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Dieser Artikel behandelt die Militardiktatur in Argentinien zwischen 1976 und 1983 Das Weiterleitungsstichwort Militardiktatur in Argentinien verweist hierher Fur andere diktatorische Regime in Argentinien siehe Geschichte Argentiniens Wahrend der argentinischen Militardiktatur von 1976 bis 1983 wurde Argentinien von einer Militarjunta regiert die aus den drei Oberbefehlshabern von Heer Luftwaffe und Marine bestand Das Juntamitglied General Jorge Rafael Videla wurde zunachst fur funf Jahre zum Prasidenten bestimmt die personelle Zusammensetzung der Junta wechselte spater mehrfach Vor und im ersten Jahr der Herrschaft des rechtsgerichteten autoritaren und nationalistischen Militarregimes gab es burgerkriegsahnliche Zustande mit Staatsterror und Gegenterror von Seiten der linken Guerillaorganisationen Montoneros und ERP Eine tiefe Wirtschaftskrise und der verlorene Falklandkrieg kosteten die Militars endgultig den gesellschaftlichen Ruckhalt und leitete die Phase der Ruckkehr zur Demokratie ein Erster demokratisch gewahlter Prasident wurde danach Raul Alfonsin der eine grundliche Aufarbeitung der Verbrechen wahrend der Diktatur begann Dabei wurden mehrere Junta Mitglieder wegen ihrer Verantwortung fur das systematisch und geheim durchgefuhrte gewaltsame Verschwindenlassen die Folter und Ermordung von Oppositionellen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt Die gerichtliche Aufarbeitung wurde jedoch auf massiven Druck des Militars nach wenigen Jahren weitgehend eingestellt und erst ab etwa 2003 unter Prasident Nestor Kirchner wieder aufgenommen Der erste Junta Chef General Jorge Rafael Videla sagte zu Beginn der Diktatur Es mussen so viele Menschen wie notig in Argentinien sterben damit das Land wieder sicher ist 1 Die Zahl der Todesopfer der Militardiktatur bezifferte ein offizieller Bericht auf uber 10 000 Menschen die entfuhrt und ermordet wurden Menschenrechtsorganisationen gehen von 30 000 Opfern aus 2 Ein Bericht der CONADEP einer staatlichen Untersuchungskommission zum Schicksal verschwundener Personen ging 1984 von mindestens 8961 verschwundenen und getoteten Personen aus schatzt die tatsachliche Zahl aber hoher ein 3 Einige der damaligen Machthaber sind erst nach drei Jahrzehnten zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden so etwa der erste Juntachef Videla im Juli 2012 Auch viele ehemalige Offiziere niederer Range verbussen mittlerweile lebenslange Haftstrafen wegen der Verbrechen wahrend des selbsterklarten schmutzigen Krieges der Diktatur gegen Menschen die als politische Gegner verdachtigt wurden Desaparecidos Das Militar selbst bezeichnete die Zeit seiner Herrschaft mit dem euphemistischen Begriff Prozess der Nationalen Reorganisation spanisch Proceso de Reorganizacion Nacional oft mit Proceso abgekurzt Dieser Name wurde von der Militarregierung gewahlt um den vorubergehenden Charakter dieses Prozesses anzudeuten Die Nation die sich zu dieser Zeit in einer tiefen gesellschaftlichen Krise befand sollte nach konservativen Idealen neu organisiert und dann nach dem Plan der Militars in die Demokratie entlassen werden Wegen der zehntausendfachen Menschenrechtsverletzungen der Militars wird dieser Name weithin als verharmlosend und beschonigend bewertet und daher zur Distanzierung meist in Anfuhrungszeichen gesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf der Diktatur 2 1 Der Schmutzige Krieg gegen die Guerilla 1976 1978 2 1 1 Geheimgefangnisse und Todesfluge 2 1 2 Kindsraub und Zwangsadoptionen 2 1 3 Zustimmung der USA 2 1 4 Vorwurfe gegen die deutsche Regierung 2 1 5 Grenzuberschreitender Terror gegen Oppositionelle Operation Condor 2 1 6 Regionale Unterschiede 2 1 7 Zerschlagung der Guerilla und Fussball WM 1978 2 2 Plata Dulce und Schuldenkrise 1978 1981 2 3 Falklandkrieg und Niedergang des Regimes 1981 1983 3 Nachgeschichte 4 Kulturelle Aufarbeitung der Diktatur 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenArgentinien war Ende der 1960er Jahre in eine gesellschaftliche und politische Krise geraten Unter der Militardiktatur von Juan Carlos Ongania 1966 1970 und Roberto Levingston 1970 1971 kam es zur Spaltung zwischen Staatsmacht und Arbeiterbewegung Letztere sympathisierte teils mit gewaltbereiten Organisationen wie den Montoneros teils mit dem im Exil befindlichen Juan Peron und teils mit dem Sozialismus Es kam zu gewaltsamen Unruhen und Volksaufstanden der heftigste war der so genannte Cordobazo 1969 mit 14 34 Toten 200 400 Verletzten und 2000 Verhaftungen 4 Als letzter Ausweg erschien dem Regime die Demokratisierung Juan Peron kam nach mehreren Kurzzeitprasidenten 1973 wieder an die Macht was zu einer vorubergehenden Stabilisierung fuhrte Nach seinem Tod im Juli 1974 wurde seine Frau Isabel Peron Isabelita Prasidentin Unter ihrer Regierung bekam das Land zunehmende wirtschaftliche Probleme Auf Phasen hoher Inflation folgten wirtschaftliche Notprogramme mehrerer Wirtschaftsminister die jedoch die Situation nicht entscharfen konnten auch das Wirtschaftswachstum war 1975 und 1976 negativ Zudem entzundete sich abermals der Konflikt zwischen dem Staat und den linken Guerilla Organisationen die sich dem konsequenten Rechtskurs