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Arthur Julius Gutt 17 August 1891 in Michelau heute Michalowo Kreis Rosenberg in Westpreussen 2 Marz 1949 in Stade war ein deutscher Arzt Eugeniker Rassenhygieniker und SS Brigadefuhrer In der Zeit des Nationalsozialismus stieg er binnen kurzer Zeit zu einem einflussreichen Medizinalbeamten auf und wurde Ministerialdirektor Er gilt als Schopfer des Gesetzes zur Verhutung erbkranken Nachwuchses der gesetzlichen Grundlage der nationalsozialistischen Zwangssterilisationspolitik Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium Beruf und Privates 1 2 Karriere im Nationalsozialismus 2 Auszeichnungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStudium Beruf und Privates Bearbeiten Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte nach Ablegung der Reifeprufung mit kriegsbedingter Unterbrechung von 1911 bis 1914 sowie von 1917 bis 1918 Medizin an der Universitaten Konigsberg und Greifswald Er gehorte der Turnerschaft Markomannia Konigsberg sowie der Alten Greifswalder Turnerschaft Markomanno Teutonia an Im Ersten Weltkrieg diente er als Feldarzt und wurde mit dem Eisernen Kreuz II Klasse ausgezeichnet Von November 1914 bis Dezember 1916 befand er sich in russischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien Nach der Approbation war Gutt ab Dezember 1918 als praktischer Arzt in Popelken tatig 1919 wurde er in Konigsberg zum Dr med promoviert Im November 1923 legte er in Berlin die Prufung zum Kreisarzt ab 1 Politisches Engagement zeigte er als er zwischen 1923 und 1925 Mitbegrunder und Kreisleiter der Deutschvolkischen Freiheitspartei in Labiau wurde 1924 wurde er Kreisfuhrer der Deutsch volkischen Freiheitsbewegung 2 Er gehorte auch zu den Mitbegrundern des Frontkampferbundes Frontbann Im Oktober 1925 wurde er Medizinalassessor im schlesischen Waldenburg 1 1926 wurde Gutt Kreisarzt in Marienwerder und im Juli 1927 als Medizinalrat vollbeamtet 1931 arbeitete er als Kreisarzt in Wandsbek 2 Sohn Dieter Gutt war Journalist Sohn Friedel Gutt Sportfunktionar 3 Karriere im Nationalsozialismus Bearbeiten Zum 1 September 1932 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 325 946 4 Ab dem 1 Mai 1933 war er im Reichsministerium des Innern RMI speziell im Amt fur Volksgesundheit tatig dessen Leitung er am 19 Februar 1934 ubernahm Er sass dem Sachverstandigenbeirat fur Bevolkerungs und Rassenpolitik des RMI vor 5 Ebenfalls 1933 wurde Arthur Gutt Mitglied des Kuratoriums des Kaiser Wilhelm Instituts fur Anthropologie menschliche Erblehre und Eugenik 2 Gutt galt als Vater des Gesetzes zur Verhutung erbkranken Nachwuchses in Kraft getreten am 14 Juli 1933 und publizierte zusammen mit Ernst Rudin und Falk Ruttke den Kommentar zu diesem Gesetz 6 Als einer der Hauptbefurworter der nationalsozialistischen Erbgesundheitslehre und Propagandist eines Paradigmenwechsels von der Individual und Sozialhygiene zur Rassenhygiene 7 veroffentlichte er zahlreiche Bucher und Aufsatze zur nationalsozialistischen Rassenhygiene darunter ein von ihm von 1937 bis 1940 herausgegebenes sechsbandiges Handbuch uber Erbkrankheiten nbsp Titelblatt von Arthur Gutt Ernst Rudin Falk Ruttke Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses vom 14 Juli 1933 Munchen 1934 Am 9 November 1933 wurde er SS Untersturmfuhrer SS Nr 85 924 8 und wechselte im Oktober 1934 seit April 1934 SS Obersturmbannfuhrer als Ministerialrat zum Rasse und Siedlungshauptamt RuSHA Neben seiner Funktion als Abteilungsleiter fur Volksgesundheit im Reichsministerium des Innern wurde er Prasident der Staatsakademie des offentlichen Gesundheitsdienstes in Potsdam 2 Unter Beforderung zum SS Oberfuhrer am 1 Juni 1935 wurde Arthur Gutt zum Chef des Amtes fur Bevolkerungspolitik und Erbgesundheitslehre im Stab des Reichsfuhrers SS ernannt Dem als Rassen Schmidt bekannt gewordenen Ludwig Schmidt Mediziner hatte er 1935 empfohlen sich um eine Professorenstelle als Rassenhygieniker der Universitat Wurzburg zu bemuhen 9 Am 9 November 1938 erfolgte die Beforderung zum SS Brigadefuhrer den hochsten Rang den er innerhalb der SS erreichte 1 Er wurde zudem Mitglied des Lebensborns Im Jahre 1936 wurde er Mitglied im Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes und Mitherausgeber der Zeitschriften Volk und Rasse Archiv fur Rassen und Gesellschaftsbiologie und Munchner Medizinische Wochenschrift 2 Von 1937 bis 1939 war er als Nachfolger von Bernd von Kanne Chef des Sippenamtes im RuSHA Gutt hatte 1937 sowie 1938 einen Herzkollaps erlitten 1 Um den Jahreswechsel 