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Tayma oder Taima Tema arabisch تيماء DMG Taymaʾ ist eine grosse Oase in Saudi Arabien mit einer langen Siedlungsgeschichte Sie liegt im Nordosten des Hedschas etwa an der Stelle an der die alte Weihrauchstrasse als Handelsroute zwischen Yathrib Medina und Dumah die Wuste Nefud zu uberqueren beginnt Tayma liegt 264 Kilometer sudostlich der Stadt Tabuk gehort auch zur gleichnamigen Provinz und etwa 400 Kilometer nordlich von Medina Aramaische Inschrift aus Tema 6 Jahrhundert v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Topografie 2 Steinzeit 3 Nomaden und Juden 4 Agypter 5 Stadtgrundung und Stadtmauer 6 Innere Mauer 7 Siedlungsgeschichte der Eisenzeit 8 Antike Gotterwelt 9 Biblische Erwahnungen 10 Karawanen und Weihrauchhandel 11 Sehenswurdigkeiten 12 Archaologische Untersuchungen 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseTopografie BearbeitenTayma etwa 830 m uber NN liegt in einer Senke zwischen den ostlichen Auslaufern des Hedschas Gebirges im Westen und der Nefud Wuste im Osten Nordlich der heutigen Siedlung ist ein fossiler See vorgelagert in welchem sich aber nur noch sehr selten Wasser sammelt Der See entwickelte sich im Verlauf zu einer Salztonebene arabisch sabcha die vor 20 000 Jahren noch als beachtlicher See existierte und vermutlich im funften Jahrtausend v Chr austrocknete Der Schlamm aus der Salztonebene wurde fur die Herstellung von Lehmziegeln verwendet die fur den Bau der antiken Stadtmauer vorgesehen waren 1 An den tiefsten Stellen ist das Grundwasser nur 1 5 m unter der Oberflache an anderen Stellen gut 40 m Die Oase war uber Jahrtausende eine der bedeutendsten Palmenoasen Durch kunstliche Bewasserung erreicht sie heute eine Zahl von 80 000 Dattelpalmen 1 auf der vierfachen Flache gegenuber den 1950er Jahren Steinzeit BearbeitenZahlreiche Felsbilder in der Umgebung von Tayma mit Darstellungen von Menschen und Tieren belegen die Anwesenheit vom Menschen in der Umgebung bereits in der Jungsteinzeit Nomaden und Juden BearbeitenDie Wissenschaftler des Deutschen Archaologischen Instituts die die Oase erforschen siehe Weblink gehen davon aus dass Beduinen das Gebiet wegen der Wasservorkommen seit dem 3 Jahrtausend v Chr besuchten Vom 1 bis zum 6 nachchristlichen Jahrhundert bestand in Tayma eine judische Gemeinde Im 6 Jahrhundert lebte hier der Prinz und Dichter Samaw al der als loyaler Gastgeber des Dichters Imru al Qais bekannt geworden ist Der judische Reisende Benjamin von Tudela beschrieb um 1170 die judische Prasenz in Tayma und dem benachbarten Chaibar Agypter BearbeitenIm Juli 2010 fanden laut Mitteilung der Saudi Commission for Tourism and Antiquities SCTA Archaologen in der Nahe von Tayma die erste antike Hieroglyphen Inschrift auf saudischem Staatsgebiet 2 Sie tragt die Kartuschen des Pharao Ramses III der bis 1156 v Chr regierte Die Archaologen gehen davon aus dass damals eine wichtige Handelsstrasse durch Tayma fuhrte die das Nildelta mit dem Roten Meer verband Transportiert wurden Weihrauch Kupfer Gold und Silber Stadtgrundung und Stadtmauer BearbeitenWann das Gebiet der neuen Entwicklung in Sumer und der nordlich gelegenen Levantekuste zur Stadtbildung folgte ist unbekannt Nachgewiesen ist aber ab dem 2 Jahrtausend v Chr eine aussere Umfassungsmauer aus Lehm und Sandstein von ca 10 Meter Hohe die ein Gebiet von ca 20 Hektar umschloss das die Lebensgrundlage der Bewohner darstellte eine ausgedehnte Palmenoase Diese