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Der zweite Tag russ Den vtoroj Den wtoroi ist ein Entwicklungsroman des russischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg der vom Dezember 1932 bis zum Februar 1933 in Paris geschrieben 1934 im Verlag Sowetskaja literatura in einer Auflage von 7000 Exemplaren in Moskau erschien Ilja Ehrenburg1933 war der kritikwurdige Verhaltnisse in der Sowjetunion unverblumt aussprechende Gegenwartsroman im Franzosischen 2e jour de la creation und im Deutschen erschienen Es folgten zum Beispiel 1934 die Ubertragung ins Englische Out of chaos 1936 ins Jiddische טאג דער צווייטער 1957 ins Chinesische 第二天 und 1968 ins Litauische Antroji diena Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Kolja Rshanow und Wolodja Safonow 3 Funfzehn Jahre Revolution 4 Selbstzeugnis 5 Rezeption 6 Weblinks 7 Deutschsprachige Ausgaben 8 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDen Romantitel nimmt Ilja Ehrenburg aus der biblischen Genesis 1 Mit der eingangs des Romans zitierten Feste zwischen den Wassern 2 meint er symbolisch fur den 1 Funfjahrplan den Aufbau und die Inbetriebnahme der ersten Hochofen in der sibirischen Eisenhutte Nowokusnezk am Ufer des Tom um die 400 Kilometer sudsudostlich vom Tomsk gelegen in den Jahren 1931 bis 1932 Eisenerz erhalt die Hutte aus dem Erzaufbereitungswerk Mondy Basch 3 Die Erzgruben am Ufer des Flusses Telbess 4 beliefern das Aufbereitungswerk Die erforderliche Kohle fordern Straflinge im Bergwerk Ossinowka 5 Nach Nowokusnezk waren Ukrainer und Tataren Menschen aus Perm und aus Kaluga Burjaten Tscheremissen Kalmucken Bergarbeiter aus Jusowka Dreher aus Kolomna bartige Strassenpflasterer aus Rjasan Komsomolzen enteignete Kulaken arbeitslose Hauer aus Westfalen oder Schlesien zu Zwangsarbeit verurteilte Schieber vom Sucharewka Schwarzmarkt und Defraudanten Enthusiasten Gauner und sogar Sektenprediger 6 gekommen Kasachen Tschuwaschen Mordwinen und Tungusen arbeiten auf der Baustelle Auslandische Spezialisten wohnen getrennt von den Sowjetburgern bestaunen alles Sibirische die Lause den Frost den Enthusiasmus US Amerikaner klopfen den russischen Ingenieuren gelegentlich auf die Schulter Englander bleiben zumeist unter sich Deutsche erzahlen den Russen vom schonen lausefreien Deutschland Italiener montieren Turbinen und singen Romanzen Am 4 April werden beim ersten Abstich am ersten Hochofen 64 Tonnen Roheisen bester Qualitat gewonnen Kolja Rshanow und Wolodja Safonow BearbeitenAls der 19 jahrige Kolja Rshanow 1931 aus Swerdlowsk kommend in Nowokusnezk anreist sind dort 220 000 Menschen auf dem drei Meter dicken Permafrostboden beschaftigt Koljas Vater hatte zu Lebzeiten in der Eisenhutte Werchne Issetsk gearbeitet Die Mutter hatte die gelegentlichen Besuche der Genossen des Vaters missbilligt weil diese an ihren Schuhen den Dreck in ihre Stube getragen hatten Der Vater war wahrend des Burgerkrieges von den Weissen erschossen worden Die Mutter hatte hernach auch um Koljas Leben gefurchtet Bereits im Juli 1931 wird Kolja Brigadier in der Hochofenabteilung und uberholt in puncto Produktivitat im selben Jahr mit seinen Cowpers Maurern den Rshanow Leuten die fuhrende Brigade Achtzehn Stunden taglich wird ohne Pause gearbeitet Als sich ein Seil hochoben am Montagemast verheddert klettert der breitschultrige Kolja die Lebensgefahr ignorierend hinauf behebt die Havarie und wird von seinen Leuten als Held gefeiert In Gesprachen mit dem Sozialdemokraten Grun aus Elberfeld der in der Hochofenabteilung tatig ist kommt Kolja zu der Erkenntnis mit seinem Fachwissen hapert es Fur seine Leute setzt sich Kolja ein burgt fur den Sohn eines Kulaken als dieser als Saboteur verdachtigt wird Der 1909 geborene Arztsohn Wolodja Safonow aus Tambow studiert 1931 in Tomsk Mathematik Einer seiner Professoren nennt ihn einen Isgoi Das ist ein aus seinem Stand ausgestossener Popensohn ein Furst ohne Besitztum Dieser Lexikoneintrag trifft fur Wolodja lediglich im ubertragenen Sinne zu Dr med Safonow hatte sich wahrend des Burgerkrieges fur einen