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Unendliche Menge ist ein Begriff aus der Mengenlehre einem Teilgebiet der Mathematik Schon die Verwendung der negierenden Vorsilbe un legt folgende Definition nahe Eine Menge heisst unendlich wenn sie nicht endlich ist Mit Hilfe der Definition der endlichen Menge lasst sich das wie folgt umformulieren Eine Menge ist unendlich wenn es keine naturliche Zahl n displaystyle n gibt so dass die Menge gleichmachtig zu 0 1 n 1 displaystyle 0 1 ldots n 1 ist fur n 0 displaystyle n 0 ist das die leere Menge mit dem von Neumannschen Modell der naturlichen Zahlen noch kompakter als eine Menge ist unendlich wenn sie nicht gleichmachtig zu einer naturlichen Zahl gemass ihrer von Neumannschen Darstellung ist Beispiele fur unendliche Mengen sind die Menge der naturlichen Zahlen N 0 1 2 3 displaystyle mathbb N 0 1 2 3 ldots oder die Menge R displaystyle mathbb R der reellen Zahlen Inhaltsverzeichnis 1 Dedekind Unendlichkeit 2 Existenz unendlicher Mengen 3 Unterschiedliche Machtigkeiten unendlicher Mengen 4 Siehe auch 5 LiteraturDedekind Unendlichkeit BearbeitenAuf Richard Dedekind geht die folgende Definition der Unendlichkeit einer Menge zuruck Eine Menge gilt als unendlich falls sie zu einer echten Teilmenge gleichmachtig ist Genauer spricht man in diesem Fall von Dedekind Unendlichkeit Der Vorteil dieser Definition ist dass sie keinen Bezug auf die naturlichen Zahlen nimmt Die Aquivalenz zur eingangs definierten Unendlichkeit erfordert allerdings das Auswahlaxiom Dass Dedekind unendliche Mengen unendlich sind ist klar da eine endliche Menge zu einer echten Teilmenge nicht gleichmachtig sein kann Ist umgekehrt A displaystyle A nbsp eine unendliche Menge so wahle man mit Hilfe des Auswahlaxioms rekursiv Elemente a 0 A displaystyle a 0 in A nbsp a 1 A a 0 displaystyle a 1 in A setminus a 0 nbsp displaystyle ldots nbsp a n A a 0 a n 1 displaystyle a n in A setminus a 0 ldots a n 1 nbsp displaystyle ldots nbsp Da A displaystyle A nbsp unendlich ist kann niemals A a 0 a n 1 displaystyle A a 0 ldots a n 1 nbsp sein weshalb die Wahl eines neuen a n displaystyle a n nbsp stets moglich ist Die Abbildung f A A a 0 a displaystyle f colon A rightarrow A setminus a 0 quad a mapsto begin cases end cases nbsp a n 1 displaystyle a n 1 nbsp falls a a n displaystyle a a n nbsp fur ein n displaystyle n nbsp a displaystyle a nbsp sonstist wohldefiniert da das n displaystyle n nbsp mit a a n displaystyle a a n nbsp eindeutig ist Sie zeigt dass A displaystyle A nbsp zur echten Teilmenge A a 0 displaystyle A setminus a 0 nbsp gleichmachtig und daher Dedekind unendlich ist Ohne eine zumindest schwache Version des Auswahlaxioms i d R das abzahlbare Auswahlaxiom kann man nicht zeigen dass unendliche Mengen auch Dedekind unendlich sind Existenz unendlicher Mengen BearbeitenIn der Zermelo Fraenkel Mengenlehre das heisst in der ublichen von den meisten Mathematikern akzeptierten Grundlage der Mathematik ist die Existenz unendlicher Mengen durch ein Axiom dem sogenannten Unendlichkeitsaxiom gefordert In der Tat kann man die Existenz unendlicher Mengen nicht aus den ubrigen Axiomen schliessen Dieses Unendlichkeitsaxiom wird von manchen Mathematikern sogenannten Konstruktivisten kritisiert da die Existenz unendlicher Mengen nicht aus logischen Axiomen beweisbar ist Daher werden unendliche Mengen auch in der Zermelo