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Jorge Rafael Videla 2 August 1925 in Mercedes Provinz Buenos Aires 17 Mai 2013 in Marcos Paz Provinz Buenos Aires 1 war ein argentinischer General und Diktator Argentiniens von 1976 bis 1981 Jorge Rafael Videla 1976 Inhaltsverzeichnis 1 Leben bis zum Putsch 1976 2 Putschist und Vorsitzender der Militarjunta 2 1 Keine Reue uber die Morde der Diktatur 3 Strafverfolgung und Verurteilungen 3 1 Erste Verurteilung 1985 und Begnadigung durch Prasident Menem 3 2 Auslieferungsgesuch Deutschlands 3 3 Erneuter Prozess und Verurteilung 2010 3 4 Lebenslange Haftstrafe wegen Kindsraub und Zwangsadoptionen 2012 4 Vermachtnis 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben bis zum Putsch 1976 Bearbeiten nbsp Jorge Rafael Videla als Kadett 1940er Jahre Videla war das dritte von funf Kindern des Militaroberst Rafael Eugenio Videla 1886 1952 2 Einer seiner Vorfahren Blas Videla 1831 nahm 1810 an den argentinischen Unabhangigkeitskampfen teil Mai Revolution und war spater Vorsitzender der argentinischen Einheitspartei Videla heiratete 1948 Alicia Raquel Hartridge Lacoste Tochter eines Botschafters und hatte mit ihr sieben Kinder Seine militarische Ausbildung begann er 1942 und schloss sie im Dezember 1944 als Infanterieleutnant ab Videla stieg in den kommenden Jahren auf wurde 1954 Generalstabsoffizier und arbeitete von 1958 bis 1960 fur das argentinische Verteidigungsministerium Ebenfalls 1958 wurde er Leiter der Militarakademie einen Posten den er bis 1962 bekleidete Ab 1968 wurde er nach dem Putsch durch Juan Carlos Ongania Stabschef der 5 Infanteriebrigade in Tucuman Im August 1970 wahrend der argentinischen Militardiktatur unter Roberto Marcelo Levingston wurde Videla Militargouverneur der Provinz Tucuman 3 Im Folgejahr wurde er zum Brigadegeneral befordert und von Levingstons Nachfolger Alejandro Agustin Lanusse zum Direktor des nationalen Militarkollegs ernannt Ende 1973 stieg er zum Chef des Generalstabs der argentinischen Armee auf 4 1975 wurde er zum Generalleutnant befordert Putschist und Vorsitzender der Militarjunta Bearbeiten Hauptartikel Argentinische Militardiktatur 1976 1983 nbsp General Videla 1978 Argentinien befand sich Mitte der 1970er Jahre in einer gesellschaftlichen Krise die von einem lange dauernden wirtschaftlichen Niedergang 5 terroristischen Aktivitaten links und rechtsextremer Gruppen die links peronistischen Montoneros und die marxistische ERP auf der einen die rechtsextreme regierungsnahe Todesschwadron Alianza Anticomunista Argentina auf der anderen Seite sowie einem weitgehenden Vertrauensverlust in die politische Klasse gekennzeichnet war General Jorge Videla ubernahm in dieser Situation politischen wie wirtschaftlichen Niedergangs als Chef einer Junta in einem Militarputsch am 24 Marz 1976 das Amt des Staatsprasidenten 6 Die Kommandanten des Heeres Videla der Marine Admiral Emilio Massera und der Luftwaffe General Orlando Agosti losten den Kongress auf sturzten Prasidentin Isabel Peron verboten die Parteien und beteiligten sich an der Militarjunta an deren Spitze Videla fur funf Jahre zum Prasidenten bestimmt wurde 1 In der Anfangszeit seiner Regierung genoss der als korrekt hoflich und sehr puritanisch beschriebene Mann im burgerlichen Lager durchaus Sympathien Die Junta begann den selbst erklarten Prozess der Nationalen Reorganisation Dieser stutzte sich ideologisch auf eine Doktrin der nationalen Sicherheit und sah ein radikales Vorgehen gegen linke Oppositionelle vor was in der Praxis deren heimliche Verhaftung Folter und Ermordung bedeutete In den folgenden sieben Jahren 1976 1983 verschwanden in dem von den Machthabern selbst erklarten schmutzigen Krieg Guerra sucia bis zu 30 000 Oppositionelle spurlos 7 darunter ca hundert Deutsche und