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Josef Sepp Kaspar Oberhauser 20 September 1915 in Munchen 22 November 1979 ebenda Mitglied der SS Totenkopfverbande war im Zweiten Weltkrieg in der Aktion T4 und der Aktion Reinhardt eingesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Ausbildung 2 Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 3 Nach dem Krieg und Verurteilungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseJugend und Ausbildung BearbeitenOberhauser wurde als Sohn des Okonomiebaumeisters Melchior Oberhauser geboren und wuchs zunachst im elterlichen Haushalt auf Nach Beendigung der Volksschule fand er Beschaftigung im landwirtschaftlichen Betrieb seines Onkels in Markt Schwaben Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Bearbeiten1934 verpflichtete er sich fur 18 Monate bei der Reichswehr und wurde zum Infanterieregiment 19 in Munchen einberufen Im Anschluss liess er sich von den SS Wachverbanden anwerben und kam im November 1935 zum SS Wachverband III Sachsen der im April 1937 im Rahmen einer Neuorganisation in SS Totenkopfstandarte II Brandenburg umbenannt wurde und im KZ Sachsenhausen stationiert war Er trat der SS bei SS Nummer 288 121 1 am 8 Oktober 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 865 282 2 1936 zum SS Rottenfuhrer befordert war er zwei Jahre spater bereits SS Unterscharfuhrer Beim Uberfall auf Polen nahm Oberhauser als Angehoriger der Leibstandarte SS Adolf Hitler im Verband der 8 Armee zuletzt im Rang eines SS Oberscharfuhrers teil Danach wurde er im November 1939 der Reichsarbeitsgemeinschaft Heil und Pflegeanstalten zugewiesen einer Tarnbezeichnung der Zentraldienststelle T4 die im Auftrag der Kanzlei des Fuhrers die Totung von Geisteskranken und Behinderten nach dem Krieg als Aktion T4 bezeichnet durchfuhrte In den Totungsanstalten Grafeneck Brandenburg und Bernburg wirkte er bei der Vergasung der ausgewahlten Opfer als Brenner oder Leichenbrenner in den eigens hierfur installierten Krematoriumsofen mit Nach Einstellung der Aktion T4 im August 1941 wurde Oberhauser im November 1941 zum Stab des SS und Polizeifuhrers fur den Distrikt Lublin SS Brigadefuhrer Odilo Globocnik kommandiert um hier an der Aktion Reinhardt zur Vernichtung der judischen Bevolkerung des Generalgouvernements teilzunehmen Im Urteil des Landgerichts Munchen I vom 21 Januar 1965 Az 110 Ks 3 64 wird seine Tatigkeit wie folgt beschrieben Der Angeklagte Oberhauser damals SS Oberscharfuhrer war von November bis Weihnachten 1941 Angehoriger des Stabes des SS und Polizeifuhrers in Lublin Anschliessend wurde er dem Lagerkommandanten von Belzec Christian Wirth zur Dienstleistung zugeteilt der ihn als Verbindungsmann zum Stab des SS und Polizeifuhrers einsetzte und ihm im ubrigen anders als den sonstigen Unterfuhrern keinen festen Aufgabenbereich innerhalb des Lagers zuwies sondern ihn zu seiner personlichen Verfugung hielt Oberhauser wurde infolgedessen innerhalb des Lagers haufig in Begleitung Wirths gesehen ohne dass er eine erkennbare eigene Tatigkeit entfaltet oder selbstandige Befehlsgewalt ausgeubt hatte Nur gelegentlich fand Oberhauser auch bei der Durchfuhrung der Massentotungen deren Unrechtmassigkeit er voll erkannt hatte Verwendung So nahm er auf Befehl des Lagerkommandanten Wirth in der Zeit von Mitte Marz bis 1 August 1942 in mindestens funf Fallen die im Lager Belzec eintreffenden Eisenbahntransporte die jeweils mindestens 150 Personen umfassten am Lagertor in Empfang Er fuhrte die Aufsicht beim Entladen der Transporte und sorgte dafur dass das Zugbegleitpersonal den Lagerbereich nicht betrat und ausserhalb des Lagers in Bereitschaft gehalten wurde um im Falle eines Aufstandes oder eines verzweifelten Ausbruchsversuchs der todgeweihten Menschen die aussere Postenkette verstarken zu konnen Samtliche mit diesen Transporten eingetroffenen Juden wurden in der bereits geschilderten Weise getotet Als im Fruhjahr 1942 zur Erhohung der Vernichtungskapazitat der grosszugige Ausbau des Lagers Belzec in Angriff genommen wurde war es Aufgabe des Angeklagten die erforderlichen Baumaterialien insbesondere fur die Errichtung der grosseren Vergasungsanlage herbeizuschaffen Fur die Erfullung dieser Aufgabe standen ihm Kraftfahrzeuge und die notigen Leute zur Verfugung Er war sich bei seiner Tatigkeit der Tatsache bewusst dass durch die unter seiner Mitwirkung ausgefuhrten Arbeiten die Voraussetzungen fur eine erhebliche Steigerung der Vernichtungszahlen geschaffen werden sollten Am 1 August 1942 bezog Wirth als Inspekteur der drei Vernichtungslager Belzec Treblinka und Sobibor seine neue Dienststelle in Lublin und erreichte dass Oberhauser den er als pflichtbewussten Untergebenen schatzte gleichfalls dorthin versetzt wurde Dort wurde dem Angeklagten vom Stab des SS und Polizeifuhrers Globocnik die Befehlsgewalt uber die in Lublin eingesetzten ukrainischen Wachmannschaften ubertragen die wichtige Objekte zu bewachen hatten Daneben stand er weiterhin Wirth zur Verfugung bei dessen Inspektionsfahrten zu den Vernichtungslagern er als Begleitschutz zu fungieren hatte