1938 1939 erlitt Gutt bei einem Jagdunfall schwere Verletzungen 1 Am 6 September 1939 funf Tage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs schied Gutt offiziell aus eigenem Wunsch aus dem Reichsinnenministerium aus Diesem Entschluss gingen interne Intrigen voraus Im Gegensatz zu Gerhard Wagner hatte Gutt keinen Zugang zu Hitler und gehorte auch nicht zu den zentralen NS Figuren 10 Sein Nachfolger wurde im September 1939 Leonardo Conti 11 Danach fuhrte Gutt die Amtsbezeichnung Staatssekretar a D und war Treuhander des Ritterguts Openholz Samter in Westpreussen Seine Versuche wieder eine aktivere Rolle im NS Staat einzunehmen schlugen fehl Seinem Wunsch auf Wiederverwendung entsprach Heinrich Himmler nicht Jedoch wurde er im August 1942 ausserordentliches Mitglied des wissenschaftlichen Senats des Heeressanitatsinspekteurs 1 Nach Kriegsende wurde Gutt interniert und starb bald nach seiner Entlassung 1 Auszeichnungen BearbeitenEisernes Kreuz 2 Klasse Erster Weltkrieg Ehrendegen des Reichsfuhrers SS April 1942 SS Ehrenring April 1942Schriften BearbeitenDie einfachen und kombinierten Lahmungen des Nervus recurrens In Zeitschrift fur Laryngologie Bd 8 1919 S 511 545 Vorwort zu Otto Helmut Volk in Gefahr Der Geburtenruckgang und seine Folgen fur Deutschlands Zukunft Lehmann Munchen 1933 12 Die Bedeutung von Blut und Boden fur das deutsche Volk Reichsdruckerei Berlin 1933 mit Ernst Rudin und Falk Ruttke Bearbeiter Erlauterungen Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses vom 14 Juli 1933 Mit Auszug aus dem Gesetz gegen gefahrliche Gewohnheitsverbrecher und uber Massregeln der Sicherung und Besserung vom 24 November 1933 Lehmann Munchen 1934 2 Auflage nebst Verordnung vom 5 Dezember 1933 uber die Ausfuhrung des Gesetzes Auszug aus dem Gesetz gegen gefahrliche Gewohnheitsverbrecher und uber Massnregeln der Sicherung und Besserung vom 24 November 1933 ebenda 1936 Dienst an der Rasse als Aufgabe der Staatspolitik Junker und Dunnhaupt Berlin 1934 Sonderausgabe fur das Rassenpolitische Amt der NSDAP Junker amp Dunnhaupt Berlin 193 2 Auflage 1938 Ausmerzung krankhafter Erbanlagen Eine Ubersicht uber das Erbkrankheitsgesetz mit den Texten Beyer Langensalza 1934 2 Auflage Verhutung krankhafter Erbanlagen Eine Ubersicht uber das Erbkrankheitsgesetz mit Texten 1934 Aufbau und Aufgaben des Reichsausschusses fur Volksgesundheitsdienst beim Reichs und Preussischen Ministerium des Innern Reichsdruckerei Berlin 1935 Leibesubungen im Dienst der Rassenpflege Beyer Langensalza 1935 2 Auflage 1936 Der Aufbau des Gesundheitswesens im Dritten Reich Junker amp Dunnhaupt Berlin 1935 3 uberarbeitete Auflage 1937 4 uberarbeitete Auflage 1938 mit Erich Moebius Der offentliche Gesundheitsdienst Heymann Berlin 1935 Einfuhrung zu Der offentliche Gesundheitsdienst Textausgabe des Gesetzes uber die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3 Juli 1934 nebst Durchfuhrungsverordnungen Reichsgebuhrenordnung und Erlauterungserlassen Heymann Berlin 1935 2 vollig neu bearbeitete Auflage Der offentliche Gesundheitsdienst Erlauterungen zum Gesetz uber die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3 Juli 1934 nebst Durchfuhrungsverordnungen Gebuhrenordnungen und Anhangen mit Erlassen 1939 Bevolkerungs und Rassenpolitik Spaeth amp Linde Berlin 1935 2 neubearbeitete Auflage 1938 Der Amtsarzt Ein Nachschlagewerk fur Medizinal und Verwaltungsbeamte Fischer Jena 1936 mit Wilhelm Frick Nordisches Gedankengut im Dritten Reich 3 Vortrage Lehmann Munchen 1936 darin von Arthur Gutt Gesundheits und Ehegesetzgebung im Dritten Reich sowie Aufartung durch Familienpflege mit Herbert Linden und Franz Massfeller Blutschutz und Ehegesundheitsgesetz Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre und Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes nebst Durchfuhrungsverordnungen sowie einschlagigen Bestimmungen Lehmann Munchen 1936 als Herausgeber Handbuch der Erbkrankheiten 6 Bande Thieme Leipzig 1937 1942 Redigiert von Ernst Rudin Band 1 Fred Dubitscher Der Schwachsinn 1937 Band 2 Berthold Kihn Hans Luxenburger Die Schizophrenie 1940 Band 3 Klaus Conrad Josef Lothar Entres Ferdinand Adalbert Kehrer Friedrich Meggendorfer Kurt Pohlisch Die erbliche Fallsucht Der Erbveitstanz Huntingtonsche Chorea Der schwere Alkoholismus 1940 Band 4 Hans Heinze Johannes Lange Hans Luxenburger Kurt Pohlisch Zirkulares Irresein manisch depressives Psychopathische Personlichkeiten 1942 Band 5 Max Bucklers Erbleiden des Auges 1938 Band 6 Max Schwarz Hellmut Eckhardt Die erbliche