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Johannes Crato von Krafftheim eigentlich Johann es Krafft auch Crato von Crafftheim lateinisch Johannes Cratonis 20 oder 22 November 1519 in Breslau Furstentum Breslau 19 Oktober 1585 ebenda war ein deutscher Humanist und Arzt 1 Johann Crato von Krafftheim Kupferstich aus dem 16 Jh von Theodor de Bry Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Studium und Aufenthalt in Wittenberg 3 Studium der Medizin und Aufenthalt in Italien 4 Arztliche Tatigkeit und weiteres Leben 5 Erste schriftlich bekannte Leichensektion 6 Schriften 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenCrato von Krafftheim wurde als Johann Krafft geboren Er war der Sohn des Handwerkers und Ratsherrn Christoph Krafft und Schuler der Breslauer Gymnasien St Elisabeth und Maria Magdalena Wegen seiner hervorragenden schulischen Leistungen erhielt er vom Breslauer Rat ein Stipendium von jahrlich 20 Gulden und Zuwendungen von Breslauer Patrizierfamilien die es ihm ermoglichten ein Studium aufzunehmen Studium und Aufenthalt in Wittenberg BearbeitenAb 1535 studierte Crato an der Universitat Wittenberg Theologie und wohnte sechs Jahre im Haushalt von Martin Luther Dort lernte er Philipp Melanchthon kennen unter dessen Einfluss er sich eingehend mit den Klassischen Sprachen befasste Nachdem 1538 sein Gonner Johannes Metzler verstorben war vermittelte Melanchthon ihn an Ambrosius Moibanus 1542 beendete er das Studium der Artes liberalis mit dem Magisterabschluss Wahrend seiner Wittenberger Zeit fuhrte er ein Tagebuch das J Aurifaber fur die von ihm 1566 herausgegebenen Tischreden und Colloquia D M Luthers verwertet hat und durch die Crato bis heute bekannt geblieben ist Auf Luthers Ratschlag der ihm von der theologischen Laufbahn abriet begann er 1543 an der Universitat Leipzig 2 Medizin zu studieren 1544 nahm er vorubergehend die Stelle eines Hofmeisters bei einem Grafen von Wertheim in Leipzig an In dieser Zeit freundete er sich mit Joachim Camerarius dem Jungeren an Studium der Medizin und Aufenthalt in Italien BearbeitenMit Unterstutzung des Breslauer Rates und Empfehlungen von Philipp Melanchthon und Joachim Camerarius studierte Crato ab 1546 Medizin an der Universitat Padua Er wurde Schuler des beruhmten Medizinprofessors Johannes Baptista Montanus der Cratos erste Schriften entscheidend beeinflusste Crato schloss das Studium mit dem medizinischen Doktorat ab unternahm anschliessend mit seinen Freunden Johann Baptist Hainzel und Paul Hainzel eine Reise durch Italien und praktizierte danach kurze Zeit in Verona Arztliche Tatigkeit und weiteres Leben Bearbeiten1550 kehrte Crato in seine Heimatstadt Breslau zuruck und wurde dort zum zweiten Stadtphysicus ernannt Im selben Jahr heiratete er Maria Scharff von Werth 3 Juni 1585 die Tochter des Breslauer Stadtschreibers Johannes Scharff von Werth und grundete eine Familie Das Elternpaar bekam einen Sohn und zwei Tochter 1553 besuchte ihn Hubert Languet Grosse Verdienste erwarb sich Crato wahrend der Pestepidemie von 1554 nachdem schon 1553 eine Pestordnung von ihm verfasst worden war Als einer der ersten hatte er den ansteckenden Charakter die Kontagiositat der Pest erkannt 2 Fur seine aufopferungsvolle Tatigkeit gewahrte ihm der Rat der Stadt Breslau ein jahrliches Gehalt von 100 Talern Stadtdiener und arme Schuler musste er umsonst behandeln Um 1560 verlobte sich seine Schwester mit dem Leipziger Professor der Jurisprudenz Kaspar Jungermann 1531 1606 Vater von Ludwig Jungermann Obwohl Cratos Ruf sich bald uber ganz Deutschland verbreitete enthob ihn 1561 der damals amtierende Ratsherr Hans Morenberger seiner Tatigkeit als Armenarzt da er verdachtigt wurde Calvinist zu sein Schon vorher hatte seine