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Bonsai jap 盆栽 ist die japanische Variante einer alten fernostlichen Art der Gartenkunst bei der Straucher und Baume in kleinen Gefassen oder auch im Freiland zur Wuchsbegrenzung gezogen und asthetisch durchgeformt werden Diese Kunstform entstand ursprunglich im Kaiserreich China wo sie Penjing chin 盆景 genannt wird Chinesischer Penjing Form SekijōjuEine weitere Form sind die Miniatur Wohnlandschaften der vietnamesischen Hon Non Bộ Eigenstandige Traditionen die meist auch als Bonsai bezeichnet werden gibt es im indonesischen Raum zum Beispiel auf Bali Im Westen entwickeln sich Varianten die vor allem auf dem Einbezug einheimischer Arten Olivenbaume in Italien und Spanien Ponderosa Kiefern in den USA beruhen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2 Geschichte 2 1 China 2 2 Japan 3 Die Bonsai Kultivierung 3 1 Geholzarten fur Bonsai 3 2 Findlinge bzw Yamadori 3 3 Miniatur Bonsai Mame 3 4 Kaufhaus Bonsai 3 5 Gestaltungsrichtlinien 3 6 Gestaltungsmassnahmen 3 6 1 Grundschnitt und Erhaltungsschnitt 3 6 2 Drahtung 3 6 3 Blattschnitt 3 6 4 Entrinden 3 6 5 Abmoosen 3 6 6 Anplatten 4 Schale 5 Prasentationstisch 6 Pflege 6 1 Begrenzter Wurzelraum 6 2 Schadlinge und Krankheiten 7 Aufstellung des Bonsai 7 1 Tokonoma 7 2 Europaische Ausstellungssituation 8 Formkunde des asiatischen Bonsaistils 8 1 Die aufrechte Form 8 1 1 Chokkan 8 1 2 Moyōgi 8 1 3 Kabudachi Mehrfachstamm 8 1 4 Sōkan 8 1 5 Netsuranari 8 2 Luftformen 8 2 1 Shakan 8 2 2 Fukinagashi 8 2 3 Han Kengai 8 2 4 Kengai 8 3 Charakterformen 8 3 1 Bankan 8 3 2 Bunjingi Literatenform 8 4 Ishi Tsuki Felsform 8 4 1 Sekijōju 8 5 Weitere Wuchsbesonderheiten 8 5 1 Hokidachi 8 5 2 Neagari 8 5 2 1 Nebari in der Bedeutung als Wurzelansatz des Stamms 8 5 3 Ikadabuki 8 6 Yose ue der Wald 9 Die Werkzeuge 10 Siehe auch 11 Literatur 11 1 Online 11 2 Bucher 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenDas japanische Wort bonsai japanisch 盆栽 dt Anpflanzung in der Schale geht zuruck auf den chinesischen Begriff penzai chinesisch 盆栽 1 So wurde ein Aspekt innerhalb der Kunstform der penjing genannt chinesisch 盆景 Pinyin penjĭng Landschaft in der Schale 盆 pen Schale 景 jĭng Landschaft Szenerie Aussicht Das Wort bonsai besteht aus den beiden Wortern bon Schale und sai Pflanzen Anpflanzen Nach altem chinesischen Verstandnis ist Penjing die Kunst eine Harmonie zwischen den Naturelementen der belebten Natur und dem Menschen in miniaturisierter Form darzustellen Die belebte Natur wird hierbei meist durch einen Baum dargestellt Die Naturkrafte vertritt nach einem anderen chinesischen Ausdruck fur Landschaft 山水 shanshuĭ wortlich Berg und Wasser Berg und Gewasser Berg und Fluss ein Stein und feiner Kies der traditionell in Garten Wasser symbolisiert Der Mensch wird in Form seines Werks einer Pflanzschale dargestellt Nur der Einklang dieser drei Elemente macht einen gelungenen Penjing aus Unterschieden werden shumu penjing Baum Penjing Hier steht ein einzelner Baum oder eine kleine Gruppe ohne weitere Elemente in einer Schale shanshui penjing Landschafts Penjing Der Baum kann hier eine Nebenrolle spielen wichtig ist die Darstellung einer Miniaturlandschaft meist aus naturlich geformten Steinen die zusatzlich mit Krautpflanzen oder Moos ausgestaltet wird shuihan penjing Wasser und Land Penjing Mit Sand wird hier zusatzlich ein Wasserlauf eine Teich oder Seeoberflache dargestellt Haufig sind auch Felslandschaften die auf flachen Tabletts stehen welche mit Wasser gefullt werden Penzai entsprechen nur teilweise shumu penjing wie ohnehin die Grenzen dieser Begriffe fliessend sind So kann die Abbildung ganz oben im Artikel durchaus als penzai aber auch als shanshui penjing bezeichnet werden da der Stein als Felskuppe interpretiert werden kann In Japan verlegte sich der Schwerpunkt von Landschaftsgestaltungen ganz auf die Baumgestaltung es existiert zwar der Begriff saikei der Miniaturlandschaften mit kleinen Holzpflanzen bezeichnet diese haben aber keineswegs den Stellenwert der chinesischen Penjing Es werden auch Gartenbaume nach den formalen Kriterien von Bonsai gestaltet Geschichte BearbeitenDie heute bekannten Bonsai sind haufig im japanischen Stil gestaltet der sich Anfang des 20 Jahrhunderts herausbildete Doch die Bonsaikunst ist viel alter und entstammt der Gartenkunst des Kaiserreiches China China Bearbeiten nbsp Hofische Gesellschaft der Ming Zeit mit Penjing im VordergrundIn der fruhen Han Dynastie 206 220 n Chr wurden bereits kunstliche Landschaften mit Seen Inseln und bizarren Felsformationen in Palastgarten der Kaiser nachgestaltet auch die Topfpflanzen Kultur war bereits bekannt Der Mythologie nach lebte in dieser Zeit der Zauberer Jiang Feng der die Fahigkeit besass ganze Landschaften mit Felsen Wasser Baumen Tieren und Menschen verkleinert auf ein Tablett zaubern zu konnen In dieser Zeit entstand offenbar die Kunst des Penjing auch wenn einige der Baume zwei und mehr Meter hoch waren und in grossen Schalen im Garten gepflegt wurden In der Tang Dynastie 618 907 findet sich die alteste bekannte Darstellung eines Penjing einer Miniaturlandschaft mit grazilen Baumchen und Felsen in den Grabkammern des Prinzen Zhang Huai Diese Epoche galt als sehr kunstsinnig Poeten und Maler wandten sich insbesondere der Natur zu Die Song Dynastie 960 1279 brachte die Penjing Kultur zu einer ersten Blute Als besonders beliebt galten nun knorrige Baume vor allem Kiefern die aus Baumwurzeln gezogen wurden Parallel dazu bildete sich die Kunst des Suiseki heraus das ohne Baume auskommt und schon geformte Steine auf wassergefullten Tabletts platziert So werden Eindrucke von Kustenlinien