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August Heinrich Karl Franz Kapell 21 Marz 1844 in Berlin 6 November 1922 in Hamburg 1 war ein deutscher Zimmermann sozialdemokratischer Politiker Gewerkschafter Gastwirt und Bierbrauereibesitzer August Kapell Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Im Reichstag 3 Werke 4 Redebeitrage im Deutschen Reichstag 5 Literatur 6 Archivalien 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAugust Kapell Sohn von Johann Carl Kapell und seiner Ehefrau Friederike Dorothea geb Greve 2 besuchte die Volksschule in Berlin und machte anschliessend eine Ausbildung als Zimmermann Als Unteroffizier nahm er am Deutschen Krieg von 1866 und dem Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 teil Ab 1869 war er als Agitator zunachst fur den Berliner Arbeiterbund 3 der vom ADAV beeinflusst wurde in verschiedenen Orten tatig Hier gehorte er zu den fanatischen Parteimitgliedern In der Auseinandersetzung mit der feindlichen Konkurrenz so z B gegen Carl Hirsch nahm er auch den Antisemitismus zur Hilfe 4 Ab 1871 war er Angestellter beim Berliner Arbeiterbund 5 und erhielt 30 Taler Gehalt 6 In Berlin war er Sitzredakteur des Neuen Sozial Demokrat Am 13 Marz 1871 referierten Kapell Gustav Lubkert und W Rost auf einer Veranstaltung des Arbeitervereins uber den Reichstag die Todesstrafe die Berliner Wohnungsnot und einen Wiener Schneiderstreik 7 Am 16 Juli 1871 sprach Kapell auf einer Veranstaltung des ADAV zur Kriegsfrage 8 Er schrieb 1872 ein populares und agitatorisches Theaterstuck gegen Max Hirsch das unter dem Titel Dr Max Hirschkuh oder Das Amt des Heuchlers auch aufgefuhrt wurde Kapells Haltung zur Gewerkschaftsfrage war teilweise widerspruchlich Einerseits war er fur die Beherrschung der Gewerkschaften durch den ADAV andererseits mit der Grundung des Deutschen Zimmermannvereins 1873 eine gegenuber dem ADAV selbststandigere Gewerkschaft grundete 9 August Kapell wurde 1874 von dem beruchtigten Staatsanwalt Hermann Tessendorf angeklagt zu Gewalttatigkeiten aufgerufen zu haben und er beantragte eine Strafe von einem Jahr Der Gerichtshof erkannte neun Monate das Kammergericht setzte schliesslich drei Monate Gefangnis fur Kapell fest 10 Auf dem Vereinigungsparteitag zur Sozialistischen Arbeiterpartei SAPD vom 22 bis 27 Mai 1875 in Gotha war er als Delegierter fur Bernburg Nienstedt und Rostock gewahlt und vertrat 115 Parteimitglieder 11 Nachdem das Berliner Kammergericht am 2 April 1876 die vorlaufige Auflosung der SAPD verfugt hatte und am 24 Mai 1876 der Deutsche Zimmermannverein der von Kapell geleitet wurde aufgelost worden war ging Kapell nach Hamburg und setzte die Vereinstatigkeit als Deutsches Zimmerergewerk fort 12 Als Delegierter auf dem Parteitag in Gotha vom 19 bis 23 August 1876 vertrat Kapell die Bremerhavener Genossen 13 Hier schrieb er fur das Hamburg Altonaer Volksblatt und die Gerichts Zeitung Tageblatt fur Hamburg Altona und Umgegend 1 Zusammen mit seinem Bruder Otto betrieben beide in Hamburg eine Gaststatte und eine kleine Bierbrauerei Ab August 1877 gab er mit August Geib die gewerkschaftliche Zeitung Pionier 14 heraus Kapell vertrat den Reichstagswahlkreis Hamburg 5 Bergedorf als Delegierter auf dem Parteitag vom 27 bis 29 Mai 1877 in Gotha auf dem er ein Referat zum Thema Sozialismus und Kleinburgertum hielt 15 Am 24 bis 25 Februar 1878 fand eine Gewerkschaftskonferenz in Gotha statt zu der Kapell eingeladen hatte 16 und der 15 Gewerkschaften folgten Da es zu keiner Einigung kam sollte im Juni 1878 in Magdeburg oder falls dort verboten in Hamburg ein Statut und der gewerkschaftliche Zusammenschluss beschlossen werden Dazu kam es nicht weil Max Hodel ein Attentat auf Wilhelm I am 11 Mai 1878 und Dr Karl Nobiling am 2 Juni ein zweites Attentat gegen den Kaiser verubte Am 9 November 1878 wurde die Gewerkschaftszeitung Pionier verboten 17 Bei der Reichstagswahl 1878 war Kapell in der Stichwahl mit Robert Lucius im Wahlkreis Erfurt 4 Eugen Richter so berichtet August Bebel telegrafierte an seine Parteigenossen Lieber Lucius konservativ als Kapell der Sozialdemokrat Sein Hass gegen uns machte ihn gegen