www.wikidata.de-de.nina.az
Boguslawa Jezowska Trzebiatowska 19 November 1908 in Iwano Frankiwsk Kaisertum Osterreich 16 Dezember 1991 in Breslau Polen war eine polnische Chemikerin und Hochschullehrerin Sie promovierte 1935 als erste Frau an der Nationalen Polytechnischen Universitat Lwiw Nach dem Ubergang fast ganz Schlesiens 1945 an Polen war sie Mitbegrunderin der Breslauer Schule fur Koordinationschemie 1 2 Ihre Forschungsgebiete waren die Physikalische Chemie Spektroskopie Magnetochemie Kern und Strahlenchemie Doppelgrab von Wlodzimierz Trzebiatowski und Boguslawa Jezowska Trzebiatowska auf dem Friedhof Osobowicki im Breslauer Stadtteil Osobowice Oswitz 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Forschung mit dem Element Rhenium 3 Tatigkeiten wahrend des Zweiten Weltkriegs 4 Grunderin der Breslauer Schule fur Koordinationschemie 5 Forschung und Lehre 6 Ehrungen und Auszeichnungen 7 Veroffentlichungen Auswahl 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenJezowska Trzebiatowska war eines von vier Kindern des Juristen Seweryn Jezowski und der Stefania geborene Janowski Sie besuchte die Grundschule in Lemberg dann das Regina Jadwiga Gymnasium mit naturwissenschaftlich mathematischer Ausrichtung wo sie 1926 ihr Abitur bestand Nachdem sie Marie Curie bei einem Besuch im Rathaus in Lemberg kennengelernt hatte entschied sie sich fur ein Chemiestudium Sie schrieb sich an der Politechnika Lwowska Politechnikum Lemberg ein wo Wiktor Jakob die Abteilung fur Anorganische Chemie leitete und ein Forschungsprogramm auf dem damals neuen Gebiet der Koordinationsverbindungen begonnen hatte Sie war im ersten Studienjahr eine von zwolf Frauen unter hundert Studenten Forschung mit dem Element Rhenium Bearbeiten nbsp Ein hochreiner 99 999 5N Rhenium Einkristall hergestellt nach dem Zonenschmelzverfahren ein elektronenstrahlgeschmolzener 99 995 4N5 Rheniumbarren sowie fur den Grossenvergleich ein reiner 99 99 4N 1 cm Rhenium WurfelIn ihrem dritten Studienjahr bekam sie eine Stelle als Assistentin bei Jakob der das Element Rhenium erforschte 1931 brachte Jakob das erste Gramm Rhenium nach Lemberg ein Metall das sechs Jahre zuvor von den deutschen Forschern Walter Noddack und Ida Noddack entdeckt worden war Die Physikalische Chemie von Rheniumkomplexverbindungen wurde zu dem Forschungsschwerpunkt von Jezowska Trzebiatowska In Veroffentlichungen aus den Jahren 1931 32 zeigte sie dass die erste auftretende Oxidationszahl von Rhenium 5 sein muss in einem Komplex mit Chloridionen Die Entdeckung dieses ungewohnlichen Oxidationszustands wurde von den Entdeckern des Elementes scharf kritisiert Trotzdem fuhrte sie ihre Studien fort die ihre Hypothese zum funfwertigen Rhenium bestatigten Auf dem Chemiekongress in Rom 1939 bestatigte Noddack offentlich dass Jezowska Trzebiatowska mit ihren Ergebnissen Recht hatte Im Zusammenhang mit ihren Forschungen uber Molybdankomplexverbindungen veroffentlichte sie im Fruhjahr 1931 einen Artikel zu diesem Thema in den Annals of Chemistry der zur Grundlage ihrer Dissertation wurde und nahm auch an ihrer ersten wissenschaftlichen Konferenz auf dem Kongress der Polnischen Chemiker teil Sie promovierte 1935 als erste Frau an der Lwow Polytechnic Im selben Jahr heiratete sie den Festkorperchemiker Wlodzimierz Trzebiatowski Tatigkeiten wahrend des Zweiten Weltkriegs BearbeitenIm Herbst 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus und im Rahmen des Molotow Ribbentrop Paktes wurde der westliche Teil Polens von den Nationalsozialisten besetzt und der ostliche Teil von der Sowjetunion Daraufhin erklarte Deutschland im spaten Fruhjahr 1941 der Sowjetunion den Krieg und Polen wurde vollstandig von den Nationalsozialisten besetzt die die Massentotungen die Deportation von Akademikern und die