oder dramatischen Felslandschaften im Hochgebirge hervorgerufen Das zeitgenossische Buch Yunlin Shipu zahlt 116 Steinarten auf die zur Gestaltung verwendet werden konnen In der Yuan Dynastie 1280 1368 waren Miniatur Penjing besonders beliebt Der Grundsatz im Kleinen zugleich das Grosse zu erblicken He Nian ein Dichter verfasste eine Reihe Gedichte uber die winzigen Penjing des Monches Yun Shangren daraus das Zitat wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten zu einem wichtigen Leitsatz Seit Ende der Ming Dynastie 1368 1644 werden Einzelbaume und Schalenlandschaften vermutlich erstmals als penjing bezeichnet In dieser Zeit wurde eine Reihe von Buchern verfasst Die damals sehr populare chinesische Landschaftsmalerei gab der Penjing Kunst neue Impulse Man bezeichnete sie als dreidimensionale Gemalde stumme Gedichte oder lebende Skulpturen meist waren sie etwa einen halben Meter gross so dass sie noch auf einem Teetischchen platziert werden konnten dann galten sie als besonders kostbar In der Qing Dynastie 1644 1911 drangen Bonsai allmahlich in die vornehmen Familien des Landes vor die nicht selten einen eigenen Penjing Gartner anstellten In Suzhou fand alljahrlich ein Wettbewerb um die schonsten Baume des Landes statt Dabei zeigte sich dass die unterschiedlichen Regionen verschiedene Stilrichtungen entwickelt hatten Lignan Schule Guangzhou Shanghai Schule Suzhou Schule Yangzhou Schule Sichuan Schule Es heisst wer erfolgreich einen Bonsai gezogen und gepflegt hat musse sich keine Sorgen um das Wohl seiner Seele nach dem Tod machen Japan Bearbeiten nbsp Darstellung eines Bonsais in einer Grafik von Katsushika Hokusai 1760 1849 Im 10 11 Jahrhundert brachten buddhistische Monche die Bonsaikunst nach Japan Dort entwickelte sich der Bonsai Stil lange Zeit parallel zu China In der Edo Zeit erfuhr die Mode der Topfkultivierung von Pflanzen und Baumen einen starken Aufschwung nicht zuletzt durch das Vorbild des damaligen Shogun Tokugawa Iemitsu 1604 1651 Damals sammelte man vor allem Pflanzen deren Bluten und Blatter auffallige Mutationen hervorgebracht hatten und so in der Natur nicht vorkamen Viele dieser Baume wiesen Krummungen und Biegungen auf die heute unnaturlich erscheinen Oktopus Stil einige Exemplare aus der Iemitsu Sammlung sind bis heute erhalten Diese seltenen Pflanzen wurden bald zu Spekulationsobjekten ganz ahnlich wie beim hollandischen Tulpenfieber Gegen Ende der Edo Periode kam das Shogunat ins Wanken Vor allem die Bunjin japanisch 文人 chin wenren Mann des Wortes wird aber meist mit Literat ubersetzt taten sich von Kyōto und Osaka aus als Organisatoren von Demonstrationen und anderen anti monarchistischen Aktionen hervor Sie wandten sich auch gegen die sehr artifizielle Bonsai Kultur jener Zeit und aufgrund ihrer Beschaftigung mit chinesischer Malerei und Literatur fanden sie zu einem neuen Stil den Bunjingi Der Name ist in Anlehnung an den Literaten Stil der chinesischen Kunst entstanden Sie bevorzugten heimische Arten wie Kiefern und Ahorne und nahmen die Natur zum Vorbild fur ihre Gestaltungen In der damaligen kunsttheoretischen Literatur beispielsweise im chinesischen Senfkorngarten im Yuo Hikusai gafu und im Kaishi en kaden wurden die heute bekannten Stilformen wie Kengai und Chokkan bereits formuliert Besonders in der Kaiserstadt Kyōto und in Osaka war der Stil bei Gelehrten sehr beliebt und galt als antinational und avantgardistisch Wahrend die Herrschenden eine Politik der Isolierung betrieben und eine Reise nach China bei Todesstrafe verboten war formten sich die japanischen Gelehrten ihr eigenes kleines China aus Felssteinen und Pflanzen nach Dabei wurden die Baume immer starker zum Ausdruck ihrer Vorstellung von einem Leben in dem man seine Ideale kompromisslos verwirklichen kann Anfang der Meiji Zeit entdeckte auch die Tokioter Oberschicht ihre Liebe zum Bonsai Das Gestaltungsideal war jedoch nicht langer die Form naturlich wachsender Baume sondern ihre Nahe zur chinesischen Malerei Bonsai wurden in Teehausern ausgestellt und erreichten allmahlich auch die unteren Schichten der Bevolkerung Nach dem Sieg im Krieg gegen China und Russland verkorperten sie wieder den Geist des Revolutionaren in einem Klima des von oben verordneten Nationalismus und avancierte endgultig zur Kunstform die auch auf Ausstellungen gezeigt wurde Man wollte ein Kunstwerk schaffen das naturlicher als die Natur selbst ist wobei stets die Schonheit der Natur als Vorbild dient Gegen Ende der Meiji Zeit formte sich das noch heute gultige Gestaltungsideal aus wonach Bunjingi einen hohen geschwungenen Stamm und wenig Aste aufweisen sollen 1867 stellte Japan auf der Weltausstellung in Paris erstmals Bonsai einer westlichen Offentlichkeit vor Nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich Bonsai als Hobby in der ganzen Welt Die Bonsai Kultivierung Bearbeiten nbsp nbsp Die Gemeine Hainbuche Carpinus betulus als kultivierter Bonsai und als freistehendes Exemplar bei Ibbenburen Nordrhein Westfalen Der Bonsai Baum ist ein in einem Pflanzgefass gezogenes Baumchen das durch Kulturmassnahmen Formschnitt Wurzelschnitt Blattschnitt Drahtung klein gehalten wird und in kunstlerischer Gestaltung in eine gewunschte Wuchsform gebracht wird Diese folgt den Prinzipien des Wabi und Sabi der Zen Kultur und den teils konfuzianisch teils taoistisch beeinflussten Baumdarstellungen der klassischen chinesischen Malerei In Japan werden Bonsai im Garten oder in der Tokonoma einer gestalterisch hervorgehobenen Nische im Zimmer aufgestellt Bonsaibaume konnen bei guter Pflege viele hundert Jahre alt und sehr wertvoll werden Im Westen wird unter Bonsai im Allgemeinen nur der