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Blattlaus ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Fernsehfilm von Claudia Prietzel siehe Die Blattlaus Die Blattlause oder Aphidoidea gehoren zu den Pflanzenlausen Sternorrhyncha Sie leben seit etwa 200 Millionen Jahren auf der Erde Von den 5000 bekannten Arten kommen in Mitteleuropa etwa 800 vor und 708 auch in Deutschland 1 Alle Blattlause ernahren sich von Pflanzensaft Eine Reihe von Arten gelten als Schadlinge von Nutz oder Zierpflanzen 2 BlattlauseSojabohnenblattlaus Aphis glycines SystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang ParaneopteraOrdnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung Pflanzenlause Sternorrhyncha Uberfamilie BlattlauseWissenschaftlicher NameAphidoideaLatreille 1802 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Ernahrung 3 Fortpflanzung 4 Schadlinge 5 Systematik 6 Fossile Belege 7 Volkskunde 8 Quellen 9 Literatur 10 WeblinksMerkmale BearbeitenBlattlause sind kleine Insekten von wenigen Millimetern Grosse einige Arten erreichen eine Korperlange von bis zu 7 Millimetern Als Pflanzensauger sind die Tiere mit einem Stechrussel ausgestattet Bei den meisten Arten uberwiegen ungeflugelte Formen es kommen aber im Generationswechsel auch geflugelte Formen vor die dann vor allem der Verbreitung und dem Wirtswechsel dienen Massenvermehrung durch Jungfernzeugung Parthenogenese ist weit verbreitet Ernahrung BearbeitenBlattlause stechen mit den als Saugrussel ausgebildeten Mundwerkzeugen gezielt Leitbundel der Wirtspflanze an und saugen daraus Phloemsaft Davon nehmen sie in erster Linie die enthaltenen Aminosauren auf der uberwiegende Teil dieses an Kohlenhydraten reichen Safts wird als zuckerhaltiger Honigtau wieder ausgeschieden und lockt dann andere Insekten sowie Wirbeltiere an und dient Schwarze und Russtaupilzen als Nahrmedium Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Holozyklische Generationsfolge der Buchenblattlaus in Mitteldeutschland 3 Bei den meisten Arten wechselt sich eine geschlechtliche Generation aus Mannchen und Weibchen ab mit mehreren bis zu vierzig aufeinanderfolgenden Generationen mittels Jungfernzeugung Parthenogenese erzeugter Weibchen was als Holozyklus bezeichnet wird Bei vielen Arten ist aber die geschlechtliche Fortpflanzung verloren gegangen sog Anholozyklus es werden nur parthenogenetische Weibchen gebildet Die Geschlechtstiere legen Eier ab wahrend die parthenogenetischen Generationen immer lebendgebarend vivipar sind Nur bei zwei Familien wird von dieser Regel abgewichen Je nach Umweltbedingungen werden nach in der Regel vier Nymphenstadien ungeflugelte oder geflugelte Nachkommen produziert Letzteres geschieht zum Beispiel bei Uberbevolkerung an einem Ort Etwa zehn Prozent der Blattlausarten sind wirtswechselnd d h verschiedene Generationen leben auf unterschiedlichen Pflanzenarten Bei diesen Arten erfolgt der Wechsel ebenfalls durch geflugelte Tiere nbsp Uroleucon nigrotuberculatum auf einer Goldrute nbsp Blattlause befallen eine Rose nbsp Blattlaus auf einem Stangel nbsp Larve der Florfliege Chrysoperla carnea erbeutet eine geflugelte Blattlaus nbsp REM Anaglyphen Darstellung von Blattlausen auf einer Blattunterseite Vergrosserung 50 nbsp nbsp nbsp REM Anaglyphen Darstellung von Blattlausen auf einer Blattunterseite Vergrosserung 200 nbsp nbsp Die Produktion des geflugelten Nachwuchses kann auch durch einen Alarm Duftstoff Pheromon ausgelost werden den die Blattlause ausstossen wenn sie von Feinden wie beispielsweise Marienkafern angegriffen werden Der b Farnesen genannte Alarm Duftstoff bewirkt dass in der Blattlauskolonie eine grosse Unruhe entsteht und alle Tiere sich deutlich mehr bewegen oder sich sogar vom Blatt fallen lassen Diese gesteigerte Unruhe bewirkt nun wie bei einer Uberpopulation die sofortige Erzeugung geflugelter Nachkommen 4 Schadlinge BearbeitenNeben den immensen wirtschaftlichen Schaden