Patienten eingesetzt war deswegen von den Tambower Machthabern wegen konterrevolutionarer Tatigkeit ins Gefangnis gesteckt worden und an den Folgen der Haft 1920 verstorben Der hofliche und schweigsame Wolodja der den Eigensinn des Vaters offenbar geerbt hatte war 1923 aus der Pionierorganisation ausgetreten Er hatte die Pioniere seines Zirkels fur Feiglinge gehalten Vor dem Studium hatte sich Wolodja zunachst notgedrungen in Tscheljabinsk als Schleifer bewahrt Im Gegensatz zu Kolja ist Wolodja kein Komsomolze Die 19 jahrige Irina Korenewa verliebt sich in Wolodja Der Brillentrager mit dem schwachlichen Korperbau spielt den Gleichgultigen Irina begegnet Kolja der zu einer Parteikonferenz nach Tomsk geschickt wurde Obwohl Irina stark von Kolja beeindruckt ist muss sie immer noch an Wolodja denken Sie geht als Lehrerin nach Nowokusnezk und begegnet dort naturlich Kolja Die widerborstigen Schulkinder machen Irina das Leben schwer Auf einer Exkursion in das Eisenguss und Verarbeitungswerk Gurjewsk findet sie einen Weg auf dem sie die Kinder fur sich einnehmen kann Wieder in Nowokusnezk zuruck freut sie sich gemeinsam mit Kolja uber ihren erzieherischen Durchbruch Das Paar findet zusammen Niemand kann es fortan trennen Auch nicht Wolodja der Irina als Praktikant nach Nowokusnezk gefolgt ist Er redet sich ein er sei gar nicht hinter Irina her Bald muss er erkennen Kolja hat ihm die Frau weggeschnappt Der geachtete junge Schlosser und Werkzeugmacher Tolja Kusmin und Grunja Saizewa die in Nowokusnezk an der Hobelbank arbeitet verlieben sich ineinander Grunja kommt aus dem alten sibirischen Dorf Michailowskoje und ist in Nowokusnezk dem Komsomol beigetreten Tolja der auf der Baustelle hauptsachlich Geld verdienen mochte versteht Grunjas politisches Engagement nicht Die Liebesbeziehung zerbricht an der Differenz Tolja enttauscht und wutentbrannt lernt Wolodja kennen und lasst sich von dem Tomsker Studenten zu einem Sabotageakt anstiften fur den er zu funf Jahren 7 verurteilt wird Wolodja Safonow erhangt sich Funfzehn Jahre Revolution BearbeitenIm 19 der 22 Kapitel ist von funfzehn Jahren Revolution 8 die Rede Also endet die erzahlte Zeit 1932 im Jahr des Beginns der Niederschrift des Werkes in Paris Wie auch andere Epik Ilja Ehrenburgs hat Der zweite Tag eine Formschwache Die Uberzahl aneinandergereihter Nebenepisoden verwirrt Zum Beispiel ahnt der Leser Kolja Rshanow konnte der Protagonist sein Das wird jedoch erst klar als sein Gegenspieler der andere Protagonist Wolodja Safonow mit solchen handelnden Hauptpersonen wie Irina Korenewa Tolja Kusmin Grunja Saizewa Grigori Markowitsch Schor dem der GPU nahestehenden ortlichen Chef Markutow und dem Mathematikprofessor Iwan Eduardowitsch Grim in einem leserverstandlichen ziemlich homogenen Handlungsgerust verankert wird Zuvor dominiert wie gesagt die Inhomogenitat Das Auseinanderhalten einer Flut nebeneinanderstehendenr Einzelschicksale in der ersten Romanhalfte ist nicht jedermanns Sache Trotzdem ist dieser Roman lesenswert Denn Ilja Ehrenburg offeriert im wild rotierenden Text Kaleidoskop Nebengeschichten die auf die Frage antworten Was erduldeten die Menschen in Russland im ersten Drittel des 20 Jahrhunderts Werden die Lobeshymnen auf die Partei und der pathetische Romanschluss zum Beispiel der talentierte junge Erfinder Kolja soll in Tomsk Ingenieurwissenschaft studieren oder auch die reisserische Erfolgsmeldung Nowokusnezk uberholt mit seinen Martinofen Magnitogorsk et cetera uberlesen muss Ilja Ehrenburg kraftvoll farbiges Schreiben bescheinigt werden Dies gilt zum Beispiel fur die Parteifunktionare 9 Schor und Markutow Der 48 jahrige Grigori Markowitsch Schor hatte als Mitglied der Smolensker SDAPR im Gefangnis gesessen und war daraus nach Paris geflohen Schor studierte Bebel Kautsky Lafargue und Plechanow Im Herbst 1917 war er in Turuchansk eilte nach Sankt Petersburg und nahm am Sturm auf den Winterpalast teil Ein paarmal musste Schor von vorn anfangen In Nowokusnezk war fur ihn die Metallurgie neu Auf seinen schweren Herzanfall achtet er nicht