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Das Blaue Heft war eine Kulturzeitschrift die von 1919 bis 1921 noch Freie deutsche Buhne hiess Sie etablierte sich ab 1921 unter dem neuen Namen Nach einer kurzen Erscheinungspause mit Besitzerwechsel kam die Zeitschrift kurz vor Hitlers Reichskanzlerschaft wieder auf den Markt wurde von den Nationalsozialisten verboten und nahm die Rolle einer Exilzeitschrift an Das Blaue HeftBeschreibung deutsche KulturzeitschriftFachgebiet Theater Kunst Politik WirtschaftSprache DeutschVerlag Oesterheld amp Co Verlag Berlin bis 3 Jg Verlag Die Weltbuhne 4 Jg H 1 7 Verlag Das Blaue Heft Berlin bis 11 Jg Bergis Verlag Wien u a bis 13 Jg Deutschland Hauptsitz Berlin ab 1932 wechselnd Erstausgabe u d T Freie deutsche Buhne 31 August 1919Einstellung 1 Januar 1934Grunder Max EpsteinErscheinungsweise anfangs wochentlich dann monatlich schliesslich halbmonatlichVerkaufte Auflage 6 000 Exemplare Lieselotte Maas Handbuch der deutschen Exilpresse 1933 1945 Chefredakteur Max Epstein als Freie deutsche Buhne zusammen mit Emil Lind ab 12 Jg wechselndHerausgeber Max Epstein als Freie deutsche Buhne zusammen mit Emil Lind ab 12 Jg Walter Maria UllmannZDB 012925519 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Freie deutsche Buhne 1 2 Epsteins Blaues Heft 1 3 Ullmanns Blaues Heft 2 Inhalt 2 1 Freie deutsche Buhne 2 2 Epsteins Blaues Heft 2 3 Ullmanns Blaues Heft 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFreie deutsche Buhne Bearbeiten Max Epstein grundete 1919 eine wochentliche immer samstags erscheinende Theaterzeitschrift im blauen verstarkten Umschlag mit schwarzem Titel und Inhalts Aufdruck und DIN A 5 Format auch mit Achtelbogen bzw 8 angegeben namens Freie deutsche Buhne Er konnte Emil Lind dazugewinnen und beide fuhrten die Zeitschrift zwei Spielzeiten lang das heisst der erste Jahrgang setzte am 31 August 1919 ein und endete mit Heft 52 am 22 August 1920 entsprechend erstreckte sich der zweite Jahrgang vom 29 August 1920 bis zum 18 September 1921 Danach schied Lind aus Auch der Verlag Freie deutsche Buhne wurde aufgegeben 1 Epsteins Blaues Heft Bearbeiten Epstein benannte nach Linds Ausstieg das Heft aufgrund seiner optischen Aufmachung in Das Blaue Heft um Die erste Ausgabe unter dem neuen Titel erschien am 1 Oktober 1921 im Oesterheld amp Co Verlag Berlin Das Einzelheft kostete 2 Mark Papiermark der vierteljahrliche Bezug 22 Mark und der jahrliche 75 Mark Eine Erhohung auf 2 50 Mark fur das Einzelheft und 25 bzw 100 Mark fur den langeren Bezug fand noch innerhalb des Jahrgangs statt Abonnementsbestellungen konnten durch alle Buchhandlungen Postanstalten oder direkt beim Verlag vorgenommen werden Der Umfang der im 3 Jahrgang noch wochentlich erscheinenden Hefte variierte zwischen 24 28 und 32 Seiten die jahrgangsweise durchgezahlt wurden also nicht in jedem Heft mit Seite 1 neu begannen Der 4 und der 5 Jahrgang weisen nur noch Monatshefte aus deren Umfang leicht uber dem der wochentlichen Ausgaben liegt Die ersten sieben Hefte des 4 Jahrgangs 1922 23 erschienen im Verlag Die Weltbuhne ehe mit dem Verlag Das Blaue Heft in der Berliner Friedrichstrasse ein eigener Vertrieb eingerichtet war Die galoppierende