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Die Charakene auch Mesene am Persischen Golf gelegen war ein kleiner Vasallenstaat in Sudmesopotamien innerhalb des Partherreiches dessen Hauptstadt Charax Spasinu ein wichtiger Handelsplatz auf dem Weg von Indien ins Zweistromland und auch auf der Seidenstrasse war Das Reich entstand um 130 v Chr und ging mit der Eroberung der Region durch die Sassaniden um 224 n Chr unter Lage Charakenes um 51 v Chr Das Partherreich der Arsakiden war eine Art Feudalstaat der sich aus verschiedenen mehr oder weniger unabhangigen Vasallenstaaten zusammensetzte die dem parthischen Herrscher als Unterkonige dienten Die Geschichte dieser Vasallenstaaten ist oftmals nur bruchstuckhaft uberliefert Ihr Einfluss und Zusammenspiel ist wenig erforscht Die Charakene ist eines dieser Kleinkonigreiche und gehort neben Hatra und Armenien zu den etwas besser erforschten da sie eine eigene Munzpragung hatte und damit zumindest die Namen der Herrscher bekannt sind 1 Trotzdem ist nur wenig uberliefert und aus antiken Quellen fassbar was den schlechten Forschungsstand zum Partherreich im Allgemeinen widerspiegelt Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Die Namen 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Grundung 2 3 Erstes vorchristliches Jahrhundert 2 4 Erstes und zweites Jahrhundert n Chr 2 5 Status der Charakene 3 Wirtschaft und Handel 4 Kultur 5 Quellen 5 1 Munzen 6 Erforschung 7 Die Herrscher der Charakene 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDie Charakene wird von verschiedenen antiken Autoren meist Geographen beschrieben 2 die sie meist Arabien zuordnen 3 Es handelt sich um die Region im Suden Babyloniens im heutigen Irak Iran und Kuwait Als Grenzen werden im Westen die arabische Wuste im Norden die chaldaischen Sumpfe und im Suden der Persische Golf genannt Im Osten grenzt die Charakene an die Elymais wobei Plinius 4 sie sogar als Teil der Elymais bezeichnet Die Hauptstadt der Charakene hiess Charax Spasinu und lag am Schatt al Arab circa 50 km nordlich des heutigen Basra Die Stadt war ein bedeutendes Handelszentrum zwischen Mesopotamien und Indien Sie war in der Antike fur ihre umfangreichen Dammanlagen bekannt die ja auch namengebend waren Charax Spasinu heisst Palisade des Hyspaosines 5 Die Stadt konnte bei einem Survey lokalisiert werden und hatte beachtliche Ausmasse ca 2 8 1 3 km Mauern aus Erde stehen heute noch bis zu 4 6 m hoch an Es sind noch Bastionen zu erkennen 6 Weitere Hafenorte waren Forat Teredon und Apologos Forat umfasste etwa 1 8 1 3 km und war damit auch eine ansehnliche Stadt Sie lag etwas sudlich von Charax Spasinu An der Nordgrenze des Reiches befand sich die Stadt Apameia bei der es sich um eine Grundung von Seleukos I handelt die nach seiner Gemahlin benannt wurde Plinius nennt fur die Charakene noch die Orte Barbatia und Dumatha die aber nur bei ihm bezeugt sind und von denen nichts weiter bekannt ist 7 Der ganze Suden Babyloniens bildet ein Alluvialland das durch die Ablagerungen des Euphrat und Tigris entstand Durch die Sedimentablagerungen der Flusse die sich hier vereinigten schob sich die Kuste im Laufe der Zeit immer weiter ins Meer und schon in nachchristlicher Zeit lag Charax Spasinu nicht mehr nahe an der Kuste sondern in einiger Entfernung davon so dass sich das am Meer liegende und neu gegrundete Forat zu einer weiteren wichtigen Hafenstadt entwickelte Zwei weitere Flusse kamen von Osten und verbanden die Charakene mit der Elymais Es handelt sich um den Karche antik Eulaios und die Karun Zum Herrschaftsgebiet der Herrscher der Charakene gehorten auch die Omani ein fast nur aus antiken Quellen bekanntes arabisches Volk das im Gebiet zwischen der Charakene und dem Nabataischen Reich gelebt haben muss Verschiedene Inseln im Persischen Golf darunter vor allem Bahrain gehorten auch zum Herrschaftsbereich der Charakene Hier fanden sich zahlreiche charakenische Munzen eine Bauinschrift des Konigs Hyspaosines und hierher wurde der palmyrische Kaufmann Yarhai von