erste Mauer wurde in den folgenden Jahrhunderten ausgebaut und erreichte schliesslich eine Lange von 15 Kilometern 1 Die Befestigung beeindruckte noch im 11 Jahrhundert den arabischen Historiker Abu ʿUbaid al Bakri Grabfunde innerhalb der Mauer und direkt an der ausseren Mauer aus den Materialien Holz und Elfenbein mit kunstvollen Verzierungen weisen auf die ausgehende Bronzezeit des spaten 2 Jahrtausends v Chr hin Innere Mauer BearbeitenDen Bau einer inneren Mauer mit Turmen mit einem Abstand von ca 100 Metern zur ausseren Mauer wahrend des 1 Jahrtausends v Chr deuten die Archaologen als Hinweis auf kriegerische Konflikte mit regionalen Konkurrenten wie z B dem Konigreich von Lihyan mit der Oase Dadan antik Dadanu die etwa 150 km sudwestlich von Tayma liegt Siedlungsgeschichte der Eisenzeit Bearbeiten nbsp Augenstele mit aramaischer Inschrift Tayma MuseumIm geschutzten Kerngebiet der Siedlung finden sich funf durch Keramik und weitere Funde gut unterscheidbare Bauschichten die sich auf sechs Meter anhauften und eine Zeit von acht Jahrhunderten seit Mitte des ersten Jahrtausends abdecken Diese eisenzeitliche Besiedlung ist durch Steinhauser gepragt Die meisten waren kleine und mittelgrosse Wohnhauser in denen sich auch die Spuren von Nahrungsverarbeitung und handwerklicher Tatigkeit sowie ein grosses reprasentatives Gebaude von 500 Quadratmetern mit einer Saulenhalle nachweisen lassen Der Kopf einer einst drei Meter grossen Statue die als Monolith gefertigt war eine weitere Statue dieser Grosse die heute im Museum der Stadt steht sowie weitere Objekte in dem Gebaude ebenso wie Vergleichsfunde aus dem nahen Dedan legen nahe dass es sich um einen Tempel handelte Im Schutt dieses Gebaudes fand sich auch eine Bogenstele mit einem vor Astralsysmbolen stehenden Konig deren Bildsprache und deren fragmentarischer Keilschrifttext ohne erhaltene Namensinschrift auf Konig Nabonid hindeuten Unklar ist ob spater auch die Achameniden die Oase in ihre Herrschaft eingegliedert haben Tiglat Pileser III erhielt Tribut aus Tayma und Sanherib bezeichnete eines der Tore von Ninive als das Wustentor durch das die Geschenke der Sumu aniten und Teymeiten eintrafen In assyrischen Quellen wird erwahnt dass zu dieser Zeit eine lokale arabische Dynastie uber Tayma herrschte Die Namen von zwei Koniginnen des achten Jahrhunderts v Chr sind als Schamsi und Zabibei uberliefert In der sogenannten Harran Inschrift wird erwahnt wie der babylonische Konig Nabonid Ende des dritten Regierungsjahres um 553 v Chr seinen Regierungssitz nach Tayma verlegte Wahrend des Feldzuges mit dem er in der Region seine Herrschaft etablierte unterwarf er auch die Orte Yathrib heutiges Medina und Dadan Im Strophengedicht des Nabonid wird ebenfalls von seinem Auszug nach Tayma mit einem grossen Heer berichtet Die weiteren Angaben im Strophengedicht besitzen jedoch Propagandacharakter weshalb der weitere Wahrheitsgehalt fraglich erscheint Die Nabonid Chroniken bestatigen seinen Aufenthalt in Tayma fur sein 7 bis 11 Regierungsjahr Fur die ersten sechs Jahre enthalt der Text Lucken Nabonids Interesse fur diese Region im heutigen nordlichen Saudi Arabien war vermutlich wirtschaftlicher Natur beispielsweise zur Erlangung der Kontrolle uber den Weihrauchhandel Man hat Keilschriftinschriften in Tayma gefunden die aus dem 6 Jahrhundert v Chr stammen konnten Aus der Zeit um 500 v Chr stammen einige aramaische Textfunde Von Al Mushamrakhah einigen Hugeln sudwestlich von