www.wikidata.de-de.nina.az
Friedrich Bernhard Fischer Schweder 12 Januar 1904 in Spandau 28 November 1960 im Gefangnis Hohenasperg war ein deutscher Kriminalbeamter und SA bzw SS Fuhrer zuletzt im Rang eines SS Oberfuhrers Er wurde vor allem bekannt als Kommandeur des Einsatzkommandos Tilsit das im Sommer 1941 in Memel Klaipeda mehrere tausend Juden in Litauen ermordete Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben 1 2 Karriere im NS Staat bis zum Zweiten Weltkrieg 1 3 Zweiter Weltkrieg 1 4 Nachkriegszeit 2 Ehe und Familie 3 Archivarische Uberlieferung 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben BearbeitenFruhes Leben Bearbeiten Fischer Schweder wurde als Sohn des Bauunternehmers Friedrich Carl Fischer 15 April 1871 in Praussnitzin 2 August 1915 in Nongrodno und seiner Frau Marie Amalie Elise Fischer geb Schweder 18 Januar 1874 in Trebitz geboren Den Doppelnamen Fischer Schweder legte er sich erst als Erwachsener zu Fischer der nur eine einfache Schulbildung genoss fand bereits fruh Anschluss an Kreise der extremen politischen Rechten Bereits im Jahr 1921 schloss er sich als Jugendlicher einem Freikorps an bevor er 1923 in der Schwarzen Reichswehr tatig war Angeblich trat er am 11 Mai 1923 erstmals in die NSDAP ein und gehorte dieser bis zu ihrer Auflosung im Gefolge des Hitlerputsches vom November 1923 an Zum 28 August 1925 trat Fischer Schweder nachweislich der neugegrundeten NSDAP bei Mitgliedsnummer 17 141 1 Ausserdem wurde er zu dieser Zeit Mitglied der Sturmabteilung SA des Strassenkampfverbands der Partei In dieser erreichte er bis 1933 den Rang eines Standartenfuhrers und zuletzt 1938 den Rang eines SA Oberfuhrers Karriere im NS Staat bis zum Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 wurde Fischer Schweder in den Polizeidienst aufgenommen Seit Marz 1933 war er als Kriminalkommissaranwarter in Berlin Charlottenburg tatig Am 26 Juni 1933 ermordete Fischer Schweder zusammen mit seinem damaligen Mentor Karl Belding den ehemaligen SA Mann Helmuth Unger der in der SA als Verrater galt nachdem bekannt geworden war dass dieser 1931 Stabsfuhrer in der von Belding gefuhrten SA Standarte vor 1933 fur die politische Polizei der Weimarer Republik in der SA als Spitzel betatigt und vertrauliche Informationen uber deren Aktivitaten gegen Bezahlung an die Polizei weitergeben hatten Fischer Schweder und Belding verhafteten Unger an diesem Tag und brachten ihn zu einem Verhor durch den Gestapo Kommissar Rudolf Braschwitz Nach dem Ende der Vernehmung nahmen sie Unger erneut in ihre Obhut und brachten ihn an einem unbekannten Ort um 2 Im Mai 1934 wurde Fischer Schweder als Kriminalkommissar nach Breslau versetzt Von der Berliner SS wurde er derweil bezichtigt sich am 19 Juni 1934 zusammen mit Belding an dem vermeintlichen Schorfheide Attentat auf Heinrich Himmler beteiligt zu haben das aber vermutlich niemals stattgefunden hat Dennoch wurde er auf Befehl Himmlers der fest uberzeugt war dass Belding und Fischer Schweder fur ein auf ihn verubtes Attentat verantwortlich waren zusammen mit Belding am 30 Juni 1934 im Zuge der Rohm Affare in Breslau von der SS verhaftet Beide Manner wurden von der SS in Gewahrsam genommen als sie am 30 Juni 1934 zu ihrem Dienst als Kriminalbeamte im Breslauer Polizeiprasidium erschienen Sie wurden als Gefangene ins Hausgefangnis des Polizeiprasidiums eingewiesen und spater in einen Haftraum im Breslauer SS Abschnittsquartier uberfuhrt in dem die zur Exekution ausgewahlten SA Angehorige versammelt waren Wahrend Belding in der Nacht zum 1 Juli von SS Angehorigen zusammen mit sechs weiteren SA Angehorigen aus ihrem Haftraum geholt mit Automobilen in ein Waldstuck ausserhalb von Breslau gebracht und dort von einem Erschiessungspeloton fusiliert wurde entging Fischer Schweder diesem Schicksal durch etwas Gluck Der Fuhrer des Breslauer SS Abschnitts SS Oberfuhrer Theodor Berkelmann der Fischer Schweder von der