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Boleszewo deutsch Rotzenhagen ist ein Dorf in der Gmina Slawno Gemeinde Schlawe im Powiat Slawienski Schlawer Kreis der polnischen Woiwodschaft Westpommern Boleszewo Boleszewo Polen BoleszewoBasisdatenStaat PolenWoiwodschaft WestpommernPowiat SlawienskiGmina SlawnoGeographische Lage 54 22 N 16 35 O 54 3724 16 5859 Koordinaten 54 22 21 N 16 35 9 OHohe 22 m n p m Einwohner 455 1 Kfz Kennzeichen ZSLWirtschaft und VerkehrStrasse Verbindungsstrasse Droga wojewodzka 205 und Droga krajowa 37 bei Slowino Eisenbahn PKP Linie 418 Korzybie DarlowoNachster int Flughafen DanzigDorfkirche bis 1945 evangelisch Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Ortsname 3 Geschichte 3 1 Demographie 4 Ortsgliederung 5 Kirche 5 1 Evangelische Kirche 5 2 Romisch katholische Kirche 5 3 Kirchengebaude 6 Schule 6 1 Schulgeschichte 7 Verkehr 8 Literatur 9 Weblinks 10 FussnotenGeographische Lage BearbeitenDas Dorf liegt in Hinterpommern sieben Kilometer nordwestlich von Slawno Schlawe und 18 Kilometer von der Ostseekuste entfernt Die Gemarkung der Ortschaft ist in die ebene Landschaft nordlich des Tals der Grabowa Grabow eingebettet und wird im Norden von der Moszczenica Motze begrenzt Nachbarorte sind im Norden Stary Jaroslaw Alt Jarshagen im Osten Slawno Schlawe im Suden Rzyszczewo Ristow und Rzyszczewko Neu Ristow sowie im Westen Karwice Karwitz und Slowino Schlawin Ortsname BearbeitenDie Herkunft des deutschen Ortsnamens Rotzenhagen ist unklar Die Namensendung hagen weist auf einen eingehegten oder umfriedeten Ort hin Vielleicht leitet sich der Name von einem heute nicht belegbaren Personennamen ab wie Rutz Rudolf und bedeutet sinngemass Rodungsplatz des Rudolf Geschichte Bearbeiten nbsp Rotzenhagen an der rechten Seite der Motze zwischen der Stadt Schlawe und dem westlich von ihr naher an der Ostsee gelegenen Kirchdorf Schlawin an der linken Seite des Flusschens auf einer Landkarte von 1794Rotzenhagen war ursprunglich als Hagenhufendorf angelegt worden Der Name Rotzenhagen fallt erstmals in einer Urkunde des Jahres 1575 mit der Herzog Johann Friedrich von Pommern Stettin Mitgliedern der Familie Natzmer ihre Besitzungen bestatigte Dabei bezog er sich auf einen Lehnsbrief von 1512 in dem denselben Personen und auch anderen Besitz und Rechte in Rotzenhagen bescheinigt wurden 2 In den Folgejahren war Rotzenhagen von einem Bauerndorf zu einem Gutsdorf geworden Herr der drei Rotzenhagener Gutshofe war die Familie Natzmer 3 1622 wurde ein Gut das spatere Gut A an Philipp von Steinkeller verkauft Im 18 Jahrhundert war Rotzenhagen B ein Vorwerk und Rotzenhagen C bestand aus drei Bauernhofen in den drei Ortsteilen waren Familien sesshaft deren Sohne gewohnlich die Offizierslaufbahn einschlugen 4 Wahrend des 18 und 19 Jahrhunderts befanden sich alle drei Guter A B und C in raschem Besitzwechsel der Familien Natzmer Steinkeller Bandemer Schmeling Petersdorff Massow Kruger Wetzel und Wally Rotzenhagen B gehorte von 1766 bis 1773 Ewald Georg von Natzmer der Prasident des Lauenburger Tribunals war Nach seinem Tode wurde ein Konkursverfahren eroffnet in dessen Rahmen Rotzenhagen B der Familie Natzmer verloren ging Rotzenhagen C gehorte von 1780 bis 1810 dem Landrat Gabriel Otto von Schmeling Durch Verkaufe schrumpfte der Umfang zweier Guter bis zum Ende des Ersten Weltkrieges auf die Grosse von zwei Bauernhofen 1935 geriet das letzte Gut in Schwierigkeiten und wurde verkauft Im Jahre 1818 hatte Rotzenhagen 242 Einwohner Ihre Zahl stieg bis 1864 auf 568 stand 