Konig Meredates als Satrap eingesetzt Bahrain war eine wichtige Zwischenstation auf dem Seeweg nach Indien Die Charakene war in der Antike fur ihre truben Winter und extrem heissen und schwulen Sommermonate bekannt 8 Niederschlag war selten doch waren die Flusse wasserreich Sie bewirkten oftmals vernichtende Uberschwemmungen machten das Land aber auch sehr fruchtbar Die Namen Bearbeiten Die Bezeichnungen Mesene auch Messene aramaisch Mayshan und Charakene werden schon in der Antike fast gleichbedeutend nebeneinander benutzt Charakene leitet sich von dem Namen der Hauptstadt Charax Spasinu ab und bezeichnete ursprunglich vielleicht nur die Gegend um die eigentliche Stadt wurde aber im Laufe der Zeit auch fur das ganze Konigreich verwendet Der Ursprung der Bezeichnung Mesene ist dagegen unsicher Vielleicht ist das Wort akkadisch 9 Es handelt sich zunachst wahrscheinlich um die Bezeichnung der Landschaft des sudlichen Babyloniens 10 In der nachparthischen Zeit hielt sich die Bezeichnung Mesene im Aramaischen u a im Babylonischen Talmud als mysn myswn Baba Kamma 97b Baba Bathra 73a Shabbat 101a 11 oder in einer Zauberschale aus Nippur 12 welches sich im Arabischen als maysan 13 oder armenisch meschun hielt wahrend der Begriff Charakene verschwand 14 Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Alexander der Grosse grundete im Suden Babyloniens am Zusammenfluss von Euphrat und Karche eine Stadt mit dem Namen Alexandria die meist als Alexandria am Tigris bezeichnet wird Als Einwohner wurden makedonische Soldaten und Leute der nahegelegenen Stadt Durine angesiedelt Alexandria am Tigris entwickelte sich schnell zu einem bedeutenden Handelszentrum Hier gab es wahrscheinlich einen Flottenstutzpunkt des Seleukidenreiches Im Seleukidenreich bildete ganz Babylonien eine eigene Satrapie Antiochos III unterteilte sie und kreierte mit der Teilung im Suden die Satrapie des Erythraischen Meeres zu der wahrscheinlich auch die Insel Failaka gehorte Hauptstadt wurde Alexandria am Tigris wobei die Stadt unter Antiochos IV von einer Flut vernichtet und wieder aufgebaut wurde Sie erhielt nach ihrem neuen Erbauer den Namen Antiochia Seit der Mitte des 3 Jahrhunderts v Chr fielen immer mehr Provinzen Parthien Baktrien vom Seleukidenreich das sich von Indien bis zum Mittelmeer erstreckte ab In der Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr befand sich das Reich schliesslich in einer Phase der staatlichen Auflosung Der Osten des Reiches ging fur immer verloren Babylonien wurde mehrmals von neuen Herren regiert Von 162 bis 161 v Chr war hier Timarchos an der Macht der ehemalige Satrap von Medien Er wurde jedoch von dem Seleukidenkonig Demetrios II besiegt Zwanzig Jahre spater machte sich die Elymais selbstandig und versuchte Teile des Seleukidenreiches zu erobern Ihre Truppen sind 142 v Chr in Sudbabylonien bezeugt Im Jahr 141 v Chr wurde das Zweistromland von dem arsakidischen Partherkonig Mithridates I erobert Um 139 38 v Chr gab es eine zeitweilig erfolgreiche Gegenoffensive der Seleukiden Mit dem Schlachtentod von Antiochos VII endete ihre Herrschaft uber Mesopotamien wenige Jahre spater jedoch fur immer Grundung Bearbeiten nbsp Munze des HyspaosinesUm 165 64 v Chr wurde ein gewisser Hyspaosines von Antiochos IV zum Statthalter Eparch der Satrapie des Erythraischen Meeres eingesetzt er sollte die Region fur ca 40 Jahre beherrschen Nach Plinius war Hyspaosines der Sohn des Sagdodonacus Konig der Araber Der Name Hyspaosines ist aber wahrscheinlich die grazisierte Form des iranischen Vispa canah an allem Gefallen habend Dieser Name ist mehrmals in der griechischen Welt bezeugt doch kann sonst kaum etwas zum Ursprung des Namens und damit des Hyspaosines gesagt werden Er mag von Antiochos IV als besonders fahiger Mann in diese unruhige Provinz entsandt worden sein Ab ca 140 v Chr unternahm Hyspaosines diverse Feldzuge und regierte kurzzeitig sogar Teile von Persien und Babylonien Er sandte seinen Sohn Timotheos nach Seleukia am Tigris wurde aber schnell wieder zuruckgedrangt