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Das Columbushaus nicht zu verwechseln mit dem Columbiahaus war ein von 1932 bis 1957 existierendes neungeschossiges Buro und Geschaftshaus am Berliner Potsdamer Platz das neben der seinerzeit modernen architektonischen Gestaltung durch den Architekten Erich Mendelsohn auch durch die Ereignisse zum Kriegsende 1945 und wahrend des Aufstandes vom 17 Juni 1953 bei dem es in Brand gesteckt wurde bekannt geworden war Das Columbushaus am Potsdamer Platz 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Baustelle des Columbushauses hinter einer fur Werbezwecke vermietbaren Bretterwand 1928 Im Vordergrund der VerkehrsturmDas Columbushaus wurde von 1930 bis 1932 von Erich Mendelsohn im Auftrag des Grundstuckbesitzers Wertheim an der Stelle des 1928 abgerissenen Grand Hotels Bellevue errichtet Das grosse neungeschossige Gebaude hob sich mit seiner modernen horizontalen Fassadengliederung deutlich von den ubrigen Gebauden am Potsdamer Platz ab Bislang standen hier Bauten aus der Grunderzeit oder Bauten mit klassizistischer Gestaltung Dank einer Stahlskelettkonstruktion waren die Buroetagen fast stutzenfrei und konnten mit nichttragenden Trennwanden fast beliebig unterteilt werden Im Columbushaus gab es zum ersten Mal in Deutschland eine kunstliche Beluftungsanlage Aufgrund der aufwendigen Haustechnik und der schwierigen wirtschaftlichen Lage nach der Weltwirtschaftskrise hatte das Hochhaus in den ersten Jahren nach der Fertigstellung im Fruhjahr 1932 Schwierigkeiten Mieter fur die Buroraume im zweiten bis achten Obergeschoss sowie die Ladengeschafte im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss zu finden und stand zunachst fast vollstandig leer trotz angemessener Preise fur Buroraume ab 75 Mark 1 Damit bildete das Columbushaus eine Ausnahme unter den Hochhausern in Berlin 2 Eine Ende des Jahres 1932 beantragte Konzession fur ein Cafe und ein Restaurant mit Dachgarten im ersten und neunten Obergeschoss wurde zunachst nicht erteilt Als es im Dezember 1932 endlich zur Vermietung eines Ladengeschafts an das Einheitspreisgeschaft Woolworth kam verhinderte zunachst eine neue Vorschrift zur Neuerrichtung von Einheitspreisgeschaften die Eroffnung Trotz des Verbots wurde den zustandigen Behorden die Moglichkeit eingeraumt Ausnahmen zu gestatten und da sich kein anderer Mieter gefunden hatte machte der Minister fur Wirtschaft und Arbeit von der Ausnahmeregelung Gebrauch und gestattete Woolworth die Eroffnung der Filiale am Potsdamer Platz Die Firma Woolworth musste sich allerdings dazu verpflichten bis zum 1 April 1936 in Preussen keine weiteren Filialen zu eroffnen und so die Absicht aufgeben in Friedenau Rheinstrasse 10 und Neukolln Bergstrasse 1 ebenfalls Filialen einzurichten 3 nbsp Columbushaus um 1939Ab Herbst 1932 wurde an der Aussenfassade im 9 Obergeschoss eine Eigenwerbung COLUMBUSHAUS angebracht zunachst auf beiden Gebaudefronten Ab 1934 entfiel die Eigenwerbung zur Bellevuestrasse Im Gebaude waren 1933 und 1934 zunachst Arzte Rechtsanwalte kleinere Filialvertretungen und Verbande ansassig Im Jahr 1935 folgten die Firma Bussing NAG die eine grosse Aussenwerbung an der Fassade anbringen liess und andere bekannte grossere Unternehmen Wahrend der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin beherbergte das Haus die Auskunftsstelle des Organisationskomitees der Spiele Die Deutschen Edelstahlwerke waren 1937 und 1938 im Columbushaus mit Niederlassung und Aussenwerbung vertreten Auf dem Dach war von 1934 bis 1938 eine grosse von Siemens Schuckert gelieferte Neonreklame fur die nationalsozialistische Zeitung Braune Post montiert Am 1 Dezember 1939 wurden von Richard von Hegener drei oder vier Buroraume des Hauses fur die Tarnorganisationen angemietet die fur die Durchfuhrung der nationalsozialistischen Krankenmorde der Aktion T4 gegrundet worden waren Dieses zentrale Buro wurde mindestens bis April 1940 genutzt ab dann war die nahegelegene Tiergartenstrasse 4 Hauptsitz der Organisation 4 Im Berliner Adressbuch 1941 befand sich im Columbushaus ein Eintrag der Gemeinnutzigen Krankentransport GmbH 5 nbsp Beschadigtes Columbushaus links Juli 1945Bei dem schweren Luftangriff am 3 Februar 1945 auf Berlin wurde auch das Columbushaus getroffen und brannte vollstandig aus 6 In der Schlacht um Berlin gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt das Hochhaus weitere Schaden wobei jedoch die tragenden Strukturen wegen der modernen Bauweise weitestgehend erhalten blieben Nach dem Krieg befand sich das Haus im Sowjetischen Sektor weil das Grundstuck des Columbushauses und das gesamte Lenne Dreieck bereits im April 1938 vom Bezirk Tiergarten dem Bezirk Mitte zugeordnet worden waren Versuche diese Gebietsveranderung