1895 bei 526 und betrug 1939 noch 483 Im Jahr 1925 lebten in Rotzenhagen 546 Einwohner die auf 104 Haushaltungen verteilt waren 5 Im Jahr 1939 betrug die Gesamtflache der Gemarkung Rotzenhagen 1 150 Hektar wovon ca 80 Ackerland 15 Weideland inklusive Grosse Wische und 3 Wald waren Die Gemeinde war in vier Wohnorte aufgeteilt 5 Gut Rotzenhagen A und D Gut Rotzenhagen B Gut Rotzenhagen C RotzenhagenAuf die Guter B und C entfielen 137 Hektar bzw 76 Hektar Auf der Gemeindeflache standen insgesamt 81 Wohnhauser 5 und es gab insgesamt 71 landwirtschaftliche Betriebe 6 Einige Rotzenhagener Bauern pflegten ihre selbst hergestellten Fleisch und Wurstwaren zur Haltbarmachung in die Raucherhauser des Nachbarorts Schlawin zu bringen 7 Bis 1945 gehorte Rotzenhagen mit Ristow und Schmarsow zum Amtsbezirk Ristow zum Standesamt Ristow und zum Amtsgerichtsbezirk Schlawe im Landkreis Schlawe i Pom im Regierungsbezirk Koslin der Provinz Pommern Vor Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Rotzenhagen in der Nacht vom 5 Marz 1945 um 2 Uhr einen Raumungsbefehl erhalten Am 6 Marz zog der Treck der Dorfbewohner mit Pferde Fuhrwerken zunachst in Richtung Schlawe bog dann auf der Alt Krakower Chaussee in Richtung Ostsee ab weil die Flucht uber die zugefrorene Ostsee versucht werden sollte und kam bis Scheddin Da die Rote Armee inzwischen Kolberg erreicht hatte musste der Fluchtplan jedoch aufgegeben werden und die Dorfbewohner traten nach vier Tagen Aufenthalt die Heimreise an Auf dem Heimweg kamen ihnen sowjetische Truppen entgegen die sie zum Teil ausplunderten und ihnen die Pferde ausspannten Nachdem in Rotzenhagen noch am 6 Marz einige deutsche Soldaten gekampft hatten wobei elf von ihnen um die Kirche herum fielen wurde die Ortschaft am 7 Marz 1945 von Truppen der Roten Armee besetzt Es kam zu leidvollen Geschehnissen mit Verschleppung Evakuierung und Drangsalierungen der einheimischen Bevolkerung 8 Nachdem ganz Hinterpommern nach Kriegsende seitens der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt worden war wurden die sowjetischen Landwirtschaftsbetriebe allmahlich aufgelost Auf Anordnung der polnischen Verwaltung musste am 14 Dezember 1946 ein grosser Teil der Bevolkerung innerhalb kurzer Zeit mit Handgepack das Dorf verlassen und sich in Schlawe bei eisiger Kalte auf einem alten Getreidespeicher versammeln Einzelne Personen wurden auf dem Speicher von den Polen aussortiert und wieder nach Rotzenhagen zuruckgeschickt wo sie auf ihren Hofen Zwangsarbeit zu leisten hatten Nachdem die Dorfbewohner auf dem Speicher in Schlawe von den Polen nochmals ausgeplundert wurden trieb man sie mit ihrem restlichen Handgepack im Schnee zum Bahnhof um sie fur den Weitertransport nach Stettin in Massen in teils offene Guterwaggons einzupferchen oft bis zu 50 Personen mit Gepack und Kindern Wahrend der Fahrt nach Stettin wurde mehrmals die Lokomotive abgekuppelt und der Zug stand dann tagelang auf freier Strecke Personen die den Transport nicht uberlebten insbesondere altere Menschen Kranke und Kinder wurden an den Haltestellen auf bereitgestellte Karren gelegt abtransportiert und irgendwo begraben Am zweiten Weihnachtstag 1946 erhielten weitere Dorfbewohner den Raumungsbefehl sie wurden zu dem Zwischenlager in Schlawe gebracht und nach drei Tagen vom Bahnhof Schlawe aus in offenen Guterwaggons abtransportiert und uber Stargard in Pommern in Richtung Westen abgeschoben Das erlaubte Handgepack durfte 40 kg pro Person nicht uberschreiten Es blieben nur noch drei deutsche Familien in Rotzenhagen