www.wikidata.de-de.nina.az
Babylonien assyrisch Kardunias altagyptisch Sangar bezeichnet eine Landschaft am Unterlauf der Flusse Euphrat und Tigris zwischen der heutigen irakischen Stadt Bagdad und dem Persischen Golf Das kulturelle Zentrum dieser fruchtbaren Ebene im Altertum war die Stadt Babylon die im Laufe ihrer Existenz von Herrschern aus zahlreichen Volksstammen erobert und regiert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Altbabylonisches Reich 2 Nachfolgedynastien 3 Neubabylonisches Reich 4 Folgezeit 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAltbabylonisches Reich Bearbeiten nbsp Das erste babylonische Reich und die Einflussbereiche weiterer Kulturen bzw Herrschaftsgebiete Reiche um 1800 v Chr nbsp Karte aus der Regierungszeit des Hammurapi reg 1792 1750 v Chr Abgebildet ist das babylonische Territorium bei seinem Aufstieg 1792 v Chr ockerfarben und bei seinem Tod 1750 v Chr hellgelb Die Flusslaufe und die Kustenlinie sind rekonstruiert und stammen aus dieser Zeit Das erste babylonische Reich wurde 1894 1830 v Chr vom semitischen Stamm der Amoriter unter Sumu abum gegrundet Er liess um die Stadt die Mauer Imgur Enlil errichten die allerdings erst durch seinen Nachfolger Sumulael fertiggestellt wurde Hammurapi war von 1792 v Chr an fur die Dauer von 43 Jahren der 6 Konig Er verstand es zunachst ohne kriegerische Auseinandersetzungen mit den benachbarten Stadtstaaten und Reichen deren politische Situation auszunutzen und kontrollierte bald durch die schmalste Stelle zwischen Euphrat und Tigris wichtige Handelswege In wenigen Jahren stieg Babylon vom bis anhin unbedeutenden Stadtstaat zu einer Vormacht in der Region auf Aus den ersten 28 Jahren der Regentschaft Hammurapis ist wenig uberliefert Der Konig hielt sich aus Kriegen weitgehend heraus und eroberte keine neuen Gebiete Innenpolitisch erliess er zu Anfang Schulden Damit verschaffte er sich die Loyalitat seiner Untertanen Babylon wurde mit Verteidigungsanlagen insbesondere mit einer hohen Stadtmauer ausgebaut Hammurapi legte umfangreiche Bewasserungsanlagen an und liess grossartige Bauten errichten er organisierte das Land durch eine straffe Verwaltung und verfasste eine einheitliche Rechtsordnung den Codex Hammurapi Dieses Gesetzeswerk mit 282 Paragraphen hielt die Rechte aller Klassen fest Die Gesetze wurden auf Stelen und Tontafel geschrieben und offentlich in den Stadten aufgestellt Den Stadtgott von Babylon Marduk erhob Hammurapi zum Hauptgott des Landes Gegen Ende des dritten Jahrzehnts seiner Herrschaft anderte sich Hammurapis Politik ab 1765 v Chr grundlegend Er erkannte Eroberungsabsichten des Nachbarreichs Elam da dieses Babylon als Verbundeten gegen Larsa gleichzeitig aber Larsa als Verbundeten gegen Babylon gewinnen wollte Hammurapi ergriff die Initiative und verbundete sich mit Larsa und Mari gemeinsam gegen Elam Die ausgeklugelte Bundnisstrategie wurde durch Boten auf Tontafeln festgehalten und zwischen den Reichen ubermittelt diese Tafeln wurden 1930 in Mari gefunden Hammurapi wurde mit diesen Zeitdokumenten als einer der ersten aussenpolitisch aktiv agierenden Politiker der Geschichte erkennbar Als Elam den in der Folge ausgebrochenen Krieg zu gewinnen schien retteten Aufstande und Meutereien im Gebiet und in der Armee Elams Babylon vor der Eroberung und moglichen Zerstorung Hammurapis Bundnispolitik hatte sich bewahrt Als nachstes eroberte er gemeinsam mit Mari Larsa da dieses nicht wie zuvor vereinbart Truppen gegen Elam bereitgestellt hatte Diese Eroberung dehnte sein Reich auch uber die ehemaligen Konigreiche Sumer und Akkad aus Durch die Schwachung Elams und die weiteren geschickt taktierten Unterwerfungen von Mari Subartu und Eschnunna wurde Hammurapi auch Herrscher von Assur Damit wurde Babylonien zum dominierenden Reich in Mesopotamien 1 Schon sein Sohn musste gegen die aufstandischen Stamme im Suden des Reiches in den Krieg ziehen Nach und nach verlor das Reich an Einfluss und Herrschaftsbereich Durch zahlreiche innere Unruhen und durch Angriffe von aussen geschwacht wurde es schliesslich von dem Hethiterkonig Mursili I 1595 1531 v Chr eingenommen Das sogenannte Altbabylonische Reich fand damit sein Ende Nachfolgedynastien BearbeitenDie