ruckgangig zu machen wurden von den Alliierten nicht unterstutzt Von 1945 bis 1948 nutzte Wertheim die ehemals von Woolworth und spater von der AWAG genutzten Ladenraume sowie Buroraume Nach der Enteignung des Wertheim Konzerns in Ost Berlin wurden die Raume von der Handelsorganisation HO ubernommen nbsp HO Kaufhaus im Columbushaus Dezember 1950Ende 1949 wurden einzelne Schaden an der tragenden Struktur des Gebaudes durch Austausch von Stahltragern behoben Im zweiten Halbjahr 1950 erarbeiteten DDR Ingenieurburos Entwurfs und Ausfuhrungsplanungen fur die Sanierung des kompletten Gebaudes Umgesetzt wurden aber nur die Arbeiten im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss die oberen Etagen wurden nicht instand gesetzt und waren weiterhin an den beschadigten Fassadenbereichen und Fenstern erkennbar Ende Dezember 1950 waren die Sanierungsarbeiten weitgehend abgeschlossen und im vollstandigen Erdgeschoss und das erste Obergeschoss zog ein HO Kaufhaus ein Auf dem Dach und uber den Fenstern der ersten Etage wurden grosse HO Zeichen angebracht uber den Schaufenstern des Erdgeschosses wurde fur Lebensmittel Fleischwaren Gemuse Textilwaren und Lederwaren geworben Ausserdem zog die Volkspolizei mit einer Polizeiwache in das Gebaude ein Zu besonderen Anlassen zum Beispiel zu den Weltjugendspielen 1951 wurden an den Fensterbandern politische Losungen oder uber grossere Fassadenbereiche Propagandaplakate angebracht nbsp Rest des Columbushauses mit der Durchfahrt zum Hof und der Einfahrt in die Tiefgarage an der Bellevuestrasse 1957Beim Aufstand vom 17 Juni 1953 wurde das Columbushaus gesturmt und in Brand gesteckt Bekannt sind oft gezeigte illustrierende Filmaufnahmen auf denen aus Fenstern der Dienststelle der Volkspolizei grosse Mengen Akten herausgeworfen werden Die Ruine wurde 1957 vier Jahre vor dem Mauerbau abgetragen Dabei wurden die Konstruktionsteile des Stahlskeletts demontiert und anderweitig weiterverwendet Als im August 1961 die Berliner Mauer errichtet wurde erfolgte die Grenzsicherung hier geradlinig im Zuge der Friedrich Ebert Strasse Das zum Ost Berliner Bezirk Mitte gehorende brachliegende Gebiet zwischen Friedrich Ebert Strasse und Bellevuestrasse genannt Lenne Dreieck lag vor der Mauer und war gegen den Zutritt von West Berlin aus nur notdurftig mit einem Zaun gesichert In die Schlagzeilen geriet dieses Gebiet durch den geplanten Weiterbau eines Teilstucks der Stadtautobahn Westtangente durch den Tiergarten und eine aus Protest hiergegen erfolgte Besetzung im Jahr 1988 Durch einen Gebietstausch kam das Grundstuck mit dem Lenne Dreieck im Juli 1988 noch kurz vor der politischen Wende zum West Berliner Bezirk Tiergarten Nach dem Fall der Mauer wurde am alten Standort des Columbushauses nordlich der Bellevuestrasse im Zuge des Wiederaufbaus des Potsdamer Platzes von Otto Beisheim und anderen Investoren das Beisheim Center mit mehreren Hotels wie dem Marriott und dem Ritz Carlton errichtet Literatur BearbeitenArchitekten und Ingenieur Verein zu Berlin e V Hrsg Industriebauten Burohauser Berlin und seine Bauten Teil IX Wilhelm Ernst amp Sohn Berlin 1971 ISBN 3 433 00553 2 Erich Mendelsohn Das Columbushaus in Berlin in 29 Bildern In Wasmuths Monatshefte fur Baukunst und Stadtebau Ausgabe XVII Jg 1933 Verlag Ernst Wasmuth Berlin S 81 88 leider bislang nicht digitalisiert Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Columbushaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zeittafel zur Geschichte des Columbushauses Columbushaus potsdamer platz org Columbushaus Luftbild von 1932 kurz nach Fertigstellung bruhaha de noch ohne Schriftzug Columbushaus Fenster im ersten Obergeschoss noch verklebt Anm die Angabe 1938 ist nicht korrekt Einzelnachweise Bearbeiten Berlins leerstehende Hochhauser In Vossische Zeitung 25 September 1932 Morgenausgabe Wochen Beilage S 25 abgerufen am 7 Juli 2019 Blick auf den Grundstucksmarkt Die City In Vossische Zeitung 1 Januar 1933 Morgenausgabe Wochen Beilage S 19 abgerufen am 7 Juli 2019 Blick auf den Grundstucksmarkt Woolworth am Potsdamer Platz In Vossische Zeitung 19 Februar 1933 Morgenausgabe Wochen Beilage S 23 abgerufen am 7 Juli 2019 Thomas Vormbaum Hrsg Euthanasie vor Gericht Die Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OLG Frankfurt M gegen Dr Werner Heyde u a vom 22 Mai 1962 Heyde Anklage Berliner Wissenschafts Verlag Berlin 2005 ISBN 3 8305 1047 0 S 134 226 Potsdamer Platz 1 In Berliner Adressbuch 1941 Teil 4 S 673 Gemeinnutzige Krankentransport GmbH Einleitung zum Nachdruck der Beilage Technische Rundschau uber das Columbushaus In Berliner Tageblatt 3 Februar 193252 51 13 376111111111 Koordinaten 52 30 36 N 13 22 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Columbushaus amp oldid 231767849