die selbstverstandlichen Regeln der Wahltaktik blind 18 Robert Lucius wurde mit den Stimmen der Deutschen Fortschrittspartei fur die Deutschkonservative Partei in den Reichstag gewahlt In den Jahren 1876 bis 1878 war er als Autor und Disponent fur die Hamburger Genossenschaftsdruckerei tatig Nach dem Ende seines Reichstagsmandats war er Gastwirt oder Flaschenbierhandler in Hamburg Infolge des Sozialistengesetzes wurden am 2 November 1880 aus Hamburg 75 Personen ausgewiesen darunter der Reichstagsabgeordnete Georg Wilhelm Hartmann August Kapell und sein Bruder Otto Die Bruder Kapell gingen wie die meisten der Ausgewiesenen nach Harburg dass damals zum Konigreich Hannover gehorte und wohnten bei Heinrich Braasch Am 21 November 1881 kehrten die Bruder nach Hamburg zuruck da die Ausweisung aufgehoben wurde Spater wurde ihnen vorgeworfen sie hatten sich aus Rucksicht auf ihre Geschafte von der Sozialdemokratie abgewandt Politisch trat er nicht mehr in Erscheinung Gemeinsam fuhrte er mit seinem Bruder Otto in Hamburg eine Gastwirtschaft und einen Weissbierverlag 19 Ob August Kapell in den USA war kann bisher nicht belegt werden Im Reichstag BearbeitenBei der Reichstagswahl vom 10 Januar 1877 gewann August Kapell den Wahlkreis Regierungsbezirk Breslau 11 Reichenbach Er war vom 22 Februar 1877 bis 11 Juni 1878 Mitglied des Reichstages 20 Auf der Sitzung vom 8 Marz 1877 stellte Kapell den Antrag auf Aufhebung eines schwebenden Strafverfahrens wahrend der Reichstagssession fur Wilhelm Liebknecht der auch angenommen wurde Am 12 Marz 1877 nahm er zur Neufassung der Gewerbeordnung Stellung und am 14 April 1877 setzte er sich fur eine bessere Bezahlung und kurzere Arbeitszeit der Angestellten des Deutschen Reichstages ein Am 9 April 1878 trat er gegen Max Hirsch auf und am 4 Mai 1878 wandte er sich gegen die Demagogie von Adolf Stoecker Schliesslich hielt er einen Redebeitrag am 6 Mai 1878 gegen die Unternehmer die mit Hilfe von verschieden farbigen Schriftstucken bzw Tinten versteckte Aussagen uber die Arbeiter machen So wurde z B Arbeitern die an Streiks teilgenommen hatten durch blaue Tinte oder Blatter gekennzeichnet und kein Arbeitgeber durfte diese Personen in den nachsten sechs Monaten einstellen wenn er der Arbeitgeber nicht einer Geldstrafe unterliegen wollte Werke BearbeitenDr Max Hirschkuh oder Das Amt des Heuchlers Charakterbild aus der Berliner Arbeiterbewegung in 2 Akten Selbstverlag des Verfasser Druck C Ihring Berlin 1872 21 An die Social Demokraten Deutschlands Druck C Ihring Nachf A Berlin Berlin 1875 22 Eingabe des Vorstands der Zentral Kranken und Sterbe Unterstutzungskasse der deutschen Zimmerer August Kapell an das preussische Ministerium des Innern vom 2 Januar 1878 23 Redebeitrage im Deutschen Reichstag BearbeitenAntrag betreffend Sistirung eines Strafverfahrens S 34 Interpellation Abanderung der Gewerbeordnung betreffend S 102 104 und Personliche Bemerkung S 109 Reichshaushaltsetat zweite Berathung Reichstag Remunerirung der Kanzleidiener und Boten S 480 Antrag Hirsch wegen Abanderung des Haftpflichtgesetzes 847 850 und Personliche Bemerkung S 856 Gesetzentwurf betreffend die Abanderung der Gewerbeordnung zweite Berathung 105 105a Sonntagsarbeit S 1045 1046 Gesetzentwurf betreffend die Abanderung der Gewerbeordnung zweite Berathung 112 Arbeitsbucher Dinte S 1077 Gesetzentwurf betreffend die Abanderung der Gewerbeordnung zweite Berathung 114 Lohnzahlung S 1079Literatur BearbeitenMahnruf zur Wahl fur August Kapell herausgegeben vom Arbeiter Wahlkomite August Kuhn in Oberlangenbielau 1878 Flugblatt Heinrich Burger Die Hamburger Gewerkschaften und deren Kampfe von 1865 bis 1890 Auer Hamburg S 99 ff August Bringmann Geschichte der deutschen Zimmerer Bewegung Hrsg im Auftrage des Zentralverbandes der Zimmerleute und verwandten Berufsgenossen Deutschlands Bd 1 J H W Dietz Nachfolger Stuttgart 1903 Eduard Bernstein Hrsg Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung Ein Kapital zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie Erster Teil Vom Jahre 1848 bis zum Erlass des Sozialistengesetzes Buchhandlung Vorwarts Berlin 1907 Wilhelm Blos Denkwurdigkeiten