gemeinsamen Teilnahme an einem Kursus an der Reichsfuhrerschule kannte und ihm zugetan war sorgte dafur dass dieser vor den SS Leuten verschont blieb Er wurde im Abschnittsquartier zuruckgelassen obwohl der Befehl aus Berlin Liquidierung lautete Fischer Schweder wurde auf Weisung Berkelmanns nach Berlin transportiert und dort als Haftling ins KZ Columbiahaus eingeliefert Nach mehreren Wochen Haft wurde er wieder auf freien Fuss gesetzt Nach seiner Freilassung kehrte Fischer Schweder in den Polizeidienst zuruck 1938 hatte er den Rang eines Kriminalrates erreicht In dieser Funktion nahm er im Herbst 1938 auch am deutschen Einmarsch in das Sudetenland teil Nach der Annexion des tschechischen Territoriums wirkte er dort am Aufbau der deutschen Polizeistrukturen mit Fur seine hervorragende Mitarbeit in der Organisation des Einsatzes im Sudetenland erhielt er die Medaille zur Erinnerung an den 1 Oktober 1938 verliehen Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges blieb er im schlesischen Raum Breslau und Liegnitz tatig bevor er im Oktober 1940 zum kommissarischen Polizeidirektor von Memel ernannt wurde Im Januar 1941 wurde er in dieser Position bestatigt und als standiger Polizeidirektor von Memel eingesetzt In dieser Stellung wurde er am 15 August 1941 mit Genehmigung Heinrich Himmlers in die SS ubernommen indem er gemass dem Prinzip der Dienstgradangleichung in Anlehnung an seinen Polizeirang den Rang eines SS Oberfuhrers erhielt Zweiter Weltkrieg Bearbeiten In Memel war Fischer Schweder im Sommer 1941 an der Aufstellung des Einsatzkommandos Tilsit beteiligt Dieses Kommando fuhrte in den ersten drei Monaten des Russlandfeldzuges im Zustandigkeitsgebiet der Einsatzgruppe A Massenexekutionen im Gebiet von Litauen aus denen laut Bericht Fuhrers der Einsatzgruppe A Walter Stahlecker 5 502 Menschen zum Opfer fielen Am Sonntag dem 22 Juni 1941 dem Beginn des deutschen Uberfalls auf die Sowjetunion hatte die 61 Infanterie Division unter Generalleutnant Siegfried Haenicke 3 die Aufgabe in nordostlicher Richtung nach Telsiai vorzustossen Auf dem Weg sollte der Ort Garsden im litauischen Grenzgebiet erobert werden Von den etwa 3 000 Einwohnern dieses Ortes waren 600 bis 700 Juden Wahrend des Angriffs hatte die deutsche Stossgruppierung einen Verlust von 100 Mann bei den Infanteristen Der Gestapochef von Tilsit Regierungsrat und SS Sturmbannfuhrer Hans Joachim Bohme forderte am 23 Juni Verstarkung von Fischer Schweder an Dieser soll darauf erstaunt ausgerufen haben Donnerwetter das sind ja Konsequenzen die der Russlandfeldzug mit sich bringt an die man zunachst nicht gedacht hat 4 In einer Rede vor seinem Schupo Kommando verteidigte er die Erschiessungen mit der nachweislich falschen Begrundung die Gefangenen hatten den deutschen Truppen Widerstand geleistet An der Exekution von 201 Menschen in Garsden am 24 Juni war Fischer Schweder massgeblich beteiligt Aus eigenem Antrieb stellte er sein Schupokommando nicht wie ursprunglich verlangt als blosses Absperrkommando sondern als Exekutionskommando zur Verfugung er schlug die offizielle Erschiessungsformel Sie werden wegen Vergehen gegen die Wehrmacht auf Befehl des Fuhrers erschossen vor und gab aus eigenem Antrieb Nachschusse auf die Opfer ab Auch an den Exekutionen in Krottingen I Kretinga nahm sein Schupokommando unter seinem Befehl teil wobei er auch mutmassliche litauische Kommunisten zuvor uberprufte und attackierende oder fluchtende Opfer erschoss Ab Oktober 1942 wurde er als SS und Polizeifuhrer in Charkow eingesetzt Wegen einer Kasinoschiesserei wurde er 1943 disziplinarisch bestraft und zur Waffen SS in die Leibstandarte SS Adolf Hitler versetzt Zuletzt war er ab Januar 1945 Kompaniefuhrer in der 12 SS Panzer Division Hitlerjugend Nachkriegszeit Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs tauchte Fischer Schweder unter dem Namen Bernd Fischer 5 unter und war unter diesem Namen zunachst einige Jahre