Auf alle Falle gehorte die Stadt Babylon zeitweilig zu seinem Herrschaftsbereich denn von dort gibt es nach ihm datierte Texte Hyspaosines pragte vielleicht schon ab 140 v Chr eigene Munzen auf denen er als Konig erscheint doch ist sein Status und die genaue Datierung dieser Munzen und damit die Annahme des Konigstitels in der Forschung umstritten Mit Sicherheit ist Hyspaosines zum ersten Mal am 30 Mai 127 v Chr in einem Keilschrifttext als Konig bezeugt 15 Der genaue Zeitpunkt der Ubernahme des Konigstitels und damit der Grundung der Charakene als teil autonomer Staat bleiben jedoch ungewiss Ein moglicher Zeitpunkt ist die Periode kurz nach 129 v Chr In diesem Jahr unternahm der Seleukide Antiochos VII einen letzten Versuch das Zweistromland zuruckzugewinnen scheiterte aber In diesem Chaos konnten sich die Charakene wohl mit Hyspaosines als Konig etablieren Von Hyspaosines und seiner Gemahlin Thalassia gibt es eine Bauinschrift von Bahrain die einem Tempel der Dioskuren und den Strategos von Bahrain mit Namen Kephisodoros nennt 16 Wahrscheinlich war Bahrain schon Teil der Satrapie des Erythraischen Meeres Mit der Etablierung der Charakene als eigenes Konigreich war dieser Teil der Satrapie automatisch eine Provinz dieses neuen Staates mit eigener Provinzialverwaltung Hyspaosines starb am 11 Juni 124 v Chr im hohen Alter von 85 Jahren 17 nachdem er vier Tage vorher krank geworden war 18 Er kann als eigentlicher Grunder des Konigreiches Charakene bezeichnet werden Munzen mit seinem Namen wurden noch bis 122 1 v Chr gepragt was die fruhere Forschung dazu veranlasste anzunehmen dass er bis in dieses Jahr regierte Sein genaues Todesdatum ist jedoch in den Astronomischen Tagebuchern uberliefert Die Position der Parther in der Charakene in der Zeit des Aufstieges von Hyspaosines ist weitgehend unbekannt Sie waren schon um 140 v Chr im Zweistromland eingefallen und hatten es erobert hatten aber gleichzeitig mit einfallenden Nomaden im Osten zu kampfen so dass ihre Krafte andernorts gebunden waren und ihre Herrschaft im Zweistromland nicht sicher war Hyspaosines mag sich den Parthern von Anfang an unterworfen haben um sich dann in Zeiten ihrer Schwache wieder von ihnen loszureissen Seine Eroberungszuge mag man als Versuch von seleukidischer Seite sehen das Land wieder zuruckzugewinnen Die Erhebung des Hyspaosines zum Konig belegt dann aber das Handeln im eigenen Interesse Erstes vorchristliches Jahrhundert Bearbeiten nbsp Munze des ApodakosNach dem Tod des Hyspaosines versuchte seine Witwe Thalassia ihren gemeinsamen Sohn auf den Thron zu setzen doch ist aus den keilschriftlichen Quellen die die Episode uberliefern nicht ersichtlich ob sie erfolgreich war Der Name des Sohnes ist nicht uberliefert Der nachste namentlich bekannte Konig ist Apodakos der ab 110 09 v Chr auf datierten Munzen belegt ist und unter dem damit nach einer Unterbrechung von ca 10 Jahren die Munzpragung wieder einsetzt Es bleibt unsicher ob er mit dem Sohn des Hyspaosines der von seiner Mutter als Nachfolger eingesetzt wurde identisch ist Es kann nun davon ausgegangen werden dass die Charakene ein Teil des Partherreiches war und einen Vasallenstatus hatte Der parthische Konig Mithridates II 123 bis 88 v Chr liess jedenfalls Munzen des Hyspaosines uberpragen was meist als Machtbekundung gedeutet wird Die nachfolgenden Konige sind meist nur dem Namen nach bekannt Einige von ihnen werden wegen ihres hohen Alters bei Lukian um 120 bis ca 200 n Chr 19 genannt doch bietet Lukian sonst weiter kaum Informationen Auch die Munzpragungen sind eher monoton und liefern wenig Hinweise auf politische Ereignisse Die Namen der Herrscher scheinen entweder iranisch Tiraios Artabazos Orabazes oder aramaisch semitisch Attambelos Bel hat gegeben Abinergaos Diener des Nergal zu sein In den uns uberlieferten Formen sind die Namen grazisiert Erstes und zweites Jahrhundert n Chr Bearbeiten Das erste nachchristliche Jahrhundert war die Blutezeit des Partherreiches Aus dieser Zeit und der ersten Halfte des zweiten