die Blattlause in allen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen anrichten konnen stellen sie auch fur den Hobbygartner ein erhebliches Problem dar Ihre Saugtatigkeit an den Pflanzen fuhrt zu Ertrags und Qualitatsverlusten bis hin zu vollstandigem Ernteausfall Blattlause sind zudem die wichtigsten tierischen Ubertrager von Pflanzenviren Grosser als die von den Lausen direkt verursachten Schaden sind oftmals die von ihnen hervorgerufenen Viruserkrankungen der Pflanzen Daneben fuhren die klebrigen Ablagerungen durch den von den Lausen ausgeschiedenen Honigtau oft sekundar zur Ansiedelung von Schwarzepilzen was auch ein asthetisches Problem darstellen kann Ameisen Wespen Honigbienen andere Insekten und selbst einige Wirbeltiere nutzen den von den Blattlausen ausgeschiedenen Honigtau als Nahrungsquelle Haufig leben Ameisen mit Blattlausen in Trophobiose Sie unterstutzen Blattlause bei deren Verbreitung und schutzen Lausekolonien vor Fressfeinden um im Gegenzug den Honigtau zu verwerten Der Blattlausbefall beginnt meist unbemerkt jedoch folgt unter optimalen Voraussetzungen fur den Schadling eine explosionsartige Vermehrung Befallen werden praktisch alle Pflanzenarten Meist findet man die Lause in beschatteten Bereichen auf Blattunterseiten und in der Nahe von Bluten und Blattansatzen Bekampft werden konnen Blattlause durch diverse Pflanzenschutzmittel naturliche Feinde Blattlause werden gefressen von Marienkafern und deren Larven Schwebfliegenlarven Florfliegenlarven sog Blattlauslowen Schlupfwespenlarven Raupenfliegen Raubwanzen Laufkafern Weichkafern Spinnen und Vogeln Sowohl Marienkafer als auch Florfliegenlarven sind dabei so popular als Blattlausfresser dass sie gezuchtet und als Larven oder Eier verkauft werden Hausmittel Als Hausmittel soll insbesondere das Bespruhen mit Milch seifigen Losungen oder Brennnesselsud einen besonders schnellen und guten Erfolg erzielen Biologen der Universitat Haifa fanden heraus dass der feuchte warme Luftstrom eines bestimmten Kohlendioxidgehalts die Blattlause zu einem Massenabsprung von den befallenen Pflanzen bewegt Eine Strategie der Insekten um sich vor herannahenden pflanzenfressenden Saugetieren zu retten 5 Mitunter wird auch noch Tabaksud als vermeintlich harmloses Hausmittel empfohlen Wirkstoff ist hierbei allerdings das hochgiftige Nikotin welches fruher auch professionell als Pestizid eingesetzt wurde was jedoch wegen der hohen Toxizitat seit Jahrzehnten verboten ist Einige Arten der Baumlause gelten nicht nur als Schadlinge sondern sind als Erzeuger von Honigtau fur die Imkerei sehr wichtig Systematik BearbeitenBlattlause stellen eine sehr diverse Gruppe dar die auch in Mitteleuropa durch eine Reihe von Taxa mit Familienrang vertreten ist echte Blattlause Aphidoidea i e S Rohrenblattlause Aphididae Grune Pfirsichblattlaus Myzus persicae Schwarze Bohnenlaus Aphis fabae Erbsenlaus Acyrthosiphon pisum Grosse Rosenblattlaus Macrosiphum rosae Johannisbeerblasenlaus Cryptomyzus ribis Sitkalaus Fichtenrohrenlaus Elatobium abietinum Liosomaphis abietina Hormaphididae Baumlause Lachnidae Buchenkrebs Baumlaus Schizodryobius pallipes Eichenrindenlaus Lachnus roboris Kiefernrindenlaus Cinara pini Blasenlause Pemphigidae Spiralgallenlaus Pemphigus spirothecae Salatwurzellaus Pemphigus bursarius Mindaridae Maskenlause Thelaxidae Anoeciidae Borstenlause vormals zusammen mit Zierlausen Drepanosiphidae Zierlause Callaphididae Buchenblatt baum laus Phyllaphis fagi Phloemyzidae Adelgoidea Adelgidae Tannenlause Dreyfusia spp Kiefernlause Pineus pini u a Grune Fichtengallenlaus Sacchiphantes viridis Gelbe Fichtengallenlaus Sacchiphantes abietis Kleine Fichtengallenlaus Adelges laricis Douglasienwolllaus Gilletteella cooleyi Phylloxeroidea Zwerglause Phylloxeridae Reblaus Viteus vitifoliae Fossile Belege Bearbeiten nbsp Blattlaus in baltischem BernsteinDer alteste fossile Beleg einer Blattlaus Triassoaphis cubitus