zuruck die erst im Juni 1947 ausreisen durften 8 Rotzenhagen wurde in Boleszewo umbenannt Der Ort ist heute ein Teil der Gmina Slawno im Powiat Slawienski der Woiwodschaft Westpommern Bis 1998 gehorte er zu der damaligen Woiwodschaft Slupsk Die vertriebenen Rotzenhager fuhren seit 1986 in Westdeutschland Dorftreffen durch Zum ersten Treffen kamen 115 Teilnehmer zuletzt nimmt die Teilnehmerzahl durch Tod und Krankheit ab 9 Demographie Bearbeiten Bevolkerungsentwicklung bis 1945 Jahr Einwohner Anmerkungen1818 242 Kirchdorf und drei Vorwerke 10 1864 568 am 3 Dezember Gemeindebezirk mit den drei Gutsbezirken Rotzenhagen A B und C 11 1867 370 am 3 Dezember ohne den Gutsbezirk Rotzenhagen A und D mit 71 Einwohnern den Gutsbezirk Rotzenhagen B mit 93 Einwohnern und den Gutsbezirk Rotzenhagen C mit 44 Einwohnern samtlich Evangelische 12 1871 356 am 1 Dezember ohne den Gutsbezirk Rotzenhagen A und D mit 71 Einwohnern den Gutsbezirk Rotzenhagen B mit 86 Einwohnern und den Gutsbezirk Rotzenhagen C mit 42 Einwohnern samtlich Evangelische 12 1910 353 am 1 Dezember ohne die drei Ritterguter Rotzenhagen A und D mit 82 Einwohnern Rotzenhagen B mit 65 Einwohnern und Rotzenhagen C mit 43 Einwohnern 13 14 1933 488 15 1939 483 15 Ortsgliederung BearbeitenEine altere und eine neuere Siedlung gehoren zu der Ortschaft Grunheide polnisch Lany sudlich gelegen gegrundet 1820 vor 1945 insgesamt 19 Hauser mit einer Dorfschmiede Boleszewo Kolonia Kolonie Rotzenhagen nach 1945 entstanden Kirche BearbeitenEvangelische Kirche Bearbeiten In Rotzenhagen waren die Einwohner vor 1945 uberwiegend evangelisch Im Jahr 1925 hatte der evangelische Bevolkerungsanteil 99 5 betragen 5 Das Dorf bildete eine selbstandige Kirchengemeinde die jedoch seit ihren Anfangen eine Filialgemeinde im Kirchspiel Altristow Rzyszczewo war Es lag im Kirchenkreis Schlawe der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreussischen Union Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Paul Meyer Heute gehort die Ortschaft zum Kirchspiel Koszalin Koslin in der Diozese Pommern Grosspolen der Evangelisch Augsburgischen Kirche in Polen Romisch katholische Kirche Bearbeiten Heute leben in Boleszewo uberwiegend romisch katholische Einwohner Das Dorf ist jetzt wie auch der Nachbarort Karwice Karwitz eine Filialgemeinde in der Parochie Slowino Schlawin Sie liegt im Dekanat Darlowo Rugenwalde im Bistum Koslin Kolberg der Katholischen Kirche in Polen Kirchengebaude Bearbeiten nbsp Kirchengebaude Aufnahme von 2008 Das aus der Zeit um 1500 stammende Kirchengebaude war bis 1915 ein einfacher Fachwerkbau mit polygonalem Chor Der Turm mit rundbogig geschlossenen Schalloffnungen und seitlichen Rautenmustern sowie die Westwand des Schiffes waren in Ziegeln gemauert und konnten aus einem Vorgangerbau entnommen worden sein Im Jahre 1915 wurde das spatmittelalterliche Kirchenschiff auf gleichem Grund aus Ziegeln erneuert Der Innenraum erhielt vom Maler und Bildhauer Gross aus Stolp eine neue Gestaltung Zur Wiedereroffnung der Kirche 1916 wurde erstmals eine Orgel angeschafft Von der Reformation bis 1945 war die Rotzenhagener Kirche ausschliesslich evangelischen Gottesdiensten vorbehalten Nach 1945 wurde sie zugunsten der katholischen Kirche entschadigungslos enteignet und am 8 Mai 1947 als Marienkirche neu geweiht Schule BearbeitenSchulgeschichte Bearbeiten Das Rotzenhagener Schulgebaude wurde 1926 1927 errichtet Es besass zwei Klassenzimmer und zwei Lehrerwohnungen mit dazugehorigen Wirtschaftsgebauden Das alte einklassige Schulhaus war in den 30er