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In der Mathematik ist die Calkin Algebra nach John Williams Calkin eine spezielle Banachalgebra die einem Banachraum ein Vektorraum zugeordnet ist In der Calkin Algebra kann man Eigenschaften stetiger linearer Operatoren vereinfacht betrachten indem Operatoren deren Differenz kompakt ist identifiziert werden So kommt man zu Klassifikationssatzen fur normale Operatoren modulo kompakter Operatoren Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Fredholm Operatoren 3 C Algebra 4 Anwendungen 5 Automorphismen auf der Calkin Algebra 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenSei E displaystyle E nbsp ein Banachraum Dann ist die Banachalgebra K E displaystyle K E nbsp der kompakten Operatoren auf E displaystyle E nbsp ein zweiseitiges abgeschlossenes Ideal in der Algebra B E displaystyle B E nbsp aller beschrankten linearen Operatoren auf E displaystyle E nbsp Dann ist die Quotienten Algebra B E K E displaystyle B E K E nbsp mit der Quotientennorm wieder eine Banachalgebra die Calkin Algebra von E displaystyle E nbsp p B E B E K E displaystyle pi colon B E rightarrow B E K E nbsp sei die Quotientenabbildung 1 Fredholm Operatoren BearbeitenFredholm Operatoren lassen sich mittels der Calkin Algebra charakterisieren Der Satz von F V Atkinson besagt dass fur einen beschrankten linearen Operator T B E displaystyle T in B E nbsp folgende Aussagen aquivalent sind 2 T displaystyle T nbsp ist ein Fredholm Operator Es gibt einen Operator S B E displaystyle S in B E nbsp so dass i d E S T displaystyle mathrm id E ST nbsp und i d E T S displaystyle mathrm id E TS nbsp kompakt sind p E T displaystyle pi E T nbsp ist invertierbar in B E K E displaystyle B E K E nbsp Eine wichtige Folgerung ist dass die Menge der Fredholm Operatoren eine offene Menge in B E displaystyle B E nbsp ist denn sie ist nach diesem Satz das Urbild der offenen Menge der invertierbaren Elemente in B E K E displaystyle B E K E nbsp unter der stetigen Abbildung p displaystyle pi nbsp C Algebra BearbeitenIst H displaystyle H nbsp ein Hilbertraum so ist B H K H displaystyle B H K H nbsp als Quotient einer C Algebra wieder eine C Algebra Fur den Rest dieses Abschnitts sei H displaystyle H nbsp separabel und unendlich dimensional Dann ist die Calkin Algebra B H K H displaystyle B H K H nbsp einfach d h sie besitzt keine zweiseitigen abgeschlossenen Ideale ausser 0 displaystyle 0 nbsp und B H K H displaystyle B H K H nbsp selbst denn K H B H displaystyle K H subset B H nbsp ist ein maximales zweiseitiges Ideal Weiter besitzt die Calkin Algebra 2 ℵ 0 displaystyle 2 aleph 0 nbsp siehe Kontinuum Mathematik paarweise orthogonale Projektionen Die Calkin Algebra besitzt keine von 0 verschiedenen nicht separablen Darstellungen d h ist f B H K H B H displaystyle varphi B H K H rightarrow B tilde H nbsp ein Homomorphismus so ist der Hilbertraum H displaystyle tilde H nbsp entweder der Nullvektorraum oder nicht separabel Anwendungen BearbeitenBezuglich der Klassifikation normaler Operatoren ergeben sich erhebliche Vereinfachungen wenn man Begriffe modulo kompakter Operatoren verwendet solche Begriffe haben in der Regel den Zusatz wesentlich Im Folgenden sei H wieder ein separabler Hilbertraum Das wesentliche Spektrum s e T displaystyle sigma e T nbsp eines Operators T B H displaystyle T in B H nbsp ist definiert als das Spektrum ohne die isolierten Punkte endlicher Vielfachheit Vielfachheit bedeutet Dimension des zugehorigen Eigenraums Das wesentliche Spektrum eines normalen Operators T ist genau das bzgl der Calkin Algebra berechnete gewohnliche Spektrum von p T displaystyle pi T nbsp Man nennt zwei Operatoren T 1 displaystyle T 1 nbsp und T 2 displaystyle T 2 nbsp unitar aquivalent modulo K H falls es einen unitaren Operator U B H displaystyle U in B H nbsp gibt so dass U T 1 U T 2 displaystyle U T 1 U T 2 nbsp kompakt ist Das bedeutet dass p T 1 displaystyle pi T 1 nbsp und p T 2 displaystyle pi T 2 nbsp in der Calkin Algebra unitar aquivalent sind wobei die unitare Transformation so gewahlt werden kann dass sie ein unitares Urbild in B H displaystyle B H nbsp hat Es gilt nun der folgende Satz von Hermann Weyl John von Neumann und I D Berg Fur zwei normale Operatoren T 1 T 2 B H displaystyle T 1 T 2 in B H nbsp sind aquivalent 3 T 1 displaystyle T 1 nbsp und T 2 displaystyle T 2 nbsp sind unitar aquivalent modulo K H s e T 1 s e T 2 displaystyle sigma e T 1 sigma e T 2 nbsp Zusatz Ist X C displaystyle