Belzec Prozess Urteil LG Munchen I vom 21 Januar 1965 110 Ks 3 64 IV Die Aufgaben des Angeklagten in Belzec und Lublin 3 Fur diese Tatigkeiten wurde Oberhauser mit Wirkung vom 20 April 1943 vom SS Hauptscharfuhrer zum SS Untersturmfuhrer und damit in den Offiziersrang befordert Zuvor hatte sich der Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler am 12 Februar 1943 personlich bei einem Besuch der Vernichtungslager im Raum Lublin von der einmaligen Leistung der beteiligten Manner uberzeugt und sich fur deren Beforderung ausgesprochen Nach Abschluss der Aktion Reinhardt wurde Oberhauser mit Globocnik und Wirth in die Operationszone Adriatisches Kustenland versetzt und in der Sonderabteilung Einsatz R zur Partisanenbekampfung und Judendeportation und vernichtung eingesetzt Am 30 Januar 1945 wurde er zum SS Obersturmfuhrer ernannt Oberhauser war Kommandant des KZ Risiera di San Sabba bis zu dessen Auflosung Ende April 1945 Danach setzte er sich mit seiner Einheit nach Osterreich ab wo er im Mai 1945 in Bad Gastein in britische Kriegsgefangenschaft geriet Nach dem Krieg und Verurteilungen BearbeitenNach der Entlassung aus der Gefangenschaft war Oberhauser 1947 48 Wald und Sagewerksarbeiter in Bevensen Am 13 April 1948 wurde er in der Ostzone ergriffen und am 24 September 1948 durch eine nach Befehl 201 der sowjetischen Militarverwaltung gebildete 5 Strafkammer des Landgerichts Magdeburg wegen Verbrechens gegen das Kontrollratsgesetz Nr 10 aufgrund seiner Zugehorigkeit zur SS als einer verbrecherischen Organisation und seiner Beteiligung an der Totung von Euthanasie Opfern in Grafeneck Brandenburg und Bernburg zu einer Zuchthausstrafe von 15 Jahren unter Aberkennung der burgerlichen Ehrenrechte auf zehn Jahre verurteilt Gleichzeitig wurde er nach Direktive 38 Artikel II Ziffer 7 und 8 als Hauptbelasteter eingestuft Nach acht Jahren wurde Oberhauser unter endgultiger Hafterlassung am 28 April 1956 im Rahmen einer Amnestie aus der Haft entlassen Zuruck in seiner Heimatstadt Munchen war Oberhauser als Gelegenheitsarbeiter und als Schankkellner tatig bis er am 21 Januar 1965 vom Landgericht Munchen I im Belzec Prozess zu vier Jahren und sechs Monaten Zuchthaus wegen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in 300 000 Fallen und wegen funf weiterer Verbrechen der Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in je 150 Fallen verurteilt wurde Az 110 Ks 3 64 s Weblink Nachdem er unter Anrechnung der Untersuchungshaft die Halfte seiner Strafe verbusst hatte wurde er 1966 entlassen und arbeitete wieder als Schankkellner in Munchen als solcher erscheint er in einer kurzen Szene in Claude Lanzmanns Film Shoah 4 Wegen der in Italien begangenen Kriegsverbrechen wurde er im April 1976 von einem italienischen Gericht in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt Da die italienische Justiz auf einen wegen fehlender Rechtsgrundlagen aussichtslosen Auslieferungsantrag verzichtete brauchte er diese Strafe nicht anzutreten Oberhauser starb am 22 November 1979 in Munchen Literatur BearbeitenErnst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Ernst Klee Willi Dressen Volker Riess Schone Zeiten Judenmord aus der Sicht der Tater und Gaffer S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 10 039304 X LG Munchen I 21 Januar 1965 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XX bearbeitet von Irene Sagel Grande H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1979 Nr 585 S 627 647 Verfahrensgegenstand Mitwirkung an der Massentotung von Juden im KL Belzec durch Rampendienst sowie durch Beschaffung der fur den Bau der Vernichtungsanlage benotigten Materialien Anders Otte Stensager Josef Kaspar Oberhauser Der Schatten In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer Bd 16 NS Belastete aus Munchen Kugelberg Verlag Gerstetten 2023 ISBN 978 3 945893 24 1 S 298 308 Weblinks Bearbeitenhttp www deathcamps org belzec perpetrators html http www deathcamps org belzec photos html http www deathcamps org belzec belzec de htmlEinzelnachweise Bearbeiten SS Nr Oberhausers auf Dienstaltersliste der SS bei http www dws xip pl Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 30961538 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 5 Mai 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www holocaust history org DVD 2 Szene im Franziskaner Poststuberl in Munchen Der Wirt verweigert das Interview Min 4 31 die Szene ist auch zu sehen im Rohmaterial Outtakes von Shoah digital verfugbar in der Claude Lanzmann Collection des United States Holocaust Memorial MuseumNormdaten Person GND 1082433160 lobid OGND AKS LCCN nr96036358 VIAF 14670868 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oberhauser JosefALTERNATIVNAMEN Oberhauser Josef Kaspar vollstandiger Name Oberhauser Sepp Spitzname KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Mann Mitglied der SS TotenkopfverbandeGEBURTSDATUM 20 September 1915GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 22 November 1979STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Oberhauser SS Mitglied amp oldid 239427734