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Alexander Richard Helmut von Hegener 2 September 1905 in Sensburg Ostpreussen 18 September 1981 in Hamburg war im nationalsozialistischen Deutschen Reich als Hauptstellenleiter in der Kanzlei des Fuhrers mitverantwortlich fur die Organisation des nationalsozialistischen Euthanasie Programms Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHegener absolvierte nach Schulabschluss eine Banklehre arbeitete als Angestellter und grundete eine Farberei die in Konkurs ging Er trat zum 1 Juni 1931 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 551 131 1 Mit dem Prasidenten des Reichsgesundheitsamtes Hans Reiter war er verschwagert Hegener war arbeitslos als er durch Vermittlung eines Bekannten 1937 eine Anstellung in der Kanzlei des Fuhrers fand Hier hatte er zunachst als Hilfsreferent in der Beschwerdestelle an Adolf Hitler gerichtete Post zu sortieren und Heiratsgesuche von judisch arischen Mischlingen zu bearbeiten 1939 war er bereits zum standigen Vertreter von Amtsleiter Hans Hefelmann als Leiter des Amtes IIb aufgeruckt In diesem Amt wurden Angelegenheiten aus dem Bereich der Reichsministerien und deren nachgeordneten Geschaftsbereichen sowie Gnadengesuche bearbeitet Mit Beginn der sogenannten Kinder Euthanasie und der anschliessenden Erwachsenen Euthanasie im Nachkriegssprachgebrauch als Aktion T4 bekannt wurden mehrere Scheinunternehmen zu Tarnungszwecken gegrundet um zu vermeiden dass die Kanzlei des Fuhrers sowie das ebenfalls involvierte Reichsministerium des Innern mit diesen der Geheimhaltung unterliegenden Massnahmen in Verbindung gebracht werden konnten Fur die Organisation der Kinder Euthanasie wurde ein Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb und anlagebedingten schweren Leiden gegrundet Dahinter stand das Amt IIb der Kanzlei des Fuhrers unter der Leitung von Hans Hefelmann Zum Transport der Kranken in die Totungsanstalten wurde die Gemeinnutzige Krankentransport GmbH Gekrat geschaffen die unter der Leitung von Reinhold Vorberg vom Amt IIc der Kanzlei des Fuhrers stand Hegener fur die Materialbeschaffung zustandig besorgte fur diese Organisation Busse der Reichspost so dass die Gekrat intern zunachst Sonderstaffel von Hegener genannt wurde Vor dem Untersuchungsrichter des Landgerichts Frankfurt am Main sagte Hegener am 2 September 1965 folgendes aus Anfanglich hatten wir fast ausschliesslich Fahrzeuge von der Reichspost Der Reichspostminister hatte eine Bescheinigung des Inhalts ausgestellt dass die genau bezeichneten Fahrzeuge in jeder Reparaturwerkstatt der Deutschen Reichspost bevorzugt repariert werden konnten Es hatten sich Schwierigkeiten ergeben konnen weil diese Fahrzeuge wahrend des Einsatzes bei der T4 nicht von Postbeamten sondern von Zivilisten gesteuert wurden In dieser Bescheinigung war die Bezeichnung Sonderstaffel von Hegener gepragt worden Die Fahrzeuge unterstanden der Gekrat Diese trat aber nach aussen hin nicht in Erscheinung infolgedessen war fur die Fahrzeuge von der Staffel von Hegener die Rede 2 In einer Vernehmung am 23 Juni 1961 fuhrte er weiter aus Die Omnibusse wurden ausserlich zunachst nicht mit einem Tarnanstrich versehen Sie wurden vielmehr mit dem roten Aussenanstrich und der RP Nummer benutzt erst etwa nach der Halfte der Aktion wurden sie ebenso wie die Reichspostomnibusse mit dem grauen Tarnanstrich Luftschutz versehen Es hatte ja gar nicht in unserem Sinne gelegen diese Omnibusse fur ihre Wahrnehmung in der Offentlichkeit besonders kenntlich zu machen und herauszustellen 3 Zur Frage wie die Opfer des Euthanasie Programms schliesslich getotet werden sollten existiert ein Bericht Hegeners Ursprunglich hatte man in Betracht gezogen einzelne Unheilbare durch Injektionen oder Uberdosen von Schlafmitteln umzubringen Diese Uberlegungen erwiesen sich aber aus technischer Sicht als nicht durchfuhrbar entsprechend der Mehrheit der konsultierten Arzte Daher wurde vorgeschlagen die infrage kommenden Personen irgendwie in einer grosseren Anzahl gleichzeitig zu toten Nach zahlreichen Besprechungen der Chemiker des Reichskriminalpolizeiamtes