www.wikidata.de-de.nina.az
Der Prasident von Argentinien offizieller spanischer Titel Presidente de la Nacion Argentina 1 ist das Staatsoberhaupt der Regierungschef sowie der Oberkommandant der Streitkrafte Argentiniens und damit der machtigste Politiker der Exekutive des Landes Aktueller Amtsinhaber ist Alberto Fernandez Da Argentinien als Staat uber ein starkes Prasidialsystem verfugt hat der Prasident auch Eingriffsmoglichkeiten in die Legislative Dekret teilweise Vertretung des Kongresses in dessen Urlaubszeit sowie in die Judikative Ernennung der Bundesrichter gemeinsam mit dem Senat Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung des Amtes 1 1 Entwicklung des Wahlrechts 1 2 De facto Prasidenten 2 Wahlmodus 3 Charakteristik des Amtes und Kompetenzen 3 1 Voraussetzungen 3 2 Vertretung 3 3 Kompetenzen 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseHistorische Entwicklung des Amtes Bearbeiten nbsp Bernardino Rivadavia nbsp Justo Jose de Urquiza erster verfassungsgemass gewahlter Prasident der Argentinischen KonfoderationDer erste Politiker Argentiniens der den Titel Prasident trug noch ohne verfassungsrechtliche Grundlage war Bernardino Rivadavia zwischen 1826 und 1827 dessen Amtszeit aber nur kurz wahrte da zu dieser Zeit der Konflikt zwischen Unitariern und Foderalisten in vollem Gange war und die lose argentinische Konfoderation Provincias Unidas del Rio de la Plata mehrmals auseinanderbrach und in ihre einzelnen Bundesstaaten oder Provinzen aufgeteilt wurde In der Verfassung von 1853 wurde das Amt zunachst als Presidente de la Confederacion Argentina bezeichnet seine Kompetenzen stimmten aber schon weitgehend mit dem heutigen Amt uberein Justo Jose de Urquiza war somit der erste Amtstrager der als Prasident Argentiniens im heutigen Sinne bezeichnet werden kann 1860 wurde der Titel in die heutige Form umgeandert Entwicklung des Wahlrechts Bearbeiten Die Bestimmungen zur Wahl des Prasidenten machten im Laufe der Zeit auch wegen des sich standig wandelnden Demokratieverstandnisses starke Wandlungen durch So wurden die Prasidenten zwischen 1853 und 1910 von einer Wahlmannerversammlung Wahlerkolleg gewahlt die wiederum vom Volk gewahlt wurden dabei war die Wahl nicht geheim sondern musste vor den Wahlbeamten entweder mundlich oder schriftlich dargelegt werden Ab 1916 erhielt Argentinien auch in Bezug auf die Prasidentenwahl ein modernes Wahlrecht mit geheimer Abstimmung weiterhin uber Wahlerkolleg Die Regelungen sahen eine Amtszeit von 6 Jahren bei verbotener Wiederwahl vor 1949 fuhrte Juan Peron vorubergehend die unbeschrankte Wiederwahlbarkeit des Prasidenten sowie dessen Direktwahl ein dies wurde jedoch bereits 1955 nach seinem Sturz wieder zuruckgenommen In Perons Amtszeit fiel auch die Einfuhrung des Frauenwahlrechts 1951 Ab 1973 wurde der Prasident wieder per Direktwahl bestimmt ebenfalls war eine einmalige Wiederwahl vorgesehen Diese Regelung wurde jedoch 1981 ausser Kraft gesetzt Bei der Verfassungsreform von 1994 wurde die Stichwahl im Fall des Nichterreichens der absoluten Mehrheit bei der Prasidentschaftswahl eingefuhrt und die Amtszeit auf vier Jahre verkurzt dafur wurde die Moglichkeit einer einmaligen Wiederwahl geschaffen De facto Prasidenten Bearbeiten 1930 kam mit Jose Felix Uriburu zum ersten Mal ein Politiker in der Moderne uber einen Putsch in das Amt Da die Legitimitat durch eine Wahl hierbei nicht gegeben war bezeichnete er sich als provisorischer Prasident presidente previsional Interimsprasident Diese Tradition lebte auch bei spateren Putschen fort Beim Putsch 1966 kam es dann zu einer grundlegenden Anderung als Juan Carlos Ongania als erster auch die Legislative fur sich beanspruchte damit die Kompetenzen des verfassungsgemassen Prasidenten weit uberschritt und so einer Diktatur