Bonsai Baum verstanden Bonsai in Japan eingebettet in eine Natur und Weltanschauung wird damit auf Formales und Asthetisches reduziert Der kulturelle Hintergrund der japanischen Vorbilder wird zwar wahrgenommen und unterschiedlich stark reflektiert spielt aber insgesamt eine untergeordnete Rolle Geholzarten fur Bonsai Bearbeiten nbsp nbsp Laubabwerfende Geholze Toringo Apfel Malus toringo wahrend der Vegetationsperiode und nach dem Laubfall nbsp Immergrune Geholze Madchen Kiefer Pinus parviflora nbsp Kalifornischer Wacholder Juniperus californica mit gebleichtem Totholz Fur Bonsai eignen sich nahezu alle verholzenden kleinblattrigen oder kleinnadligen Baum und Straucharten nbsp Japanische Facher Ahorn Acer palmatum in einer Bonsai AusstellungTraditionell werden in Japan Kiefern zum Beispiel Madchen Kiefer Pinus parviflora Wacholder Ahorne Dreispitz Ahorn Acer buergerianum und Facher Ahorn Acer palmatum asiatische Ulmenarten besonders die Chinesische Ulme Ulmus parvifolia Azaleen Fruchtbaume wie Kulturapfel oder Japanische Aprikose Prunus mume verwendet In Mitteleuropa verwendet man vorwiegend einheimische Geholze die an das regionale Klima angepasst sind aber auch importierte winterharte Pflanzen aus Japan und anderen Landern Beliebt sind kleinblattrige Ahornarten unter ihnen die rotblattrigen japanischen Ahornsorten sowie Kiefern Fichten Buchen und Wacholder Allerdings werden einheimische Bonsai besonders kleinere Exemplare vor starken Frosten geschutzt indem sie beispielsweise im Boden eingesenkt oder mit einer Mulchschicht bedeckt werden Bereits Luftfrost konnte zum Durchfrieren des Schaleninhalts fuhren dagegen stehen Baume in der Natur nur sehr selten in dauerhaft gefrorenem Boden Im Zuge der Verbreitung der Bonsaikultur im westlichen Kulturkreis wurden die Bonsaitechniken auch auf verholzende Zimmerpflanzen englisch indoor plants ubertragen sodass heute zwischen Indoor und Outdoor unterschieden wird Die Kultur von Indoors ist problematisch da man ihnen die dringend benotigten Lebensbedingungen durchgehend 2000 3000 Lux 12 Stunden am Tag Luftfeuchte bei 70 90 Prozent bei einer Temperatur von etwa 15 30 C in normalen Haushalten kaum bieten kann und die Pflanzen folglich krankeln oder eingehen Schwierig ist erfahrungsgemass die Zimmerkultur des Fukientees Carmona microphylla auch als Ehretia microphylla oder Ehretia buxifolia bezeichnet und des Junischnees Serissa foetida Einzig kleinblattrige Arten der Gattung Ficus haben sich als so robust und anpassungsfahig erwiesen dass sie problemlos als Indoor Bonsai gehalten werden konnen Sie gelten heute als die typischen Anfangerpflanzen Bonsai konnen aus Samlingen aus Jungpflanzen und aus in der Natur gesammelten Pflanzen Yamadori geformt werden Oft eignen sich auch Baumschulpflanzen oder Containerpflanzen aus dem Gartencenter Genetisch unterscheiden sich Bonsai Baume nicht von gewohnlichen Pflanzen Daher gibt es auch keine Bonsaisamen Allein durch die Kulturmassnahmen behalt der Bonsai Baum seine charakteristische Grosse Findlinge bzw Yamadori Bearbeiten Neben der Vermehrung aus Samen Stecklingen oder dem Weiterentwickeln von Baumschulpflanzen bietet sich auch das Ausgraben von Baumen so genannten Findlingen an Besonders wild aussehende Baume zum Beispiel aus dem Hochgebirge werden Yamadori genannt Ein Ubersiedeln eines alten Gewachses kann sich aber aufwandig gestalten und erfordert Erfahrung jedoch kann diese Art der Rohpflanzengewinnung zu besonders schonen und interessanten Bonsai fuhren Bevor man sich einen Findling aneignet muss unbedingt die Erlaubnis des Grundeigentumers oder des jeweiligen Besitzers eingeholt werden und allenfalls umweltschutzrechtliche Aspekte geklart werden Einen Baum ohne Erlaubnis des Eigentumers oder Besitzers auszugraben ist illegal Waldfrevel und kann strafrechtlich und auch zivilrechtlich verfolgt werden Im Westen sind okologische Folgen der Yamadori Suche heute noch vernachlassigbar in Japan dagegen wurden auf diese Weise uber lange Zeit ganze Gebiete geplundert etwa von Wacholdern Miniatur Bonsai Mame Bearbeiten nbsp Mame Miniatur Bonsai Mame Bonsai sind nur wenige hochstens 20 Zentimeter gross Diese Art von Bonsai erfordert langjahrige Erfahrung da es wesentlich schwerer ist solche Bonsai zu pflegen Gefahr der Austrocknung Schwierigkeiten der Gestaltung Meistens kann man diese Form von Bonsai nicht sehr lange in dieser Grosse halten oft werden sie dann zu grosseren Bonsai weiterentwickelt Kaufhaus Bonsai Bearbeiten nbsp Kaufhaus Bonsai Chinesischer Liguster Ligustrum sinense Auch in Blumengeschaften Kaufhausern und Baumarkten werden Indoor Bonsai angeboten Dem niedrigen Preis entsprechend weisen diese Baume in der Regel starke asthetische Kompromisse auf z B Um einen starken Stamm zu erreichen wurde ein Baumschulbaum gekappt und der oberste Ast als Stamm weitergefuhrt Bei billigen Exemplaren ist dies unharmonisch ausgefuhrt das Astwerk verbirgt kaum die Schnittstelle Durch zu seltene Nachfuhrung der Drahtung weisen die Aste Einbuchtungen oder gar Narben auf Es kommt vor dass Drahte eingewachsen sind Haufig fehlen stilistische Aspekte welche fur die asthetisch naturliche Gesamterscheinung des Bonsai wichtig sind wie z B eine gut uberlegte dreidimensionale Astanordnung sowie das Einhalten von Grundproportionen der einzelnen Aste zur Gesamterscheinung des Baumes Die verwendeten Schalengrossen weichen haufig von den klassischen Vorgaben wie z B Schalentiefe ungefahr gleich Stammdurchmesser ab hierdurch kann es passieren dass der Bonsai bei einer uberdimensionierten Schale eher wie eine normale Zimmerpflanze wirkt Gelegentlich handelt es sich gar nicht um echte Pflanzen