Jahrhunderts stammen die meisten palmyrischen Inschriften die einzelne Orte der Charakene vor allem Charax Spasinu nennen und einen florierenden Handel belegen Abinergaos I etwa 10 11 bis 13 14 und nochmals 22 23 n Chr wird bei dem judischen Historiker Flavius Josephus erwahnt Nach Josephus soll ein Prinz von Adiabene Izates Sohn des Konigs Monobazos am Konigshof der Charakene gelebt haben und war mit Samacho Tochter Abinergaos I verheiratet Samacho kam mit dem judischen Handler Ananias in Kontakt der sie zum Judentum bekehrte und schliesslich auch Izates bekehren konnte 20 Die Anwesenheit judischer Handler in der Charakene kann nicht weiter uberraschen da Juden im Zweistromland gut belegt sind und die Messene mehrmals im Talmud allerdings erst fur sassanidische Zeit genannt wird Die Episode belegt auch das freundschaftliche Verhaltnis parthischer Vasallenstaaten zumindest fur gewisse Zeiten In diesem Zusammenhang kann es auch kaum uberraschen dass ab 200 n Chr mit Christen in der Charakene zu rechnen ist In der Chronik von Arbela wird Forat als Bischofssitz erwahnt Fast alle weiteren Konige des ersten Jahrhunderts mit der Ausnahme von Orabazes I sind nur von ihren Munzen bekannt Am Ende des ersten Jahrhunderts gab es jedoch eine dreissigjahrige von 73 4 bis 101 2 n Chr Unterbrechung in der Munzpragung Da weitere Quellen fehlen kann nur spekuliert werden was dies zu bedeuten hat Es mag andeuten dass die Charakene direkt von Pakoros II dem parthischen Konig dieser Zeit regiert wurde Tatsachlich findet man um 130 n Chr einen Sohn des Pakoros auf dem Thron der Charakene Vielleicht war es aber auch den Herrschern der Charakene in dieser Zeit einfach untersagt Munzen zu pragen nbsp Munze die dem Maga zugeschrieben wird in parthischem StilIm ganzen zweiten nachchristlichen Jahrhundert hatte das Partherreich mit den einfallenden Romern und inneren Schwierigkeiten zu kampfen Es bleibt unbekannt inwieweit die Charakene davon betroffen war Als der romische Kaiser Trajan im Jahr 117 n Chr Teile des parthischen Reiches eroberte ergab sich die Charakene unter Attambelos VII kampflos Fur die folgenden Jahre sind keine Munzpragungen belegt Sie setzten erst wieder im Jahr 143 4 mit Meredates ein Da Meredates Sohn eines parthischen Konigs war ist vermutet worden dass in diesen Jahren die Charakene ohne eigenen Konig sondern direkt von den Parthern regiert wurde Zu Meredates gibt es ein bemerkenswertes Monument Aus Seleukia stammt die Bronzestatue eines Herkules die von der Absetzung des Meredates durch den parthischen Konig Vologaeses IV im Jahr 151 n Chr berichtet 21 Uber die Grunde dieser Intervention kann wiederum nur spekuliert werden Die Inschrift schweigt sich dazu aus doch mag man vermuten dass Meresdates den Parthern gegenuber nicht loyal war so dass sie guten Grund hatten direkt in Charakene einzugreifen Die nachfolgenden Herrscher sind wiederum nur von ihren Munzen bekannt Bemerkenswert ist dass in der Mitte des zweiten Jahrhunderts die griechischen Munzaufschriften durch solche auf Aramaisch ersetzt werden Die Munzen des Orabazes II ca 160 n Chr zeigen noch beide Sprachen die seines Nachfolgers Abinergaos II ca 180 n Chr sind dann nur noch in Aramaisch beschrieben Munzdatierungen verschwinden ebenfalls mit Abinergaos II Aramaisch entspricht sicherlich der in der Charakene gesprochenen Sprache Diese Entwicklung belegt die endgultige Abkehr von hellenistischen zu iranischen Traditionen wie es im ganzen Partherreich zu beobachten ist Die Beischriften sind nun oftmals korrupt und daher schwer lesbar Maga Lesung unsicher bezeichnet sich als Sohn von Attambelos wohl Attambelos VIII was eine dynastische Verbindung in dieser Zeit belegt Maga ist von zahlreichen Munzen bekannt und regierte wahrscheinlich relativ lang Er ist auch der letzte zeitgenossisch belegte Herrscher der Charakene Seine Regierungszeit wird versuchsweise um 200 angesetzt Der letzte Herrscher ist dann nur von einem arabischen Geschichtswerk bekannt das den Sieg uber die Charakene beschreibt Der Herrscher