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Carlos Saul Menem Akil gewohnlich genannt Carlos Menem ˈkaɾlos me nem 2 Juli 1930 in Anillaco Provinz La Rioja 14 Februar 2021 in Buenos Aires 1 war ein argentinischer Rechtsanwalt und Politiker Er war als Mitglied des Partido Justicialista Peronisten vom 9 Juli 1989 bis 10 Dezember 1999 Prasident von Argentinien Carlos Menem als Prasident Argentiniens 1995 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Prasidentschaft 1 3 Leben nach der Prasidentschaft 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Carlos Menems Familie war Anfang des 20 Jahrhunderts aus dem damals noch zum Osmanischen Reich gehorenden Syrien nach Argentinien gekommen Seine Eltern waren sunnitische Muslime liessen Menem jedoch schon als Kleinkind katholisch taufen 2 Er studierte Jura an der staatlichen Universitat Cordoba Er fuhrte eine Kampagne zur Unterstutzung von politischen Gefangenen durch und wurde 1957 wegen Mithilfe bei gewaltsamen Aktionen gegen die Diktatur des Generals Pedro Eugenio Aramburu inhaftiert Nach dem Ende der Militardiktatur im Jahre 1973 wurde er zum Gouverneur der Provinz La Rioja gewahlt Drei Jahre spater wurde er abermals inhaftiert als die Prasidentin Isabel Martinez de Peron im Marz 1976 gesturzt wurde und erneut eine Militarjunta die Prasidentschaft ubernahm Im Oktober 1983 mit dem Ende des Militarregimes und der Ruckkehr des Landes zur Demokratie wurde Menem erneut zum Gouverneur der Provinz La Rioja gewahlt Am 14 Mai 1989 als das Land unter einer ernsten Wirtschaftskrise litt wurde er zum Prasidenten der Republik Argentinien als Nachfolger von Raul Alfonsin gewahlt Prasidentschaft Bearbeiten Das Hauptproblem das Menem zu bewaltigen hatte war die Wirtschaft die aufgrund einer Hyperinflation und einer Rezession vor dem Ruin stand Menem handelte schnell indem er in Ubereinstimmung 3 mit dem IWF eine Reihe von Reformen neoliberalen Zuschnitts durchfuhrte Dabei bediente er sich sehr haufig des Mittels des Dringlichkeitsdekrets 3 So privatisierte er die Staatsfirmen und die staatlichen Fernsehanstalten Er deregulierte die Wirtschaft und gab die Preise frei Wahrend der Amtszeit des Wirtschaftsministers Domingo Cavallo wurde das Konvertibilitatsgesetz erlassen das den Wert des argentinischen Peso 1 1 an den Dollar der Vereinigten Staaten koppelte Dieser Wechselkurs hatte bis zur argentinischen Finanzkrise von 2001 2002 Bestand Die Zentralbank war verpflichtet die argentinische Wahrung mit ihren Dollarreserven im Verhaltnis 1 1 zu decken Dadurch konnte der Staat sich nicht mehr durch eine Erhohung der Geldmenge refinanzieren fehlende Seigniorage Dieser positive Aspekt wurde durch eine Erhohung der Aussenverschuldung zunichtegemacht In den 10 Jahren seiner Regierungszeit wuchs die Aussenschuld um 123 von 65 3 auf 146 2 Milliarden US Dollar Der wichtigste wirtschaftliche Nutzen der sich aus diesen Massnahmen ergab war eine vergleichsweise geringe Inflation im niedrigen einstelligen Bereich Die feste Paritat des argentinischen Peso mit dem Dollar sowie die vom hohen Finanzbedarf hervorgerufenen relativ hohen Zinssatze zogen auslandisches Kapital an was zu einem bedeutenden Wachstum des Bruttoinlandsprodukts fuhrte Die Privatisierung im offentlichen Dienst und von Staatsbetrieben fuhrte zu Qualitatsverbesserungen in mehreren Sektoren Wasser Licht Gas obwohl viele Verbraucher davon ausgeschlossen blieben und sich die Qualitat der Dienstleistungen in anderen Sektoren verschlechterte Die Privatisierung des Schienennetzes schlug ganzlich fehl weite Teile des grossen Streckennetzes wurden vollstandig aufgegeben Gleichzeitig waren aufgrund der hohen an den Dollar gebundenen Binnenpreise die bedeutendsten Nachteile seiner Politik eine deutliche Abnahme der Wettbewerbsfahigkeit der Exportwirtschaft und der weiterverarbeitenden Betriebe die den Binnenmarkt belieferten sowie die Arbeitslosigkeit Als Menem die Regierungsgeschafte ubernahm erklomm die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschaftigung historische Hohen 8 1 bzw 8 6 der wirtschaftlich aktiven Bevolkerung Nach einer Periode langsamer Abnahme 6 9 bzw 8 3 im Mai 1992 wuchs die Arbeitslosigkeit sowie die Unterbeschaftigung wahrend der