sondern um Nachbildungen Gestaltungsrichtlinien Bearbeiten Zur Bonsaigestaltung bestehen unterschiedliche und teils einander widersprechende Ansichten uber die einzelnen Stilelemente die sich insbesondere auf die Stammform die Astanordnung Feinverzweigung und die passende Schale beziehen Abweichende Standpunkte in unterschiedlichen Regionen und Epochen sowie uneinheitliche Leitlinien zahlreicher Verbande und Vereine fuhrten zu den verschiedenartigen Gestaltungsrichtlinien fur Bonsai Gemeinsam ist ihnen im Allgemeinen dass ein Bonsai als lebende dreidimensionale Skulptur entweder wie ein miniaturisierter freiwachsender Baum oder aber eine stilisierte Interpretation eines solchen Baums auf den Betrachter wirken soll Oft sind die festgelegten Gestaltungsrichtlinien fur Bonsai bei Wettbewerben und zur finanziellen Wertbestimmung von entscheidender Bedeutung Dabei ist auch die Gesamterscheinung und Individualitat des Baumes im Rahmen der Gestaltungsregeln von grossem Einfluss Viele exzellente und teure Bonsai weisen dagegen nur eine begrenzte Treue zu den strengen Gestaltungsrichtlinien auf imponieren jedoch durch ihre Einzigartigkeit und Komplexitat was haufig nur ohne Berucksichtigung der Grundregeln moglich ist Die Gestaltungsregeln fur Bonsai werden in der Fachliteratur und bei Verbanden oft und kontrovers diskutiert Gestaltungsmassnahmen Bearbeiten Grundschnitt und Erhaltungsschnitt Bearbeiten Der erste Schnitt ist der Gestaltungs oder Grundschnitt Hierbei legt man die Gestaltungsform fest Im Erhaltungsschnitt wird eine dichter werdende Verzweigung angestrebt Ein regelmassig durchgefuhrter Schnitt sorgt fur einen kompakten Wuchs fur eine feine Verzweigung beziehungsweise eine ausreichende Dichte Dabei werden die aus der Gestaltungsform hinauswachsenden Triebe zuruckgenommen Wird wenig zuruckgeschnitten so wird weniger Wachstum angeregt als bei einem seltenen dafur aber starken Ruckschnitt Der jeweilige Neuaustrieb hangt wesentlich von der Jahreszeit ab Einheimische Arten treiben zumeist im Fruhjahr oder im Juni aus Bei der Entfernung alter Zweige man spricht dann vom mehrjahrigen Holz werden besonders sogenannte schlafende Knospen zum Austrieb angeregt was eine Erneuerung aus dem Inneren der Baumkrone bewirkt Das Entfernen der Pfahlwurzel fordert die Verzweigung des Wurzelballens sodass sich ein feines gleichmassiges Wurzelsystem bildet Auch der Standort der Pflanze ist von Bedeutung An einem zu dunklen Standort wird sie Langtriebe die sogenannten Strecktriebe hervorbringen Meist gibt es kaum Kompromisse in Bezug auf die Lichtbedurfnisse der einzelnen Arten Drahtung Bearbeiten nbsp Drahtung und Formung eines BonsaisAusser durch die traditionelle Methode des Zuruckschneidens und Wachsenlassens konnen die Aste auch durch Spanndrahte geformt werden Traditionell wurden Palmfaserschnure verwendet Heute wendet man meist die Methode der Drahtung an Dazu werden der Stamm die Aste oder die Zweige je nachdem welchen Teil des Baumes man korrigieren mochte spiralig mit eloxiertem Aluminium oder weichgegluhtem Kupferdraht umwickelt und vorsichtig in Form gebogen Blattschnitt Bearbeiten nbsp Blattschnitt eines BonsaisDurch einen Blattschnitt wird ein kunstlicher Herbst vorgetauscht Er wird besonders in starkwuchsigen Zonen des Baumes angewandt um ihn zur verstarkten Bildung von Seitentrieben anzuregen und die Feinverzweigung zu fordern Zudem sind die neu ausgetriebenen Blatter meist etwas kleiner und wirken dadurch harmonischer zur Bonsaigrosse Zum Schutz der Knospe wird dabei in der Blattachsel der Stiel stehen gelassen Beim Austrieb der Knospe fallt der Stiel spater ab Entrinden Bearbeiten nbsp Kalifornischer Wacholder Juniperus californica mit entrindeten StammbereichenDurch das Entrinden von Stamm oder Astpartien in der Fachsprache Shari fur Stammpartien beziehungsweise Jin fur Aststumpfe genannt erhalt der Bonsai das Erscheinungsbild eines gealterten Baumes Dabei kann das freigelegte Holz auch mit Werkzeugen wie Messer Frasen und Meissel weiterbearbeitet und gestaltet werden Meist werden die bearbeiteten Partien abschliessend mit einem Praparat auf Basis von Schwefelkalk behandelt Das Mittel dient zur Sterilisation und zum Bleichen der Oberflachen Abmoosen Bearbeiten nbsp Technik des AbmoosensDurch das sogenannte Abmoosen wird eine Verkurzung der Baume erreicht Dazu wird die Rinde eines Pflanzenteils z B eines Astes bis auf das Kambium in einem 2 bis 4 cm breiten Streifen ringformig abgeschalt Anschliessend wird der rindenfreie Ring mit einem Substrat sowie einer Folie umhullt und regelmassig befeuchtet Nach der Bildung von Wurzelmaterial kann der betreffende Pflanzenteil abgetrennt und als eigenstandige Pflanze weiter kultiviert werden Anplatten Bearbeiten Durch das Anplatten von Asten oder Zweigen vorzugsweise am Stamm der Ausgangspflanze konnen Aste und Zweige einem gewahlten Teil der Pflanze zugefugt werden Schale Bearbeiten nbsp BonsaischalenWas fur das Bild der Rahmen ist fur den Bonsai die Schale Sie stellt also einen weiteren wesentlichen Bestandteil des Gesamtkunstwerks Bonsai dar und muss entsprechend zu jedem Baum individuell und sorgfaltig ausgesucht werden In manchen Fallen wird eine Schale auch extra fur einen Baum in Handarbeit hergestellt Fur wurdevolle alte Kiefern im aufrechten Stil bieten sich beispielsweise rechteckige Schalen in unglasierten Erdtonen an fur bluhende oder zart gebaute Baume wurde man eher runde oder ovale Formen in hellen Tonen wahlen Kaskaden und Halbkaskaden wachsen in tieferen Schalen da sonst das optische Gleichgewicht nicht stimmt und der Baum zu kippen scheint Fur Literatenformen werden oft runde Schalen sogenannte