Deutschstammige Diese wurden als Desaparecidos deutsch die Verschwundenen bekannt Videla wurde im Marz 1981 vereinbarungsgemass nach funfjahriger Prasidentschaft von seinem Junta Kollegen Roberto Eduardo Viola abgelost 8 Videla selbst sah sich als professionellen Militar der seine Pflicht im Kampf gegen den Terrorismus bzw die Subversiven und nach den chaotischen Jahren der Regierung von Isabel Peron zur Wiederherstellung der sozialen Ordnung erfullte Es mussen so viele Menschen wie notig in Argentinien sterben damit das Land wieder sicher ist 9 Dabei galt Videla nicht als das grausamste Mitglied der argentinischen Junta in der es mit Hinblick auf ihre Einstellung zu Gewaltmassnahmen sogenannte Blandos Weiche und Duros Harte gab Videla wurde eher zu den Blandos den Pragmatikern gezahlt 10 die den innenpolitischen Terror gegen die Opposition schnell wieder beenden wollten Die FAZ schrieb in Videlas Nachruf dass ihn das Junta Mitglied Emilio Massera der die Marine zu einem allmachtigen Repressionsapparat ausgebaut hatte und die Mechanikerschule der Marine in Buenos Aires die ESMA zum grossten geheimen Folterzentrum des Landes machte mutmasslich noch an Grausamkeit ubertroffen habe 11 Der argentinische Journalist und Schriftsteller Rodolfo Walsh veroffentlichte 1977 zum ersten Jahrestag der Diktatur aus dem Untergrund seinen Offenen Brief eines Schriftstellers an die Militarjunta an Videla und seine Junta Mitglieder in dem er auch das heimliche Ermorden politischer Gegner anprangerte 12 15 000 Verschwundene 10 000 Gefangene 4000 Tote Zehntausende die aus dem Land vertrieben worden sind dies sind die nackten Zahlen dieses Terrors Als die herkommlichen Gefangnisse uberfullt waren verwandelten Sie die grossten militarischen Einrichtungen des Landes in regelrechte Konzentrationslager zu denen kein Richter kein Rechtsanwalt kein Journalist kein internationaler Beobachter Zugang hat Die Anwendung des Militargeheimnisses fur die Untersuchung all der Falle als unumganglich erklart macht die Mehrzahl der Verhaftungen de facto zu Entfuhrungen was Folter ohne jede Einschrankung und Hinrichtungen ohne Gerichtsurteil ermoglicht Wahrend der Fussball Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien die von Videla personlich eroffnet wurde gab sich das Regime betont offenherzig freundlich und demokratisch Die weitgehend unkritische Haltung der anderen teilnehmenden Fussballnationen gegenuber dem Militarregime und dem Diktator ist bis heute Gegenstand von Kritik Keine Reue uber die Morde der Diktatur Bearbeiten Videla selbst leugnete die Verantwortung des Militars fur die Tausende von Morden lange Erst 2012 gab er vor Gericht zu dass wahrend seiner Militarregierung 7000 oder 8000 Regimegegner getotet worden seien Man habe die Leichen verschwinden lassen um keine Proteste heraufzubeschworen Es sei ein damals notwendiges militarisches Mittel gewesen 13 Zu den geschatzt etwa 500 Fallen des Kindsraubes von Neugeborenen inhaftierter oppositioneller Frauen 14 die nach der Geburt fast immer umgebracht wurden meinte er wortlich am Schluss seines Prozesses Alle Gebarenden die ich als Mutter respektiere waren aktive Militante in der Maschinerie des Terrorismus Sie verwendeten ihre Kinder als menschliche Schutzschilde 14 Strafverfolgung und Verurteilungen BearbeitenErste Verurteilung 1985 und Begnadigung durch Prasident Menem Bearbeiten nbsp Gedenkmarsch mit Fotos von Verschwundenen zum Anlass des dreiundvierzigsten Jahrestages des Militarputsches in Argentinien 24 Marz 2019 1985 zwei Jahre nach Ende der Militardiktatur wurde Videla im Verfahren gegen die Juntas wegen Menschenrechtsverletzungen Mord Folter und Entfuhrung zu lebenslanger Haft verurteilt aber 1990 durch das Dekret Nr 2741 90 von Prasident Carlos Menem begnadigt Wegen seiner Verantwortung