nahekam Dasselbe geschah wahrend der Argentinischen Militardiktatur 1976 1983 durch die jeweiligen Machthaber Zwar war eine derartige Umgehung geltenden Rechts in der Verfassung von 1853 als Verrat am Vaterland traicion a la patria bezeichnet worden jedoch war die Bestrafung der jeweiligen Prasidenten nicht reglementiert Erst 1994 wurde die Moglichkeit de facto ins Amt zu kommen und eigenmachtig die Kompetenzen zu uberschreiten bei der Verfassungsreform verboten und die Autoritat jeder De facto Regierung durch den neuen Artikel 36 der Verfassung fur nichtig erklart 2 Wahlmodus BearbeitenPrasident und Vizeprasident Argentiniens werden direkt vom Volk in freier geheimer gleicher und obligatorischer Wahl gewahlt 3 Fur die Wahler existiert dabei eine Wahlpflicht 4 Die Wahlen finden innerhalb der letzten beiden Monate der Amtszeit des aktuellen Prasidenten statt Die Amtszeit eines Prasidenten betragt vier Jahre eine einmalige Wiederwahl ist moglich Laut der Verfassungsreform von 1994 gilt ein Kandidatenduo Prasident und Vizeprasident im ersten Wahlgang als gewahlt sofern es eines der folgenden Ziele erreicht 3 als erstplatziertes Kandidatenduo mehr als 45 der gultigen affirmativen Stimmen Art 97 der Verfassung mehr als 40 der gultigen affirmativen Stimmen sofern das zweitplatzierte Duo mehr als 10 Ruckstand aufweist Art 98 In allen anderen Fallen wird eine Stichwahl abgehalten an der nur die zwei am besten platzierten Kandidatenduos teilnehmen Zieht eines von diesen seine Kandidatur zuruck gilt das verbleibende Kandidatenduo als Sieger das drittplatzierte ruckt also nicht nach so geschehen 2003 bei der Wahl von Nestor Kirchner Charakteristik des Amtes und Kompetenzen Bearbeiten nbsp Die Casa Rosada Sitz des PrasidentenLaut Artikel 87 der argentinischen Verfassung reprasentiert der Prasident die Exekutive des Bundesstaates 1 Wie in einem Prasidialsystem ublich hat er eine starke Stellung die auch durch gesetzgebende Kompetenzen sowie Eingriffsmoglichkeiten in die Judikative erweitert wird 5 Laut Kritikern z B Guillermo O Donnell 1994 ist so die Gewaltenteilung eingeschrankt O Donnell zahlt Argentinien zum Typus der delegativen Demokratie der noch nicht den Institutionalisierungsgrad westlicher Demokratien erreicht habe 6 Voraussetzungen Bearbeiten Der Prasident muss laut argentinischer Verfassung Art 89 argentinischer Staatsangehoriger sein und entweder in Argentinien geboren sein oder Sohn bzw Tochter eines in Argentinien geborenen Staatsangehorigen sein 1 Weiterhin muss er den Bestimmungen entsprechen die fur Senatoren gelten Er muss ein Mindestalter von 30 Jahren aufweisen seit mindestens sechs Jahren die argentinische Staatsburgerschaft innehaben sowie ein Mindesteinkommen von 2000 Pesos nachweisen konnen 7 Weiterhin darf der Prasident in der vorhergegangenen Wahlperiode nicht zweimal hintereinander Vizeprasident oder hintereinander Prasident und Vizeprasident gewesen sein Prasident und Vize konnen sich also nicht im Amt abwechseln Vertretung Bearbeiten Bei Tod Krankheit Abwesenheit aus der Hauptstadt Rucktritt oder Absetzung des Prasidenten ubernimmt der Vizeprasident die Amtsgeschafte Ist auch der Vizeprasident verhindert so designiert der Kongress einen Beamten zum Stellvertreter bis entweder einer der beiden Beamten wieder amtsfahig ist oder ein neuer Prasident gewahlt wird Kompetenzen Bearbeiten Die Kompetenzen des Prasidenten sind im Artikel 99 der Verfassung geregelt 8 Nach diesem Artikel ist er nicht nur Staatsoberhaupt und Regierungschef sondern auch politisch verantwortlich fur die Administration des Bundesstaates Als Hauptvertreter der Exekutive fuhrt er die durch den Kongress verabschiedeten Gesetze aus indem er die entsprechenden Regelungen einleitet Dabei muss er beachten die Grundsatze dieser Gesetze nicht zu