Wirtschaftskrise in Mexiko Tequila Krise wieder an bis sie im Mai 1995 mit 18 4 bzw 11 3 den Gipfel erreichte und danach die beiden Indikatoren im Oktober 1998 auf 12 4 bzw 13 6 sanken Am Ende seiner Regierung lagen diese Zahlen bei 13 8 bzw 14 3 Auch in anderen Bereichen machte Menem von sich reden So wirkte er 1991 bei der Bildung der sudamerikanischen Freihandelszone Mercosur mit Nach dem Skandal den der Mord an dem Rekruten Omar Carrasco ausloste schaffte er die Wehrpflicht ab Seine Regierung wurde schliesslich durch Korruptions vorwurfe und nachgewiesene Falle von Vetternwirtschaft belastet Er begnadigte Soldaten und Offiziere der vorhergegangenen Militardiktatur 1976 1983 wie den Folterer Antonio Domingo Bussi sowie Mitglieder von Guerillaorganisationen die hauptsachlich in den 1970er Jahren aktiv gewesen waren Man legt ihm zur Last die Judikative manipuliert zu haben Als er an der Macht war wurde durch ein Gesetz des Kongresses die Anzahl der Mitglieder des Obersten Gerichtshofes auf neun erhoht Ein Teil der Presse nannte diesen vergrosserten Gerichtshof das Gericht der Wunder denn man warf ihm vor immer nach Interessenlage der Regierung zu entscheiden Eine andere Bezeichnung die man den funf Menem nahestehenden Richtern gab war die automatische Mehrheit da in den meisten Streitfallen die Stimmen dieser funf Richter ubereinstimmten Wahrend seiner Regierungszeit wurden terroristische Attentate verubt die uber hundert Menschen das Leben kosteten 1992 der Anschlag auf die israelische Botschaft und 1994 der Anschlag auf die argentinisch israelitische Vereinigung AMIA Die Ermittlungen die die Schuldigen dieser Attentate finden sollten blieben erfolglos einige Sektoren halten daran fest dass die Ermittlungen absichtlich von den Instanzen der Regierung behindert wurden nbsp Menem links bei der Amtsubergabe an seinen Nachfolger Fernando de la Rua 1999 Die hohen Beliebtheitswerte seiner Amtsfuhrung und die grosse im Partido Justicialista konzentrierte Macht erlaubten es Menem Druck auf die Oppositionspartei Radikale Burgerunion UCR und insbesondere auf ihren Parteivorsitzenden Raul Alfonsin zwecks Unterzeichnung des so genannten Pakt von Olivos auszuuben Darin vereinbarten die beiden Seiten nach Verhandlungen hinter verschlossenen Turen unter anderem den Aufruf zu einer Reform der nationalen Verfassung im Jahre 1994 die im Tausch gegen eine Verkurzung der Prasidentschaft von sechs auf vier Jahre die einmalige Wiederwahl des Prasidenten ermoglichte Dadurch wurde gleichzeitig die Wiederwahl Menems im darauf folgenden Jahr moglich In seiner zweiten Amtszeit hielt Menem an der Wirtschaftspolitik seiner ersten Regierungsperiode fest Jedoch machten dieses Mal die wachsende Auslandsverschuldung der Beginn einer Rezession im vierten Quartal 1998 und neue Korruptionsvorwurfe Menem zu einer immer unbeliebteren Figur Er wollte zwar erneut bei den Prasidentschaftswahlen antreten da nach seiner Meinung die Verfassungsanderung dazu fuhrte dass seine zweite Prasidentschaft als erste Prasidentschaft im Sinne der neuen Verfassung anzusehen war scheiterte aber damit vor Gericht Nach den Prasidentschaftswahlen ubergab Menem sein Amt im Jahr 1999 Fernando de la Rua von der oppositionellen Radikalen Burgerunion UCR der sich gegen den Kandidaten des Partido Justicialista PJ Eduardo Duhalde durchsetzen konnte Am 17 Juni 1999 hatte er von Papst Johannes Paul II eine Auszeichnung fur seine im Wahlkampf gezeigte harte Haltung gegen Abtreibungen erhalten Der 25 Marz war zum Tag des ungeborenen Lebens erklart worden Danach hatte seine fruhere Ehefrau offentlich ausgesagt dass sie mit Unterstutzung Menems abgetrieben habe 4 Leben nach der Prasidentschaft Bearbeiten nbsp Carlos Menem im argentinischen Senat 2018 Im Mai 2001 heiratete er die Chilenin Cecilia Bolocco die fruher als Model Miss Universum 1987 und als chilenische Fernsehmoderatorin tatig war diese Ehe wurde im April 2007 geschieden Am 7 Juni 2001 wurde er aufgrund des Verdachts des Waffenhandels mit Kroatien und Ecuador wahrend seiner Amtszeit im Jahre 1991 und 1996 verhaftet und stand bis November desselben Jahres unter Hausarrest Ende August 2002 stand er vor Gericht und bestritt alle Anklagepunkte Spater wurde ihm der