fur Kindesraub wurde er 1998 erneut inhaftiert er hatte im Amt die Zwangsadoption von Kleinkindern inhaftierter Oppositioneller angeordnet die danach zumeist ermordet wurden 1998 wurde Videla unter Hausarrest gestellt 2001 abermals verhaftet man beschuldigte ihn nun wahrend seiner Amtszeit der Kopf einer Verschworung gegen Oppositionelle gewesen zu sein Zwischenzeitlich konnte er aber wieder in seine Wohnung im Stadtteil Belgrano zuruckkehren 15 Auslieferungsgesuch Deutschlands Bearbeiten Am 4 Marz 2004 beantragte die deutsche Bundesregierung offiziell die Auslieferung des einstigen Diktators und zweier weiterer fruherer Militars aufgrund mehrfachen Mordes an deutschen Staatsburgern unter ihnen Elisabeth Kasemann 16 Der Antrag wurde am 17 April 2007 vom obersten Gerichtshof Argentiniens abgewiesen Erneuter Prozess und Verurteilung 2010 Bearbeiten Am 10 Oktober 2008 wurde der Hausarrest gegen Videla aufgehoben Am selben Tag wurde Videla in die Unidad Penitenciaria 34 ein Militargefangnis auf dem Campo de Mayo verlegt 15 Im Juni 2010 begann in Argentinien erneut ein Prozess gegen die Verantwortlichen der Militardiktatur darunter auch Videla und der ehemalige General Luciano Benjamin Menendez 17 Videla ubernahm im Verlauf des Prozesses die volle Verantwortung fur Verbrechen die unter seiner Herrschaft begangen worden sind 18 Am 22 Dezember 2010 wurde Videla gemeinsam mit Menendez und 14 weiteren Tatern erneut zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt 19 Die Strafe musste Videla in einer gewohnlichen Haftanstalt verbussen 20 21 Lebenslange Haftstrafe wegen Kindsraub und Zwangsadoptionen 2012 Bearbeiten Hauptartikel Kindsraub und Zwangsadoptionen im Artikel Argentinische Militardiktatur 1976 1983 Ab dem 28 Februar 2011 stand Videla abermals dieses Mal gemeinsam mit Reynaldo Bignone vor Gericht Dort wurde der Vorwurf des mehrfachen Kinderraubs durch den angeordneten Entzug von Neugeborenen von den leiblichen Muttern und die anschliessende Weitergabe der Kinder an Familien argentinischer Militarangehoriger verhandelt 22 Anfang Juli 2012 wurde Videla vom Bundesgericht in Buenos Aires zu einer Haftstrafe von 50 Jahren verurteilt 23 Er starb am 17 Mai 2013 im Alter von 87 Jahren im Gefangnis von Marco Paz 6 Ein Begrabnis mit militarischen Ehren erhielt Videla nicht Die Beerdigung fand im privaten Rahmen statt 24 Vermachtnis BearbeitenBis zum 24 Marz 2004 hing ein Bild Videlas offiziell unter den Portrats in einer Galerie der nationalen Offiziershochschule Argentiniens dem Colegio Militar de la Nacion bevor es dort im Beisein des Staatsprasidenten Nestor Kirchner abgenommen wurde 25 Siehe auch BearbeitenOperation Condor Schmutziger Krieg Augusto Pinochet Beziehungen zwischen Lateinamerika und den Vereinigten Staaten in den 1970er Jahren die Ara der JuntasLiteratur BearbeitenWilli Baer Karl Heinz Dellwo Hrsg Panteon Militar Kreuzzug gegen die Subversion Laika Verlag Hamburg 2010 ISBN 978 3 942281 78 2 Wolfgang Kaleck Kampf gegen die Straflosigkeit Argentiniens Militars vor Gericht Verlag Klaus Wagenbach Berlin 2010 Buchbesprechung durch Boris Burghardt in der Zeitschrift fur Internationale Strafrechtsdogmatik ZIS 2011 1006 PDF Datei 56 kB Ceferino Reato Disposicion final Interviews mit Videla im Gefangnis spanisch 26 Editorial Sudamericana Buenos Aires 2012 ISBN 978 950 07 3880 4 Rezension in der NZZ online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jorge Rafael Videla Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Ideologe des dreckigen Krieges Nachruf auf Videla in der FAZ Diktator ohne Reue Nachruf in der NZZ Artikel uber den systematischen Raub neugeborener Babys von Regimegegnerinnen und deren Ermordung Offener Brief eines Schriftstellers an die Militarjunta PDF 94 kB des Journalisten Rodolfo Walsh