der Regierung entgegenstellten Seit ihrer Grundung Ende 1973 wurde durch die regierungsnahe inoffizielle Todesschwadron Alianza Anticomunista Argentina AAA oder Triple A und andere paramilitarische Organisationen Staatsterror gegen linke Oppositionelle und interne Kritiker der regierenden peronistischen Partei Partido Justicialista ausgeubt Argentinien wurde somit von terroristischen Aktivitaten sowohl linksextremer als auch rechtsextremer Gruppen erschuttert die links peronistischen Montoneros und die marxistische ERP auf der einen die rechtsextreme Triple A auf der anderen Seite Mehrere Korruptionsskandale verschlechterten das Image der Regierung von Isabel Peron noch zusatzlich was letztendlich den gewaltsamen Machtwechsel von 1976 begunstigte Verlauf der Diktatur BearbeitenDer Schmutzige Krieg gegen die Guerilla 1976 1978 Bearbeiten Beim Militarputsch am 24 Marz 1976 wurde Isabel Peron ihres Amtes enthoben und durch eine Militarjunta ersetzt die von Jorge Videla dem Oberkommandierenden der argentinischen Streitkrafte angefuhrt wurde Der Putsch selbst war leicht vorauszusehen gewesen da die Militarfuhrung in den Tagen zuvor mehrmals mit der Regierung uber einen freiwilligen Rucktritt der Prasidentin verhandelt hatte was einem Ultimatum gleichkam Die Machtubernahme dauerte nur wenige Stunden es gab keinen Widerstand von Seiten der Regierung Das Regime loste noch am selben Tag den Kongress auf enthob die oberste Gerichtsbarkeit des Landes ihres Amtes und suspendierte die Tatigkeit aller politischen Parteien fur unbestimmte Zeit Am Anfang konnte das Regime einen relativ grossen Zuspruch in der Bevolkerung erhalten da diese von der Regierung Isabel Peron enttauscht war und es zunachst zu einer kurzzeitigen Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation kam In ihrer Regierungserklarung hatte die Junta erklart ihre Politik an der Basis christlich konservativer Werte auszurichten aber gegen die Guerillaorganisationen und sonstige Akte der so genannten Subversion vorzugehen Bereits kurz nach der Machtubernahme hatte General Luciano Benjamin Menendez grossangelegte Sauberungsaktionen angekundigt und dabei auch den Tod von selbst nach Massstaben der Junta Unschuldigen in Kauf genommen Wir werden 50 000 Menschen toten mussen 25 000 Subversive 20 000 Sympathisanten und wir werden 5 000 Fehler machen 5 Geheimgefangnisse und Todesfluge Bearbeiten nbsp Das Hauptportal der Militarakademie ESMA in Buenos Aires in der wahrend der regulare Ausbildungsbetrieb weiterlief etwa 5 000 Menschen gefoltert und ermordet wurden Sie ist heute eine Gedenkstatte Schon nach wenigen Wochen wurde klar dass die neue Regierung das Ziel der Subversionsbekampfung mit aller Harte verfolgen wurde Es wurden geheime Haftanstalten eingerichtet die spater mit den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten verglichen wurden In den etwa 340 landesweit verteilten Einrichtungen 6 wurden oft mehr oder weniger willkurlich ausgewahlte Verdachtige ohne Prozess monate oder jahrelang festgehalten Fast alle Festgehaltenen wurden systematisch gefoltert und spater umgebracht nur ein Bruchteil wieder freigelassen 6 Schwangere Frauen wurden zum Teil getotet nachdem sie geboren hatten Ihre Kinder gab man zur Adoption an Familien von Offizieren teilweise gegen Geld Das grosste dieser Geheimgefangnisse war die Technikschule der Marine ESMA in Buenos Aires wo wahrend der Diktatur etwa 5000 Menschen gefoltert und ermordet wurden Unter anderem liessen die Militars Regierungsgegner betauben und gefesselt von Flugzeugen aus lebend in den Rio de la Plata werfen siehe Todesflug 7 8 Die Regierung kooperierte gleichzeitig mit zahlreichen kriminellen Todesschwadronen etwa der Alianza Anticomunista Argentina die geduldet oder auch unterstutzt wurden Diese terrorisierten grundlos insbesondere Einwanderer aus den Nachbarlandern Juden Muslime und Studenten Auch zahlreiche Auslander die sich zu jener Zeit im Land aufhielten wurden festgenommen Manche kamen nach Intervention der jeweiligen Botschaften und Konsulate frei Vor allem Frankreich und das Vereinigte Konigreich bemuhten sich erfolgreich ihre Staatsburger durch diplomatische Aktivitaten zu befreien Kindsraub und Zwangsadoptionen Bearbeiten Es war gangige Praxis in den Geheimgefangnissen geborene Kinder von verschleppten und kurz nach der Geburt umgebrachten Frauen an meist kinderlose Offiziers oder Unternehmerfamilien zu geben teilweise gegen Bezahlung 9 Nach dem Ende der Diktatur 1983 versuchten viele Grosseltern und verbliebene Elternteile diese Kinder wiederzufinden Die Organisation Grossmutter der Plaza de Mayo schatzt dass es in Argentinien insgesamt etwa 500 von den Schergen der Diktatur geraubte und dann im Geheimen zur Adoption freigegebene Kinder gibt In mindestens 128 Fallen wurden bis zum Jahr 2018 wahrend der Militardiktatur verschwundene Kinder an Elternteile oder rechtmassige Familien zuruckgegeben 10 Die Bemuhungen dauern an Die Konfrontation mit ihrer wahren Herkunft ist fur die mittlerweile erwachsenen Kinder meist ein sehr schmerzhafter Prozess auch deswegen weil ihre vermeintlichen Vater als Offiziere nicht selten an der Folterung und Ermordung ihrer tatsachlichen leiblichen Eltern beteiligt waren 11 