Fraenkel Mengenlehre verdachtigt moglicherweise zu Widerspruchen zu fuhren obwohl die Russellsche Antinomie dort nicht moglich ist In der Tat kann die Widerspruchsfreiheit der Mengenlehre und damit der Mathematik nach dem auf Kurt Godel zuruckgehenden Unvollstandigkeitssatz nicht bewiesen werden Fur eine weitergehende Diskussion siehe Potentielle und aktuale Unendlichkeit Unterschiedliche Machtigkeiten unendlicher Mengen BearbeitenDie Machtigkeiten endlicher Mengen sind die naturlichen Zahlen schwieriger und interessanter ist die Idee den Begriff der Machtigkeit auch auf unendliche Mengen auszuweiten Der mengentheoretische Begriff des Unendlichen wird noch interessanter da es verschiedene Mengen gibt die unendlich viele Elemente besitzen die aber nicht bijektiv aufeinander abgebildet werden konnen Diese unterschiedlichen Machtigkeiten werden mit dem Symbol ℵ displaystyle aleph nbsp Aleph dem ersten Buchstaben des hebraischen Alphabets und einem anfangs ganzzahligen Index bezeichnet die Indizes durchlaufen die Ordinalzahlen Die Machtigkeit der naturlichen Zahlen N displaystyle mathbb N nbsp die kleinste Unendlichkeit ist in dieser Schreibweise ℵ 0 displaystyle aleph 0 nbsp Obwohl die naturlichen Zahlen eine echte Teilmenge der rationalen Zahlen Q displaystyle mathbb Q nbsp sind besitzen beide Mengen N displaystyle mathbb N nbsp und Q displaystyle mathbb Q nbsp dieselbe Machtigkeit ℵ 0 displaystyle aleph 0 nbsp Cantors erstes Diagonalargument Die Reellen Zahlen bilden eine unendliche Menge die machtiger als die Menge der naturlichen und rationalen Zahlen ist sie ist uberabzahlbar Man spricht auch von der Kardinalitat der uberabzahlbaren Mengen erster Stufe Cantors zweites Diagonalargument Die Kontinuumshypothese ist die Behauptung dass die Machtigkeit der reellen Zahlen gleich ℵ 1 displaystyle aleph 1 nbsp also die nach ℵ 0 displaystyle aleph 0 nbsp nachstgrossere Machtigkeit ist Sie ist allein mit den ublichen Axiomen der Mengenlehre ZFC weder beweisbar noch widerlegbar Zu jeder unendlichen Menge lassen sich weitere Unendlichkeiten mittels Bildung der Potenzmenge Menge aller Teilmengen konstruieren Der Satz von Cantor sagt aus dass die Machtigkeit einer Potenzmenge grosser als die Machtigkeit der Menge ist Ob durch Potenzmengenbildung aus einer Menge mit Machtigkeit ℵ n displaystyle aleph n nbsp eine Menge der nachstgrosseren Machtigkeit ℵ n 1 displaystyle aleph n 1 nbsp entsteht oder einige Grossenordnungen ubersprungen werden ist ein klassisches Problem der Mengenlehre die verallgemeinerte Kontinuumshypothese Dieser Vorgang kann formal immer weitergefuhrt werden so dass es unendlich viele Unendlichkeiten gibt Es gibt in der Mengenlehre mehrere Zahlensysteme die unendlich grosse Zahlen enthalten Die bekanntesten sind Ordinalzahlen Kardinalzahlen Hyperreelle Zahlen und Surreale Zahlen Siehe auch BearbeitenAleph Funktion Endliche Menge Hilberts Hotel Tarski Endlichkeit UnendlichkeitLiteratur BearbeitenHarro Heuser Lehrbuch der Analysis Teil 1 Vieweg Teubner ISBN 978 3 8348 0777 9 Seiten 137 ff Oliver Deiser Einfuhrung in die Mengenlehre Springer Berlin 2004 ISBN 978 3 540 20401 5 Seiten 91 108 David Foster Wallace Georg Cantor Der Jahrhundertmathematiker und die Entdeckung des Unendlichen Piper Verlag 2007 gebundene Ausgabe ISBN 3 492 04826 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unendliche Menge amp oldid 227563287