www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Separable Raume sind nicht identisch mit separierten Raumen Der mathematische Begriff separabel bezeichnet in der Topologie und verwandten Gebieten eine haufig benutzte Abzahlbarkeitseigenschaft von topologischen Raumen Der Begriff ist dabei von besonderer Bedeutung in der Funktionalanalysis Hier kann man beispielsweise zeigen dass es in einem separablen Hilbertraum stets abzahlbare Orthonormalbasen gibt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Kriterien fur separable Raume 3 Beispiele 4 Gegenbeispiele 5 Permanenzeigenschaften 6 Zusammenhang mit anderen Begriffen 7 Zur Historie 8 Literatur 9 Siehe auch 10 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEin topologischer Raum heisst separabel wenn es eine hochstens abzahlbare Teilmenge gibt die in diesem Raum dicht liegt Kriterien fur separable Raume BearbeitenBesitzt ein topologischer Raum eine hochstens abzahlbare Basis so ist er separabel Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht 1 Fur einen metrischen Raum X displaystyle X nbsp gilt sogar 2 Dafur dass X displaystyle X nbsp eine abzahlbare Basis besitzt ist es notwendig und hinreichend dass X displaystyle X nbsp separabel ist Ein total beschrankter metrischer Raum X displaystyle X nbsp ist stets separabel 3 Insbesondere ist jeder kompakte metrisierbare Raum separabel Genauer gilt 4 Ist X displaystyle X nbsp ein metrisierbarer topologischer Raum so sind die drei Eigenschaften 1 eine abzahlbare Basis zu besitzen 2 lindelofsch zu sein 3 separabel zu sein aquivalent 5 Ein topologischer Vektorraum ist genau dann separabel wenn es eine abzahlbare Teilmenge gibt sodass der davon erzeugte Untervektorraum dicht liegt Ist X displaystyle X nbsp ein Hilbertraum von unendlicher Dimension so sind stets die folgenden drei Bedingungen gleichwertig 6 7 1 X displaystyle X nbsp ist separabel 2 Alle Orthonormalbasen von X displaystyle X nbsp sind abzahlbar 3 In X displaystyle X nbsp gibt es eine abzahlbare Orthonormalbasis Fur eine unendliche und mit der Ordnungstopologie versehene linear geordnete Menge X displaystyle X nbsp sind die folgenden drei Bedingungen stets gleichwertig 8 1 X displaystyle X nbsp ist separabel und zusammenhangend 2 X displaystyle X nbsp ist ordnungsisomorph zu einem Intervall von R displaystyle mathbb R nbsp 3 X displaystyle X nbsp ist homoomorph zu einem Intervall von R displaystyle mathbb R nbsp Ist ein metrischer Raum X displaystyle X nbsp zusammenhangend und lokal euklidisch so ist er lindelofsch und damit separabel 9 Beispiele BearbeitenBeispiele fur separable Raume sind etwa Die Raume R n displaystyle mathbb R n nbsp sind fur n N displaystyle n in mathbb N nbsp separabel da Q n displaystyle mathbb Q n nbsp abzahlbar ist und dicht in R n displaystyle mathbb R n nbsp liegt 10 Es ist sogar jeder endlich dimensionale normierte Raum uber den reellen oder komplexen Zahlen separabel Die Raume L p W M m displaystyle L p Omega M mu nbsp uber einem separablen Massraum W M m displaystyle Omega M mu nbsp sind fur 1 p lt displaystyle 1 leq p lt infty nbsp separabel Dies ist z B beim Lebesgue Mass mit der borelschen s Algebra der Fall Die Folgenraume ℓ p displaystyle ell p nbsp fur 1 p lt displaystyle 1 leq p lt infty nbsp sind separabel 10 So liegt c 00 displaystyle c 00 nbsp dicht in ℓ p displaystyle ell p nbsp Der Raum c 0 displaystyle c 0 nbsp der reellen oder komplexen Nullfolgen ist mit der Supremumsnorm ein separabler Banachraum 11 Der Raum c 00 displaystyle c 00 nbsp der abbrechenden Folgen x c 00 N N n N x n 0 displaystyle forall x in c 00 exists N in mathbb N forall n geq N x n 0 nbsp ist mit der ℓ p displaystyle ell p nbsp Norm fur 1 p lt displaystyle 1 leq p lt infty nbsp separabel Fur offene Teilmengen W R n displaystyle Omega subseteq mathbb R n nbsp und naturliche Zahlen k displaystyle k nbsp sind die Raume C k W displaystyle