Konversion vom katholischen zum protestantischen Glauben Aufmerksamkeit erregt 1560 wurde er an den Wiener Kaiserhof gerufen und zum Leibarzt des Kaisers Ferdinand I ernannt Mit zunehmender Krankheit des Kaisers ubersiedelte er 1563 nach Wien kehrte aber nachdem der Kaiser 1564 gestorben war zu seiner Familie nach Breslau zuruck Schon ein Jahr spater wurde er zum ersten Leibarzt des Kaisers Maximilian II ernannt dem er 11 Jahre lang diente 1567 wurde Crato von Kaiser Maximilian II der ihn grosszugig entlohnte und mit Ehren uberhaufte in den Adelsstand erhoben und ein Jahr spater zum kaiserlichen Pfalzgrafen ernannt In seiner Tatigkeit als Pfalzgraf verlieh er Wappenbriefe an Johann Woyssel datiert Wien 1 Mai 1569 Martin Weinrich 1583 Professor am Elisabeth Gymnasium in Breslau Lorenz Scholz von Rosenau 1585Crato bekannte sich zum Calvinismus 3 Da er in hohem Mass das Vertrauen des Kaisers besass konnte er seinen Einfluss auf den Kaiser zugunsten der Calvinisten nutzen Darum gelang es den Hofjesuiten nicht Maximilian II fur die Bekampfung des Protestantismus zu gewinnen Als Vertreter der milderen melanchthonisch calvinischen Richtung bekampfte Crato die Anhanger des Matthias Flacius Als Folge der am Hof herrschenden Intrigen musste Crato der ein uberzeugter Vertreter der Schulmedizin war erleben dass eine Ulmer Kurpfuscherin an das Bett des sterbenden Kaisers gerufen wurde Nach dessen Tod 1576 wurde er wie alle Protestanten aus dem Prager Hofdienst entlassen und kehrte nach Breslau zuruck Bereits 1577 sah sich der Hof genotigt Crato als Leibarzt zu dem erkrankten Kaiser Rudolf II zu rufen Obwohl selber krank ubersiedelte er 1578 nochmals an den Prag Hof um jederzeit in der Nahe des Kaisers zu sein Schon bald hatte er unter dem wachsenden Einfluss der Jesuiten zu leiden und er bemuhte sich um die Entlassung aus dem Hofdienst Im Herbst 1581 wurde seinem Antrag stattgegeben Er zog sich auf sein Gut Ruckers in der Grafschaft Glatz zuruck das er 1567 erworben hatte und grundete dort eine reformierte Gemeinde mit Kirche und Prediger Er beabsichtigte den Rest seines Lebens auf dem Gut zu verbringen und liess seine Bibliothek aus Prag dorthin schaffen Er hielt auch mit denen gelehrtesten Leuten zu seiner Zeit gute Freundschaft als mit dem Joachimo Camerario Conrado Gesnero Theod Zwingero Zach Virsino Henrico Stephano Joanne Sambuco Paulo und Aldo Manutio II Petro Victorio und anderen Da er weiter am regen wissenschaftlichen Leben Teil haben wollte kehrte er 1583 nach Breslau zuruck und uberliess das Gut seinem Sohn Sein Nachbar in Breslau war Andreas Dudith Trotz Alter und Krankheit wirkte er in Breslau weiterhin als Pestarzt fur die Allgemeinheit musste jedoch erleben dass seine eigene Frau an der Seuche starb Er selbst folgte ihr am 19 Oktober 1585 Das Gut Ruckers erbte sein Sohn Johann Baptist von Krafftheim Er war mit Anna von Heugel verheiratet auf die das Gut uberging nachdem sie Witwe geworden war Erste schriftlich bekannte Leichensektion BearbeitenDie erste schriftlich belegte Sektion wurde von Crato von Krafftheim und dem Hofwundarzt Petrus Suma am 13 Oktober 1576 in Regensburg an der Leiche des Kaisers Maximilian II durchgefuhrt 4 Das Sektionsprotokoll wurde vom Regensburger Arzt Fabricius unterzeichnet und vom Notar Linda beglaubigt Die Eingeweide des Kaisers wurden in einen vergoldeten Kupferkessel gelegt der an der Evangelienseite des Hochaltares im Regensburger Dom beigesetzt wurde Heute noch bezeichnet ein Gedenkstein mit der Kaiserkrone dem Monogramm Maximilians und der Jahreszahl 1576 diese Stelle Das Herz des Kaisers wurde in einem kostbaren Kastchen wieder zum Leib in den Sarg gelegt Ob es sich um eine Sektion im wissenschaftlich anatomischen Sinn gehandelt hat kann