eines Sozialdemokraten Bd 1 Birk Munchen 1914 Theodor Muller Die Geschichte der Breslauer Sozialdemokratie D Auvermann Breslau 1925 August und Otto Kapell In Franz Osterroth Biographisches Lexikon des Sozialismus Verstorbene Personlichkeiten Bd 1 J H W Dietz Nachf Hannover 1960 S 153 Alfred Forster Die Gewerkschaftspolitik der deutschen Sozialdemokratie wahrend es Sozialistengesetzes vom Wydener Parteikongress 1880 bis zum Parteitag von St Gallen 1887 Verlag Tribune Berlin 1971 Dieter Fricke Die deutsche Arbeiterbewegung 1869 1914 Ein Handbuch uber ihre Organisation und Tatigkeit im Klassenkampf Dietz Verlag Berlin 1976 Karl Anders Stein fur Stein Die Leute von Bau Steine Erden und ihre Gewerkschaften 1869 bis 1969 Wien 1969 Wolfgang Schroder Partei und Gewerkschaften Die Gewerkschaftsbewegung in der Konzeption der revolutionaren Sozialdemokratie Verlag Tribune Berlin 1975 Werner Ettelt Hans Dieter Krause Der Kampf um eine Gewerkschaftspolitik in der deutschen Arbeiterbewegung 1868 bis 1878 Verlag Tribune Berlin 1975 Angelika Voss Louis Hamburgs Arbeiterbewegung im Wandel der Gesellschaft Eine Chronik Bd 1 1842 bis 1890 Christians Verlag Hamburg 1987 Hamburger Beitrage zur Sozial und Zeitgeschichte Beiheft 3 ISBN 3 7672 1008 8 Angela Graf J H W Dietz 1843 1922 Verleger der Sozialdemokratie J H W Dietz Nachfolger Bonn 1998 ISBN 3 8012 4089 4Archivalien BearbeitenHamburger Staatsarchiv Bestand K Nr 143 144 August und Otto KapellWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource August Kapell Quellen und Volltexte August Kapell in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von August Kapell In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich 24 Biografie von August Kapell In Wilhelm H Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1876 1933 BIOSOP August Kapell Friedrich Ebert Stiftung Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1867 1933 ChronikEinzelnachweise Bearbeiten a b Angela Graf S 52 FamilySearch com Eduard Bernstein S 236 f und Werner Ettelt Hans Dieter Krause S 300 und 304 Ludger Heid Arnold Paucker Juden und deutsche Arbeitbewegung bis 1933 Tubingen 1992 S 14 Statut des Berliner Arbeiterbundes bei Eduard Bernstein S 246 Eduard Bernstein S 235 ff Eduard Bernstein S 209 Eduard Bernstein S 216 Hermann Muller S 399 ff und Werner Ettelt Hans Dieter Krause S 481 Eduard Bernstein S 295 Dieter Fricke S 97 Angelika Voss Louis S 173 Dieter Fricke S 117 Pionier Central Organ der Gewerkschaften Deutschlands und der eingeschriebenen Hulfs Kranken und Sterbe Cassen Hamburg Faksimile der Ausgabe vom 30 Marz 1878 in Werner Ettelt Hans Dieter Krause S 611 Dieter Fricke S 121 und 123 Pionier 27 Oktober 3 10 17 24 November und 1 Dezember 1877 Alfred Forster S 16 August Bebel Aus meinem Leben Dietz Verlag Berlin 1983 S 491 August Bebel Ausgewahlte Reden und Schriften Bd 6 Hamburger Adressbucher 1889 bis 1902 unter der Firma Otto Kapell Sie wohnten Steinstrasse 55 1889 1891 Fuhlentwiete 92 1892 und Bockmannstrasse 46 1894 bis 1902 1902 ubernahm Theodor Kapell die Firma der er schon seit 1894 angehort hatte Dieter Fricke S 556 Neu gedruckt in Friedrich Knilli Ursula Munchow Fruhes deutsches Arbeitertheater 1847 1918 Eine Dokumentation Hanser Munchen 1970 S 144 ff Faksimile des GFlugblattes in Eduard Bernstein S 301 Abgedruckt in Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 I Abteilung Von der Reichsgrundungszeit bis zur Kaiserlichen Sozialbotschaft Band 5 Gewerbliche Unterstutzungskassen Die Krankenversicherung fur gewerbliche Arbeitnehmer zwischen Selbsthilfe und Staatshilfe bearbeitet von Florian Tennstedt und Heidi Winter Steiner Wiesbaden 1999 S 527 ff ISBN 3 534 13430 3 Geburtsjahr dort abweichend 1854Normdaten Person GND 133301885 lobid OGND AKS VIAF 3658726 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kapell AugustALTERNATIVNAMEN Kapell August Heinrich Karl Franz vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SADP MdRGEBURTSDATUM 21 Marz 1844GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 6 November 1922STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title August Kapell amp oldid 234122660