Jahren des 19 Jahrhunderts erbaut worden Zuletzt wurden hier mehr als 70 Kinder unterrichtet Verkehr BearbeitenDas Dorf liegt an einer Nebenstrasse die von der Woiwodschaftsstrasse 205 Slawno Darlowo Rugenwalde abzweigt und nach Slowino Schlawin an der Landesstrasse 37 Karwice Karwitz Darlowo fuhrt Seit 1878 ist der Ort Bahnstation an der heutigen PKP Linie Nr 418 Darlowo Slawno Korzybie Zollbruck Literatur BearbeitenMartin Krause Rotzenhagen Ein Dorf in Pommern Selbstverlag Bonn 1986 urn nbn de gbv 9 g 5191507 Martin Krause Rotzenhagen Ein Dorf in Pommern Nachtrag Selbstverlag Bonn 1988 urn nbn de gbv 9 g 5187426 Martin Krause Rotzenhagen Ein Dorf in Pommern 1945 1947 Selbstverlag Bonn 1996 urn nbn de gbv 9 g 5187435 Manfred Vollack Hrsg Der Kreis Schlawe Ein pommersches Heimatbuch 2 Bande Husum 1989 Weblinks BearbeitenRotzenhagen beim Heimatkreis Schlawe Die Gemeinde Rotzenhagen im ehemaligen Kreis Schlawe in Pommern Gunthard Stubs und Pommersche Forschungsgemeinschaft 2011 Fussnoten Bearbeiten Website der Gemeinde Slawno Boleszewo niem Rotzenhagen abgerufen am 13 Dezember 2012 Krause Band 1 1986 S 32 ff Ludwig Wilhelm Bruggemann Hrsg Ausfuhrliche Beschreibung des Koniglich Preussischen Herzogtums Vor und Hinterpommern Band 2 Stettin 1784 S 887 888 Rolf Straubel Grundbesitz und Militardienst Kurzbiographien pommerscher Offiziere 1715 bis 1806 Teil 1 Bohlau Verlag Koln 2021 S 992 eingeschrankte Vorschau a b c d Die Gemeinde Rotzenhagen im ehemaligen Kreis Schlawe in Pommern Gunthard Stubs und Pommersche Forschungsgemeinschaft 2011 Memento des Originals vom 9 Oktober 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot gemeinde roetzenhagen kreis schlawe de Krause Band 1 1986 S 190 Krause Band 1 1986 S 310 a b Krause Band 1 1986 S 342 351 Martin Krause Die Sehnsucht nach Heimat Ein Resumee nach 25 Jahren Rotzenhager Dorfgemeinschaft anlasslich des 20 Dorftreffens In Die Pommersche Zeitung Nr 29 2011 S 8 14 Alexander August Mutzell und Leopold Krug Neues topographisch statistisch geographisches Worterbuch des preussischen Staats Band 4 P S Halle 1823 S 159 Ziffer 2123 Preussisches Finanzministerium Die Ergebnisse der Grund und Gebaudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Koslin 9 Kreis Schlawe Berlin 1866 S 26 Ziffern 153 156 a b Preussisches Statistisches Landesamt Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevolkerung VIII Kreis Schlawe Berlin 1873 S 134 135 Ziffern 94 96 und S 140 141 Ziffern 207 209 Kreis Schlawe gemeindeverzeichnis de U Schubert 2021 Meyers Gazetteer Rotzenhagen Kreis Schlawe a b Michael Rademacher Schlawe Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 1 Januar 1900 Gmina Slawno Powiat Slawienski Schulzenamter Bobrowice Alt Bewersdorf Bobrowiczki Neu Bewersdorf Boleszewo Rotzenhagen Brzescie Hohenzollerndorf Gwiazdowo Quasdow Janiewice Jannewitz Kwasowo Quatzow Letowo Lantow Noskowo Notzkow Pomilowo Marienthal Radoslaw Coccejendorf Rzyszczewo Ristow Slawsko Alt Schlawe Smardzewo Schmarsow Stary Krakow Alt Krakow Tokary Deutschrode Tychowo Wendisch Tychow Warszkowo Alt Warschow Warszkowko Neu Warschow Wrzesnica Freetz Zabno Segenberg Zukowo Suckow Weitere Dorfer Boleszewo Kolonia Kolonie Rotzenhagen Chomiec Klarenwerder Gwiazdowko Klein Quasdow Lany Grunheide Przemyslawiec Wilhelmshorst Rzyszczewko Neu Ristow Ugacie Ujatzthal Warszkowo Kolonia Kolonie Alt Warschow Zukowko Neu Suckow Normdaten Geografikum GND 4309959 2 lobid OGND AKS VIAF 245129627 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boleszewo amp oldid 238883351