Einige der Kinder die ihre wahre Herkunft erfahren haben grundeten 1999 die Organisation HIJOS die sich fur eine harte Strafverfolgung der damaligen Tater einsetzt Zustimmung der USA Bearbeiten nbsp US Aussenminister Henry Kissinger sagte Vertretern der Militar diktatur 1976 dass er hoffe dass sie ihr Terrorismus problem so schnell wie moglich unter Kontrolle bringen wurden Der argentinische Aussen minister Guzzetti der mit scharfer Kritik an den Menschen rechts verlet zun gen seiner Regierung gerechnet hatte 12 war danach in euphorischer Stimmung 13 In den nachsten sieben Jahren ermordeten die Militars bis zu 30 000 Menschen Die Militarjunta nahm dabei an dass sie fur dieses Vorgehen die Billigung der USA habe Dies beruhte unter anderem auf einem Treffen des argentinischen Aussenministers Admiral Guzzetti mit US Aussenminister Henry Kissinger im Juni 1976 wobei dieser wider Erwarten zustimmende Signale zu einem harten Vorgehen zur Losung des Terrorismus Problems gegeben hatte 13 Dies wurde offensichtlich als Freibrief fur Terror gegen samtliche Oppositionelle verstanden Robert Hill der damalige Botschafter der USA in Argentinien beschwerte sich in Washington uber die euphorische Reaktion 13 des Argentiniers nach dem Treffen mit Kissinger Aussenminister Guzzetti hatte danach den anderen argentinischen Regierungsmitgliedern berichtet nach seinem Eindruck wurde es den USA nicht um Menschenrechte gehen sondern darum dass die ganze Sache schnell gelost wurde Die Militarjunta lehnte in der Folge Eingaben der US Botschaft bezuglich der Einhaltung der Menschenrechte ab und verwies zur Begrundung auf Kissingers Verstandnis fur die Situation Hill schrieb nach einem weiteren Treffen der beiden Guzzetti wandte sich an die USA in der vollen Erwartung starke deutliche und direkte Warnungen zur Menschenrechtspraxis seiner Regierung zu horen stattdessen kam er in einem jubilierenden Zustand engl state of jubilation nach Hause uberzeugt von der Tatsache dass es mit der US Regierung kein echtes Problem in dieser Sache gabe 13 Vorwurfe gegen die deutsche Regierung Bearbeiten Fur eine detaillierte Analyse der Hintergrunde und Motivation der deutschen Behorden siehe Elisabeth Kasemann Kontroversen um die Rolle der deutschen Behorden im Fall Kasemann nbsp Die deutsche Sozialrevolutionarin Elisabeth Kasemann wurde 1977 von argentinischen Soldaten entfuhrt gefoltert und ermordet Die Familie warf deutschen Behorden vor sich zu wenig fur ihre Freilassung eingesetzt zu haben Der deutschen Regierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem dafur zustandigen Aussenminister Hans Dietrich Genscher wurde mehrfach vorgeworfen dass sie mehr Wert auf gute wirtschaftliche Beziehungen zu Argentinien gelegt und sich nicht darum gekummert hatte dass die insgesamt etwa 100 entfuhrten Deutschen und Deutschstammigen z B Elisabeth Kasemann und Klaus Zieschank uberlebten 14 15 Angehorige von deutschen Verschwundenen erhoben vor allem schwere Vorwurfe gegen die deutsche Botschaft in Buenos Aires unter Botschafter Jorg Kastl und das Auswartige Amt Es gibt eingehend dokumentiert im Fall Kasemann zahlreiche Hinweise dass die deutschen Behorden trotz eindringlicher Appelle der Familien zu wenig unternahmen um bei den argentinischen Behorden zugunsten der willkurlich Verhafteten zu intervenieren 15 16 Im Fall Kasemann gilt dies als besonders tragisch da sie zum Zeitpunkt der Bitten der Familie an die Behorden zwar schwer gefoltert wurde aber noch lebte Nachdem bekannt wurde dass sie durch vier Schusse in den Rucken bei einem angeblichen Gefecht mit Rebellen getotet worden war eine bald widerlegte Schutzbehauptung der Argentinier meinte ein Familienmitglied Ein verkaufter Mercedes wiegt zweifellos mehr als ein Leben 14 Bis heute setzt sich die deutsche Organisation Koalition gegen Straflosigkeit teilweise erfolgreich fur die Strafverfolgung der an Verbrechen an Deutschen beteiligten Tater ein Dem Personal der Deutschen Botschaft in Buenos Aires wird von Angehorigen der Verschwundenen vorgeworfen dass gute Wirtschaftsbeziehungen zu Argentinien vorrangig gewesen seien die akute Gefahrensituation von Folter und Mord durch die Militars hingegen vernachlassigt worden sei Von Seiten der Botschaft seien die verzweifelten Familienangehorigen von verschwundenen Menschen an angeblich gut informierte Militars wie den oft in der Botschaft anzutreffenden Major Peirano verwiesen worden nach der Diktatur stellte sich der Name als falsch heraus dieser war allerdings ein Angehoriger der selbst massiv und zentral in die Menschenrechtsverletzungen der Diktatur verwickelten Geheimdiensteinheit Batallon de Inteligencia 601 17 Grenzuberschreitender Terror gegen Oppositionelle Operation Condor Bearbeiten International kooperierte die Regierung mit den rechtsgerichteten Diktaturen in den Nachbarlandern im Rahmen der Operation Condor bei der grenzubergreifend nach bestimmten Angehorigen linker Parteien gefahndet wurde Die meisten Opfer wurden offiziell als verschwunden gemeldet daher wurde der Begriff Desaparecidos Verschwundene spater zu einem Synonym fur Opfer von lateinamerikanischen Militardiktaturen Die Epoche wurde spater als schmutziger Krieg guerra sucia bekannt nbsp Einige Madres Mutter