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Der Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes war im Rahmen des rassenpolitischen Nurnberger Gesetzes Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre 1935 eingefuhrt worden Es befasste sich mit Ehegenehmigungsantragen von heiratswilligen judischen Mischlingen und tagte von 1936 bis 1937 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Organisation 3 Mitglieder 3 1 Ordentliche Mitglieder 3 2 Stellvertretende Mitglieder 4 Tatigkeit 5 Nach Kriegsende 6 Literatur 7 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNach der Ausfuhrungsverordnung zum Blutschutzgesetz bedurfte es einer Genehmigung fur die Heirat von Mischlingen I Grades sogenannten Halbjuden mit einem Mischlinge zweiten Grades oder einem deutschblutigen Ehepartner 1 Dazu war ein mehrstufiges und langwieriges Prufverfahren vorgesehen An erster Stelle war eine physische Untersuchung bei einer zustandigen Gesundheitsbehorde vorgeschrieben wobei die Verlobten korperlich charakterlich und erbbiologisch begutachtet wurden Hier schon scheiterten zahlreiche Antragsteller Dem Antrag waren ferner polizeiliche Fuhrungszeugnisse und Stellungnahmen des Gauamtes fur Volksgesundheit und der NSDAP Gauleitung beizufugen Auf dieser Grundlage sprach ein Beauftragter der Landesinnenministeriums eine Empfehlung aus und reichte das Material an den Reichsausschuss fur Ehegenehmigungen weiter der kurz darauf als Reichsausschuss zum Schutze des Deutschen Blutes firmierte Auch dessen Entscheidung hatte jedoch keine bindende Wirkung 2 Organisation BearbeitenAuf Grund des Runderlasses vom 23 Dezember 1935 Reichsministerialblatt 1935 S 881 Reichsministerialblatt der inneren Verwaltung 1936 S 11 wurde der Reichsausschuss fur Eheangelegenheiten bzw der Reichsausschuss fur Ehegenehmigungen beim Reichsministerium des Innern gebildet und ab Januar 1936 zum Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes Reichsministerialblatt der inneren Verwaltung S 21 umbenannt Er trat am 9 Juni 1936 3 erstmals zusammen und entschied uber die Zulassigkeit von Ehen judischer Mischlinge mit Deutschen Ihm gehorten 7 4 von Adolf Hitler auf Vorschlag des Stellvertreters des Fuhrers Rudolf Hess und des Reichsministers des Innern Wilhelm Frick ernannte Mitglieder an 5 die im Jahr seines Bestehens zwolf Sitzungen abhielten 6 Die meisten ordentlichen Mitglieder waren nur bei der konstituierenden Sitzung anwesend und liessen sich spater durch ihre dort gewahlten Stellvertreter vertreten 7 Mitglieder Bearbeiten Quelle 8 Ordentliche Mitglieder Bearbeiten Wilhelm Stuckart Vorsitzender Hermann Brauneck stellvertretender Vorsitzender Walter Gross Arthur Julius Gutt Oswald Pohl 9 Erich Volkmar Gerhard WagnerStellvertretende Mitglieder Bearbeiten Kurt Blome Ernst Brandis 10 Herbert Linden Paul Muller Schiffer Burgermeister von Lauenburg in Pommern 11 Alfred Schliz Oberstaatsanwalt Bruno Kurt SchultzTatigkeit BearbeitenBis zur 11 Sitzung des Ausschusses im Marz 1937 waren 712 Antrage eingegangen die zu 98 Ablehnungen und zur Einschatzung von 13 Zweifelsfallen fuhrten Die grosse Mehrzahl der Gesuche blieb unbearbeitet 12 Hatte der Ausschuss seine Empfehlung ausgesprochen sollten der Innenminister und der Stellvertreter des Fuhrers endgultig entscheiden 13 Spater leiteten die regionalen Behorden die Antrage direkt an das Reichsministerium des Innern bis die Bearbeitung dort mit einem Erlass vom Marz 1942 generell eingestellt wurde 14 Insgesamt wurde nur eine ausserst geringe Anzahl weit unter 1 der Antrage befurwortet 15 Nach Kriegsende BearbeitenDer Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes wurde durch den Alliierten Kontrollrat am 10 Oktober 1945 mit dem Kontrollratsgesetz Nr 2 Auflosung und Liquidierung der Naziorganisationen aufgelost und verboten Das Vermogen wurde beschlagnahmt 16 1950 wurde ein Bundesgesetz uber die Anerkennung freier Ehen BGBl I S 226 fur politisch Verfolgte erlassen denen aufgrund nationalsozialistischer Gesetze die Eheschliessung verweigert worden war Literatur BearbeitenAlexandra Przyrembel Rassenschande Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 2003 ISBN 3 525 35188 7 S 309 ff Einzelnachweise Bearbeiten Erste Verordnung zur Ausfuhrung des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 14 November 1935 RGBl I 1334 Beate Meyer Judische Mischlinge Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung 1933 1945 Hamburg 1999 S 175 Sybille Baumbach Ruckblenden Lebensgeschichtliche Interviews mit Verfolgten des NS Regimes in Hamburg Hamburg 1999 S 145 Alexandra Przyrembel Rassenschande Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus Gottingen 2003 S 311 Uwe Dietrich Adam Judenpolitik im Dritten Reich Dusseldorf 1972 S 145 hier wird falschlicherweise von 17 Mitgliedern gesprochen Alexandra Przyrembel Rassenschande Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus Gottingen 2003 S 311 Beate Meyer Judische Mischlinge Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung 1933 1945 Hamburg 1999 S 170 Nach Das Archiv Nachschlagewerk fur Politik Wirtschaft Kultur Berlin 1936 S 1445 Und Beate Meyer Judische Mischlinge Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung 1933 1945 Hamburg 1999 S 170 Robert N Proctor Racial hygiene Medicine under the Nazis Harvard University Press Cambridge 1988 ISBN 0 674 74578 7 S 135 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 72 Handbuch uber den Preussischen Staat herausgegeben vom Preussischen Staatsministerium fur das Jahr 1935 S 362 Beate Meyer Judische Mischlinge Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung 1933 1945 Hamburg 1999 S 172 Beate Meyer Judische Mischlinge Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung 1933 1945 Hamburg 1999 S 167 Alexandra Przyrembel Rassenschande Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus Gottingen 2003 S 310 Vgl Frank Bajohr und Joachim Szodrzinski Hamburg in der NS Zeit Ergebnisse neuerer Forschungen Hamburg 1995 S 133 Kontrollratsgesetz Nr 2 auf Verfassungen de aufgerufen am 28 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes amp oldid 235053161