Trommelschalen benutzt Bei der Auswahl der Schale ist zu beachten dass diese nicht im Mittelpunkt stehen soll sondern der Bonsai Eine zu schone oder zu auffallige Schale lenkt von dem Bonsai ab und erfullt somit nicht ihren Zweck Ausnahmen bilden die kleinsten Bonsai Mame Hier werden mit Vorliebe sehr bunte und auffallige Schalen verwendet Prasentationstisch Bearbeiten nbsp Satsuki Azalee in frei aufrechter Form auf einem Bonsai Prasentationstisch Hauptartikel Bonsai Prasentationstisch Bonsaitische als ein Stilelement der Gesamtkonzeption aus Baum Schale und Tisch haben eine hauptsachlich asthetische Funktion Die Aufgabe des Bonsaitisches ist es den Bonsai hoher als die gegebene Oberflache zu prasentierten was dem Bonsai zum einen zusatzliche Erhabenheit Anmut und Formlichkeit sowie einen starkeren Charakter verleiht zum anderen aber auch den Blickwinkel auf den Baum verbessern kann Pflege BearbeitenIm Vergleich zu anderen Zierpflanzen liegen bei der Bonsaipflege einige Unterschiede vor welche zur sachgerechten Haltung des Bonsai beachtet werden mussen Begrenzter Wurzelraum Bearbeiten Da das Wurzelwachstum durch die Bonsaischale begrenzt wird steht dem Baum nur wenig Raum zur Bildung zusatzlicher Wurzeln zur Verfugung Um dennoch ausreichend Wachstum zu erhalten ist wesentlich intensivierte Dungung erforderlich Falls hierfur anstatt moderner mineralischer Substrate klassische Erdmischungen eingesetzt werden ist eine der Baumart entsprechende genau gesteuerte Wasserzufuhr notwendig da das begrenzte Erdvolumen nur wenig Wasser speichert bzw ubermassiges Giessen nur begrenzt abgefangen wird so dass die Gefahr von Wurzelfaule oder dungerbedingter Versalzung der Erdmischung besteht 2 Daher ist der Einsatz mineralischer Substrate auf dem Vormarsch Schadlinge und Krankheiten Bearbeiten Die Folgen eines Befalls wie z B Blatt oder Astverluste fallen aufgrund der Baumgrosse und der detaillierten Gestaltung starker ins Gewicht als bei grosseren Pflanzen Die fruhzeitige und fachgerechte Bekampfung des Befalls ist hier besonders wichtig wobei Ausfalle zum Teil jedoch auch als Gestaltungsmerkmal genutzt werden konnen Aufstellung des Bonsai BearbeitenTokonoma Bearbeiten Zur traditionellen Ausstellungssituation in der Tokonoma gehoren Ein Rollbild im Hintergrund das den Baum um eine weitere Dimension erganzt zu Kiefern passen ruhige Bergmotive zu Ahornen auch Tierszenen ein Tischchen oder eine lackierte Baumscheibe sowie eine Akzentpflanze die als Kontrapunkt fungiert und das Thema der Szene vertieft und unterstutzt meist Gras Bambus kleinwuchsige Stauden in einem flachen Schalchen Aus dieser Form der Aufstellung ergibt sich auch die im japanischen Gestaltungsstil erforderliche Wahl einer Vorderseite Betrachtungsseite des Bonsais Auf der jahrlich in Tokio stattfindenden Kokufu ten der grossten Bonsai Schau Japans werden seit 1933 die besten Baume des Landes pramiert Schon die Einladung zur Ausstellung gilt als grosse Ehre Europaische Ausstellungssituation Bearbeiten In Europa hingegen werden Bonsai in der Regel nicht in Tokonoma aufgestellt Eine ausgewahlte Vorderseite ist darum oft weniger wichtig ebenso die in Japan haufigen Begleitdekorationen sogenannte Beisteller kleine Figuren und Rollbilder Ahnlich wie in chinesischen und japanischen Garten werden auch Baume gestaltet die von allen Seiten betrachtet werden konnen In vielen Ausstellungen dominiert aber nach wie vor ein traditionelles Schema die Baume werden auf langs aneinandergereihten Tischen vor Stellwanden prasentiert Formkunde des asiatischen Bonsaistils BearbeitenDie asiatischen Formen der Bonsaigestaltung leiten sich aus fast zweitausendjahriger Tradition ab die heute noch Anwendung finden Im Laufe des 20 Jahrhunderts entwickelten sich die heutigen Gestaltungsformen fur den Bonsai Dies gilt jedoch hauptsachlich fur japanische Bonsai In der europaischen Bonsaigestaltung haben sich nach einer anfanglichen Phase der reinen Adaption japanischer Formsprache allmahlich Schwerpunkte gebildet Neben den Verfechtern einer traditionellen Gestaltungsauffassung hat sich beispielsweise eine naturalistische Bonsaigestaltung entwickelt in der die Bonsai Baumen in der freien Natur moglichst ahnlich sehen sollen 3 Daneben gibt es Gestaltungen die von chinesischen Penjing beeinflusst sind 4 vereinzelt auch experimentelle kunstlerisch freie Gestaltungen 5 Die Gestaltungsziele weichen wesentlich voneinander ab Wahrend der in Europa vermittelte japanische Stil hauptsachlich auf die Einhaltung bestimmter formaler Vorgaben abzielt s u konzentriert sich der naturalistische Stil auf die Gestaltung interessanter naturnaher Formen Kunstlerisch freie Arbeiten benutzen den Bonsai dagegen als Gestaltungselement in einem weiteren Zusammenhang In allen Fallen wird der Bonsai intensiv gestaltet jedoch mit unterschiedlichem Fokus Nachfolgend werden die japanischen Gestaltungsformen definiert Die aufrechte Form Bearbeiten Chokkan Bearbeiten nbsp Ein Chokkan 直幹 wortlich aufrechter Stamm streng aufrechte Form hat einen geraden senkrechten Stamm dessen Spitze sich genau uber dem Wurzelansatz befindet Als Bonsai wird ein Chokkan meist selbst gezuchtet da dort die Voraussetzungen eher gegeben sind In der Natur sind solche Baume meist in dichten bewaldeten Monokulturen zu finden wo sie gleichmassig Licht und Nahrstoffe finden Auch Windstille ist notig Aber auch durch Gestaltung kann ein schiefer Findling noch gerade werden nbsp Moyōgi Bearbeiten nbsp Der Moyōgi 模様木 wortlich Form eines Baums frei aufrechte Form bewegt sich in harmonischen und von unten nach oben immer schwacher werdenden Schwungen zur Spitze hin wobei sich die Spitze im Lot uber dem