verandern Art 99 Abs 2 Er ernennt und entlasst die Minister und Staatssekretare den Kabinettsvorsitzenden jefe de gabinete sowie mit Zustimmung des Senates die Botschafter Argentiniens im Ausland Abs 7 Auch bei den sogenannten ministros plenipotenciarios bevollmachtigten Ministern und Beauftragten fur bestimmte Handelsgeschafte bedarf die Ernennung und Entlassung der Zustimmung des Senats Weiterhin ist der Prasident in die Gesetzgebung eingebunden Er hat obwohl es ihm nicht gestattet ist eigene Gesetze zu verabschieden die Moglichkeit wenn Ausnahmebedingungen die normalen Wege zur Gesetzgebung uber den Kongress unmoglich machen die Moglichkeit Dekrete auszusprechen Abs 3 Diese durfen nicht das Straf Steuer Wahl und Parteirecht betreffen und mussen gemeinsam mit den zustandigen Ministern formuliert werden Ebenfalls hat er das Recht den Kongress zu aussergewohnlichen Sitzungen einzuberufen sowie zu entscheiden ob eine Sitzung verlangert werden muss In Ausnahmefallen darf er weiterhin den Ausnahmezustand estado de sitio verhangen in dem einige entscheidende Grundrechte ausser Kraft gesetzt werden In den Zeiten in denen der Kongress sich im Urlaub befindet ubernimmt er einige Kompetenzen des Senats und des Reprasentantenhauses wie die Ernennung von Beamten und die Intervention in den Provinzen In Bezug auf die Judikative ernennt der Prasident die Richter des Obersten Gerichtshofes Abs 4 es bedarf dabei jedoch der Zustimmung einer Zweidrittelmehrheit des Senates Er ernennt auf Vorschlag des Consejo de la Magistratura Richterrates auch die Mitglieder der dem Obersten Gerichtshof nachgeordneten Gerichte der Bundesjustiz dabei bedarf es ebenfalls der Zustimmung des Senats Weiterhin hat er das Recht nach Bundesrecht Angeklagte zu begnadigen Abs 5 ausgenommen sind Verfahren bezuglich Amtsvergehen Als Oberhaupt der Streitkrafte hat er die Befehlsgewalt uber Heer Marine und Luftwaffe und kann uber Organisation und Verteilung der Streitkrafte auf dem Staatsterritorium entscheiden Weiterhin ernennt er die Fuhrungsbeamten in den Streitkraften in Friedenszeiten mit Zustimmung des Senates in Kriegszeiten ohne diese Zustimmung Zuletzt hat der Prasident auch reprasentative Aufgaben wie etwa das Empfangen auslandischer Vertreter Vertrage und Vereinbarungen mit anderen Landern oder internationalen Organisationen werden durch den Prasidenten gegengekennzeichnet Zusammen mit dem Kongress kann der Prasident den Kriegsfall erklaren sowie bei einem Angriff auf Argentinien mit Zustimmung des Senats Ausnahmeregelungen in Kraft setzen Abs 15 8 Siehe auch BearbeitenListe der Prasidenten von ArgentinienEinzelnachweise Bearbeiten a b c De su naturaleza y forma de duracion Memento vom 31 Mai 2011 im Internet Archive 1 Kapitel der 2 Sektion des 2 Teils der argentinischen Verfassung von 1994 Nuevos Derechos y Garantias Memento vom 10 Februar 2010 im Internet Archive 2 Kapitel des ersten Teils der argentinischen Verfassung von 1994 a b De la forma y tiempo de la eleccion del presidente y vicepresidente de la Nacion Memento vom 7 Juli 2008 im Internet Archive 2 Kapitel der 2 Sektion des 2 Teils der argentinischen Verfassung von 1994 Prasidentschaftswahlen in Argentinien Nicht mehr online verfugbar In bpb de Archiviert vom Original am 4 Juni 2019 abgerufen am 4 Juni 2019 Siehe Artikel 99 Amtsbefugnisse der Verfassung Guillermo O Donnell Delegative Democracy In Journal of Democracy 7 4 1994 S 112 126 Del Senado Memento vom 4 Mai 2012 im Internet Archive 2 Kapitel des 2 Teils der argentinischen Verfassung von 1994 a b Atribuciones del Presidente Memento vom 11 Februar 2010 im Internet Archive 3 Kapitel der 2 Sektion des 2 Teils der argentinischen Verfassung von 1994 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prasident von Argentinien amp oldid 239372867