Handelsvertreter fur ein Stuttgarter Staubsaugerunternehmen bevor er sich bemuhte wieder im offentlichen Dienst Fuss zu fassen 1955 wurde Fischer Schweder Leiter des Fluchtlingslagers Wilhelmsburg bei Ulm Seine Vergangenheit wurde aber bekannt und er wurde aus dem Dienst entlassen Nach einer Bewerbung beim Regierungsprasidium Sudbaden wurde er abgelehnt und klagte vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung Der Fall wurde publik eine Zeitung titelte mit der Schlagzeile SS Obersturmfuhrer sic klagt auf Wiedereinstellung Diese Meldung sah ein Mann der Fischer Schweder aus Memel kannte Er schrieb an die Zeitung und berichtete auch von den Erschiessungen Der Leserbrief wurde an die Ulmer Staatsanwaltschaft weitergegeben welche seine Verhaftung und die Einleitung des Verfahrens veranlasste 5 Im Ulmer Einsatzgruppen Prozess 1958 wurde Fischer Schweder am 29 August 1958 wegen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in 526 Fallen zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt 6 Vor Gericht wurde festgestellt dass der Angeklagte Fischer Schweder nicht auf Befehl sondern freiwillig aus angeborenem Geltungsbedurfnis gehandelt hatte als Beamter sei er nach Auffassung des Gerichts demgegenuber gemass 7 Abs 2 des Deutschen Beamtengesetzes 1937 verpflichtet gewesen den Erschiessungsbefehl nicht zu befolgen da dieser eine Anordnung darstellte deren Ausfuhrung erkennbar den Strafgesetzen zuwiderlief 7 Fischer Schweder starb 1960 in der Strafanstalt auf dem Hohenasperg bei Ludwigsburg an einer Lungenembolie 8 Ehe und Familie BearbeitenFischer Schweder heiratete am 8 Juni 1934 in Rogau Charlotte Juliane Voigt 4 Marz 1910 in Luckenwald Archivarische Uberlieferung BearbeitenIm Bundesarchiv haben sich im Bestand des ehemaligen Berlin Document Center diverse Personalunterlagen zu Fischer Schweder erhalten So eine SS Fuhrerpersonalakte SSO eine Akte des Rasse und Siedlungshauptamtes der SS zu seiner Verehelichung RS eine Akte mit Parteikorrespondenz der NSDAP zu ihm PK sowie eine Akte des Obersten Parteigerichtes zu einem parteiinternen Streitverfahren an dem er beteiligt war OPG Ferner sind im Bundesarchiv ein Fragebogen Fischer Schweders anlasslich der Parteistatistischen Erhebung von 1939 und ein Auszeichnungsvorschlag R 601 anlasslich der Sudetenkrise von 1938 vorhanden Literatur BearbeitenJorg Friedrich Die kalte Amnestie NS Tater in der Bundesrepublik Piper Munchen 1994 ISBN 3 492 11553 5 Helmut Krausnick Hans Heinrich Wilhelm Die Truppe des Weltanschauungskrieges Stuttgart 1981 ISBN 3 42101987 8 Heiner Lichtenstein Himmlers grune Helfer Die Schutz und Ordnungspolizei im Dritten Reich Bund Verlag Koln 1990 ISBN 3 7663 2100 5 C F Ruter Justiz und NS Verbrechen Bd XV Amsterdam Anmerkungen Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 8831588 Benjamin Carter Hett Burning the Reichstag An Investigation into the Third Reich s Enduring Mystery S 204 Zu Siegfried Haenicke siehe Hendrik George Dam und Ralph Giordano KZ verbrechen vor deutschen Gerichten Einsatzkommando Tilsit Der Prozess zu Ulm Europaische Verlagsanstalt 1962 Seite 90 Jorg Friedrich S 337 a b Willi Bohmer Sie konnten sich an nichts erinnern Sudwest Presse 9 Februar 2008 Das Urteil bei C F Ruter Seite 56ff in Auszugen bei Heiner Lichtenstein Seite 29ff Deutsches Beamtengesetz vom 26 Januar 1937 RGBl I S 39 Der Spiegel Nr 51 1960 Memento des Originals vom 10 April 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www spiegel de Normdaten Person GND 1075347521 lobid OGND AKS LCCN no2010111811 VIAF 123577932 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fischer Schweder BernhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Kriegsverbrecher Polizeichef von Tilsit Beteiligter an KriegsverbrechenGEBURTSDATUM 12 Januar 1904GEBURTSORT Berlin SpandauSTERBEDATUM 28 November 1960 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernhard Fischer Schweder amp oldid 237163854