Stammfuss befindet so ist der Baum optisch stabil Die Hauptaste befinden sich idealerweise jeweils an der Aussenseite der Schwingungen Der Stammverlauf sollte gut erkennbar und der Stammfuss ausgepragt sein Die Krone hat die Form eines ungleichmassigen spitzen Dreiecks Der Bonsai in der frei aufrechten Form wird nicht in der Mitte der Schale sondern nach dem ersten Drittel platziert nbsp Kabudachi Mehrfachstamm Bearbeiten nbsp Beim Kabudachi 株立 ち dt auf Baumstumpf stehend entspringt eine meist ungerade Anzahl von Baumen einem gemeinsamen Stammfuss Jeder Baum sollte unterschiedlich hoch und dick sein der Hauptbaum ist am hochsten und am dicksten Gemeinsam bilden alle Baume optisch eine Einheit deshalb spielen die Astanordnung und die Formung der gemeinsamen spitzwinkligen Krone eine grosse Rolle Jede aufrechte Form ist moglich jedoch mussen alle Baume in derselben Form gestaltet sein Am haufigsten sind Moyōgi die frei aufrechte Form und Chokkan die streng aufrechte Form nbsp Sōkan Bearbeiten nbsp Sōkan 双幹 dt Zwillingsstamm ist eine Variante des Mehrfachstamms Kabudachi und heisst in Japan auch Vater und Sohn Der erste Seitenast entspringt bei dieser Form sehr tief und bildet einen eigenen Baum dessen Stamm deutlich niedriger und dunner ist als der des Vaters Beide Baume bilden optisch eine Einheit deshalb spielen die Astanordnung und die Formung der gemeinsamen spitzwinkligen Krone eine grosse Rolle Alle aufrechten Formen sind moglich jedoch mussen beide Baume in derselben Form gestaltet sein Am haufigsten ist Moyōgi die frei aufrechte Form nbsp Eine weitere Variante ist auch der Dreifachstamm 三幹 sankan oder Vater Mutter und Sohn Netsuranari Bearbeiten nbsp Netsuranari 根連なり kriechende Form ist auch eine Variante des Mehrfachstamms Eine meist ungerade Anzahl von Baumen entspringt einem gemeinsamen Stammfuss Der Stamm jedes Baumes neigt sich im untersten Teil waagerecht uber den Boden ist an dieser Stelle in ihm verwurzelt und strebt erst dann nach oben Jeder Baum sollte unterschiedlich hoch und dick sein der Hauptbaum ist am hochsten und am dicksten Gemeinsam bilden alle Baume optisch eine Einheit deshalb spielen die Astanordnung und die Ausformung der gemeinsamen spitzwinkligen Krone eine grosse Rolle Jede aufrechte Form ist moglich jedoch mussen alle Baume in derselben Form gestaltet sein Am haufigsten sind Moyōgi frei aufrechte und Chokkan streng aufrecht nbsp Luftformen Bearbeiten Shakan Bearbeiten nbsp Der Shakan 斜幹 dt geneigter Stamm ist geneigt Er steht fast am Rand der Schale und wachst am anderen Ende uber sie hinaus Der Baum steht nicht schief als ob er bald umfallen wurde sondern spurt den steten Wind dem er in seinem Wuchs nachgibt Er ist stark durch Nachgiebigkeit Weiter unterschieden wird dieser Variante nach dem Grad der Neigung von Shō Shakan 小斜幹 wenig geneigt uber Chu Shakan 中斜幹 massig geneigt bis zu Dai Shakan 大斜幹 stark geneigt nbsp Fukinagashi Bearbeiten nbsp Der Fukinagashi 吹流し dt Kleinkorper od Luftschlangen windgepeitschte Form steht im sturmischen Wind Die Vorbilder dieser Gestaltungsart sind Windfluchter die sich beispielsweise an Kusten in Steppenlandschaften oder auf Bergrucken befinden Ublicherweise werden die Aste und Zweige bei einem in windgepeitschter Form gestalteten Bonsai fast ausschliesslich in eine Richtung vom Stamm weg gefuhrt Die Neigungsrichtung des Stammes gibt dabei normalerweise die Richtung vor in welche die Aste geformt werden Bonsai dieser Form sollen eine gewisse Tragik verkorpern die im Wesentlichen durch das Entstehen ihrer grossen Vorbilder in der Natur begrundet ist Dies kann zum Beispiel durch die Technik des Entrindens noch unterstrichen oder verstarkt werden Ein Fukinagashi kann beispielsweise aus einem Bonsai mit einem geraden oder noch besser bereits geneigten Stamm entstehen oder weiter gestaltet werden nbsp Han Kengai Bearbeiten nbsp Han Kengai 半懸崖 dt Halbkaskade neigt sich uber den Schalenrand waagerecht nach vorn oder leicht nach unten jedoch nicht unterhalb des Schalenbodens das ware ein Kengai Der erste Hauptseitenast bildet auf dem hochsten Punkt des Bonsai eine kleine jedoch nicht dominante ungleichmassig dreieckige oder runde Krone Der Stamm verlauft von der Krone aus in lockeren Schwungen nach unten Die ubrigen Hauptseitenaste geben der Gestaltung optische Tiefe In der Natur treten Halbkaskaden oft in Felsennischen oder unter uberhangenden Felsen auf Sie mussen waagerecht oder leicht nach unten geneigt wachsen um an das Sonnenlicht zu gelangen Die Halbkaskade wird in eine hohere Schale als die Bonsai in den aufrechten Formen gepflanzt um der Gestaltung sowohl optisch als auch tatsachlich Stabilitat zu verleihen nbsp Kengai Bearbeiten nbsp Der Kengai 懸崖 dt Kaskade wird meist in einem hohen Topf oder in einer Schale auf hohem Podest gestaltet Der erste Ast liegt meist noch uber der Schale und bildet eine mehr oder minder kraftige Krone die ubrigen Aste und die eigentliche Krone des Baumes werden herabgebogen und reichen bis unterhalb des Topfrandes in extremen Formen sogar unterhalb des Podestes Die Wurzeln mussen dabei besonders kraftig ausgebildet sein um einen besonderen Uberlebenswillen in ungunstigen Gefilden in denen der Baum wachst darzustellen Gleichzeitig ist dies notwendig damit der Baum nicht durch sein eigenes Gewicht aus der Schale kippt Solche Baumformen findet man im Gebirge wenn Baume aus einer Felswand herauswachsen und durch Witterung Schneelasten u A herabgebogen wurden nbsp Charakterformen Bearbeiten Bankan Bearbeiten nbsp Bankan 蟠幹 dt zusammengerollter Stamm Vor allem aus China stammt die Idee Bonsai in Tierformen zu ziehen Da Drachen im Buddhismus als Gluckssymbol gelten