Tayma stammt eine Felseninschrift in lihyanitischer Schrift 3 Sie enthalt unter anderem die Buchstabenfolge NBND MLK BBL welches als nabend malik babel zu Deutsch Nabonid Konig von Babylon gedeutet wird 4 Nach arabischen Traditionen wurde Tayma in der Spatantike von einer judischen Dynastie beherrscht ob diese allerdings Exil Juden oder die arabischen Nachkommen von Konvertiten waren ist nicht klar In den 630ern fiel die Stadt an die Muslime und die Einwohner wurden als Dhimmis behandelt Spater wurden viele Einwohner ausgewiesen Im Sommer 1181 uberfiel Renaud de Chatillon bei Tayma auf der Strasse von Damaskus nach Mekka eine muslimische Karawane und brach damit den 1180 mit Saladin geschlossenen Waffenstillstand Antike Gotterwelt BearbeitenDie in Tayma entdeckten Inschriften verweisen auf die Verehrung der Gottertrias Ṣalm Sengalla und Aschima Die hochste dieser drei ist Ṣalm Sie wird in Verbindung mit drei Ortsnamen genannt mchrm hgm und rb oder db deren Aussprache und Lokalisierung unsicher ist Ihr Symbol ist eine geflugelte Sonne Sengalla hingegen ist dem Mond zugeordnet und moglicherweise ist der Name in Verbindung mit der assyrischen Mondgottheit Sin zu verstehen Aschima wird durch den Venusstern symbolisiert 5 Biblische Erwahnungen BearbeitenIm Alten Testament wird Tema mehrfach erwahnt Hi 6 19 EU Jes 21 14 EU Jer 25 23 EU Im 7 Jahrhundert v Chr soll der Ort reich und stolz genug gewesen sein um Jeremia zu veranlassen gegen sie zu prophezeien Jer 25 23 EU In der Bibel hiess einer der Sohne von Ischmael Tema Gen 25 15 EU 1 Chr 1 30 EU Das Deutsche Archaologische Institut beteiligt sich seit 2004 an Ausgrabungskampagnen vor Ort Karawanen und Weihrauchhandel BearbeitenTayma war die bedeutendste Oase auf einem der wichtigsten Handelswege des Altertums der Weihrauchstrasse die Sudarabien mit der Levante verband Die Kamelkarawanen die den in Sudarabien gewonnenen Weihrauch nach Norden schafften nutzten die Palmenoasen Arabiens als Rastplatz und zum Handel Sehenswurdigkeiten BearbeitenDie Burg Qasr Al Ablaq liegt im Sudwesten der Stadt Sie wurde von judischen arabischen Dichter und Krieger Samuel ibn Adiya Samaw al ibn Adiya 6 und seinem Grossvater Adiya im 6 Jahrhundert erbaut Der Palast Qasr Al Hamra wurde im 7 Jahrhundert errichtet Das alte Tayma ist auf drei Seiten von einer archaologisch bedeutenden Stadtmauer umgeben die im 6 Jahrhundert v Chr errichtet wurde Qasr Al Radhm Brunnen von Haddadsch Bir Haddaj angeblich der grosste Brunnen auf der arabischen Halbinsel 1 Der Brunnen hat einen Durchmesser von 18 Metern und ist von ca 70 Schopfeinrichtungen umgeben 1 7 Dabei wird durch ein Eimer gharb jeweils mit einem Seil das uber ein am Rand der Brunnenanlage hoch angebrachtes Rad umgelenkt wird von einem Zugtier zumeist einem Kamel das Wasser aus etwa dreizehn Metern Tiefe an die Oberflache befordert 1962 gab es schon sechs Pumpen und die alten Schopfeinrichtungen verfielen langsam In den Neunzigern wurde die gesamte Anlage auf Veranlassung des Gouverneurs der Region Tabuk Prinz Fahd bin Sultan bin Abd al Aziz 3 und unter der Anleitung von Mohamed Al Najem 1 dem Leiter des ortlichen Museum of Archaeology and Ethnography in Stand gesetzt und von einer parkahnlichen Anlage umgeben Friedhofe Viele Inschriften in der Umgebung auf Aramaisch Lihyanitisch Thamudisch Nabataisch Der in zwei Teile zerbrochene Al Naslaa Megalith ist eine geologische Kuriositat Qasr Al Bejaidi Hugel Al Hadiqah Viele MuseenArchaologische