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Der Frontbann war eine paramilitarische Organisation in der Zeit der Weimarer Republik Die Organisation die im August 1924 gegrundet wurde und bis ins Jahr 1926 hinein bestand war eine Auffangorganisation fur verschiedene rechtsextreme Wehrverbande in der Weimarer Republik die nach dem fehlgeschlagenen Hitlerputsch verboten worden waren Frontbann Abzeichen getragen bis 1934 auf dem Hakenkreuz hinter dem Stahlhelm der Wahlspruch Wir wollen frei werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Organisation 1 1 Entstehung und Aufbau der Organisation 1 2 Betatigung der Organisation 1924 1925 1 3 Zerfall der Organisation 2 Organisation 3 Fuhrer der Frontbann Gruppen 4 Bekannte Mitglieder 5 Archivarische Uberlieferung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte der Organisation BearbeitenEntstehung und Aufbau der Organisation Bearbeiten Schopfer des Frontbanns war der ehemalige bayerische Berufsoffizier Ernst Rohm der eine fuhrende Rolle bei dem gescheiterten Hitler Putsch von 1923 gespielt hatte Rohm war im Fruhjahr 1924 bestrebt einen Ersatz fur die paramilitarischen Organisationen der volkischen Rechten namentlich die Sturmabteilung SA sowie der von ihm selbst 1923 gefuhrte Bund Reichskriegsflagge zu schaffen der nach dem Hitlerputsch im November 1923 von der bayerischen Regierung verboten worden war Nach organisatorischen Vorbereitungen ab Mai 1924 wurde am 16 August 1924 der Volkische Frontkampfbund Frontbann gegrundet und in Berlin ins Vereinsregister eingetragen Am 25 August 1924 wurde der Name des Vereins notariell in Frontbann geandert 1 Rohm behauptete spater in seinen 1927 erschienenen Memoiren dass der Name Frontbann als Bezeichnung fur den neuen Verband ihm am 31 Mai 1924 wahrend einer Fahrt nach Landsberg eingefallen sei 2 Am 29 August 1924 erschien im Volkischen Kurier ein Aufruf zum Eintritt in den Frontbann Im September des Jahres 1924 soll der Frontbann bereits uber 30 000 Mitglieder verfugt haben 3 Die Mitgliedschaft bestand zu einem grossen Teil aus ehemaligen Angehorigen der SA die die Organisation als Tarnverband benutzten um halbwegs geschlossen politisch zu uberwintern bis die seit 1923 verbotene NSDAP und SA wieder in der Offentlichkeit wirken durften Der Grundungsaufruf des Frontbanns nannte als Zweck der Organisation die Erhaltung des Wehrgedankens und die innere Sauberung Deutschlands von Verbrechern und Landesverratern Die Fuhrer des Frontbanns erstrebten als Fernziel den Aufbau einer genugend grossen Organisation um eines Tages mit militarischer Gewalt einen Umsturz in Deutschland herbeizufuhren und eine nationale Diktatur zu errichten Sie wollten also erneut wie 1920 mit dem Kapp Putsch und 1923 mit dem Hitler Putsch in der Zukunft versuchen die Macht im Staat an sich zu reissen mit dem Frontbann als Instrument fur die erfolgreiche Fuhrung des gewaltsamen Machtkampfes Der Aufbau und die Gliederung des Frontbanns wurden von Ernst Rohm bestimmt Rohm liess sich bei der Ausgestaltung der Struktur des Verbandes wie er es bereits bei der Organisation des Verbandes Reichskriegsflagge 1922 1923 getan hatte und auch spater bei der von ihm vorgenommenen Reorganisierung der SA 1931 tun sollte von militarischen Vorbildern und Grundsatzen leiten Als Fuhrungsorgan der Organisation richtete Rohm ein Oberkommando in seiner Heimatstadt Munchen ein zunachst unter seiner Leitung Dem Oberkommando unterstanden vier Gruppenkommandos fur Grossgebiete in Deutschland und Osterreich das