wird als Bandu bezeichnet was vielleicht eine verderbte Version von Abinergaos also Abinergaos III ist Die Eroberung durfte auf das Jahr 222 n Chr fallen Mit dem Aufkommen des Sassanidenreiches verschwand die Charakene als eigenstandige politische Einheit Status der Charakene Bearbeiten Es kann meist nur spekuliert werden inwieweit die Parther auch in die innenpolitischen Angelegenheiten des Konigreiches eingriffen Der Grad der Autonomie bleibt ungewiss Wahrend ein Teil der Forschung die Charakene als nahezu selbstandigen Staat ansieht 22 gibt es andere Gelehrte die keinerlei Anzeichen dafur finden 23 Fur Artabazos regierte um 49 48 v Chr wird immerhin bei Lukian berichtet dass er durch parthische Unterstutzung an die Macht gelangte Aufschlussreich ist auch die erwahnte Aufschrift auf der Herkulesstatue Demnach hatte der parthische Konig Vologaeses IV im Jahr 151 n Chr einen Feldzug in die Charakene unternommen und den dortigen Konig Meredates abgesetzt Offensichtlich gab es Phasen in denen die Charakene sich unabhangig machte dann aber wieder von den Arsakiden erobert wurde Dabei ist zu beachten dass Meredates ein Sohn des parthischen Konigs Pakoros war also von arsakidischer Abstammung war und von ihnen eingesetzt worden ist Dies deutet eine ahnliche Politik wie in anderen Teilen des parthischen Reiches an wo vor allem fur Armenien belegt ist dass Konige eigene Sohne als Unterkonige in bedeutende Provinzen einsetzten Der Fall des Meredates deutet an dass nicht alle dieser arsakidischen Prinzen loyal waren und deshalb von der parthischen Zentralregierung zurechtgewiesen werden mussten Ansonsten ist vollkommen unbekannt wie die Nachfolge geregelt wurde Wiederholt vorkommende Herrschernamen konnten immerhin auf Herrscherfamilien die mehrere Konige stellten deuten In die gleiche Richtung deutet dass Maga um 180 n Chr auf seinen Munzen als Sohn des Attambelos VIII erscheint und dass die Witwe des Hyspaosines versuchte einen Sohn auf den Thron zu setzen Wirtschaft und Handel BearbeitenDie Landwirtschaft spielte mit Sicherheit eine grosse Rolle Antike Quellen betonen immer wieder die Fruchtbarkeit der Region Wein Obst und vor allem Datteln werden als Exportguter genannt Nach chinesischen Quellen wenn sich diese auf die Charakene beziehen wurde auch Reis angebaut Perlen die man im Persischen Golf ertauchte waren ein weiterer wichtiger Exportartikel Eine besondere Bedeutung hatte der Fernhandel Die Hafen am Persischen Golf verbanden Mesopotamien und Rom mit Indien Sud und Zentralasien In zahlreichen Inschriften aus Palmyra werden Stadte der Charakene als Endpunkt von Karawanen genannt Die palmyrischen Handler unterhielten sogar Niederlassungen in Charax Spasinu und Forat Handelsguter waren vor allem Luxuswaren des Ostens wie Seide Perlen wertvolle Holzer Elfenbein Gewurze und Weihrauch aus dem Westen wurden Gold Silber Glaswaren Korallen Wein und Getreide nach Osten geliefert Weitere wichtige Handelspartner waren verschiedene Stadte und Lander in Arabien Forat wird explizit als Treffpunkt fur Handler aus Petra genannt 24 Der Aufstieg der Charakene als wichtiger Grosse des Handels im Persischen Golf ist vielleicht auch mit der Entwicklung von Gerrha in Beziehung zu bringen Gerrha am Persischen Golf auf der Arabischen Halbinsel gelegen wird seit dem 4 Jahrhundert v Chr mehrmals als reiche Handelsstadt erwahnt Die Stadt kontrollierte die Handelsrouten zwischen Petra Agypten und Babylonien auf der einen und Sudarabien und vielleicht Indien auf der anderen Seite Mit dem Aufkommen der Charakene sind diese Routen jedoch umgeleitet worden und dieser Handel wickelte sich vermehrt uber die Charakene ab Gerrha wird nach dem ersten Jahrhundert n Chr nicht mehr in antiken Quellen genannt 25 Munzen der Charakene fanden sich an zahlreichen Orten am Persischen Golf so auf Failaka und den Nachbarinseln al Akaz Umm an Naman sowie in ad Dur Oman daneben fanden sie sich in Susa und Uruk und belegen den Handel auch archaologisch Auch der Handel mit China spielte wahrscheinlich eine