zum einjahrigen Bestehen der Diktatur 1977 in dem erstmals deren zahlreiche Verbrechen offentlich genannt wurdenEinzelnachweise Bearbeiten a b Tod von General Videla Militardiktator ohne Reue In NZZ Online vom 17 Mai 2013 abgerufen am 18 Mai 2013 Murio el dictador Jorge Rafael Videla minutouno com 17 Mai 2013 abgerufen am 24 Januar 2021 Gran parte de su carrera la paso en Tucuman La Gaceta Tucuman 18 Mai 2013 abgerufen am 24 Januar 2021 Historia la caida de Isabel Peron magicasruinas com ar abgerufen am 24 Januar 2021 Stephan Panther Warum ist Argentinien kein reiches Land Memento vom 27 Marz 2014 imInternet Archive PDF 170 kB in Erfolg und Versagen von Institutionen Ausschuss fur Wirtschaftssysteme und Institutionenokonomik des Vereins fur Socialpolitik 35 Jahrestagung Duncker amp Humblot S 199 216 ISBN 978 3 428 11731 4 a b Murio Jorge Rafael Videla simbolo de la dictadura militar Memento vom 4 Januar 2016 im Internet Archive in diariohoy net vom 17 Mai 2013 abgerufen am 18 Mai 2013 Karin Janker Bergoglio ist ein Pilatus Suddeutsche Zeitung 16 Marz 2013 Quien fue Jorge Rafael Videla In Telesur telesurtv net Deutscher Haftbefehl gegen Argentiniens Ex Diktator Die ZEIT 22 Januar 2010 Blando Perfil com 19 Mai 2013 Josef Oehrlein Der Ideologe des dreckigen Krieges FAZ 18 Mai 2013 Rodolfo Walsh Offener Brief eines Schriftstellers an die Militarjunta Memento vom 22 Mai 2013 im Internet Archive PDF 94 kB Webseite zu Walsh beim Rotpunktverlag Rafael Videla Admits His Government Killed and Disappeared Thousands Memento vom 18 Juni 2012 im Internet Archive Fox News Latino 16 April 2012 a b Werner Marti Videla wegen Kindsraub verurteilt Argentiniens Justiz spricht von systematischer Aneignung von Babys durch die Militars Neue Zurcher Zeitung online 7 Juli 2012 a b Sudamerika Argentiniens Ex Diktator Videla wieder vor Gericht In WELT 3 Dezember 2008 abgerufen am 7 Marz 2023 Elisabeth Kasemann Familienbildungsstatte Memento vom 15 September 2014 im Internet Archive Biografie Elisabeth Kasemann abgerufen am 18 Mai 2013 Argentinien Diktator Videla wird der Prozess gemacht Frankfurter Rundschau vom 30 Juni 2010 spiegel de Argentinien Die Abrechnung mit dem Schreckensregime 23 August 2011 abgerufen am 15 September 2011 Argentinien Lebenslang fur Ex Diktator Videla Der Standard vom 22 Dezember 2010 Videla y Menendez condenados a prision perpetua en Cordoba LaVoz com ar 22 Dezember 2010 Videla fue condenado a prision perpetua e ira a una carcel comun Memento des Originals vom 24 Dezember 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lanacion com ar LaNacion com 22 Dezember 2010 Junta Mitglieder wegen Kinderraubs vor Gericht Deutsche Welle vom 1 Marz 2011 Argentinien Ex Diktatoren Videla und Bignone wegen Babyraubes verurteilt bei zeit de 6 Juli 2012 abgerufen am 6 Juli 2012 Artikel in La Nacion span Militares pidieron el retiro por medida de Kirchner 24 Marz 2004 auf den Seiten von www terra com ar span abgerufen 12 Oktober 2007 Videoaufzeichnung von der Abnahme der Bilder von Videla und Reynaldo Bignone aus einer Hommage zum dreissigjahrigen Bestehen der Madres de Plaza de Mayo abgerufen 12 Oktober 2007 Einblicke in die Grausamkeiten einer Diktatur In NZZ Online vom 14 April 2012VorgangerAmtNachfolgerIsabel Martinez de Peron Staatsprasidentin Fuhrer des argentinischen Militarregimes 1976 1981Roberto Eduardo ViolaNormdaten Person GND 123420970 lobid OGND AKS LCCN n78015352 VIAF 27978457 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Videla Jorge RafaelKURZBESCHREIBUNG argentinischer Militar und PolitikerGEBURTSDATUM 2 August 1925GEBURTSORT Mercedes Provinz Buenos Aires ArgentinienSTERBEDATUM 17 Mai 2013STERBEORT Marcos Paz Argentinien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jorge Rafael Videla amp oldid 232046351