Untersuchungen BearbeitenDie Oase wird seit 2004 von einem Team des DAI unter der Leitung von Ricardo Eichmann archaologisch erforscht Dort kreuzten sich die alten Handelswege Kontakte zu den Reichen Agyptens der Levante Mesopotamiens und Sudarabiens bestanden Die Oase lag uber einem Becken von Grundwasserreservoirs die zum Teil schon in einem Meter Tiefe erreichbar waren Da die nachste Wasserstelle 150 Kilometer entfernt lag kam der gesamte Verkehr an der Weihrauchstrasse um die Oase nicht herum Tayma war gut befestigt mit einer 14 Kilometer langen Mauer der innere Bezirk war durch mehrere Mauern geschutzt Die Grundmauern zahlreicher Tempel und anderer Gebaude wurden entdeckt Es wurden Waffen von Soldnern aus dem Libanon Syrien und Nordmesopotamien gefunden einige aus der Zeit um 2000 v Chr Es gibt zudem Inschriften von Aramaern und anderen Volkern aus dem 2 und 1 Jahrtausend v Chr Eine Stele bestatigt dass Nabonid der letzte babylonische Konig Mitte des 6 Jahrhunderts v Chr vermutlich wegen des Karawanenhandels dort residierte Die Archaologen beabsichtigen den gesamten arabischen Raum von hier aus starker ins Blickfeld der Wissenschaft zu rucken Literatur BearbeitenKlaus Beyer Alasdair Livingstone Die neuesten aramaischen Inschriften aus Taima In Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Band 137 1987 S 285 296 Arnulf Hausleiter Das antike Tayma eine Oase im Kontaktbereich der Kulturen In Roads of Arabia Archaologische Schatze aus Saudi Arabien Hrsg Museum fur Islamische Kunst Staatliche Museen zu Berlin Berlin 2011 ISBN 978 3 88609 721 0 S 103 123 Arnulf Hausleiter Tayma eine fruhe Oasensiedlung In Archaologie in Deutschland Heft 3 2013 S 14 19 Arnulf Hausleiter Graber rund um die Oase Tayma In Archaologie in Deutschland Bd 39 2023 Heft 3 S 14 19 Walter W Muller Said F Al Said Der babylonische Konig Nabonid in taymanischen Inschriften In Biblische Notizen 107 108 2001 S 109 119 Weblinks BearbeitenInformationen zur Oase Tayma auf der Website des Deutschen Archaologischen Instituts Memento vom 15 Marz 2014 im Internet Archive Aufnahmen von Tayma Arnulf Hausleiter Tema In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Arab News Supplement on German Cultural Weeks Archaeological Excavations at Tayma 14 Juni 2008 amp Ricardo Eichmann Arnulf Hausleiter Thomas Gotzelt Einstmals an der Weihrauchstrasse In forschung Band 31 Nr 4 Dezember 2006 S 4 9 doi 10 1002 fors 200690044 Rodolfo C Estimo Jr Pharaonic inscription found in Saudi Arabia Memento vom 10 November 2010 im Internet Archive In Arab News 7 November 2010 a b Abdelrahman R Al Ansary Tayma Crossroads of Civilization 2005 ISBN 9960 9559 4 X Written in Stone Pre Islamic Exhibit Lihyanite 3 Memento des Originals vom 22 Dezember 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mnh si edu Beschreibung und Deutung auf der Website des Smithsonian National Museum of Natural History in Zusammenarbeit mit dem Saudi Arabischem Ministry of Education Deputy Ministry of Antiquities and Museums abgerufen am 20 Marz 2015 Beyer Livingstone Inschriften aus Taima S 286 288 Hans Jansen Mohammed Eine Biographie 2005 2007 Aus dem Niederlandischen von Marlene Muller Haas C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 56858 9 S 244 Abdelrahman R Al Ansary Tayma Crossroads of Civilization 2005 ISBN 9960 9559 4 X S 51 53 27 620833333333 38 536111111111 Koordinaten 27 37 15 N 38 32 10 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tayma amp oldid 236027360