gewisse Rolle Die Charakene lag auf einer Route der Seidenstrasse Es gab verschiedene chinesische Delegationen die nach Rom zu gelangen versuchten aber von den Parthern am Weiterkommen gehindert wurden Von chinesischer Seite gibt es Berichte die ein von den Parthern unterworfenes Land mit dem Namen Tiaozhi chinesisch 條枝 條支 Pinyin Tiaozhi 26 erwahnen Tiaozhi soll am westlichen Meer gelegen haben Es spricht viel dafur dass mit Tiaozhi die Charakene gemeint ist da sie den direkten Zugang zum Persischen Golf hatte bewiesen werden kann dies aber nicht 27 Kultur BearbeitenDer einzige namentlich bekannte aus der Charakene stammende Schriftsteller ist Isidoros von Charax der im Auftrag fur Kaiser Augustus eine Reisebeschreibung parthische Stationen des parthischen Reiches anfertigte 28 Das Werk lieferte romischen Generalen Informationen aus erster Hand zu dem Partherreich und ist sicherlich genau zu diesem Zweck in Auftrag gegeben worden Von Isidoros von Charax gibt es auch einen Bericht zu Perlentauchern im Persischen Golf nbsp Munze des Orabazes II Da es bisher an keinem Ort im Kernland der Charakene Ausgrabungen gab kann zur materiellen Kultur nur wenig gesagt werden Jedoch konnen Funde von Bahrain hinzugezogen werden da die Insel zum Machtbereich der Charakene gehorte Hier fanden sich mit den Verstorbenen dekorierte Grabsteine Die Stelen zeigen in der Regel einen stehenden Mann Das Handwerksniveau dieser Arbeiten reicht von einigen mittelmassigen bis zu eher bescheidenen Werken Diese Grabsteine folgen zwei Kunsttraditionen Es gibt nach hellenistischen Vorbildern geformte Figuren 29 und solche die eindeutig in parthischer Tradition stehen 30 Dies sind die zwei Kunstkreise die auch im restlichen parthischen Reich gut bezeugt sind Das Kunstschaffen der Charakene durfte also weitestgehend dem restlichen parthischen Reich gefolgt sein Auch die auf Bahrain gefundene Keramik ahnelt sehr der Keramik die sich in Susa im Sudwesten des Iran und in Babylon gefunden hat Der ganze Bereich bildete also einen eigenen Kulturraum Eine Ausnahme im Kunstschaffen bilden die Munzen die gut bekannt sind und einen Anhalt fur die Kunstentwicklung in der Charakene liefern Auffallend an den Munzen der Charakene ist das lange Festhalten an hellenistischen Traditionen Parthische Munzen zeigen schon fruh iranische Stilelemente Ein nach hellenistischen Vorbildern geschaffenes Portrat wird fruh durch eher stilisierte Darstellungen in einem rein parthischen Stil ersetzt Dieser Stilwandel ist um Christi Geburt vollkommen vollzogen In der Charakene folgen selbst die Munzen des Orabazes II der kurz nach 150 n Chr regierte eindeutig hellenischem Vorbild In Charax Spasinu sind makedonische Soldaten angesiedelt worden was vermuten lasst dass die Stadt noch lange Zeit hellenistische Traditionen bewahrte Dies scheint auch der griechisch schreibende und um Christi Geburt lebende Schriftsteller Isidoros von Charax zu bestatigen Quellen BearbeitenDie Charakene wird mehrmals von antiken Geografen beschrieben die auch vereinzelt historische Informationen liefern Hier sind vor allem die Ausfuhrungen von Plinius dem Alteren informativ 31 Erwahnungen bei antiken Historikern sind dagegen sehr selten was sicherlich vor allem daran liegt dass die relevanten Werke nicht erhalten sind und die uberlieferten Werke sich vor allem auf die Staaten des Mittelmeeres und deren Ereignisse konzentrieren Fur die Regierungszeit von Hyspaosines sind die Astronomischen Tagebucher aus Babylon von grosser Bedeutung Es handelt sich um Keilschrifttexte die politische Ereignisse mit Sternenbeobachtungen und festen Daten verbinden Sie sind nur verstummelt auf uns gekommen liefern aber auf den Tag genaue Daten und ubermitteln Ereignisse die sonst nirgendwo erhalten sind Ausgrabungen auf dem Gebiet der Charakene gibt es bisher so gut wie nicht Ein Survey konnte immerhin die Hauptstadt und Forat lokalisieren Weitere Informationen stammen von Inschriften aus Palmyra die vor allem wichtig fur die Handelsgeschichte sind aber auch Konigsnamen