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Als analytisch bezeichnet man in der Mathematik eine Funktion die lokal durch eine konvergente Potenzreihe gegeben ist Aufgrund der Unterschiede zwischen reeller und komplexer Analysis spricht man zur Verdeutlichung oft auch explizit von reell analytischen oder komplex analytischen Funktionen Im Komplexen sind die Eigenschaften analytisch und holomorph aquivalent Ist eine Funktion in der gesamten komplexen Ebene definiert und analytisch nennt man sie ganz Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Eigenschaften 3 Reelle Funktionen 3 1 Beispiele analytischer Funktionen 3 1 1 Exponentialfunktion 3 1 2 Trigonometrische Funktion 3 1 3 Spezielle Funktionen 3 2 Beispiele nicht analytischer Funktionen 4 Komplexe Funktionen 5 Mehrere Veranderliche 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEs sei K R displaystyle mathbb K mathbb R nbsp oder K C displaystyle mathbb K mathbb C nbsp und D K displaystyle D subseteq mathbb K nbsp eine offene Teilmenge Eine Funktion f D K displaystyle f colon D to mathbb K nbsp heisst analytisch im Punkt x 0 D displaystyle x 0 in D nbsp wenn es eine Potenzreihe n 0 a n x x 0 n displaystyle sum n 0 infty a n x x 0 n nbsp gibt die auf einer Umgebung von x 0 displaystyle x 0 nbsp gegen f x displaystyle f x nbsp konvergiert Ist f displaystyle f nbsp in jedem Punkt von D displaystyle D nbsp analytisch so heisst f displaystyle f nbsp analytisch Eigenschaften BearbeitenEine analytische Funktion ist beliebig oft differenzierbar Die Umkehrung gilt nicht siehe Beispiele unten Die lokale Potenzreihendarstellung einer analytischen Funktion f displaystyle f nbsp ist ihre Taylorreihe Es gilt alsoa n f n x 0 n displaystyle a n frac f n x 0 n nbsp dd Summen Differenzen Produkte Quotienten sofern der Nenner keine Nullstellen hat und Verkettungen analytischer Funktionen sind analytisch Ist D displaystyle D nbsp zusammenhangend und besitzt die Menge der Nullstellen einer analytischen Funktion f D K displaystyle f colon D to mathbb K nbsp einen Haufungspunkt in D displaystyle D nbsp so ist f displaystyle f nbsp die Nullfunktion Sind entsprechend f g D K displaystyle f g colon D to mathbb K nbsp zwei Funktionen die auf einer Menge ubereinstimmen die einen Haufungspunkt in D displaystyle D nbsp besitzt z B auf einer offenen Teilmenge so sind sie identisch Reelle Funktionen BearbeitenBeispiele analytischer Funktionen Bearbeiten Viele gangige Funktionen der reellen Analysis wie beispielsweise Polynomfunktionen Exponential und Logarithmusfunktionen trigonometrische Funktionen und rationale Ausdrucke in diesen Funktionen sind analytisch Die Menge aller auf einer offenen Menge D displaystyle D nbsp reell analytischen Funktionen wird mit C w D displaystyle C omega D nbsp bezeichnet Exponentialfunktion Bearbeiten Eine bekannte analytische Funktion ist die Exponentialfunktion exp x k 0 1 k x k 1 x 1 2 x 2 1 6 x 3 1 24 x 4 displaystyle exp x sum k 0 infty frac 1 k x k 1 x frac 1 2 x 2 frac 1 6 x 3 frac 1 24 x 4 dotsb nbsp die auf ganz R displaystyle mathbb R nbsp konvergiert Trigonometrische Funktion Bearbeiten Auch die trigonometrischen Funktionen Sinus Kosinus Tangens Kotangens und ihre Arkusfunktionen sind analytisch Jedoch zeigt das Beispiel des Arkustangens arctan x k 0 