ist die Nachbildung eines Drachen besonders haufig Der Stamm bildet dabei den Leib wahrend die Aste die Gliedmassen darstellen Sie werden durch Drahtung und Schnittmassnahmen in oft stark gewundene Formen gebracht nbsp Bunjingi Literatenform Bearbeiten nbsp Bunjingi 文人木 dt Literatenbaum ist die traditionelle japanische Bonsaiform siehe Geschichte Japan Bonsai in Bunjingi Form zeichnen sich durch einen hohen dunnen und meist elegant geschwungenen Stamm wenig Aste und sparliche Belaubung aus Die Erscheinung beziehungsweise die Gestalt eines als Bunjingi gestalteten Bonsai muss sich nicht zwangslaufig auf ein Vorbild in der Natur beziehen sondern kann vielmehr gleichgesetzt werden mit einer charaktervollen Personlichkeit und der Poesie an sich Besonders asthetischen Bunjingi werden oft Gedichte oder Verse zugeordnet beziehungsweise auch nur fur einen einzelnen Baum ein Gedicht oder Vers geschrieben Unter Bonsaigestaltern und kunstlern gilt die Gestaltung eines Bunjingi als die Meisterschaft Die Form wirkt sehr einfach und unkompliziert aber genau darin liegt die Schwierigkeit Dadurch dass der Baum nur so wenige Elemente aufweist mussen diese alle stimmig sein Fehler konnen nicht versteckt werden Gleichzeitig muss es wie ein alter Baum mit Reife aussehen Entsprechend hoch sind die Anforderungen an Material und Gestalter nbsp Ishi Tsuki Felsform Bearbeiten nbsp Ishizuke 石付け dt am Stein angebracht bzw Ishitsuki 石付き ist den Baum auf einem Stein wachsen zu lassen Bei dieser Form wachst der Baum auf einem Felsen der wiederum meist auf einem wassergefullten Tablett aufgestellt wird Die Pflanze hat nur wenig Erde in einer Felsspalte oder Mulde zur Verfugung Eine spezielle kompakte klebrige Erdmischung ist vonnoten damit sie nicht fortgeschwemmt wird nbsp Sekijōju Bearbeiten nbsp Der Sekijōju 石上樹 dt Baum uber Fels stellt einen Baum dar dessen Wurzeln uber einen Felsen gewachsen sind Der eigentliche Stamm samt der Krone liegen auf dem Felsen Hauptgestaltungsmerkmal sind jedoch die Wurzeln die wie Greifarme nackt am Felsen entlang in die Erde wachsen Diese Wuchsform stellt einen Baum dar der auf einem Felsen wachst wahrend das Erdreich vom Regen mit der Zeit fortgespult wurde Derartige Wuchsformen sind vornehmlich im Gebirge insgesamt aber sehr selten anzutreffen nbsp Weitere Wuchsbesonderheiten Bearbeiten Hokidachi Bearbeiten nbsp Hokidachi 箒立ち dt Gerade aufrechte Form Besenform ist bei den europaischen Laubbaumen haufig anzutreffen und wird charakterisiert durch einen kurzen geraden Stamm von dem aus in ungefahr gleicher Hohe alle Aste sternformig abgehen und sich gleichmassig zu einer runden oder ungleichmassig dreieckigen Krone verzweigen Der Stammfuss ist gleichmassig und ausgepragt Haufig in dieser Form anzutreffende Baume sind Zelkoven Hainbuchen und Ahorne nbsp Neagari Bearbeiten nbsp Neagari 根上り dt ausgebreitete oberirdische Wurzeln bezeichnet die teilweise sichtbare Wurzel des Bonsai In der freien Natur entstehen Neagari wenn durch starken Regen der Boden langsam weggewaschen wird und dadurch die Wurzeln eines Baumes freigelegt werden oder wenn Strunke grosser toter Baume auf denen neue Baume gekeimt haben zerfallen sind Aber auch Mangroven dienen als Vorbild fur diese Form Da in dieser Form viel von der Wurzel zu sehen ist und auf ihr das Hauptaugenmerk liegt sollte der Stamm kurzer sein als bei den ubrigen Formen um nicht von den Wurzeln zu sehr abzulenken nbsp Nebari in der Bedeutung als Wurzelansatz des Stamms Bearbeiten nbsp Nebari 根張り Unter Nebari wird in der Hauptbedeutung der Wurzelansatz jedes Bonsai verstanden wahrend die o g Gestaltungsform nur eine spezielle extreme Auspragung darstellt Ein gutes Nebari in der Bedeutung als Wurzelansatz am Stamm ist durch eine markante Stammverbreiterung und pragnante sichtbare Wurzelansatze gekennzeichnet Luftwurzeln sind ublicherweise nur bei denjenigen Baumtypen erwunscht die solches auch in freier Natur zeigen nbsp Ikadabuki Bearbeiten nbsp Ein Ikada 筏 dt Floss entsteht wenn ein Baum von einem Sturm entwurzelt wird Die ehemaligen Seitenaste des Baums werden zu eigenstandigen Baumen meist funf oder sieben jedoch eine ungerade Anzahl die einen kleinen Hain bilden Jeder Baum hat einen eigenen Stammfuss alle sind aber durch den Stamm des umgesturzten Baumes miteinander verbunden Der Hauptbaum mit dem hochsten und dicksten Stamm sollte sich nicht in der Mitte sondern vom Rand aus gesehen im ersten Drittel befinden Die Baume bilden eine gemeinsame Krone in Form eines ungleichmassigen Dreiecks Wieder sollten alle Baume in der gleichen Form gestaltet sein Eine besondere Herausforderung ist es optisch Tiefe in die Gestaltung zu bringen nbsp Yose ue der Wald Bearbeiten nbsp Yose ue 寄せ植え dt gruppiert eingepflanzt ist eine Baumgruppe Mit ihr kann man mit verhaltnismassig jungen Baumen den Eindruck eines alteren Waldes erwecken Der Hauptbaum ist der hochste und dickste Baum und sollte sich nicht in der Mitte der Schale sondern vom Rand aus gesehen im ersten Drittel befinden Alle Baume sind in derselben Form gestaltet und bilden ein gemeinsames Blatterdach Die Krone ist ungleichmassig dreieckig Eine spannungsvolle Verteilung von Durchsichten und Freiflachen ist wichtig Ist der Boden uneben und ungleichmassig mit Moos bewachsen wirkt der Wald naturlicher Fur diese Formen werden sehr flache ovale Schalen oder flache Natursteine verwendet nbsp Die Werkzeuge Bearbeiten nbsp Bonsai Werkzeugkoffer nbsp Nigiri SchereZur Gestaltung und Formerhaltung bei Bonsai sind im Laufe der Zeit eine Vielzahl an spezialisierten Werkzeugen entstanden Die gebrauchlichsten sind Abmoosscheiben werden z B mit feuchtem Sphagnum Moos gefullt und zum