Noch auf dem Sterbebett spielt er seine Herzbeschwerden herunter Schor hatte zu Lebzeiten Kolja Rshanow nachdem dieser heil vom Montagemast herabgeklettert war nach dem Motto ausgeschimpft Bewahrte Arbeiter wie Kolja sollten sich nicht leichtfertig in Lebensgefahr begeben Seit dieser Bekanntschaft war Kolja zu Schor hingegangen wenn er mit irgendeiner Sache seine Leute betreffend in eine Sackgasse geraten war Wenn dann Schor auch nicht weiterwusste hatte er Kolja gewohnlich zu Markutow geschickt Letzterer war ein ganz anderes Kaliber als Schor Weil Markutow besonders in den Jahren des Burgerkrieges Feindschaft im Ubermass entgegengeschlagen war witterte der unversohnlich gewordene Mann auch nach funfzehn Jahren Revolution im Zweifelsfall Verrat und veranlasste gewohnlich unnachgiebige Bestrafung Als Findelkind war Markutow im Waisenhaus Omsk aufgewachsen und hatte spater als Partisan gegen Koltschak gekampft Die Weissen hatten ihn beim Verhor unter der Folter die Lunge verletzt Markutow vertraute nachdem er sich an der Enteignung der Kulaken beteiligt hatte nur noch dem ZK seiner Partei Selbstzeugnis Bearbeiten 1932 fuhr ich nach Kusnezk Mich erschutterte die Beharrlichkeit der Menschen die unter schrecklichen Bedingungen die Fabriken bauten 10 Rezeption BearbeitenAlexei Pawlowitsch Seliwanowski 11 schreibt 1934 Ilja Ehrenburg sei kein Schonfarber denn Auf der Baustelle muss auch der Schmutz gezeigt werden der Mull das Halbfertige und auch das Erbe der Vergangenheit in der Psyche des Menschen 12 Schroder 13 schreibt im Herbst 1973 in Leipzig der Roman sei eine wechselvolle und vielschichtige Geschichte leidenschaftlicher Suche nach den Lebensgesetzen des 20 Jahrhunderts nach den neuen Wegen und Aufgaben der Revolution 14 und nennt das Werk einen eilig auf den heissen Spuren des ersten sowjetischen Funfjahrplans geschriebenen Gegenwartsroman 15 Zum Thema Entwicklungsroman merkt Schroder an Als reprasentativ wird die Entwicklung des Proletarierjungen Kolja Rshanow zur neuen sozialistischen Arbeiterintelligenz hervorgehoben Kolja durchschreitet alle Windungen die auf einem solchen Weg auftreten konnen 16 Schroder vergleicht den Roman kurz mit Nikolai Ostrowskis Wie der Stahl gehartet wurde aus dem Jahr 1934 17 Weblinks BearbeitenDer Volltext online bei rulit me russisch online bei royallib com russisch online bei litmir me russisch Eintrag bei fantlab ru russisch Deutschsprachige Ausgaben BearbeitenDer zweite Tag Aus dem Russischen von Ingeborg Schroder S 5 279 in Ilja Ehrenburg Der zweite Tag Ohne Atempause Romane Mit einem Nachwort von Ralf Schroder Verlag Volk und Welt Berlin 1974 1 Aufl verwendete Ausgabe Einzelnachweise Bearbeiten Der zweite Tag in den Erzahlungen von der Schopfung der Welt 1 Mose 1 6 8 EU Verwendete Ausgabe S 7 1 Z v o siehe dazu auch Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 516 9 Z v u Verwendete Ausgabe S 259 11 Z v o russ Mundybash posyolok gorodskogo tipa Mundybasch posjolok gorodskowo tipa Verwendete Ausgabe S 259 9 Z v o russ Telbes pritok Mundybasha Telbes pritok Mundybascha Verwendete Ausgabe S 39 6 Z v u russ Osinovka Kemerovskij rajon Ossinowka Kemerowski rajon Verwendete Ausgabe S 9 7 Z v u Verwendete Ausgabe S 228 18 Z v o Verwendete Ausgabe S 240 14 Z v o Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 519 17 Z v o Ilja Ehrenburg anno 1958 in seiner Autobiographie zitiert bei Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 521 14 Z v o russ Selivanovskij Aleksej Pavlovich 1900 1938 Seliwanowski zitiert bei Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 520 7 Z v u Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 499 528 Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 499 6 Z v u Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 500 1 Z v o Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 519 3 Z v o Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 520Normdaten Werk VIAF 308563006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der zweite Tag amp oldid 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