C k Omega nbsp stets separabel Jede unendliche Menge mit kofiniter Topologie ist separabel weil eine beliebige abzahlbar unendliche Teilmenge als einzige abgeschlossene Obermenge den gesamten Raum hat 12 Die Niemytzki Ebene oder Moore Ebene ist ein separabler Raum da die enthaltene abzahlbare Teilmenge der Punkte mit rationalen Koordinaten darin dicht liegt 13 14 Es lasst sich insbesondere bei unendlichdimensionalen normierten Raumen in der Regel leicht durch die explizite Angabe einer hochstens abzahlbaren dichten Teilmenge zeigen dass der Raum separabel ist Fur Folgenraume wie c 0 displaystyle c 0 nbsp uber den reellen oder komplexen Zahlen bieten sich beispielsweise die rationalen Zahlen an So liegt derselbe Raum uber den rationalen Zahlen deshalb dicht in c 0 displaystyle c 0 nbsp weil sich jede reelle Nullfolge in jedem Folgenglied durch rationale Zahlen annahern lasst Q displaystyle mathbb Q nbsp dicht in R displaystyle mathbb R nbsp Diese punktweise Konvergenz impliziert insbesondere Konvergenz in der Supremumsnorm und damit Konvergenz im Raum c 0 displaystyle c 0 nbsp Im komplexen Fall mussen Real und Imaginarteil separat angenahert werden Gegenbeispiele BearbeitenEs gibt einige bekannte Beispiele fur nicht separable Raume Der Banachraum ℓ displaystyle ell infty nbsp der beschrankten reellen oder komplexen Folgen ist nicht separabel 15 Allgemein gilt dass fur eine unendliche Menge S displaystyle S nbsp der Banachraum B X P S displaystyle B X mathcal P S nbsp der beschrankten reell oder komplexwertigen Funktionen nie separabel ist 16 Der Raum A P 2 displaystyle mathrm AP 2 nbsp der fast periodischen Funktionen ist ein nicht separabler Hilbertraum Versieht man die kleinste uberabzahlbare Ordinalzahl w 1 displaystyle omega 1 nbsp mit ihrer Ordnungstopologie so erhalt man einen nicht separablen Raum 17 Permanenzeigenschaften BearbeitenBilder von separablen Raumen unter stetigen Funktionen sind wieder separabel 18 Die dichte Teilmenge im Bildraum ist das Bild der Funktion selbst Offene Unterraume separabler Raume sind stets ebenfalls separabel 19 Im Allgemeinen sind Unterraume separabler Raume nicht separabel So enthalt die erwahnte separable Niemytzki Ebene beispielsweise einen nicht separablen Unterraum 13 Es gilt aber dass Unterraume separabler metrischer Raume wieder separabel sind 20 Separabilitatssatz von Marczewski Ist X i i I displaystyle X i i in I nbsp eine Familie separabler Raume und ist die Machtigkeit von I displaystyle I nbsp hochstens gleich der Machtigkeit des Kontinuums R displaystyle mathbb R nbsp so ist i I X i displaystyle textstyle prod i in I X i nbsp mit der Produkttopologie ebenfalls separabel Um dieses Resultat einzusehen genugt es die Separabilitat von N R f f R N displaystyle mathbb N mathbb R f mid f colon mathbb R rightarrow mathbb N nbsp zu beweisen Dazu uberlegt man sich leicht dass die abzahlbare Menge der endlichen Summen von Funktionen aus n x a b n N a b Q displaystyle n cdot chi a b n in mathbb N a b in mathbb Q nbsp dicht liegt wobei x a b displaystyle chi a b nbsp die charakteristische Funktion des Intervalls a b displaystyle a b nbsp ist Zusammenhang mit anderen Begriffen BearbeitenIn der englischen Fachliteratur wird ein topologischer Raum X displaystyle X nbsp mit hochstens abzahlbarer Basis von manchen Autoren als completely separable oder perfectly separable also als vollstandig separabel bzw als vollkommen separabel bezeichnet 21 Lasst sich die Topologie eines separablen Raumes X displaystyle X nbsp durch eine vollstandige Metrik erzeugen so nennt man X displaystyle X nbsp einen polnischen Raum 22 Der Begriff des separablen Raumes steht in keiner Beziehung zum Begriff des separierten Raums 23 Zur Historie BearbeitenDas Konzept des separablen Raumes geht zuruck auf Maurice Rene Frechet und seine Publikation Sur quelques points de calcul fonctionnel aus dem Jahre 1906 24 P S