Heft 2 2023 S 371 433 doi 10 1515 vfzg 2023 0018 Oberprasidenten in der preussischen Provinz Hannover nbsp Otto zu Stolberg Wernigerode 1867 1873 Botho zu Eulenburg 1873 1878 Adolf Hilmar von Leipziger 1878 1888 Rudolf von Bennigsen 1888 1897 Constantin zu Stolberg Wernigerode 1898 1902 Richard von Wentzel 1902 1914 Ludwig von Windheim 1914 1917 Ernst von Richter 1917 1920 Gustav Noske 1920 1933 Friedrich von Velsen 1933 Viktor Lutze 1933 1941 Hartmann Lauterbacher 1941 1945 Eberhard Hagemann 1945 Hinrich Wilhelm Kopf 1945 1946 Normdaten Person GND 117331759 lobid OGND AKS LCCN no2002102140 VIAF 13082346 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lutze ViktorKURZBESCHREIBUNG deutscher nationalsozialistischer Politiker und SA Fuhrer MdRGEBURTSDATUM 28 Dezember 1890GEBURTSORT BevergernSTERBEDATUM 2 Mai 1943STERBEORT bei Potsdam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Viktor Lutze amp oldid 238412117