Gruppenkommando Nord in Berlin Mitte in Halle Sud in Munchen und Ost in Salzburg Darunter gab es Landeskommandos Abschnittskommandos Bezirkskommandos und ortliche Kommandos Zu Tarnzwecken wurden in der Offentlichkeit jedoch die weniger martialischen Bezeichnungen Oberleitung Gruppenleitung Landesleitung Kreisleitung Bezirksleitung und Ortsgruppe gebraucht In der Praxis waren die regionalen Sektionen des Frontbanns zumeist weitgehend selbststandig 3 Neben der Orientierung des Frontbanns an militarischen liess Rohm auch umfangreiche Ausbildungs und Dienstvorschriften ausarbeiten die den Tagesbetrieb der Organisation regelten Zudem mussten neueintretende Mitglieder einen Fahneneid leisten Zu den angeschlossenen Organisationen gehorten unter anderem Altreichsflagge Reichsadler Deutschvolkischer Offiziersbund Bildungsverein Luitpoldhain Volkischer Wehrring Nurnberg Frontkampferbund Ostpreussen die Jugendorganisation der Nationalsozialistischen Freiheitspartei sowie Teile der Sturmabteilung des Freikorps Oberland des Freikorps Rossbach und des Wehrwolfs 4 Besonders Ludendorff trug sich mit der Idee den Frontbann mit anderen Organisationen wie einer noch zu grundenden Frontjugend zu einem Frontring zusammenzufuhren nach Ludendorffs Vorstellung als Dachorganisation der militaristisch nationalistischen Soldatenverbande Der Frontbann sollte in diesem Gefuge den einsatzbereiten Kern der Frontring Organisation bilden Betatigung der Organisation 1924 1925 Bearbeiten Der Frontbann besorgte vor allem die militarische Ausbildung seiner Mitglieder mit Schwerpunkt auf der Vermittlung militarischer Tugenden 1925 unterstutzte der Frontbann Erich Ludendorff im Wahlkampf zur Reichsprasidentenwahl 1925 3 Dabei waren Angehorige des Frontbanns auch in zahlreiche gewaltsame Auseinandersetzungen verwickelt bei denen politische Gegner und Mitglieder der eigenen Organisation verletzt und sogar getotet wurden Am 9 August 1925 erschoss der Kaufmann Schnapp den Frontbann Angehorigen Werner Doelle 1909 1925 als er bei einer Demonstration fur die Reichsverfassung von einer Gruppe von Frontbann Mannern angegriffen wurde und er nach dem Sprung auf das Trittbrett eines vorbeifahrenden Fahrzeuges einen Schuss in die ihn verfolgende Meute abgab Am 13 September 1925 wurde in Sanitz Mecklenburg ein Reichsbannermann von einem Frontbannmitglied erschossen Ende 1924 wurde in Bayern ein Verfahren wegen Geheimbundelei gegen die Leitung des Frontbanns eingeleitet das aber im September 1925 wegen einer Amnestie eingestellt wurde Das Verfahren hatte jedoch zur Folge dass die Gruppen und Bezirkskommandos des Frontbanns von der Munchener Zentrale abgetrennt wurden 3 Im Oktober 1925 wurden bei einer grossangelegten Verhaftungsaktion der Fuhrung des Frontbanns Nord in Berlin der Berliner Frontbannchef Paul Rohrbein sowie knapp ein Dutzend weitere fuhrende Mitglieder der Organisation von der Polizei wegen des Verdachtes der Geheimbundelei in ihren Wohnungen festgehalten Unter den Verhafteten waren spatere fuhrende NS Politiker und SA bzw SS Fuhrer wie Kurt Daluege und Karl Ernst sowie Funktionstrager der mittleren Fuhrungsschicht des spateren NS Apparates wie Paul Schiefelbein und Walter Jurk Die Manner wurden nach einigen Tagen Haft im Berliner Hausvogtei Gefangnis wieder freigelassen Fur Aufsehen sorgte der Umstand dass die Polizei in der Wohnung des Berliner Frontbannchefs Rohrbein einen jungen Mann antraf der dort ubernachtet hatte so dass Rohrbein auch wegen Verstosses gegen 175 der homosexuelle Betatigung