von Verschwundenen Desaparecidos bei Prasident Nestor KirchnerDer Widerstand gegen den Terror war wegen der allgemein fur Oppositionelle sehr gefahrlichen Situation versteckt und zogerlich man riskierte bei Entdeckung sein Leben Die bedeutendste Protestbewegung waren die Madres de Plaza de Mayo eine zunachst lockere Organisation von Muttern von Verschwundenen die sich jeden Donnerstag ab 1977 auf dem Platz vor dem Regierungsgebaude in Buenos Aires trafen und dort mit weissen Kopftuchern gekennzeichnet stillschweigend Runden um den Platz drehten Diese gewaltlose Protestform wurde von den Militars aus Angst vor einer Radikalisierung der Opposition geduldet Auch in der Kultur und Gesellschaftspolitik wurde der Kurs der Regierung schon nach kurzer Zeit harter In einigen Stadten wurden symbolische Bucherverbrennungen von marxistischer Literatur veranstaltet Die Presse wurde nach wenigen Wochen der Pressefreiheit einer strikten Zensur unterworfen dabei wurden einige Journalisten verhaftet Dies fuhrte dazu dass viele namhafte Kunstler und Autoren das Land verliessen und ins Exil gingen und der Kulturbetrieb sich fortan auf eine wenig niveauvolle streng bewachte und um die Ruhigstellung der Bevolkerung bemuhte Szene beschrankte Regionale Unterschiede Bearbeiten Der Grad des Terrors war allerdings regional unterschiedlich denn innerhalb der Militarregierung gab es einen Richtungsstreit zwischen den duros Harten und blandos Weichen die auch als Falken halcones und Tauben palomas bezeichnet wurden Wahrend die duros durchaus als rechtsextremistisch bezeichnet werden konnen und die Gesellschaft gewaltsam zu extrem konservativen Idealen bekehren wollten war es den blandos denen ursprunglich auch der Prasident Videla angehorte nur an einer schnellen Bekampfung des Terrors der Guerilla gelegen sie favorisierten eine schnelle Redemokratisierung nach Abschluss des Prozesses Da mehrere hochrangige Militars unter ihnen der Gouverneur der Provinz Buenos Aires Iberico Saint Jean den duros angehorten sah sich Videla gezwungen ihnen Zugestandnisse zu machen und die staatsterroristischen Methoden sowie die kulturpolitischen Exzesse zu dulden Besonders stark vom harten Kurs der duros gepragt war die Politik in den Provinzen Buenos Aires ausserhalb des Stadtgebiets und Cordoba wahrend die Stadt Buenos Aires selbst von einem eher liberalen Burgermeister regiert wurde der sogar begrenzte kritische kulturelle Aktivitaten u a in der Universitat der Stadt ermoglichte Als einer der starksten Hardliner galt das Junta Mitglied Admiral Emilio Massera Er war Oberkommandierender der Marine und in dieser Eigenschaft auch verantwortlich fur die beruchtigte Marineschule Escuela de Mecanica de la Armada ESMA einem der Zentren rechtswidriger Inhaftierung Rund 5 000 Personen wurden dort gefoltert 18 und ermordet darunter auch viele Auslander Im Jahr 1977 erklarte Massera seine Weltsicht in einem Interview Die aktuelle Krise der Menschheit ist drei Mannern geschuldet Zum Ende des 19 Jahrhunderts veroffentlichte Marx die drei Bande seines Kapitals und sate mit ihnen Zweifel an der Unverletzlichkeit des Eigentums Anfang des 20 Jahrhunderts wurde die geheiligte Intimsphare des Menschen angegriffen durch Freud mit seinem Buch die Traumdeutung und schliesslich hat Einstein 1905 mit seiner Relativitatstheorie die statische Vorstellung von der Materie und ihrem Untergang untergraben Emilio Massera Interview in La Opinion am 25 November 1977 Alle drei seien Juden gewesen deren destruktives Wirken die Welt ins gegenwartige Chaos gesturzt hatte Zerschlagung der Guerilla und Fussball WM 1978 Bearbeiten Der harte Kurs des Regimes hatte 1977 erste militarische Erfolge vorzuweisen Die Guerillaorganisationen wurden weitgehend aufgerieben ihr Einfluss in der Bevolkerung sank 1978 verkundete Videla der Krieg gegen den Terror sei beendet Trotzdem wurden bei weiteren staatsterroristischen Aktionen Elendsviertel gewaltsam aufgelost ihre Bewohner zum Teil gefoltert und ermordet um der Welt fur die Fussball Weltmeisterschaft 1978 ein sauberes Argentinien zu prasentieren Diese Weltmeisterschaft bei der das Land den Titel errang sorgte fur einen kurzzeitigen Popularitatsaufschwung fur das Militarregime der jedoch wegen diverser Probleme schnell wieder verflog In der Wirtschaftspolitik wurde vom neuen Wirtschaftsminister Jose Alfredo Martinez de Hoz ein auf wirtschaftsliberalen Gedanken basierendes Sanierungsprogramm aufgezogen Das Programm war vor allem auf die Bekampfung der Inflation und auf die Wiederherstellung des Vertrauens fur Investoren aus dem Ausland abgerichtet und beinhaltete als Massnahmen eine restriktive Haushaltspolitik Zollsenkungen die Einfrierung der Reallohne und Zinserhohungen Obwohl es 1977 zu einer kurzzeitigen Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation kam konnte die Inflation von etwa 700 1976 uber 347 5 1977 nur auf 160 4 1978 gesenkt werden Diese weiterhin hohe Verteuerungsrate verbunden mit den stagnierenden Lohnen fuhrte dazu dass der Lebensstandard der Lohnempfanger sich zwischen 1976 und 1978 laut Schatzungen bereits um die Halfte verringerte Selbst innerhalb der oberen Kaste des Regimes regte sich bald Kritik an dieser Wirtschaftspolitik da viele