1 k 2 k 1 x 2 k 1 x 1 3 x 3 1 5 x 5 1 7 x 7 displaystyle arctan x sum k 0 infty frac 1 k 2k 1 x 2k 1 x frac 1 3 x 3 frac 1 5 x 5 frac 1 7 x 7 dotsb nbsp dass eine auf ganz R displaystyle mathbb R nbsp analytische Funktion eine Reihenentwicklung mit endlichem Konvergenzradius haben kann Spezielle Funktionen Bearbeiten Viele spezielle Funktionen wie beispielsweise die eulersche Gammafunktion die eulersche Betafunktion oder die riemannsche Zeta Funktion sind ebenfalls analytisch Beispiele nicht analytischer Funktionen Bearbeiten nbsp Der Graph der Funktion f displaystyle f nbsp fallt in der Nahe von 0 sehr schnell gegen 0 Schon der Wert f 0 4 0 001 9 displaystyle f 0 4 approx 0 0019 ldots nbsp lasst sich in der Graphik nicht mehr von 0 unterscheiden Die folgenden Beispiele nicht analytischer Funktionen zahlen zu den glatten Funktionen Sie sind auf ihrem Definitionsbereich beliebig oft differenzierbar aber an einzelnen Punkten existiert keine Potenzreihenentwicklung Die folgende Funktion f x exp 1 x 2 f u r x 0 0 f u r x 0 displaystyle f x begin cases exp left frac 1 x 2 right amp mathrm f ddot u r x neq 0 0 amp mathrm f ddot u r x 0 end cases nbsp ist an allen Stellen x R displaystyle x in mathbb R nbsp also auch an der Stelle 0 beliebig oft differenzierbar Aus f n 0 0 displaystyle f n left 0 right 0 nbsp fur alle n displaystyle n nbsp folgt die Taylor Reihe von f displaystyle f nbsp n 0 0 n x n 0 displaystyle sum n 0 infty frac 0 n x n 0 nbsp die ausser im Punkt x 0 displaystyle x 0 nbsp nicht mit f x displaystyle f left x right nbsp ubereinstimmt Somit ist f displaystyle f nbsp im Punkt 0 nicht analytisch Auch die Funktion g x exp 1 x 2 f u r x gt 0 0 f u r x 0 displaystyle g x begin cases exp left frac 1 x 2 right amp mathrm f ddot u r x gt 0 0 amp mathrm f ddot u r x leq 0 end cases nbsp ist beliebig oft differenzierbar denn alle rechtsseitigen Ableitungen im Nullpunkt sind genauso gleich 0 wie trivialerweise alle linksseitigen Es gibt eine wichtige Klasse nicht analytischer Funktionen die Funktionen mit kompaktem Trager Der Trager einer Funktion ist der Abschluss der Menge der Punkte an denen eine Funktion nicht verschwindet x f x 0 displaystyle overline x mid f x not 0 nbsp Ist der Trager kompakt so spricht man von einer Funktion mit kompaktem Trager oder von einer Testfunktion Diese Funktionen spielen in der Theorie der partiellen Differentialgleichungen eine grosse Rolle Fur Funktionen die auf ganz R displaystyle mathbb R nbsp definiert sind ist diese Bedingung aquivalent dazu dass es eine Zahl C gt 0 displaystyle C gt 0 nbsp gibt so dass f x 0 displaystyle f x 0 nbsp fur alle x displaystyle x nbsp mit x gt C displaystyle x gt C nbsp gilt Eine Funktion mit kompaktem Trager stimmt somit fur grosse x displaystyle x nbsp mit der Nullfunktion uberein Ware die Funktion nun zusatzlich analytisch so wurde sie nach den obigen Eigenschaften analytischer Funktionen bereits auf ganz R displaystyle mathbb R nbsp mit der Nullfunktion ubereinstimmen Anders ausgedruckt Die einzige analytische Funktion mit kompaktem Trager ist die Nullfunktion nbsp An der Maximalstelle ist h 1 2 e 8 0 000335 displaystyle h left tfrac 1 2 right e 8 approx 0 000335 ldots nbsp Die Funktion h x g x g 1 x exp 1 x 2 1 1 x 2 f u r 0 lt x lt 1 0 f u r x 0 o d e r x 1 