Inflation des Jahres 1923 liess auch den Heftpreis weit nach oben schnellen Im 6 Jahrgang wurden die Jahrgangszahlung und die Erscheinungsweise der jetzt 50 Pfennig Reichspfennig kostenden Hefte umgestellt Heft 1 erschien am 1 Oktober 1924 das letzte Heft war eine Doppelnummer 23 24 die im September 1925 den Jahrgang abschloss Der folgende Jahrgang galt nur fur den Rest des Jahres 1925 und besteht demzufolge lediglich aus sechs Heften Von nun an waren die Jahrgange nicht mehr jahresubergreifend sondern dem Kalenderjahr angepasst und es gab am 1 und 15 eines jeden Monats eine neue Ausgabe Der Einzelpreis hatte sich mit 1 Mark und der Vierteljahrespreis mit 5 Mark stabilisiert Die Seitenzahl die nach wie vor von Heft zu Heft fortgeschrieben wurde lag bei 32 bis 40 Der Geschaftssitz wurde 1928 in die Genthiner Strasse verlegt Der 11 Jahrgang 1929 brach nach Heft 5 vom 2 Marz 1929 ab 2 Ullmanns Blaues Heft Bearbeiten nbsp Das Blaue Heft 1 Juni 1933Im Sommer 1932 kaufte Walter Maria Ullmann das brachliegende Blatt auf und verleibte es seinem ebenfalls aufgekauften Bergis Verlag ein 3 Der Verlagssitz befand sich in Wien Da der Druck ab Heft 13 12 1932 33 in Paris erfolgte taucht von da an auch Paris als Ortsangabe auf Zeitweilig wurden auch zusatzlich Stuttgart und Basel angegeben von wo Mitarbeiter uber Theaterinszenierungen berichteten Das halbmonatliche Veroffentlichungsintervall jeweils am 1 und 15 wurde beibehalten ebenso wie die heftubergreifende Paginierung Der Jahrgang wurde wieder auf die Saison umgestellt Der Heftumfang betrug 32 Seiten der Kaufpreis lag bei 60 Pfennig Dass die Nationalsozialisten die Zeitschrift die die Intention des Grunders fortsetzte Anfang April 1933 verboten war unausweichlich 4 Ullmann fand in dem Intellektuellen Renaud de Jouvenel einen Finanzier und konnte ab Herbst 1933 eine franzosischsprachige Parallelausgabe Le Cahier bleu mit abweichenden Inhalten 5 herausgeben 3 Inhalt BearbeitenFreie deutsche Buhne Bearbeiten Lind war es der die programmatische Richtung vorgab die unter dem Eindruck des gerade beendeten Ersten Weltkrieges mit seinen Materialschlachten stand Im Vorwort des ersten Heftes heisst es Dieser Krieg war die Probe auf das Exempel Technik War Armmuskel gegen Geist Hirn gegen Seele war eine Sintflut aus der sich Reste der Kultur retteten Diese Reste sind der Boden fur das neue Wachstum Ein Eckpfeiler der Kultur ist die Kunst also muss Kunstgefuhl gepredigt werden als Mittel gegen eine neue Gefahr Wie wir Sklaven der Technik wurden weil wir vergassen dass alles Werk nur dazu da sei den Menschen und nicht sich uber den Menschen zu erheben so droht jetzt die Sklaverei der Politik Es kann nicht genug Kleinarbeit geleistet werden Die Wochenschrift ist fur die im Erwerb Verketteten Vorschule und Anreiz zu Wissenschaft und Kunst In diesem Sinne soll in dieser Wochenschrift gehandelt werden Die Kunst im weitesten Sinne sei ihr Reich das Theater die grosste Provinz darin 6 Der Hauptteil der Theaterkritiken wurde von Arthur Eloesser bestritten der zunehmend aber so verstand sich die Zeitschrift auch zum Essayisten avancierte 7 Epsteins Blaues Heft Bearbeiten Mit der Umbenennung ging eine inhaltliche Neuausrichtung einher die