Alexandroff zufolge ist der Terminus separabel eine hochst ungluckliche Bezeichnung die sich bedauerlicherweise jedoch eingeburgert hat und allgemeine Verbreitung fand 25 Wie Horst Schubert im Jahre 1975 schrieb bestanden Tendenzen ihn den Terminusseparabel abzuschaffen 23 26 Literatur BearbeitenP S Alexandroff Einfuhrung in die Mengenlehre und in die allgemeine Topologie Hochschulbucher fur Mathematik Band 85 VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1984 Thorsten Camps Stefan Kuhling Gerhard Rosenberger Einfuhrung in die mengentheoretische und die algebraische Topologie Berliner Studienreihe zur Mathematik Band 15 Heldermann Verlag Lemgo 2006 ISBN 3 88538 115 X Charles O Christenson William L Voxman Aspects of Topology 2 Auflage BCS Associates Moscow Idaho U S A 1998 ISBN 0 914351 08 7 Lutz Fuhrer Allgemeine Topologie mit Anwendungen Vieweg Verlag Braunschweig 1977 ISBN 3 528 03059 3 Leszek Gasinski Nikolaos S Papageorgiou Exercises in Analysis Part 1 Problem Books in Mathematics Springer Verlag Cham Heidelberg New York Dordrecht London 2014 ISBN 978 3 319 06175 7 doi 10 1007 978 3 319 06176 4 Jurgen Heine Topologie und Funktionalanalysis Grundlagen der Abstrakten Analysis mit Anwendungen 2 verbesserte Auflage Oldenbourg Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 486 70530 0 G J O Jameson Topology and Normed Spaces Chapman and Hall London 1974 ISBN 0 412 12880 2 Joseph Muscat Functional Analysis An Introduction to Metric Spaces Hilbert Spaces and Banach Algebras Springer Verlag Cham Heidelberg New York Dordrecht London 2014 ISBN 978 3 319 06727 8 doi 10 1007 978 3 319 06728 5 Mark Neumark Normierte Algebren Verlag Harri Deutsch Thun und Frankfurt Main 1990 ISBN 3 8171 1001 4 Horst Schubert Topologie Mathematische Leitfaden 4 Auflage B G Teubner Stuttgart 1975 ISBN 3 519 12200 6 Lynn A Steen J Arthur Seebach Jr Counterexamples in Topology 2 Auflage Springer Verlag New York Heidelberg Berlin 1978 ISBN 0 387 90312 7 Dirk Werner Funktionalanalysis Springer Lehrbuch 6 korrigierte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2007 ISBN 978 3 540 72533 6 Stephen Willard General Topology Addison Wesley Series in Mathematics Addison Wesley Reading Massachusetts u a 1970 Siehe auch BearbeitenAbzahlbare Menge Hausdorffraum Hilbertraum Metrischer Raum Kompakter Raum Polnischer Raum Zweites AbzahlbarkeitsaxiomEinzelnachweise Bearbeiten Thorsten Camps Stefan Kuhling Gerhard Rosenberger Einfuhrung in die mengentheoretische und die algebraische Topologie 2006 S 34 P S Alexandroff Einfuhrung in die Mengenlehre und in die allgemeine Topologie 1984 S 121 Joseph Muscat Functional Analysis 2014 S 68 Leszek Gasinski Nikolaos S Papageorgiou Exercises in Analysis Part 1 2014 S 8 Da Kompaktheit ein Spezialfall der Lindelof Eigenschaft ist ergibt sich die zuvor genannte Aussage aus dieser Aquivalenz als Folgerung Jurgen Heine Topologie und Funktionalanalysis 1970 S 261 Dirk Werner Funktionalanalysis 2007 S 235 Lutz Fuhrer Allgemeine Topologie mit Anwendungen 1977 S 129 Charles O Christenson William L Voxman Aspects of Topology 1998 S 420 a b Heine op cit S 72 G J O Jameson Topology and Normed Spaces 1970 S 159 Camps Kuhling Rosenberger op cit S 18 a b Lynn A Steen J Arthur Seebach Jr Counterexamples in Topology 1970 S 7 S 100 103 Heine op cit S 86 Heine op cit S 72 Jameson op cit S 158 Stephen Willard General Topology 1970 S 114 Als dichte Teilmenge im Bild dient einfach das Bild der dichten Teilmenge im Definitionsbereich Fuhrer op cit S 128 Dies folgt aus der oben genannten Aquivalenz denn letztere ubertragt sich offensichtlich auf die metrischen Unterraume Steen Seebach op cit S 162 Gasinski Papageorgiou op cit S 226 a b Horst Schubert Topologie 1975 S 58 Willard op cit S 303 Alexandroff op cit S 120 121 Was jedoch offenbar nicht geschah Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Separabler Raum amp oldid 235872358