zwischen Mannern verbot angezeigt wurde Durch Berichte in der Presse wurde die Homosexualitat Rohrbeins im Oktober 1925 offentlich bekannt Er ubertrug die Fuhrung der Berliner Organisation daher an Kurt Wetzel und zog sich vorerst aus der Offentlichkeit zuruck Zerfall der Organisation Bearbeiten Im April 1925 war ein Richtungsstreit im Frontbann ausgebrochen gegnerische Lager waren dabei einerseits das volkisch nationalsozialistische um Ludendorff und andererseits eines um die Vereinigten Vaterlandischen Verbande wie Stahlhelm Bund Wiking und Olympia Im Oktober des Jahres wurden zudem einige Fuhrer des Frontbann Nords wegen Geheimbundelei verhaftet 3 Nach der Neugrundung der NSDAP im Februar 1925 begann der Frontbann sehr rasch wieder zu zerfallen Hitler hatte Rohm im Marz April 1925 zum Fuhrer der SA berufen Die Fuhrung des Frontbanns hatte Rohm zu dieser Zeit noch immer bzw weiterhin in Personalunion inne Bei einem Treffen zwischen Rohm und Hitler in Hitlers Munchener Wohnung am 16 April 1925 ubergab Rohm Hitler ein von ihm verfasstes umfassendes Memorandum uber den Frontbann Seinem eigenen Bericht zufolge bot Rohm Hitler zu dieser Zeit an den Frontbann mit der SA zu vereinigen Er will dabei aber die alleinige Verantwortung fur die durch diese Vereinigung entstandene neue Organisation beansprucht und gefordert haben dass er allein der neuen Organisation gegenuber befehlsberechtigt sei Nach Rohms Willen sollte der Frontbann als eine unabhangige paramilitarische Organisation innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung existieren Hitler lehnte Rohms Vorschlag ab und verlangte die vollige Unterordnung und Eingliederung des Frontbanns in das Gefuge der NSDAP und seine Hitlers alleinige Fuhrung Rohm schrieb Hitler daraufhin am 17 April und erneut nachdem der erste Brief ohne Antwort blieb am 30 April Briefe in denen er von der Fuhrung der SA zurucktrat Am 1 Mai 1925 ubergab Rohm der nationalsozialistischen Presse eine Erklarung die besagte dass er sowohl von der Fuhrung des Frontbanns als auch der SA zurucktrete Fur Fragen betreffend der SA gab er bekannt dass man sich an die Parteileitung der NSDAP in Munchen und wegen Fragen zum Frontbann an den Grafen Helldorff wenden sollte Rohm zog sich anschliessend aus der politischen und paramilitarischen Arbeit bis zum Herbst 1930 zuruck Nach Rohms Ruckzug aus dem Frontbann ubernahm Wolf Heinrich Graf von Helldorff im Mai 1925 die Leitung der Organisation Seine Tatigkeit bestand im Wesentlichen darin ihre Abwicklung zu organisieren Letztmals erregte die Organisation im Fruhjahr 1925 Aufsehen als ruchbar wurde dass der Frontbann und der Bund Oberland Vorbereitungen fur einen bewaffneten Uberfall auf das Memelgebiet und Danzig getroffen hatten Aus diesen Organisationen rekrutierte Freischarlergruppen sollten als Waldarbeiterkommandos getarnt in die Nahe der Grenze gebracht werden und durch blitzartige Besetzung der Stadte vollendete Tatsachen schaffen um die Gebiete fur das Deutsche Reich zuruckzugewinnen Die politische und militarische Fuhrung Deutschlands nahm eine ablehnende Haltung zu diesem Vorhaben ein da es aufgrund der internationalen Situation ungewiss war wie die Westmachte auf eine solche Aktion reagieren wurden Die Masse der Mitglieder schloss sich 1925 wieder der NSDAP und SA an Graf Helldorff trat nachdem er den Frontbann als Zentralverband abgewickelt hatte mit zahlreichen mitteldeutschen Frontbanngruppen zur Organisation Wehrwolf uber mit der er schon wahrend des Hitlerputsches im November 