eigentlich schon in der Freien deutschen Buhne angelegt war aber eben nicht durch den Titel ausgedruckt wurde Das Blaue Heft widmete sich den Bereichen Wirtschaft Politik und Kultur Diese Themenfelder tauchten jedoch erst spater im Titelzusatz Untertitel auf zunachst rutschte der bisherige Haupttitel in den Untertitel Neben Eloesser der im Herbst 1924 aufgrund einer abgelehnten Gehaltserhohung zur Weltbuhne wechselte 7 schrieben unter anderem Kurt Pinthus theater und filmbezogene Artikel und Egon Friedell kulturphilosophische und literaturwissenschaftliche Artikel wahrend sich Roland Schacht auf Kunstbetrachtungen und Filmtheorie verlegte und brisante Meinungen unter dem Pseudonym Balthasar vorbrachte Letzterer ubernahm im Fruhjahr 1924 fur ein Heft in Vertretung von Epstein die redaktionelle Verantwortung Ausser den Originalbeitragen wurden auch Werkauszuge abgedruckt Der hohe Politisierungsgrad der Publikation kam am 22 Oktober 1921 im vierten Jahrgangsheft zum Ausdruck als ein Aufruf an die Kunstlergemeinschaft erfolgte Veranstaltungen zu initiieren oder Kunstwerke zu spenden und die Erlose den zwanzig Millionen Hungernden in Russland zugutekommen zu lassen Es unterzeichneten viele Kunstler darunter Kathe Kollwitz George Grosz Tilla Durieux Paul Zech Martin Buber Lu Marten Erwin Piscator Wieland Herzfelde Maximilian Harden Heinrich Vogeler Hans Baluschek und Alfons Paquet 8 Es gab reine Wirtschaftsartikel ebenso wie Verknupfungen dieses Bereiches mit der Kunst Beispielsweise untersuchte Epstein einen Monat spater ausfuhrlich Die Preise der Theaterkarten 9 Ullmanns Blaues Heft Bearbeiten Ullmanns Neuanfang am 1 August 1932 brachte auf Seite 3 einen Auszug aus Heinrich Manns Das offentliche Leben unter dem Titel Der nachste Krieg und bezog damit sofort gesellschaftspolitisch Position 10 Der handfesten Warnung vor drohendem Zivilisationsverlust stand allerdings ein obskurer Artikel des Prasidenten des Wiener Parapsychologischen Instituts gegenuber der unter der Uberschrift Hat der Okkultismus Kulturwert die Auffassung vertrat dass das Paranormale uber der Physik und der Psychologie stehe da es komplexer sei 11 Fur eine als links einzustufende Publikation ist bemerkenswert dass die Machtubernahme Hitlers nicht als der epochale Einschnitt verstanden wurde den man aus heutiger Sicht von den Autoren erwarten wurde Ein Grund dafur ist die politisch turbulente Phase am Ende der Weimarer Republik an die man sich gewissermassen gewohnt hatte Des Weiteren war Das Blaue Heft kein aus Protest oder Verfolgungsnot geborenes Sprachrohr sondern ein etabliertes Periodikum 3 Der 31 Januar 1933 wurde nicht thematisiert und noch am 1 Marz verwendete Rudolf Leonhard die Formulierung die Nationalsozialisten in der gegenwartigen Regierung als sei dies eine Selbstverstandlichkeit 12 Buchrezensionen und Auffuhrungskritiken wurden auch lange nach dem Datum der Machtubergabe in der gewohnten Form gedruckt ohne auf die Gefahrdung der Kunstler einzugehen Bis zur ersten Mai Ausgabe dauerte der Prozess des Begreifens welche Auswirkungen die staatstragende Ideologie haben wurde Von diesem Zeitpunkt an war Das Blaue Heft erklartermassen das Informationsforum fur Emigranten insbesondere der Markt