nachfolgende Zeit wird als dunkle Periode der babylonischen Geschichte bezeichnet weil Schriftzeugnisse selten sind Die Kassiten regierten etwa 400 Jahre lang siehe Konigsliste Sie erweiterten das Reich vom Euphrat bis zum Zagrosgebirge und machten das Land zur Grossmacht Im 15 Jahrhundert v Chr gehorte es zu den vier wichtigsten Machten in Vorderasien neben den Agyptern Mittani und Hethitern Kurze Zeit spater loste sich Assyrien vom Mittanireich und begann eine territoriale Expansion die auch babylonisches Gebiet beruhrte 1155 v Chr wurde die Stadt von den Elamitern erobert Sie plunderten und brandschatzen und brachten unter anderem die Gesetzesstele Hammurapis in ihre Hauptstadt Susa Konig Nebukadnezar I von Isin gelang es 1137 v Chr die Kassitendynastie abzusetzen und die zweite Dynastie von Isin in Babylon zu etablieren Anschliessend ging er gegen die Elamiter vor die nach einem jahrelangen Krieg unterlagen Ihre Hauptstadt Susa wurde vollig zerstort Jeder Versuch Nebukadnezars das Reich auszudehnen wurde von den Assyrern beobachtet und zum Teil verhindert Eine direkte Konfrontation gab es jedoch nicht Kurze Zeit spater eroberte Assur aber Babylon Die Zerstorung eines babylonischen Tempels wurde von den Assyrern als Sakrileg empfunden Konig Salmanassar III 858 824 v Chr verheiratete seinen Sohn Schamschi Adad V mit der Babylonierin Sammuramat Es ist anzunehmen dass sie eine Tochter oder jedenfalls nahe Verwandte von Konig Marduk zakir sumi I gewesen ist Umstritten ist ob sie nach dem Tod ihres Mannes als Mitregentin des minderjahrigen Sohnes selbst fur einige Jahre die Macht ubernahm bis Adad nirari III fur den Antritt seines Erbes alt genug war Sicher ist dass die in einem Bundnis gipfelnde freundschaftliche Annaherung beider Reiche unter Salmanassar III nicht von Dauer war Zwar leistete Marduk zakir sumi I seinem Bundnispartner beim Aufstand dessen altesten Sohnes Unterstutzung und schloss nach dessen Tod auch einen Vertrag mit dem Thronfolger versuchte aber die Schwache der Assyrer auszunutzen und behandelte ihn als Vasallen Nicht zuletzt unter tatkraftiger Mitwirkung von Sammuramat die als Vorbild der Legende von Semiramis gilt fand das assyrische Reich bald zu seiner Starke zuruck und zwang nun umgekehrt den Thronerben in Babylon in die Rolle des Vasallen Versuche der Babylonier die Macht der Assyrer mit Hilfe der Elamiter zu brechen blieben erfolglos 689 v Chr zerstorte der Assyrer Sanherib die Stadt ganzlich Sein Sohn Assurhaddon versuchte die Stadt wieder aufzubauen und im alten Glanz erstrahlen zu lassen Zu diesem Zeitpunkt anderte Assyrien die Politik gegenuber Babylon und schlug einen harten Kurs ein Die Folge waren Kriege und Zerstorung 648 v Chr musste sich Babylon nach einer zweijahrigen Belagerung dem assyrischen Konig Assurbanipal geschlagen geben Nach dem Tod Assurbanipals des letzten grossen Konigs Assyriens brach dessen Reich aber auseinander Neubabylonisches Reich Bearbeiten Hauptartikel Neubabylonisches Reich nbsp Umrisse des Neubabylonischen Reichs etwa 580 v Chr In Babylon bestieg der General Nabopolassar 626 v Chr den Thron Mit ihm begann das sogenannte Neubabylonische Reich Er vereinigte die lokalen Volksstamme und verbundete sich mit den Medern die das Erbe der Elamiter im Osten antraten Die beiden Reiche schlossen in diesem Zusammenhang ein Bundnis Ausserdem heiratete der Sohn Nabopolassars die Enkelin des Mederkonigs Durch den Bundnisvertrag war der Weg nach Ninive der assyrischen Hauptstadt frei Sie konnte 612 v Chr nach einer dreimonatigen Belagerung eingenommen werden Bis zum Jahr 610 v Chr wurden auch die restlichen versprengten assyrischen Heeresteile ganzlich aufgerieben Nach Nabopolassars Tod trat Nebukadnezar II 605 562 v Chr die Thronfolge an Er entwickelte ausserordentliche Fahigkeiten als Staatsmann Heerfuhrer Friedensstifter und Bauherr Nebukadnezar liess die Tempel in allen Stadten des Landes wieder aufbauen errichtete Kanale die sogenannte Medische Mauer und die Prozessionsstrasse mit dem Ischtar Tor Mit Syrien und Jehuda fuhrte Nebukadnezar Krieg Die unterworfenen Lander wurden tributpflichtig und hatten hohe Abgaben an Babylon abzuliefern Jehuda versuchte mehrere Aufstande die nach ihrer Niederschlagung