Abmoosen verwendet Astsage zum Entfernen grosserer Aste etwa bei frisch ausgegrabenen Yamadori Blattschneider fur Schnittarbeiten an feinen Zweigen sowie Triebspitzen Pinzieren sowie fur den Blattschnitt Bonsai Besen fur die Bearbeitung der Erdoberflache z B nach dem Umtopfen Breite Schere fur Formschnitt Silhouette und kleinere Aste Drahtschneider zum stuckweisen Entfernen des Drahtes an eingedrahteten Astpartien Drahtzange zum besseren Fugen besonders starker Drahte Erdschaufel in verschiedenen Grossen und teils mit eingebautem Sieb wodurch zu feine Bestandteile die die Durchluftung des Substrates behindern konnten ausgesiebt werden dient dem punktuellen Befullen der Bonsaischale beim Umtopfen Holz bzw Bambusstab zum Einbringen und Verfestigen der Erde beim Eintopfen Damit wird sichergestellt dass keine Hohlraume beim Eintopfen des Baumes entstehen Jinzange zum Abziehen der Rinde bei Jin Shari Gestaltung kunstliches Altern oder auch zum Abwickeln von Draht Jinmesser zum Einritzen der Rinde welche dann mit der Jinzange abgezogen werden kann Konkavzange zum Schneiden starkerer Aste Durch die Wolbung der Schneiden hinterlasst sie einen konkaven Schnitt der Kallus Wundgewebe kann die Schnittstelle besser uberwallen Knospenzange auch runde Konkavzange genannt hat dieselbe Funktion wie eine Konkavzange eignet sich jedoch besser wenn nur unter einem ungunstigen Schnittwinkel geschnitten werden kann Schmale Schere wegen des langen schmalen Halses fur feine Schneidarbeiten z B junge Triebe im Inneren der Krone Sichelmesser kann zum Losen des Erdballens vom Schalenrand bei Umtopfarbeiten benutzt werden Spaltzange zum Ausbrechen von Ast und Stammpartien Wurzelhaken bzw kralle dient zum Losen bzw Zerlegen des Wurzelballens beim Umtopfen Durch das Losen des Ballens konnen die Wurzeln besser in die Lange gezogen und danach eingekurzt werden Auch kann damit der Wurzelbereich direkt unter dem Stamm gelost und spater die frische Erde besser eingebracht werden Wurzelzange zum Schneiden von dickeren Wurzeln Nigiri Schere eine pinzettenahnliche Schere mit Messern an der Vorderseite dient fur den BlattschnittSiehe auch BearbeitenGartenkunst in China Bonsai Club Deutschland Akadamaerde KokedamaLiteratur BearbeitenOnline Bearbeiten Michael Tran Dorling Kindersley Happy Bonsai Choose It Shape It Love It DK Dorling Kindersley 2020 archive org abgerufen am 1 Mai 2020 Fachzeitschrift Bonsai ArtBucher Bearbeiten Bernd Michael Klagemann Bonsai Harmonie zwischen Mensch und Natur bioverlag gesundleben Hopferau 1983 ISBN 3 922434 89 4 John Yoshio Naka Bonsai Technik Band 1 Bonsai Centrum Heidelberg 1985 ISBN 3 924982 00 7 Lesniewicz Zhimin Penjing Miniaturbaume aus China BCH Heidelberg 1986 ISBN 3 924982 02 3 Pius Notter Bonsai Kunst und Technik Basilus Basel 2 Auflage 1989 ISBN 3 85560 092 9 Horst Stahl Bonsai Vom Grundkurs zum Meister Doppelband Kosmos Stuttgart 1992 ISBN 3 440 08875 8 Werner M Busch Bonsai aus heimischen Baumen und Strauchern BLV Munchen 1993 ISBN 3 405 14455 8 Benz Lesniewicz Chinesische Bonsai Penjing BLV Munchen 1994 ISBN 3 405 14447 7 Wolf D Schudde Dem Baum eine Stimme geben Die Kunst der Bonsai Gestaltung Medien Verlag Wolf D Schudde Dusseldorf 1995 Wolf D Schudde European Bonsai Auf dem Weg ins nachste Jahrtausend Medien Verlag Wolf D Schudde Dusseldorf 1998 Lesniewicz Bonsai Miniaturbaume BLV Munchen 1998 ISBN 3 405 13693 8 Pius Notter Ein Leben fur den Baum Die Kunst Baume zu gestalten Fischer Media Verlag Munsingen Bern Schweiz 1998 ISBN 3 85681 309 8 Pius Notter Georg Reinhard Bonsai fur Einsteiger Pflege und Gestaltung Fischer Media Verlag Munsingen Bern Schweiz 1999 ISBN 3 85681 338 1 Horst Daute Bonsai BLV Munchen 1999 ISBN 3 405 15338 7 Manfred Roth Bonsai Meisterschule Naturbuch Verlag Augsburg 2001 ISBN 3 89440 290 3 Red Canzian Bonsai Unipart Stuttgart 2004 ISBN 3 8122 3394 0 Harry Tomlinson Das BLV Bonsai Handbuch BLV Munchen 2004 ISBN 3 405 14850 2 John Yoshio Naka Bonsai Technik Band 2 Bonsai Centrum Gessner 2007 neu aufgelegt ISBN 978 3 924982 09 6 Johann Kastner Bonsai Schritt fur Schritt zum Bonsaiprofi Grafe und Unzer 2 Auflage Munchen 2010 ISBN 978 3 8338 1126 5 Manfred Roth Wo die Stille wohnt Lebensquell Natur Edition Vernissage Heidelberg 2010 ISBN 978 3 941812 02 4 Werner M Busch Achim R Strecker Bonsai Gestalten mit heimischen Geholzen Ein Praxishandbuch fur Einsteiger und Fortgeschrittene Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2014 ISBN 978 3 494 01560 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Bonsai Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Bonsai Album mit Bildern Videos und Audiodateien Linkkatalog zum Thema Bonsai bei curlie org ehemals DMOZ Bonsai Glossar Memento vom 9 Juli 2019 im Internet Archive mehrsprachig Einzelnachweise Bearbeiten Der Begriff penzai chinesisch 盆栽 Pinyin penzai Jyutping pun4zoi1 Pe h ōe ji phun tsai bedeutet im modernen Chinesisch schlicht Topfpflanze oder das Bepflanzen und Heranzuchten in einem Pflanzen Topf bzw Schale Walter Pall Substrat Wasser Dungen Methoden von Walter Pall Januar 2012 abgerufen am 3 Juni 2013 deutsch Walter Pall s Bonsai Home Bonsaigestaltung durch Walter Pall In walter pall de Abgerufen am 4 Juni 2013 deutsch englisch Penjin Memento vom 14 Juli 2014 im Internet Archive In artofbonsai org Fachartikel im Forum Art of Bonsai abgerufen am 18 Juni 2023 englisch Feature Gallery A Gallery of Bonsai by Nick Lenz Memento vom 3 Juni 2014 im Internet Archive In artofbonsai org Fachartikel im Forum Art of Bonsai abgerufen am 18 Juni 2023 englisch Normdaten Sachbegriff GND 4007684 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bonsai amp oldid 238113139