angezweifelt werden Sie diente vornehmlich der Vorbereitung der Leiche fur den frommen Brauch einen Teil des Korpers an dem Ort zuruckzulassen zu dem man in besonderer Beziehung stand Schriften BearbeitenIdea doctrinae Hippocraticae 1554 Methodus therapeutica ex Galeni et J B Montani sententia Basel 1555 Ordnung oder Praservation zur Zeit der Pest Breslau 1555 Isagoge medicinae Venedig 1560 Perioche methodica in libros Galeni Basel 1563 De morbo gallico commentarius Frankfurt 1564 Mikrotechne seu parva ars medicinalis Ordnung der Praeservation Wie man sich zur zeit der Jnfection vorwahren Auch Bericht wie die rechte Pestilentz erkandt vnd curirt werden sol Jetzo aber alles mit fleiss auffs new vbersehen vnd corrigiert Franckfurt am Mayn Feyerabend 1585 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Commentarii de vera praecavandi et curandi febrem pestilentem contagiosam ratione ubersetzt von Martin Weinreich Consilia et Epistolae medicinales 1591 1592 1593 u a Ioannis Cratonis A Krafftheim Epistola Ad Ioannem Sambvcvm Med Doct Consiliarivm Et Historicvm Caesarevm De Morte Imperatoris Maximiliani Secvndi Nvnc Primvm Edidit Christ Godofred Grvner Litteris Mavkii lenae 1781 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek DusseldorfLiteratur BearbeitenGerhard Eis Crato von Crafftheim Johannes In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 402 f Digitalisat Adolf Schimmelpfennig Crato von Crafftheim Johannes In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 567 569 K A Siegel Johann Crato von Krafftheim In Schlesische Lebensbilder Band IV 1931 S 124 133 Johann Franz Alber Gillet Crato von Crafftheim und seine Freunde Frankfurt 1860 archive org August Wilhelm Henschel Crato von Kraftheim s Leben und arztliches Wirken Breslau 1853 Heinz Scheible Melanchthons Briefwechsel Personen Manfred P Fleischer Spathumanismus in Schlesien Ausgewahlte Aufsatze Delp German literature 1984 ISBN 3 7689 0207 2 Paul Dziallas Crato von Krafftheim und Johann von Jessen In Eberhard Gunter Schulz Leistung und Schicksal Abhandlungen und Berichte uber die Deutschen im Osten Bohlau 1967 S 147 Harald Zimmermann Cratos Leichenrede auf Kaiser Maximillian II In HMW Jahrbuch 1958 S 70 76 hrsg Heilmittelwerke Wien Ralf Broer Friedenspolitik durch Verketzerung Johannes Crato 1519 1585 und die Denunziation der Paracelsisten als Arianer In Medizinhistorisches Journal 37 2002 S 139 182 Werner E Gerabek Crato von Krafftheim eigtl Krafft Johannes In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 277 Weblinks BearbeitenDruckschriften von und uber Johann Crato von Krafftheim im VD 17 Crato Von Krafftheim Joannes In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 6 Leipzig 1733 Sp 1547 f Epitaph in der Sankt Elisabeth Kirche nordliches Seitenschiff amp 2 Pfeiler von Osten bildindex deEinzelnachweise Bearbeiten Gerhard Eis Crato von Crafftheim Johannes In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 402 f Digitalisat a b Werner E Gerabek Crato von Krafftheim 2005 S 277 Christian Erdmann Schott Schlesien I Kirchengeschichte In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 30 S 189 198 hier S 190 Anton Meyer Hrsg Blatter des Vereins fur Landeskunde von Niederosterreich und Wien Wien 1877 S 317 Textarchiv Internet ArchiveNormdaten Person GND 119440067 lobid OGND AKS LCCN n87884712 VIAF 47571630 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Crato von Krafftheim JohannALTERNATIVNAMEN Krafft Johannes Cratonius JohannisKURZBESCHREIBUNG deutscher Humanist und ArztGEBURTSDATUM 22 November 1519GEBURTSORT Breslau Furstentum BreslauSTERBEDATUM 19 Oktober 1585STERBEORT Breslau Furstentum Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Crato von Krafftheim amp oldid 233289051