nennen Munzen Bearbeiten nbsp Munze Thionesios I Wenngleich abhangig vom arsakidischen Grosskonig genossen die Unterkonige der Charakene das Privileg eigene Munzen zu schlagen Von besonderer Wichtigkeit sind diese Munzen deshalb weil sich durch sie die Abfolge der Herrscher recht gut verfolgen lasst Sie sind nach der seleukidischen Ara datiert und bilden somit ein festes chronologisches Gerust Nur die Munzen der zweiten Halfte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts zeigen keine Datierungen mehr Die Munzen sind in der Regel einheitlich gestaltet Sie zeigen auf der Vorderseite ein Bild des Herrschers und haben zunachst griechische spater aber aramaische Legenden Der Herrscher blickt in der Regel nach rechts Dies ist bemerkenswert da auf parthischen Munzen der Konig in der Regel nach links blickt Auf der Ruckseite befindet sich oft ein Bild des Herakles Andere Darstellungen wie die Tyche oder ein Anker sind selten und werden in der Forschung oftmals mit Kursanderungen in der Politik einzelner Konige verbunden Die daraus gezogenen Schlusse sind meist sehr spekulativ Erforschung BearbeitenSeit mindestens dem 18 Jahrhundert befanden sich Munzen der Charakene in europaischen Sammlungen Sie wurden meist als parthisch armenisch oder baktrisch bezeichnet Ennio Quirino Visconti konnte sie 1811 das erste Mal definitiv der Charakene zuordnen 32 Der erste Versuch einer Aufarbeit der Geschichte erschien schon 1817 jedoch erst posthum publiziert von M J Saint Martin der die Charakene richtig am nordlichen Ende des Persischen Golfs lokalisierte 33 William Henry Waddington erstellte 1866 eine erste Herrscherfolge die jedoch noch unvollstandig war Er differenzierte auch nicht zwischen verschiedenen Konigen mit gleichem Namen 34 Erst in den folgenden Jahren konnten diese Herrscher in einzelnen Studien auseinandergehalten werden Fundamental war vor allem die Veroffentlichung der Munzen im Britischen Museum von George Francis Hill 35 Seit 1930 sind die Inschriften aus Palmyra systematisch veroffentlicht worden die zahlreiche neue Erkenntnisse vor allem zu den Handelsbeziehungen der Charakene erbrachten Ein 1960 erschienener Aufsatz von Sheldon A Nodelmann erstellte eine Geschichte der Charakene die alle bis dato bekannten Quellen vereinigte und lange Zeit die wichtigste Untersuchung zum Thema war 36 Die umfangreichste Studie erschien schliesslich im Jahr 2000 von Monika Schuol 37 Sie kombiniert alle bis zu diesem Zeitpunkt gefundenen Textquellen Vor allem die Keilschrifttexte erbrachten zahlreiche neue Erkenntnisse zu der Regierungszeit von Hyspaosines und damit zu dem Beginn der Charakene Der wichtigste neue archaologische Fund nach dem Erscheinen dieser umfangreichen Publikation ist die griechisch verfasste Bauinschrift des Hyspaosines von Bahrain der die Insel als Teil seines Reiches belegt und den bisher nur aus Keilschrifttexten bekannten Namen seiner Gemahlin uberliefert Die Herrscher der Charakene BearbeitenName Amtszeit Anmerkungen BildHyspaosines ca 127 124 v Chr Grunder der Charakene nbsp Apodakos ca 124 104 03 v Chr nur von Munzen bekannt nbsp Tiraios I 95 94 90 89 v Chr nur von Munzen bekannt nbsp Hippokrates Autokrator Nikephoros 81 80 v Chr nur von einer Munze bekannt Einordnung als Konig der Charakene nicht sicherTiraios II 79 78 49 48 v Chr Starb nach Lukian in seinem 92 Lebensjahr sonst nur von Munzen bekannt nbsp Artabazos 49 48 48 47 v Chr Kam nach Lukian im Alter von 86 Jahren auf den Thron sonst nur von Munzen bekanntAttambelos I 47 46 25 24 v Chr nur von Munzen bekannt nbsp Theonesios I ca 25 24 19 18 v Chr nur von Munzen bekannt nbsp Attambelos II ca 17 16 v Chr 8 9 n Chr nur von Munzen bekanntAbinergaos I 10 11 Nennung bei Flavius Josephus sonst nur von Munzen bekanntOrabazes I ca 19 wird nur in einer Inschrift in Palmyra genanntAbinergaos I 22 23 Zweite Herrschaftsperiode des HerrschersAttambelos III ca 37 38 44 45 nur von Munzen bekanntTheonesios II ca 46 47 nur von Munzen bekanntTheonesios III ca 52 53 nur von einer Munze bekanntAttambelos