zu einer zweimaligen Eroberung und schliesslich 587 v Chr zur vollstandigen Zerstorung Jerusalems und des Tempels Salomons des hochsten Heiligtums der Juden fuhrten 2 Teile der Bevolkerung wurden in das babylonische Exil gefuhrt das erst in der Perserzeit aufgegeben wurde Im Jahr 562 v Chr starb Nebukadnezar nach 40 Regierungsjahren Der rasche Niedergang des babylonischen Reichs begann In kurzer Folge wechselten sich die Nachfolger ab 2 Amel Marduk der Sohn Nebukadnezars folgte auf den Konigsthron Nach nur zwei Jahren wurde Amel Marduk bei einem Aufstand getotet und der babylonische General Nergal sarra usur bestieg den Thron Starke Streitigkeiten mit der Priesterschaft fuhrten dazu dass sich 556 v Chr Nabonid des Throns bemachtigte Nabonid war Anhanger des Gottes Sin und wollte die Macht der Marduk Priesterschaft eindammen Das brachte ihm heftige Auseinandersetzungen bei der Neuordnung des Landwirtschafts und Pachtsystems ein Nabonid uberliess den Schutz des Reiches seinem Sohn Belsazar und zog sich in die Oase Tayma zuruck 1000 Kilometer entfernt von Babylon Dadurch kontrollierte er zwar die wichtigen Handelswege und konnte wirtschaftlichen Druck auf Agypten ausuben Gleichzeitig fielen jedoch durch die Abwesenheit des Konigs die traditionsreichen Neujahrsfeste in Babylon und damit auch die Verehrung des Gottes Marduk aus Priester und Volk wandten sich daher von Nabonid ab 2 Nachdem die Perser die Lydier bezwungen hatten war Babylonien vom Persischen Reich eingeschlossen und wurde 539 v Chr von Kyros II nach einer kurzen militarischen Auseinandersetzung besiegt Folgezeit BearbeitenNach dem Sieg der Perser wurde Babylonien zu einer wichtigen Satrapie des Achamenidenreiches Die aramaische Sprache wurde Amtssprache Die Wissenschaftler nutzten weiterhin die akkadische Sprache und Schrift Viele Gelehrte aus Agypten Persien Indien und Griechenland kamen um ihr Wissen zu erweitern Im 5 Jahrhundert v Chr errechneten die Astronomen Babylons das Sonnenjahr und entwickelten im Jahr 410 v Chr das erste Horoskop Wahrend dieser Zeit wurde aus den Astrallehren der Babylonier die chaldaische Astrologie entwickelt die spater den Boden fur die hellenistische bildete Alexander der Grosse traf 333 v Chr auf die persischen Streitkrafte und besiegte sie in den Schlachten von Issos und Gaugamela Das Perserreich der Achameniden wurde anschliessend in das Alexanderreich annektiert Die Griechen tolerierten die babylonische Kultur und erweiterten sie um das Theater und zusatzliche Errungenschaften der griechischen Zivilisation Nach dem Tode Alexanders des Grossen verwusteten Kriege seiner zerstrittenen Heerfuhrer das gesamte Gebiet Plunderungen und Zerstorungen fuhrten zu einer Hungersnot Nach Verdrangung der griechisch makedonischen Seleukiden ubernahmen die iranischen Parther die Macht in Babylonien gegen Ende des 2 Jahrhunderts v Chr Siehe auch BearbeitenListe der babylonischen Konige Babylonien Satrapie Babylonier Babylonische Astronomie Babylonischer Kalender Babylonische Mathematik Babylonische Sprache Babylonische ReligionLiteratur BearbeitenMichael Jursa Die Babylonier Geschichte Gesellschaft Kultur C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 50849 9 Jaume Llop Radua Aportacio a l estudi de les relacions politiques i militars entre Assiria i Babilonia durant la segona meitat del segon mil leni a C Barcelona 2001 esp online Hartmut Schmokel Ur Assur und Babylon In Grosse Kulturen der Fruhzeit Phaidon Verlag Akademische Athenaion Stuttgart 1985 ISBN 3 88851 091 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Babylonien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Babylonien Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Johannes Renz Babylonien Babylonier In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff abgerufen am 2 Oktober 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Marc Van de Mieroop King Hammurabi of Babylon Plackwell Oxford 2005 ISBN 1 4051 2660 4 englisch a b c Gunther Schauerte Bernd Muller Neuhof Katja Sternitzke Joachim Marzahn Hrsg Babylon Wahrheit Hirmer 2008 Normdaten Geografikum GND 4004102 5 lobid OGND AKS VIAF 239425735 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Babylonien amp oldid 237801775