Vernichtung von Menschen judischer Herkunft verscharften Um Abschiebung und NS Zwangsarbeit in Deutschland zu vermeiden nahm Jezowska Trzebiatowska eine Fuhrungsposition in der Chemiefabrik Galikol an die hochwertige Alkohole herstellte Sie ersetzte den Geschaftsfuhrer Emil Taszner der als Jude entlassen worden und gezwungen war sich zu verstecken Jezowska Trzebiatowska schutzte Taszner der spater der polnische Vater der Peptidchemie wurde fur die Dauer des Krieges wofur sie spater als Gerechter unter den Volkern ausgezeichnet wurde Jezowska Trzebiatowska gehorte ab 1942 der polnischen Widerstands und Militarorganisation Armia Krajowa an und wahlte das Pseudonym REN polnisch fur Rhenium Dieser Name steht auch auf dem Verdienstkreuz das ihr fur ihre aktive Teilnahme am polnischen Widerstand verliehen wurde Grunderin der Breslauer Schule fur Koordinationschemie BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg musste Jezowska Trzebiatowska mit ihrem Mann Lemberg und die Kresy verlassen und wie die meisten der Lemberger Wissenschaftler der Universitat Lemberg nach Breslau ziehen Mit der Ubergabe der Stadt an die Volksrepublik Polen am 24 August 1945 wurden die bis dahin deutschen Breslauer Hochschulen Universitat Breslau und Technische Hochschule Breslau in Hochschulen des polnischen Staates umgewandelt Am 9 Juni 1946 wurde die polnische Universitat Breslau offiziell eroffnet Jezowska Trzebiatowska beteiligte sich zusammen mit ihrem Mann an der Organisation des Polytechnikums 3 1951 trennten sich Universitat und Polytechnikum wobei die Universitat bis 1954 kein Chemiestudium anbot Zusammen mit einer Gruppe weiterer Forscher grundete Jezowska Trzebiatowska die Abteilung fur Anorganische und Analytische Chemie an der Polytechnischen Universitat 1969 wurden die unabhangig voneinander arbeitenden Abteilungen zusammengelegt wodurch das Institut fur Chemie innerhalb der Fakultat fur Mathematik Physik und Chemie der Universitat Breslau entstand 4 Jezowska Trzebiatowska leitete an der Universitat Breslau von 1948 bis 1951 den Lehrstuhl Allgemeine Chemie I und von 1953 bis 1968 den neuen Lehrstuhl Anorganische Chemie sowie an der Technischen Universitat Breslau von 1951 bis 1963 den Lehrstuhl fur Anorganische Chemie II und anschliessend bis 1967 den Lehrstuhl fur die Chemie der Seltenen Erden Von 1969 bis 1990 war sie die erste Direktorin des Instituts fur Chemie der Universitat Breslau und von 1958 bis 1962 Dekanin der Fakultat fur Mathematik Physik und Chemie 5 Jezowska Trzebiatowska habilitierte 1949 uber ihre Forschungen uber Rhenium Im darauffolgenden Jahr hielt sie einen Vortrag zu diesem Thema an der Sorbonne in Paris und erwarb den Spitznamen Mutter des Rheniums 1954 wurde sie ausserplanmassige Professorin Forschung und Lehre BearbeitenIn den 1950er Jahren begann sie mit Experimenten zum Antiferromagnetismus und war die erste die einen Bericht zu diesem Thema 1956 auf einer Konferenz in Leipzig und anschliessend an mehreren auslandischen Universitaten vorstellte Schlechte Arbeitsbedingungen der Mangel an modernen Geraten und organisatorische Probleme fuhrten dazu dass Jezowska Trzebiatowska bis spat in die Nacht im Labor arbeitete Wahrend ihrer ersten Reise in die Vereinigten Staaten stellte Jezowska Trzebiatowska auf der Gordon Konferenz 1961 in Detroit ihr neues Forschungsthema vor das als Sauerstoffbindungs und Sauerstoffbruckenproblem bekannt ist Die Theorie der Sauerstoffbindung oder Sauerstoffbrucke die auf der Grundlage einer Vielzahl experimenteller Studien und der Theorie der Molekulorbitale entwickelt wurde hat zur Erklarung von Phanomenen wie den magnetischen Eigenschaften der Metallkomplexe beigetragen Mittels der Bruckentheorie war es ihr moglich den Begriff des molekularen Antiferromagnetismus ihr spateres