wurde auch gehort entschied man sich jeweils einen Raum in gunstig gelegenen Heilanstalten einzurichten Dieser Raum sollte schliesslich mit Kohlenmonoxid Gas gefullt werden 4 Hierzu wurde im Januar 1940 im alten Zuchthaus von Brandenburg eine Probevergasung vorgenommen an der auch Hegener teilgenommen hat Die Kranken wurden auf Empfehlung des Kriminaltechnischen Instituts Naheres siehe unter Walter Heess durch Kohlenmonoxid Gas in einer Gaskammer getotet Naheres siehe unter Albert Widmann Hegener war als Vertreter Hefelmanns zustandig fur die Beschaffung des in den Totungsanstalten benotigten Materials fur den Einbau von Gaskammern und Krematoriumsofen sowie die Lieferung des Kohlenmonoxid Gases Auch die Beschaffung der fur die Totung der Kinder in den dafur bestimmten Heil und Pflegeanstalten im Rahmen der Kinder Euthanasie sowie die fur die zweite Phase der Erwachsenen Euthanasie benotigten grossen Mengen von Medikamenten wie Luminal hatte Hegener zu sorgen Nach dem Krieg verdingte sich Hegener als Landarbeiter und spater als Arbeiter in einem holzverarbeitenden Betrieb Unter seinem leicht abgewandelten Namen fand er als Richard Wegener eine Anstellung beim Ministerium fur Handel und Versorgung in Mecklenburg und brachte es hier zugig bis in eine leitende Position 1951 wurde Hegener wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhaftet und schliesslich mit Urteil des Landgerichts Magdeburg vom 20 Februar 1952 5 zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt Durch einen sogenannten Ministerialbeschluss wurde er im Juli 1956 nach vierjahriger Haftzeit entlassen Hegener nahm umgehend Kontakt zu seinem ehemaligen Vorgesetzten Hefelmann auf und fand als kaufmannischer Angestellter durch Vermittlung des dort als Justitiar tatigen Dietrich Allers vormals Geschaftsfuhrer der Zentraldienststelle T4 eine Anstellung bei der Deutschen Werft Mit Hefelmann hielt Hegener auch weiterhin Kontakt Im Prozess gegen Franz Hofer dem ehemaligen Gauleiter von Tirol Vorarlberg Anfang der 1960er Jahre trat Hegener ebenso als Zeuge auf wie in dem spater eingestellten Prozess gegen Hans Hefelmann 1964 sowie gegen Dietrich Allers 1968 6 Am 18 September 1981 verstarb Richard von Hegener in Hamburg Literatur BearbeitenErnst Klee Euthanasie im NS Staat 11 Auflage Fischer Taschenbuch Frankfurt M 2004 ISBN 3 596 24326 2 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer TB Frankfurt M 2004 ISBN 3 596 24364 5 Ernst Klee Richard von Hegener Eintrag in ders Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Aktualisierte Ausgabe Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 12 Henry Friedlander Der Weg zum NS Genozid Von der Euthanasie zur Endlosung Berlin Verlag Berlin 1997 ISBN 3 8270 0265 6 Nina Grunenberg Manchmal mussten wir massiv werden In Die Zeit Nr 18 1964 zum Euthanasie Prozess in Limburg Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Hauser Teil 2 S 352Weblinks BearbeitenSchreiben Hegeners mit dem Briefkopf des Reichsausschusses PDF 107 kB Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 14110406 Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt Az Js 16 a 63 zit nach Klee Euthanasie im NS Staat S 124 GStA Frankfurt M gegen Werner Heyde u a Ks 2 63 zit nach Klee Euthanasie im NS Staat S 124 Ludwigsburg Archiv Ordner Hea Hep bei deathcamps org LG Magdeburg Az Js 16 a 63 bei Justiz und NS Verbrechen Memento vom 9 September 2006 im Internet Archive Urteil des Landgerichts Frankfurt M vom 20 Dezember 1968 GStA Ks 2 66 bei Justiz und NS Verbrechen Memento vom 3 Juli 2007 im Internet Archive Normdaten Person GND 1255657812 lobid OGND AKS LCCN no2015126771 VIAF 71144648457326049256 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hegener Richard vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Hauptstellenleiter in der Kanzlei des Fuhrers mitverantwortlich fur die Organisation des nationalsozialistischen Euthanasie ProgrammsGEBURTSDATUM 2 September 1905GEBURTSORT Sensburg OstpreussenSTERBEDATUM 18 September 1981STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard von Hegener amp oldid 234751866