IV 54 55 64 65 nur von Munzen bekanntAttambelos V 64 65 73 74 nur von Munzen bekanntPakoros II parthischer Konig ca 80 81 101 02 Periode direkter parthischer Kontrolle nbsp Attambelos VI ca 101 02 105 06 nur von Munzen bekanntTheonesios IV 110 11 112 113 nur von Munzen bekanntAttambelos VII ca 113 14 116 17 Unterwarf sich dem romischen Kaiser Trajan wird bei Cassius Dio genannt sonst nur von Munzen bekanntInterregnum Meredates ca 130 31 150 51 Von Parthern besiegt wird in Siegesinschrift und Inschrift in Palmyra genannt sonst nur von Munzen bekannt nbsp Orabazes II ca 150 51 165 nur von Munzen bekannt nbsp Abinergaos II ca 165 180 nur von Munzen bekanntAttambelos VIII ca 180 195 nur von Munzen bekanntMaga ca 195 210 Nur auf undatierten Munzen bezeugt nbsp Abinergaos III ca 210 222 nur bei arabischen Historikern genanntLiteratur BearbeitenSheldon A Nodelman A Preliminary History of Characene In Berytus 13 1960 S 83 121 Monika Schuol Die Charakene Ein mesopotamisches Konigreich in hellenistisch parthischer Zeit Stuttgart 2000 ISBN 3 515 07709 X BesprechungWeblinks BearbeitenJohn Hansman CHARACENE and CHARAX In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica englisch iranicaonline org mit Literaturangaben Characene Memento vom 22 April 2014 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Zum Vergleich seien die Atropatene oder Elymais angefuhrt von denen in der Tat noch viel weniger bekannt ist Plinius Naturgeschichte VI 135 147 Ptolemaus VI 3 2 Strabon XVI 4 1 767 Strabon XVI 4 1 767 vgl Schuol Characene 94 Naturgeschichte VI 129 Plinius Naturgeschichte VI 139 Hansman Charax and the Karkheh In Iranica Antiqua 7 1967 36 45 Plinius Naturgeschichte VI 146 Strabon XVI 4 1 zweites Wasser siehe G F del Monte Tesi della Babilonia ellenistica I Pisa Rom 1997 117 137 zuerst bei Strabon II 1 31 84 85 XVI 1 8 739 Aaron Oppenheimer Babylonia Judaica in the Talmudic Period Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Geisteswissenschaften 47 Wiesbaden 1983 Stephen A Kaufman 1983 Appendix C Alphabetic Texts In McGuire Gibson Excavations at Nippur Eleventh Season Oriental Institute Communications 22 Chicago 1973 S 151 152 https oi uchicago edu research publications oic oic 22 excavations nippur eleventh season Yaqut Kitab mu jam al buldan III IV Schuol Characene 276 80 Schuol Charakene 33 Galier Lomvard al Sindi In Arabian archaeology and epigraphy 13 2002 223 26 Lukan Macrobi XVI 16 Keilschrifttext Britisch Museum 33024 33045 Ubersetzung Schuol Charakene S 40 Lukian Macrobi 16 17 Flavius Josephus Judische Altertumer XX 22 23 34 35 W I Al Salihi The Weary Hercules of Mesene In Mesopotamia 22 1987 159 67 z B Schuol Charakene 455 Stefan R Hauser Plinius Naturgeschichte VI 145 Schuol Charakene S 423 25 The Kingdom of Tiaozhi Schuol Charakene 149 151 Parthian Stations engl Ubersetzung Harriet Crawford Michael Rice edits Traces of paradise the archaeology of Bahrain 2500B C 300A D London 2000 Nr 360 auf S 200 Harriet Crawford Michael Rice edits Traces of paradise the archaeology of Bahrain 2500B C 300A D London 2000 Nr 361 auf S 201 vgl das Bild auf dieser Webseite unter Travaux en cours Memento vom 2 November 2007 im Internet Archive Naturgeschichte VI 129 30 135 47 W Q Visconti Iconographie ancienne III Milano 1811 M J Saint Martin Recherches sur l histoire et la geographie de la Mesene et de Characene Paris 1938 W H Waddington Numismatique et chronologie des Rois de la Characene In Revue Numismatique N S 11 1866 303 333 G F Hill Catalogue of the Greek Coins of Arabia Mesopotamia and Persia London 1922 Nodelmann Berytus Schuol Charakene nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 34 11 min 11 9 MB Text der gesprochenen Version 8 Oktober 2010 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia nbsp Dieser Artikel wurde am 24 November 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum GND 4090329 1 lobid OGND AKS 30 894692 47 578031 Koordinaten 31 N 48 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charakene amp oldid 230918351