der Meinungen fur die aus Deutschland gefluchteten Schriftsteller Zu den Mitarbeitern gehorten unter anderem Julius Barasch Max Barth Gunter Dallmann Alfred Kantorowicz Egon Erwin Kisch Rudolf Leonhard Hans Adalbert von Maltzahn und Maximilian Scheer 3 Das Blaue Heft war eher zufallig zur ersten Exilzeitschrift geworden und in ihr liessen die Beitrager ihren Emotionen freien Lauf beschuldigten mal die KPD versagt zu haben mal die SPD hier wurden die Intellektuellen bedauert dort ihnen eine Mitschuld zugewiesen mal wurde leidenschaftlich die Ruckeroberung der Heimat als Ziel ausgegeben das andere Mal die Assimilierung an die neue Lebensumwelt Herausgeber Ullmann griff nicht ein gab keine redaktionelle Linie vor pragte keine geschlossene Haltung Die grosse Offenheit hatte ihren Vorteil denn Das Blaue Heft lief der Neuen Weltbuhne wegen ihrer sektiererischen Enge bald den Rang ab Im Herbst 1933 deutete sich dann doch eine gemeinsame Richtung an Die Aufsatze appellierten im Tenor an den Zusammenhalt aller Antifaschisten und beschworen eine konstruktive Gegenwehr Mit Ullmanns Flucht aus Paris vor einer polizeilichen Untersuchung seiner Finanztransaktionen Anfang 1934 war das vollig unerwartete Aus fur Das Blaue Heft besiegelt aber angesichts des mittlerweile breiten Spektrums der Exilpresse war der Verlust zu verschmerzen 3 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Dietzel Hans Otto Hugel Deutsche literarische Zeitschriften 1880 1945 Ein Repertorium Hrsg Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar Band 2 765 1646 Deutsch osterr Literaturanzeiger Kriegszeitung K G Saur Verlag Munchen New York London Paris 1988 ISBN 3 598 10647 5 1031 Angaben aus den Heften a b c d e Lieselotte Maas Handbuch der deutschen Exilpresse 1933 1945 Hrsg Eberhard Lammert Band 4 Die Zeitungen des deutschen Exils in Europa von 1933 bis 1939 in Einzeldarstellungen Carl Hanser Verlag Munchen Wien 1990 ISBN 3 446 13260 0 Das Blaue Heft S 46 50 Rita Bake Wie wird es weitergehen Zeitungsartikel und Notizen aus den Jahren 1933 und 1934 gesammelt und aufgeschrieben von Elisabeth Flugge Landeszentrale fur politische Bildung Hamburg 2001 ISBN 3 929728 58 3 Aussenpolitik Sicht anderer Staaten auf Deutschland S 66 hamburg de PDF 1 7 MB abgerufen am 21 September 2018 Lieselotte Maas Handbuch der deutschen Exilpresse 1933 1945 Hrsg Eberhard Lammert Sonderveroffentlichungen der Deutschen Bibliothek Band 1 Bibliographie A K Carl Hanser Verlag Munchen Wien 1976 ISBN 3 446 12059 9 Das Blaue Heft S 121 f Emil Lind Vorwort In Die deutsche Buhne 1 1919 20 H 1 S 1 2 a b Andreas Terwey Arthur Eloesser 1870 1928 Kritik als Lebensform PDF 724 kB In kobv de 18 Januar 2016 S 122 f abgerufen am 21 September 2018 An alle Kunstler und Intellektuelle In Das Blaue Heft 3 1921 22 H 4 S 114 Max Epstein Die Preise der Theaterkarten In Das Blaue Heft 3 1921 22 H 8 S 220 224 Heinrich Mann Der nachste Krieg In Das Blaue Heft 12 1932 33 H 1 S 3 Karl Camillo Schneider Hat der Okkultismus Kulturwert In Das Blaue Heft 12 1932 33 H 1 S 25 28 Rudolf Leonhard Fortschritt und kein Ende In Das Blaue Heft 12 1932 33 H 15 S 451 455 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Blaue Heft amp oldid 220910230