Besitz von Konten auf Schweizer Banken zur Last gelegt deren Existenz der Ex Prasident nicht angegeben hatte und deren Vorhandensein er nicht rechtfertigen konnte In dieser Angelegenheit wurde er verurteilt nach Bereitstellung einer Kaution wurde ihm aber am 20 Dezember 2004 die Haftstrafe erlassen Nachdem Prasident Eduardo Duhalde fur das Jahr 2003 Prasidentschaftswahlen angekundigt hatte stellte sich Menem erneut zur Wahl die am 27 April stattfand Menem erreichte hierbei zunachst die einfache Mehrheit mit 25 der Stimmen Es gelang ihm jedoch nicht die notigen Stimmen fur eine absolute Mehrheit zu erringen und direkt die Prasidentschaft zu erlangen Es wurde folglich fur den 18 Mai 2003 eine Stichwahl zwischen Menem und dem Zweitplatzierten Nestor Kirchner angesetzt Menem entschloss sich jedoch zur Stichwahl nicht anzutreten als die Umfragen zeigten dass sein Gegner ihn um etwa 40 Prozentpunkte ubertreffen wurde Nestor Kirchner wurde durch den Verzicht Menems automatisch argentinischer Prasident Am 23 Oktober 2005 kandidierte Menem fur seine Heimatprovinz La Rioja bei den Senatswahlen und errang den Sitz des Zweitplatzierten Gewinner der Wahl war Angel Maza Gouverneur der Provinz und Verbundeter des Prasidenten Kirchner der wiederum ein dezidierter Menem Gegner war Aufgrund des Wahlsystems wurde Carlos Menem dennoch Senator Die starkste Partei erhalt zwei Posten die zweitstarkste Gruppierung einen Menem ubernahm somit genau sechs Jahre nach Ende seiner Prasidentschaft wieder ein offentliches Amt Einige politische Analysten werten aber die Tatsache dass er nicht die Mehrheit in seiner eigenen Provinz erreichte als Zeichen seines politischen Bedeutungsverlustes Am 13 Juni 2013 verurteilte ein argentinisches Bundesgericht in der Wiederaufnahme des Verfahrens von 2002 Carlos Menem wegen illegaler Waffenlieferungen an Kroatien und Ecuador in den Jahren 1991 bis 1995 zu sieben Jahren Haft Doch musste Menem die Haftstrafe nicht antreten da er als Abgeordneter des Senats Immunitat genoss 5 Er starb im Februar 2021 im Alter von 90 Jahren 1998 wurde ihm die Ehrenburgerschaft der Stadt Jerewan verliehen 6 Literatur BearbeitenPeter Birle Sandra Carreras Hrsg Argentinien nach zehn Jahren Menem Wandel und Kontinuitat Vervuert Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 89354 586 7 Eva Karnowsky Carlos Saul Menem In Nikolaus Werz Hrsg Populisten Revolutionare Staatsmanner Politiker in Lateinamerika Vervuert Frankfurt am Main 2002 ISBN 978 3 86527 513 4 S 492 516 Mariana Llanos Detlef Nolte Menem wirft das Handtuch Ein politischer Neuanfang in Argentinien unter Nestor Kirchner in Brennpunkt Lateinamerika 10 2003 Institut fur Iberoamerika Kunde Hamburg ISSN 1437 6148 Volltext als PDF P W Zagorski Civil military relations and Argentine democracy the armed forces under the Menem government In Armed Forces amp Society Band 20 Nr 3 1994 S 423 437 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carlos Menem Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Carlos Menem in der Notable Names Database englisch Literatur von und uber Carlos Menem im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Argentinien Ex Prasident Carlos Menem mit 90 Jahren gestorben Abgerufen am 14 Februar 2021 deutsch Roberto Ortiz de Zarate Carlos Menem In CIDOB Barcelona Centre for International Affairs Abgerufen am 20 Februar 2021 a b Remo Rey Geschichte Lateinamerikas vom 20 Jahrhundert bis zur Gegenwart In Beck sche Reihe Nr 1675 C H Beck Verlag Munchen 2006 ISBN 978 3 406 54093 6 S 113 138 Neue Zurcher Zeitung 20 September 1999 Frankfurter Allgemeine Zeitung 15 Juni 2013 S 6 Liste der Ehrenburger von Jerewan Internetseite der Stadt JerewanVorgangerAmtNachfolgerRaul AlfonsinPrasident von Argentinien 1989 1999Fernando de la RuaNormdaten Person GND 119323206 lobid OGND AKS LCCN n86125059 VIAF 68960646 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Menem CarlosALTERNATIVNAMEN Menem Akil Carlos Saul vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG argentinischer Rechtsanwalt und PolitikerGEBURTSDATUM 2 Juli 1930GEBURTSORT Anillaco La RiojaSTERBEDATUM 14 Februar 2021STERBEORT Buenos Aires Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carlos Menem amp oldid 237027957