Interesse an der Rheniumchemie genau zu definieren Die 1960er Jahre markierten den Beginn der Erforschung des Magnetismus und der spektroskopischen Eigenschaften der Aktiniden und Lanthaniden Ihre Studien umfassten auch Uranverbindungen in verschiedenen Oxidationsstufen Diese halfen bei der Losung von Problemen wie den Mechanismen von Strahlungsubergangen strahlungslosen Lumineszenzloschungsprozessen und Energieubertragung Ende der 1960er Jahre wurde die Universitat Breslau vollstandig renoviert und das Institut fur Chemie erhielt 1969 ein eigenes Gebaude fur dessen Bau Jezowska Trzebiatowska sich 15 Jahre eingesetzt hatte und dessen Direktorin sie blieb 1979 verlieh ihr die Universitat Breslau den Titel einer emeritierten Professorin Sie war Autorin von uber 600 wissenschaftlichen Arbeiten 20 Monographien und betreute 71 Doktoranden von denen 30 Professoren und Forscher wurden Der Chemiker Adam Jozef Jezierski der von 2016 bis 2020 Rektor der Universitat Breslau war promovierte bei ihr 1978 Ihre Hauptforschungsgebiete reichen von der Chemie von Koordinationsverbindungen uber Magnetismus und Antiferromagnetismus bis hin zu den spektroskopischen Eigenschaften von Actinoiden und Lanthanoiden Jezowska Trzebiatowska organisierte viele internationale wissenschaftliche Konferenzen so 1970 die 13 International Conference on Coordination Compound Chemistry 13 ICCC die erste in Osteuropa und 1973 den Ersten Internationalen Kongress zum Fortschritt im Chemieunterricht unter der Schirmherrschaft der UNESCO Sie arbeitete in Warschau in verschiedenen Ministerkommissionen und an der Polnischen Akademie der Wissenschaften mit 1964 wurde sie zum korrespondierenden Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften und 1967 zum ordentlichen Mitglied ernannt Dort war sie ab 1978 Leiterin der Abteilung fur Strukturchemie am Institut fur Tiefe Temperaturen und Strukturforschung 1972 und 1977 war sie Prasidentin des Internationalen und Europaischen Kongresses fur Molekulare Spektroskopie Von 1981 bis 1991 war sie Prasidentin der Breslauer Abteilung der Polnischen Akademie der Wissenschaften Sie lehrte an vielen europaischen Universitaten u a in Paris Rom Florenz Genf London Berlin Moskau Zurich Prag und Toulouse aber auch unter anderem in Berkeley Los Angeles Tokio Toronto Melbourne Ann Arbor und Nanjing Sie nahm 1983 an der ersten Konferenz der altesten wissenschaftlichen Gemeinschaft der biologischen anorganischen Chemie ICBIC in Florenz teil 1991 fand in Karpacz deutsch Krummhubel im Riesengebirge das letzte internationale Symposium statt an dem sie teilnahm Jezowska Trzebiatowska starb 1991 im Alter von 83 Jahren an den Folgen eines hauslichen Unfalls und wurde auf dem Friedhof Cmentarz Osobowicki im Breslauer Stadtteil Osobowice Oswitz beigesetzt Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten1971 Ehrendoktorwurde der Technischen Universitat Bratislava 1977 Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR 1978 Ehrendoktorwurde der Technischen Universitat Breslau 1979 Ehrendoktorwurde der Lomonossow Universitat Moskau 1980 Ehrendoktorwurde der Universitat Breslau 6 1983 Maria Sklodowska Curie Medaille verliehen von der Polskie Towarzystwo Badan Radiacyjnych Polnischen Gesellschaft fur Strahlenforschung Fur die Rettung des Lebens von Emil Taszner wurde sie im Sommer 1991 mit der Medaille Gerechter unter den Volkern ausgezeichnet Fur ihre Teilnahme an der Untergrundarbeit wurde ihr das Silberne Verdienstkreuz mit Schwertern verliehen 2017 wurde von der Polnischen Chemischen Gesellschaft die Bohuslawa und Wlodzimez Tshebiatowski Medaille fur besondere Leistungen auf dem Gebiet der Anorganischen Chemie erstmals vergeben 7 2018 wurde der Platz neben der Fakultat fur Chemie der Universitat Breslau nach Jezowska Trzebiatowska