Militars der blandos furchteten die Gesellschaft konnte sich durch den sozialen Abstieg radikalisieren Beruhmt ist in diesem Kontext ein Zitat des Gouverneurs der Provinz Tucuman des Generals Bussi der an die Adresse des Wirtschaftsministers verlauten liess Wenn ich hier zehn Guerilleros liquidiere schicken Sie mir mit ihrer Wirtschaftspolitik zwanzig neue Daraufhin wurde das Modell an einigen Punkten nachgebessert siehe unten ohne allerdings seine grundlegenden Probleme zu beseitigen Im Bezug auf den von der Regierung angekundigten Dialog mit den fuhrenden Personlichkeiten des Landes wurden keine nennenswerten Fortschritte erzielt Es wurden zwar Gesprache mit Politikern und Gewerkschaftsfuhrern gefuhrt die jedoch keine konkreten Ergebnisse erzielen konnten Plata Dulce und Schuldenkrise 1978 1981 Bearbeiten Die wirtschaftsliberale Politik fuhrte nach 1978 nicht wie erwartet zu einer Verbesserung der Situation sondern zu einer weiteren Verschlechterung Die Zollsenkungen verscharften die Konkurrenz fur die argentinische Industrie durch auslandische Produkte besonders aus den sogenannten Billiglohnlandern Dies fuhrte dazu dass der sekundare Sektor in eine tiefe Krise fiel und zahlreiche Betriebe schliessen mussten Die Industrieproduktion sank zwischen 1976 und 1983 um etwas mehr als 20 Zudem wurde durch das Ungleichgewicht zwischen Exporten und Importen das Handelsbilanzdefizit immer grosser Um zunehmend aufkommender Kritik in nichtkommerziellen Medien entgegenzuwirken wurde 1980 das Gesetz der Presse und Rundfunkubertragung verandert Darin wurde unter anderem verboten Radio und Fernsehwellen an gemeinnutzige Organisationen auszuhandigen 19 Auch die Inflation konnte von der Militarregierung nicht wirksam bekampft werden sondern stieg wieder leicht an der Peso musste mehrmals abgewertet werden Um trotz dieser Situation auslandisches Kapital anzulocken wurde die tablita eingefuhrt ein festgelegter Abwertungsrhythmus in kleinen Schritten Das Ziel war dass Investoren so die Verluste durch Inflation und Abwertung besser kalkulieren konnten Jedoch begannen bald in und auslandische Spekulanten diesen Mechanismus auszunutzen und durch Hin und Herwechseln des Geldes zwischen Peso und US Dollar grosse Gewinne zu machen Diese Spekulationswelle wurde von den Medien mit dem Begriff Plata Dulce susses Geld bedacht Sie fuhrte zu einem drastischen Ansteigen der Auslandsverschuldung Argentiniens Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre da die Spekulanten ihre Gewinne vor allem in einer massiven Kapitalfluchtwelle im Jahr 1981 bei auslandischen Banken anlegten Zwischen 1976 und 1983 stieg die Auslandsverschuldung insgesamt von 7 auf 50 Milliarden US Dollar gleichzeitig stiegen die Guthaben argentinischer Staatsburger im Ausland auf uber 30 Mrd US Dollar an In derselben Zeit verscharften sich zugleich die Differenzen innerhalb des Militars selbst 1981 kam es zu zwei Regierungswechseln Der liberale Nachfolger von Videla und Anfuhrer der blandos Roberto Viola sorgte fur eine kurze Zeit relativer Meinungsfreiheit wurde aber noch im selben Jahr nach internen Streitigkeiten durch den rechtskonservativen Leopoldo Galtieri ersetzt Falklandkrieg und Niedergang des Regimes 1981 1983 Bearbeiten Nach der Machtubernahme Galtieris verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Landes weiter Es kam zu ersten grosseren Protesten gegen die Militarregierung In diesem Szenario entstanden die Plane fur die Invasion der seit 1833 von Grossbritannien verwalteten aber schon immer von Argentinien beanspruchten Falklandinseln Islas Malvinas im Sudatlantik nahe der Kuste Feuerlands ein Unternehmen das als Befreiungsschlag geplant war Die Strategen erhofften sich Grossbritannien wurde die nur von etwa 2000 Menschen bewohnten Inseln nach einer Eroberung durch Argentinien kampflos aufgeben Der Falklandkrieg brachte in seinen ersten Tagen die fur Argentinien erfolgreich verliefen in der Tat einen Popularitatsgewinn fur die Militarregierung Da jedoch letztendlich Grossbritannien die Inseln zuruckerobern konnte war die Situation fur das Regime nach dem Krieg schlechter als zuvor Der militarischen Niederlage folgte unmittelbar der Rucktritt von Galtieri ersetzt wurde er durch Reynaldo Bignone Bignone erkannte schnell die Aussichtslosigkeit den Prozess weiterhin fortzufuhren Die wirtschaftlichen Probleme hatten sich 1982 noch verscharft und die Regierung hatte durch ihr Scheitern beim Falklandkrieg praktisch alle ihr noch bleibenden Unterstutzer verloren Obwohl andere hochrangige Militars ihn zum Verzogern des Demokratisierungsprozesses bewegen wollten kundigte er schon in seiner ersten Rede das Ziel von freien Wahlen ursprunglich fur 1984 an Nachdem die Suspendierung der Aktivitaten der politischen Parteien aufgehoben wurde folgte eine Fulle von organisierten Massenveranstaltungen die fur die Demokratisierung und gegen die Militarregierung im Allgemeinen demonstrierten Wegen der anhaltend schlechten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation wurden die Wahlen auf 1983 vorverlegt In ihren letzten Tagen versuchte die Regierung hauptsachlich die Verantwortung fur die Menschenrechtsverletzungen von sich zu schieben Im sogenannten Befriedungsgesetz oder