wurde auf einer triassischen Lagerstatte in Australien gefunden 6 Weitere Funde stammen aus oligozanen und pliozanen Lagerstatten von Nordamerika und dem Eozan Oligozan und Miozan von Europa In diesen Lagerstatten wurden mehrere hundert Arten gefunden 7 Daruber hinaus sind Vertreter zahlreicher Familien der Blattlause als Inklusen in kreidezeitlichem und tertiarem Bernstein insbesondere in Baltischem Bernstein recht haufig erhalten 8 Von der in Baltischem Bernstein weitaus haufigsten Art der Germaraphis dryoides wurden seltsamerweise nur Larven und flugellose Imagines weiblicher Tiere gefunden 9 10 Der Fund von Blattlausen zusammen mit Iridomyrmex in einem Stuck Baltischen Bernsteins nahrte die Vermutung dass zwischen Blattlausen und Ameisen bereits im Eozan eine symbiotische Beziehung bestand wie sie in heutiger Zeit existiert Da es sich bei den Blattlausen aber um Vertreter der ausgestorbenen Gattung Germaraphis handelt deren nachste rezenten Verwandten nur Wachs und keinen Honigtau absondern mithin von Ameisen nicht gemolken werden fehlt der letzte Beweis fur diese Symbiose 10 11 Volkskunde BearbeitenFruher glaubte man dass ein vermehrtes Auftreten von Blattlausen durch Regen und zwar den sogenannten Neffenregen verursacht wurde Diese Theorie wurde spatestens Anfang des 18 Jahrhunderts widerlegt 12 Quellen Bearbeiten Thieme T amp H A Eggers Schumacher 2003 Verzeichnis der Blattlause Aphidina Deutschlands Entomologische Nachrichten und Berichte Beiheft 8 167 193 Blattlause NABU Abgerufen am 7 Oktober 2020 P Burschel P Vite Neue Beobachtungen uber die Buchenblattbaumlaus Phyllaphis fagi L Hem Aphididae In Forstwissenschaftliches Centralblatt Ausgabe 70 Nr 3 1951 S 181 186 doi 10 1007 BF01826047 G Kunert et al Alarm pheromone mediates production of winged dispersal morphs in aphids Ecology letters 8 6 2005 S 596 603 Current Biology Band 20 Nummer 15 2010 https www cell com current biology fulltext S0960 9822 10 00813 4 J W Evans Paleozoic and Mesozoic Hemiptera Insecta In Australian Journal of Zoology 4 S 165 258 Collingwood 1956 Zitiert bei Poinar 1992 Hans Strumpel 21 Homoptera Pflanzensauger Teilband Part 28 Homoptera Pflanzensauger Berlin Boston De Gruyter 2020 S 1 184 doi 10 1515 9783110849561 001 Ole E Heie Studies on Fossil Aphids Homoptera Aphidoidea In Spolia Zoologica Musei Hauniensis Band 26 Kopenhagen 1967 George O Poinar Jr Life in Amber Stanford University Press Stanford Cal 1992 ISBN 0 8047 2001 0 a b Wolfgang Weitschat Wilfried Wichard Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein Pfeil Verlag Munchen 1998 ISBN 3 931516 45 8 Sven Gisle Larsson Baltic Amber a Palaeobiological Study In Entomonograph Band 1 Klampenborg Danemark 1978 Non Entia Physica das ist die Erzeugung der Scorpionen aus dem zerquetschten Basilico und der sogenannte Neffen Regen sind Unwahrheiten In Sammlung der Natur und Medicin wie auch hierzu gehorigen Kunst und Literatur Geschichten Verlegt durch David Richter Leipzig und Bautzen 1726 S 452 ff Google Books Literatur BearbeitenBernhard Klausnitzer Aphidina Blattlause In Westheide Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere Gustav Fischer Verlag Stuttgart Jena 1997 ISBN 978 3 437 20515 6 S 653 654 Gerolf Lampel Die Blattlause eine wenig beachtete Insektengruppe In Bulletin der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg Band 67 Heft 1 Freiburg 1978 S 45 68 online Version doi 10 5169 seals 308561 mit ausfuhrlicher Beschreibung der Anatomie und der Fortpflanzung der Blattlause Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blattlause Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Blattlause Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen www blattlaus de Informationen uber Blattlause und deren Bekampfung Landfotos de Fotogalerien zu verschiedenen Blattlausarten und deren Auftreten im Ackerbau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blattlause amp oldid 235798576