1923 kooperiert hatte Andere Teile des Frontbanns schlossen sich dem im September 1925 von Ludendorff gegrundeten Tannenbergbund an 4 Zu Beginn des Jahres 1926 wurden die letzten Gliederungen des Frontbanns aufgelost bzw in die SA uberfuhrt Organisation BearbeitenAn der Spitze des Frontbanns stand als Beauftragter der Fuhrung ein Kommandeur Dem Oberkommando des Frontbanns unterstanden die Gruppenkommandos als Fuhrungsorgane der einzelnen regionalen Frontbann Gruppen Den Gruppenkommandos unterstanden Landeskommandos und diesen wiederum Abschnittkommandos Den Abschnittkommandos waren Sturmtruppkommandeure und Bezirkskommandeure untersteht wobei den letzteren ortliche Kommandeure unterstellt waren Die ortlichen Kommandos waren wiederum nach ihrer Starke in Gruppen Zuge Kompanien Bataillone u a gegliedert Fuhrer der Frontbann Gruppen BearbeitenGruppe Nord Berlin fur Norddeutschland Ostpreussen Kommandeur Hauptmann a D Hans Peter von Heydebreck spater ersetzt durch Major Robert Holtzmann 5 und dann durch Hauptmann a D Paul Rohrbein Stabschef Leutnant von Winterfeld Gruppe Mitte Halle Kommandeur Wolf Heinrich von Helldorff Stabschef Leutnant a D Freiherr von Eberstein Gruppe Sud Munchen Kommandeur Oberstleutnant von Kapff Stabschef Rittmeister a D Freiherr von Thungen Gruppe Ost Salzburg Kommandeur Hauptmann Brosche spater ersetzt durch Ingenieur Planchel Stabschef Wien Hermann ReschnyBekannte Mitglieder BearbeitenKarl Belding Johann Adolf Paul Bohne 27 Dezember 1887 in Boyadel Kreis Grunberg Kurt Daluege Ludwig Dargel 18 Januar 1889 in Ziegenberg Kreis Osterode Werner Dolle 8 Oktober 1909 1925 auf dem Kurfurstendamm erschossen Heinrich Julius Dorre 17 Marz 1902 in Schwarzenberg 26 September 1948 in Berlin Karl Ernst SA Mitglied Otto Gerecke 15 Februar 1892 in Halberstadt Waldemar Geyer August Karl Ferdinand Hergott 12 Juni 1892 Walter Jurk Kurt Leopold Max Kinzel 24 Juli 1872 in Arnswalde Neumark 12 November 1929 in Berlin Gottlieb RosnerArchivarische Uberlieferung BearbeitenIm Staatsarchiv Munchen hat sich eine von Ernst Rohm verfasste Denkschrift uber den Frontbann erhalten STAW 14360 Literatur BearbeitenKurt Finker Frontbann in Die Burgerlichen Parteien in Deutschland Handbuch der Geschichte der burgerlichen Parteien und anderer burgerlicher Interessenorganisationen vom Vormarz bis zum Jahre 1945 1970 Bd 2 Fraktion Augsburger Hof Zentrum S 93 95 David Jablonsky Rohm and Hitler The Continuity of Political Military Discord in Journal of Contemporary History 23 1988 S 367 386 Weblinks BearbeitenBernhard Sauer Goebbels Rabauken Zur Geschichte der SA in Berlin Brandenburg PDF 1 6 MB In Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2006 Staatsarchiv Munchen Polizeidirektion Munchen Nr 6802 Digitalisat 409 Zum Rucktritt Hauptmann Rohms in Volkischer Beobachter vom 5 Mai 1925 zeitgenossischer Zeitungsausschnitt zum Ende des Frontbanns Einzelnachweise Bearbeiten Eleanor Hancock Ernst Rohm Hitler s Chief of Staff 2008 S 76 Ernst Rohm Geschichte eines Hochverraters 2 Auflage 1930 S 292 a b c d e Martin Schuster Die SA in der nationalsozialistischen Machtergreifung in Berlin und Brandenburg 1926 1934 Technische Universitat Berlin 2005 S 31 36 a b Kurt Finker Frontbann in Dieter Fricke u a Hg Die burgerlichen Parteien in Deutschland Band II Das Europaische Buch Berlin 1968 S 93 95 zu dieser Gestalt einem aktiven Ludendorffer geb 1883 sehr ausfuhrlich Bundesarchiv Deutschland Holtzmann Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frontbann amp oldid 236490991