Selbstamnestiegesetz wurde deklariert alle gerichtlichen und polizeilichen Entscheidungen aus der Zeit zwischen 1973 und 1982 zu annullieren Das Gesetz wurde jedoch bereits in einer der ersten Sitzungen des demokratisch neugewahlten Parlaments annulliert Die Demokratisierung glich insgesamt eher einem kompletten Ruckzug aus der Verantwortung von Seiten des Regimes als einem kontrollierten Prozess wie er von den Machthabern ursprunglich angestrebt war Es gab keinen Pakt zwischen den Militars und den zivilen Parteien die danach weitgehend ubergangslos die Macht im Staat ubernahmen Nachgeschichte BearbeitenSiehe Aufarbeitung der argentinischen MilitardiktaturIn den Prasidentschaftswahlen 1983 ging Raul Alfonsin von der Union Civica Radical UCR als Sieger hervor Der Neuanfang war vor allem wegen der wirtschaftlichen Situation schwierig doch Alfonsin hatte zu Beginn seiner Regierungszeit den Vorteil fast alle Sektoren der Gesellschaft auf seiner Seite zu haben mit Ausnahme der Militars die sich jedoch zunachst nicht in seine Politik einmischten nbsp Homenaje a los desaparecidos Skulptur zum Gedenken an die Opfer der Diktatur in Buenos AiresDie Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen der Militardiktatur wurde zunachst sehr konsequent vorangetrieben Die CONADEP wurde gegrundet eine Kommission die sich mit der Untersuchung der Falle der in der Militardiktatur verschwundenen Personen desaparecidos befasste In der Zeit zwischen 1983 und 1984 wurden der Kommission von der Bevolkerung 8 000 Falle von Verschwundenen gemeldet Schatzungen sprechen allerdings von einer hohen Dunkelziffer und effektiv etwa 30 000 Verschwundenen Die CONADEP gelangte zu dem Schluss dass die Militarregierung nicht zu rechtfertigende Vergehen in der Frage der Menschenrechte begangen habe selbst wenn man die burgerkriegsahnlichen Zustande der Jahre 1976 und 1977 bedenkt Ihr Bericht der unter dem Titel Nunca mas Nie wieder in Buchform unter der Leitung des bekannten Schriftstellers Ernesto Sabato zum Bestseller wurde dokumentiert den Umfang der Menschenrechtsverletzungen anhand von 709 eindeutig bewiesenen Einzelfallen In der Folge wurden alle Oberbefehlshaber der Militarjunten angeklagt Der Prozess fand 1985 statt das Urteil wurde am 9 Dezember dieses Jahres verkundet Jorge Videla und Emilio Massera beide Mitglieder der ersten Militarjunta erhielten als Hauptverantwortliche fur den schmutzigen Krieg lebenslanglich die Mitglieder der zweiten Junta langjahrige Gefangnisstrafen Die dritte unter Leopoldo Galtieri ging straffrei aus Die vierte Junta unter Bignone wurde zu dem Zeitpunkt nicht angeklagt Nach weiteren Prozessen im Jahre 1986 sah sich die Regierung Alfonsin im selben Jahr gezwungen als Zugestandnis an die Militars das sogenannte Schlussstrichgesetz Ley de Punto Final zu erlassen Nach diesem Gesetz durften neue Anklagen nur noch in einer Frist von 60 Tagen gestellt werden Dies hatte eine grosse Welle von Anklagen und Prozessen zur Folge In dieser Situation kam es zum sogenannten Carapintada Vorfall Ein wegen Folter und Mord angeklagter Major verschanzte sich 1987 in einer Kaserne von Cordoba unterstutzt vom Oberst Aldo Rico einem der Wortfuhrer des rechten Armes der Militars nach der Demokratisierung Sie forderten eine Amnestie fur alle angeklagten Militars Trotz zahlreicher Massendemonstrationen und Unterstutzungsappellen von allen Seiten der Gesellschaft gegen diese Forderungen kam die Regierung Alfonsin den aufstandischen Militars weitgehend entgegen und erliess das sogenannte Gesetz uber die Gehorsamspflicht Ley de Obediencia Debida Dies bedeutete eine Amnestie fur die unteren Range der Militars denen zugutegehalten wurde dass sie bei ihren Verbrechen nur Ausfuhrende von Befehlen von hoherer Ebene waren Die Regierung Carlos Menem die auf die Regierung Alfonsin nach der Wirtschaftskrise von 1989 bis 1999 folgte versuchte die Struktur des argentinischen Militars starker zu reformieren und schaffte als ersten Schritt hierzu 1994 die Wehrpflicht ab Als Zugestandnis wurden dafur allerdings die verurteilten Diktatoren begnadigt Dies zeigt dass bis Anfang der 1990er Jahre die Angst vor einem erneuten Militarputsch weiterhin latent war Gleichzeitig begnadigte Menem auch viele verurteilte Militarangehorige allerdings auch einige ehemalige Guerilla Kampfer nbsp Gedenkmarsch mit Fotos von Verschwundenen zum Anlass des dreissigsten Jahrestages des Militarputsches in Argentinien 24 Marz 2019Nach dem Machtwechsel 1999 als Menem von Fernando de la Rua abgelost wurde wurde immer lauter die Forderung ausgesprochen die Amnestie ruckgangig zu machen und die beiden Gesetze Punto Final und Obediencia Debida zu annullieren um auch die bisher straffrei ausgegangenen Verantwortlichen anklagen zu konnen Es dauerte unter anderem wegen der Wirtschaftskrise zwischen 1998 und 2003 bis 2003 unter der Regierung Nestor Kirchners bis dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde und 2005 vom Obersten Gerichtshof Argentiniens bestatigt wurde Die von Menem ausgesprochenen Begnadigungen wurden aufgehoben Heute scheint die demokratische Einbindung der Militars in den Staatsapparat weitgehend gelungen was auch mit dem nach wie vor schlechten Image dieser Institution