Taubheit und ihre Diagnostik Korperliche Missbildungen 1940 Die Rassenpflege im Dritten Reich Dieser Vortrag wurde am 5 7 1939 auf der 4 Munchener Arbeitstagung des Reichsinstituts fur Geschichte des Neuen Deutschlands gehalten Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1940 Literatur BearbeitenEckhard Hansen Florian Tennstedt Hrsg u a Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945 Band 2 Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945 Kassel University Press Kassel 2018 ISBN 978 3 7376 0474 1 S 65 67 Online PDF 3 9 MB Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 10 039309 0 Alfons Labisch Florian Tennstedt Gesundheitsamt oder Amt fur Volksgesundheit Zur Entwicklung des offentlichen Gesundheitsdienstes seit 1933 In Medizin und Gesundheitspolitik in der NS Zeit Hrsg von Norbert Frei R Oldenbourg Munchen 1991 Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Sondernummer ISBN 3 486 64534 X S 35 66 hier S 42 51 Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Dissertation im FB Medizin Universitat Hamburg 2007 S 255 Archiv DNB Kurzbiografie Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich S Fischer Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 10 091052 4 Gutt Arthur Julius Dr med In Alfons Labisch Florian Tennstedt Der Weg zum Gesetz uber die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3 Juli 1934 Entwicklungslinien und momente des staatlichen und kommunalen Gesundheitswesens in Deutschland Teil 2 Akademie fur offentliches Gesundheitswesen in Dusseldorf 1985 ISSN 0172 2131 S 423 424 Ute Felbor Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultat der Universitat Wurzburg 1937 1945 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1995 Wurzburger medizinhistorische Forschungen Beiheft 3 zugleich Dissertation Wurzburg 1995 ISBN 3 88479 932 0 S 51 57 f 64 158 und 184 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Arthur Gutt im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Gutt Arthur Julius Dr med In Alfons Labisch Florian Tennstedt Der Weg zum Gesetz uber die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3 Juli 1934 Entwicklungslinien und momente des staatlichen und kommunalen Gesundheitswesens in Deutschland Teil 2 Akademie fur offentliches Gesundheitswesen in Dusseldorf 1985 ISSN 0172 2131 S 423 424 a b c d e Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Universitat Hamburg Dissertation im FB Medizin 2007 S 255 Claus Tiedemann Sportmedizin und nationalsozialistische Gesundheitspolitik Warum und wie weit haben sich auch Sportmediziner mit nationalsozialistischer Gesundheitspolitik eingelassen In Rehabilitation und Pravention in Sport und Medizingeschichte Christine Wolters Christian Becker 2014 abgerufen am 12 Mai 2020 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 12590297 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 210 Gisela Bock Zwangssterilisation im Nationalsozialismus Opladen 1986 S 84 ff Ute Felbor Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultat der Universitat Wurzburg 1937 1945 1995 S 57 f und 64 Nach Maibaum wurde er im November 1933 SS Obersturmfuhrer vgl Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Universitat Hamburg Dissertation im FB Medizin 2007 S 255 Ute Felbor Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultat der Universitat Wurzburg 1937 1945 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1995 Wurzburger medizinhistorische Forschungen Beiheft 3 zugleich Dissertation Wurzburg 1995 ISBN 3 88479 932 0 S 48 51 Alfons Labisch und Florian Tennstedt Gesundheitsamt oder Amt fur Volksgesundheit Zur Entwicklung des offentlichen Gesundheitsdienstes seit 1933 In Medizin und Gesundheitspolitik in der NS Zeit Hrsg von Norbert Frei R Oldenbourg Munchen 1991 Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Sondernummer ISBN 3 486 64534 X S 35 66 hier S 43 Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Universitat Hamburg Dissertation im FB Medizin 2007 S 243 Otto Helmut war das Pseudonym Er war ein Schwiegersohn des Verlegers Lehmann Normdaten Person GND 124419747 lobid OGND AKS LCCN n2002065777 VIAF 25535846 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gutt ArthurALTERNATIVNAMEN Gutt Arthur Julius vollstandiger Name Gutt Artur JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt und RassenhygienikerGEBURTSDATUM 17 August 1891GEBURTSORT Michelau Kreis Rosenberg in WestpreussenSTERBEDATUM 2 Marz 1949STERBEORT Stade Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arthur Gutt amp oldid 233700460