benannt Veroffentlichungen Auswahl Bearbeitenmit Stanislaw Kopacz Teofil Mikulski The Rare Elements Occurrence and Technology Topics in Inorganic and General Chemistry Monograph Elsevier Science 1990 ISBN 978 0 444 98877 5 Badania nad redukcja kwasu nadrenowego Lwow 1934 Chemia renu Nakl Wroclawskiego Tow Naukowego 1951 Zwiazki kompleksowe renu cztero i pieciowartosciwego Nakl Wroclawskiego Tow Naukowego 1953 Mechanism and Kinetics of Certain Redox System of Solution Catalisys and Chemical Kinetics 1964 Theory and Structure of Coordination Compounds WNT Pergamon Press 1964 Struktura elektronowa uranu 1967 mit Walter Wojciechowski Problemy teoretyczne chemii koordynacyjnej PMR Studies on Oxygen Iron Complexes J Molecular Structure 1978 Vol 46 Struktura i solwatacja zwiazkow lantanowcow 1980 mit Stanislaw Kopacz Teofil Mikulski The Rare Elements Ocurrence and Technology Elsevier 1990 ISBN 978 0 444 98877 5 Literatur BearbeitenRenate Strohmeier Lexikon der Naturwissenschaftlerinnen und naturkundigen Frauen Europas Harri Deutsch 1998 ISBN 978 3 8171 1567 9 Josef J Ziolkowski Boguslawa Jezowska Trzebiatowska uczona nauczyciel organizator Wroclaw 1988 Josef J Ziolkowski Celebration of Inorganic Lives Professor Boguslawa Jezowska Trzebiatowska exceptional woman scientist teacher and academic organizer Coord Chem Rev 209 2000 S 15 33 S Stasicka Josef J Ziolkowski Origin and development of coordination chemistry in Poland Introductory remarks Coord Chem Rev 249 2005 S 2133 2143 H Kozlowski Boguslava Jezowska Trzebiatowska 1908 1991 In J Apotheker L S Sarkadi European Women in Chemistry Wiley Vch Boschen Germany 2011 S 169 173 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Boguslawa Jezowska Trzebiatowska Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biografie PDF Pierwsza dama fizykochemii Nieprzejednana w imie nauki polnisch Youtube Video Postacie II RP na Dolnym Slasku Boguslawa Jezowska Trzebiatowska polnisch Portret prof Boguslawy Jezowskiej Trzebiatowskiej polnisch Reportaze dokumenty Profesor Wroclaw Boguslawa Jezowska Trzebiatowska polnisch Einzelnachweise Bearbeiten Jezowska Trzebiatowska Boguslawa Encyklopedia PWN zrodlo wiarygodnej i rzetelnej wiedzy 18 Februar 2022 archiviert vom Original am 18 Februar 2022 abgerufen am 9 September 2022 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot encyklopedia pwn pl Profesorowie po 1945 r Multimedialna Baza Danych Muzeum Uniwersytetu Wroclawskiego Abgerufen am 9 September 2022 Yezhovska Tshebyatovska Boguslava Enciklopediya Suchasnoyi Ukrayini 2 September 2017 archiviert vom Original am 2 September 2017 abgerufen am 9 September 2022 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot esu com ua Prof Jacek GLINSKI Prof Kazimierz ORZECHOWSKI Wroclawska chemia W roku jubileuszu Marii Curie Sklodowskiej Wszystko co najwazniejsze 12 April 2020 archiviert vom Original am 12 April 2020 abgerufen am 9 September 2022 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot wszystkoconajwazniejsze pl Profesorowie po 1945 r Multimedialna Baza Danych Muzeum Uniwersytetu Wroclawskiego Abgerufen am 9 September 2022 Prof Boguslawa Jezowska Trzebiatowska Pierwsza dama fizykochemii Abgerufen am 9 September 2022 polnisch PTCHEM Laureaci Medali i Nagrod PTChem Abgerufen am 9 September 2022 Normdaten Person GND 119055805 lobid OGND AKS LCCN n81097640 VIAF 32070738 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jezowska Trzebiatowska BoguslawaALTERNATIVNAMEN Jezowska Boguslawa Geburtsname KURZBESCHREIBUNG polnische Chemikerin und HochschullehrerinGEBURTSDATUM 19 November 1908GEBURTSORT Iwano Frankiwsk Generalgouvernement Russland STERBEDATUM 16 Dezember 1991STERBEORT Breslau Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boguslawa Jezowska Trzebiatowska amp oldid 233458794