in weiten Teilen der Bevolkerung zusammenhangt der ihren Einfluss stark beschrankt hat Ein erneuter Putsch droht nicht selbst in den schwersten Zeiten der Wirtschaftskrise wurde im Land trotz internationaler Bedenken und einiger Geruchte nie ernsthaft uber eine derartige Losung spekuliert Auch spektakulare Eingriffe der Regierung Kirchner in den Militarapparat wie die Absetzung der gesamten Fuhrungsriege Anfang 2005 wegen Verwicklung in einen Drogenskandal blieben ohne nennenswerten Widerstand Im Februar 2010 begann in Buenos Aires ein Prozess gegen acht ehemalige Militars wegen Verbrechen wahrend der argentinischen Militardiktatur Dabei trat die Bundesregierung Deutschlands wegen der Ermordung Elisabeth Kasemanns als Nebenklager auf 20 Im Dezember 2010 wurde Videla gemeinsam mit 15 weiteren Verantwortlichen der Repression erneut zu lebenslanger Haft verurteilt 21 Anfang Juli 2012 wurden Jorge Rafael Videla und Reynaldo Bignone juristisch fur den wahrend der Militardiktatur von 1976 bis 1983 vielfach verubten Kindesraub an inhaftierten Regimegegnern zur Verantwortung gezogen die danach meist umgebracht wurden Das Bundesgericht in Buenos Aires verhangte Gefangnisstrafen von 50 Jahren fur Videla und 15 Jahren fur Bignone Vier weitere ranghohe Offiziere wurden zu Strafen von 14 bis 40 Jahren verurteilt zwei weitere Angeklagte dagegen freigesprochen 22 In einem grosseren Gerichtsverfahren wurden im Juli 2022 insgesamt 19 Militars und Sicherheitskrafte zu Haftstrafen vier Jahre bis lebenslanglich verurteilt darunter auch wegen der so genannten Todesfluge 23 Kulturelle Aufarbeitung der Diktatur Bearbeiten nbsp Der argentinische Schriftsteller Drehbuchautor und Menschenrechtsaktivist Osvaldo Bayer drehte einen Dokumentarfilm uber die in Argentinien ermordete Deutsche Elisabeth Kasemann In den ersten Jahren der Demokratie ab 1983 begann die Kulturszene Argentiniens die Zeit des Prozesses der Nationalen Reorganisation aufzubereiten Dabei war es vor allem die Literatur die eine fuhrende Rolle einnahm schon in der Zeit der Diktatur selbst hatte sie begonnen Kritik zu uben ob im Land selbst wie im Fall von Rodolfo Walsh der etwa ein Jahr nach dem Putsch von Soldaten getotet wurde oder von aussen aus dem Exil etwa durch die Essays von Noe Jitrik Nach der Demokratisierung erschienen zahlreiche Werke die diese Zeit der argentinischen Geschichte thematisieren Der Hauptteil waren Essays und politische Artikel wahrend erst in den 1990er Jahren eine Welle fiktionaler Werke geschrieben wurden Die Schriftstellerin Elsa Osorio beispielsweise beschreibt in ihrem Roman A veinte anos Luz deutscher Titel Mein Name ist Luz eine junge Frau die als Baby einer Gefangenen weggenommen wird und in einer Offiziersfamilie aufwachst und sich auf die Suche nach ihren wahren Eltern macht Alicia Kozameh selbst politische Gefangene der Militardiktatur hat in ihrem autobiographischen Roman Pasos bajo el agua 1987 deutsch Schritte unter Wasser Wien 1999 die Erfahrungen insbesondere der Frauen ihrer Generation in den Haftanstalten literarisch verarbeitet Mehr Medieninteresse als die literarischen Werke erreichten allerdings die Filme die uber die Militardiktatur gedreht wurden siehe dazu auch Darstellung im Artikel Desaparecidos Dabei hielten sich Dokumentationen wie z B das bekannte Republica Perdida 2 von Miguel Perez erschienen 1985 mit fiktionalen Werken etwa die Waage Zwei der beruhmtesten Filme uber die Epoche sind La Noche de los Lapices von Hector Olivera 1986 in dem der wohl bekannteste bewiesene Fall der CONADEP die Entfuhrung Folter und Ermordung einer Gruppe Jugendlicher aus La Plata in einem illegalen Konzentrationslager erzahlt wird und der Oscar Gewinner Die offizielle Geschichte von Luis Puenzo in dem es um eine Kindesentfuhrung geht Ein weiteres Werk der 1987 von Fernando Ezequiel Solanas gedrehte Film Suden Sur verarbeitete die argentinische Militardiktatur indem der Weg eines Gefangenen durch die Haft bzw nach seiner Entlassung mit dem im Tango haufig thematisierten Lebens und Leidensweg durch surrealistisch poetische Metaphern assoziiert wurde mit Musik von Astor Piazzolla 1988 in Cannes mit dem Preis fur beste Regie ausgezeichnet 24 In den 1980er 1990er und 2000er Jahren griffen viele weitere Filme die Thematik aus unterschiedlichen Gesichtspunkten auf darunter auch der 2010 mit dem Oscar pramierte Film In ihren Augen El secreto des sus ojos Der 2022 erschienene Film Argentinien 1985 Nie wieder Regie Santiago Mitre befasst sich mit dem Gerichtsverfahren gegen die Juntas Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und wurde fur den Oscar 2023 nominiert Als Dokumentationsfilm befasst sich der Film El Juicio Ulises de la Orden von 2023 mit demselben Thema Kriegsfilme uber den Falklandkrieg die meisten mit einem kritischen Hintergrund erschienen schon ab 1984 Chicos de la Guerra Bebe Kamin Es gibt in einigen insbesondere konservativen Kreisen Kritik an einigen der fiktionalen Werke Ihnen wird vorgeworfen die tatsachlichen Ereignisse ubertrieben darzustellen Dem wird entgegengehalten dass es in der Zeit des schmutzigen Krieges nachweisbar eine grosse Zahl sehr brutaler Vorfalle gab die eine solche Darstellung rechtfertigen Siehe auch BearbeitenGeschichte