emptyset not X subset mathbb C nbsp kompakt so gibt es einen normalen Operator T B H displaystyle T in B H nbsp mit s e T X displaystyle sigma e T X nbsp Der nachste Schritt besteht darin den Begriff der Normalitat nur noch modulo kompakter Operatoren zu betrachten Man nennt einen Operator T B H displaystyle T in B H nbsp wesentlich normal wenn sein Bild p T displaystyle pi T nbsp in der Calkin Algebra normal ist Auch fur diese Operatoren gelingt eine Klassifikation modulo K H wie der folgende Satz von L G Brown R G Douglas und P A Fillmore zeigt BDF Theorie Fur zwei wesentlich normale Operatoren T 1 T 2 B H displaystyle T 1 T 2 in B H nbsp sind aquivalent 4 T 1 displaystyle T 1 nbsp und T 2 displaystyle T 2 nbsp sind unitar aquivalent modulo K H s e T 1 s e T 2 X displaystyle sigma e T 1 sigma e T 2 X nbsp und fur alle l C X displaystyle lambda in mathbb C setminus X nbsp gilt i n d e x T 1 l 1 H i n d e x T 2 l 1 H displaystyle mathrm index T 1 lambda 1 H mathrm index T 2 lambda 1 H nbsp Dabei steht index fur den Fredholm Index man beachte dass dieser fur die im Satz angegebenen Operatoren nach obigem Satz von Atkinson definiert ist Automorphismen auf der Calkin Algebra BearbeitenIm Rahmen der oben erwahnten BDF Theorie stellten die Autoren 1977 die Frage ob alle Automorphismen auf der Calkin Algebra inner sind das heisst ob es zu jedem solchen Automorphismus f displaystyle varphi nbsp einen unitaren Operator u B H K H displaystyle u in B H K H nbsp gibt mit f a u a u displaystyle varphi a uau nbsp fur alle a B H K H displaystyle a in B H K H nbsp Automorphismen die nicht von dieser Form sind nennt man aussere Automorphismen Die Frage lautet also ob es auf der Calkin Algebra aussere Automorphismen gibt 5 Fur B H displaystyle B H nbsp ist bekannt dass jeder Automorphismus inner ist Der Beweis benutzt dass ein Automorphismus Operatoren mit eindimensionalem Bild wieder auf solche abbilden muss und konstruiert daraus einen unitaren Operator macht also wesentlich von kompakten Operatoren Gebrauch Aber genau diese hat man in der Calkin Algebra ja nicht mehr zur Verfugung so dass sich der Beweis nicht ubertragen lasst Das Problem der Existenz ausserer Automorphismen war lange offengeblieben bis es in den Jahren 2007 und 2011 eine uberraschende Losung gefunden hat Dieses Problem hat sich als unabhangig erwiesen das heisst die Axiome der Zermelo Fraenkel Mengenlehre mit Auswahlaxiom kurz ZFC lassen keine Entscheidung dieser Frage zu Zunachst haben N C Phillips und N Weaver gezeigt dass unter der zusatzlichen Annahme der Kontinuumshypothese die Existenz ausserer Automorphismen folgt Da die Kontinuumshypothese zu ZFC konsistent ist wie K Godel mit dem Modell der konstruktiblen Mengen bereits 1938 nachgewiesen hatte ist also auch die Existenz ausserer Automorphismen zu ZFC konsistent 6 Damit ist ein Beweis dass alle Automorphismen inner sind nicht mehr moglich es war aber nicht ausgeschlossen dass es einen Beweis der Existenz ausserer Automorphismen auf Basis der ZFC Axiome der die Kontinuumshypothese nicht benutzt geben konnte Dass auch das nicht der Fall ist hat I Farah im Jahre 2011 gezeigt Nimmt man zu ZFC das Open Coloring Axiom hinzu so sind alle Automorphismen auf der Calkin Algebra inner 7 Da das Open Coloring Axiom ebenfalls zu ZFC konsistent ist wie S Todorcevic 1989 gezeigt hatte kann man in ZFC die Existenz ausserer Automorphismen auf der Calkin Algebra auch nicht widerlegen das heisst die Existenz ausserer Automorphismen auf der Calkin Algebra ist insgesamt unabhangig von ZFC Einzelnachweise Bearbeiten J W Calkin Two sided ideals and congruences in the ring of bounded operators in Hilbert space In Annals of Mathematics 42 839 873 1941 F V Atkinson The normal solvability of linear equations in normed spaces In Mat Sb 28 70 3 14 1951 I D Berg An Extension of the Weyl von Neumann theorem to normal operators In Trans American Mathematical Society 160 365 371 1971 R G Douglas C Algebra Extensions and K Homology Princeton University Press 1980 L G Brown R G Douglas P A Fillmore Extensions of C algebras and K Homology Annals of Mathematics 1977 Band 105 Seiten 265 324 Seite 270 vor Def 1 7 N C Phillips N Weaver The Calkin algebra has outer automorphisms Duke Mathematical Journal 2007 Band 139 Seiten 185 202 I Farah All automorphisms of the Calkin algebra are inner Annals of Mathematics 2011 Band 173 Seiten 619 661 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Calkin Algebra amp oldid 235893594