Argentiniens Operation Condor Desaparecidos Koalition gegen Straflosigkeit Asymmetrische KriegfuhrungLiteratur BearbeitenGladys Ambort Wenn die anderen verschwinden sind wir nichts Laika Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 942281 94 2 Willi Baer Karl Heinz Dellwo Hrsg Panteon Militar Kreuzzug gegen die Subversion Laika Verlag Hamburg 2010 ISBN 978 3 942281 78 2 Bibliothek des Widerstands Band 9 Marcelo Cavarozzi Autoritarismo y democracia 1955 1996 Eudeba Buenos Aires 2002 ISBN 950 23 1197 3 CONADEP Nunca Mas Eudeba Buenos Aires 1984 ISBN 950 23 1276 7 Christian Durr Verschwunden Verfolgung und Folter unter der argentinischen Militardiktatur 1976 1983 Metropol Berlin 2016 ISBN 978 3 86331 279 4 Uki Goni El Infiltrado La verdadera historia de Alfredo Astiz 1994 Wolfgang Kaleck Kampf gegen die Straflosigkeit Argentiniens Militars vor Gericht Verlag Klaus Wagenbach Berlin 2010 Barbara Klimmeck Argentinien 1976 1983 Militarherrschaft Medienzensur Menschenrechtsverletzungen Eine explorative Studie zu staatlicher Repression und Medienkontrolle Forschungen zu Lateinamerika Band 29 Zugl Dissertation Katholische Universitat Eichstatt 1991 Verlag Breitenbach Pfalz Saarbrucken 1991 ISBN 978 3 88156 516 5 Hugo Quiroga El tiempo del Proceso 2 Auflage Editorial Homo Sapiens Rosario 2004 ISBN 950 808 402 2 Estela Schindel La desaparicion a diario Sociedad prensa y dictadura 1975 1978 Editorial Universitaria de Villa Maria Cordoba 2012 ISBN 978 987 1330 88 1 Verschiedene Autoren Juicio castigo y memoria Nueva Vision Buenos Aires 1995 BelletristikPatricio Pron Der Geist meiner Vater steigt im Regen auf Ubersetzung Christian Hansen Reinbek Rowohlt 2013Einzelnachweise Bearbeiten Deutscher Haftbefehl gegen Argentiniens Ex Diktator Zeit Online 22 Januar 2010 Argentinier gedenken Opfer der Militardiktatur evangelisch de 25 Marz 2014 Nunca Mas Informe de la Comision Nacional sobre la Desaparicion de Personas CAPITULO II VICTIMAS 1984 Wayback Machine Inga Kleinecke Der Cordobazo 23 November 2009 abgerufen am 19 Juli 2019 Paul H Lewis Guerrillas and generals the Dirty War in Argentina Greenwood Publishing Group 2002 S 147 a b Steffen Leidel Beruchtigtes Ex Folterzentrum wird der Offentlichkeit zuganglich In Deutsche Welle 14 Marz 2005 abgerufen am 13 Dezember 2008 Maschine der Todesfluge kehrt nach Argentinien zuruck In Der Spiegel 27 Juni 2023 ISSN 2195 1349 spiegel de abgerufen am 27 Juni 2023 Uki Goni Argentina death flight pilots sentenced for deaths including pope s friend In The Guardian 29 November 2017 ISSN 0261 3077 theguardian com abgerufen am 27 Juni 2023 Werner Marti Videla wegen Kindsraub verurteilt Argentiniens Justiz spricht von systematischer Aneignung von Babys durch die Militars Neue Zurcher Zeitung online 7 Juli 2012 Casos resueltos Nuestros Nietos Abuelas de Plaza de Mayo Abgerufen am 11 Marz 2019 spanisch Werner Marti Videla wegen Kindsraub verurteilt Argentiniens Justiz spricht von systematischer Aneignung von Babys durch die Militars Neue Zurcher Zeitung online 7 Juli 2012 Argentine Military believed U S gave go agead for Dirty War National Security Archive Electronic Briefing Book 73 Teil II vertrauliche CIA Dokumente veroffentlicht 2002 Der damalige US Botschafter Robert Hill schrieb nach einem weiteren Treffen von Kissinger mit Aussenminister Guzzetti Guzzetti went to U S fully expecting to hear some strong firm direct warnings on his government s human rights practices rather than that he has returned in a state of jubilation convinced that there is no real problem with the USG overnment over that issue a b c d Argentine Military believed U S gave go agead for Dirty War National Security Archive Electronic Briefing Book 73 Teil II vertrauliche CIA Dokumente veroffentlicht 2002 a b Ein Leben in Solidaritat mit Lateinamerika Elisabeth Kasemann Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive PDF 2 7 MB Ausstellungsbroschure Koalition gegen Straflosigkeit Nurnberg Mai 2007 S 14 a b Miriam Hollstein Deutsche Justiz jagt Junta General In Welt am Sonntag 15 Juli 2001 Ein Leben in Solidaritat mit Lateinamerika Elisabeth Kasemann Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive PDF Datei 2 7 MB Ausstellungsbroschure Koalition gegen Straflosigkeit Nurnberg Mai 2007 S 8 Pecado De Omision Schuldig wegen Unterlassung Deutsche Welle Der Ideologe des dreckigen Krieges In FAZ 18 Mai 2013 Der Admiral Eduardo Massera der die Marine zu einem allmachtigen Repressionsapparat ausbaute und ihre Mechanikschule in Buenos Aires Esma zum grossten geheimen Folterzentrum werden liess ubertraf ihn Videla mutmasslich noch an Grausamkeit Mediale Kreuzzuge Deutschlandradio Feature 17 Marz 2009 Argentinien bringt Mord an Elisabeth Kasemann vor Gericht ND 27 Marz 2010 Videla fue condenado a prision perpetua e ira a una carcel comun LaNacion com 22 Dezember 2010 Argentinien Ex Diktatoren Videla und Bignone wegen Babyraubes verurteilt Zeit Online 6 Juli 2012 abgerufen am 6 Juli 2012 Argentinien Lebenslange Haft fur fruhere Militars In orf 7 Juli 2022 abgerufen am 7 Juli 2022 https www festival cannes com en films sur 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Argentinische Militardiktatur 1976 1983 amp oldid 234970900