displaystyle h x g x g 1 x begin cases exp left frac 1 x 2 frac 1 1 x 2 right amp mathrm f ddot u r 0 lt x lt 1 0 amp mathrm f ddot u r x leq 0 mathrm oder x geq 1 end cases nbsp ist eine beliebig oft differenzierbare Funktion mit kompaktem Trager 0 1 displaystyle 0 1 nbsp nbsp Es ist f 0 1 displaystyle f 0 1 nbsp und 0 lt f x 0 displaystyle 0 lt f x to 0 nbsp fur x displaystyle x to infty nbsp Bei den bisherigen Beispielen kann man beweisen dass die Taylor Reihe an jedem Punkt einen positiven Konvergenzradius hat aber nicht uberall gegen die Funktion konvergiert Es gibt aber auch nichtanalytische Funktionen bei denen die Taylor Reihe Konvergenzradius Null hat beispielsweise ist die Funktion f x 0 e t 1 x 2 t d t displaystyle f x int 0 infty frac mathrm e t 1 x 2 t mathrm d t nbsp auf ganz R displaystyle mathbb R nbsp beliebig oft differenzierbar aber ihre Taylorreihe in x 0 0 displaystyle x 0 0 nbsp k 0 1 k k x 2 k 1 x 2 2 x 4 6 x 6 24 x 8 displaystyle sum k 0 infty 1 k k cdot x 2k 1 x 2 2x 4 6x 6 24x 8 dotsb nbsp ist nur fur x 0 displaystyle x 0 nbsp konvergent 1 Allgemeiner kann man zeigen dass jede beliebige formale Potenzreihe als Taylor Reihe einer glatten Funktion vorkommt Komplexe Funktionen Bearbeiten Hauptartikel Holomorphe Funktion In der Funktionentheorie wird gezeigt dass eine Funktion f displaystyle f nbsp einer komplexen Variablen die in einer offenen Kreisscheibe D displaystyle D nbsp komplex differenzierbar ist in D displaystyle D nbsp sogar beliebig oft komplex differenzierbar ist und dass die Potenzreihe um den Mittelpunkt c displaystyle c nbsp der Kreisscheibe n 0 f n c n z c n displaystyle sum n 0 infty frac f n c n z c n nbsp fur jeden Punkt z displaystyle z nbsp aus D displaystyle D nbsp gegen f z displaystyle f z nbsp konvergiert Dies ist ein wichtiger Aspekt unter dem Funktionen in der komplexen Ebene einfacher zu handhaben sind als Funktionen einer reellen Variablen Tatsachlich benutzt man in der Funktionentheorie die Attribute analytisch holomorph und regular synonym Aus den ursprunglichen Definitionen dieser Begriffe ist ihre Aquivalenz nicht sofort erkennbar sie wurde erst spater nachgewiesen Komplex analytische Funktionen die nur reelle Werte annehmen sind konstant Eine Folgerung aus den Cauchy Riemannschen Differentialgleichungen ist dass der Realteil einer analytischen Funktion den Imaginarteil bis auf eine Konstante bestimmt und umgekehrt Es gilt der folgende wichtige Zusammenhang zwischen reell analytischen Funktionen und komplex analytischen Funktionen Jede reell analytische Funktion R R displaystyle mathbb R to mathbb R nbsp kann zu einer komplex analytischen also holomorphen Funktion auf einer Umgebung von R C displaystyle mathbb R subset mathbb C nbsp fortgesetzt werden Umgekehrt wird jede holomorphe Funktion zu einer reell analytischen Funktion wenn man sie zunachst auf R displaystyle mathbb R nbsp einschrankt und anschliessend nur den Realteil oder nur den Imaginarteil betrachtet Dies ist der Grund warum viele Eigenschaften der reell analytischen Funktionen am einfachsten mit Hilfe der komplexen Funktionentheorie bewiesen werden Mehrere Veranderliche BearbeitenAuch bei Funktionen f displaystyle f nbsp die von mehreren Veranderlichen x 1 x n displaystyle x 1 dotsc x n nbsp abhangen kann man wie folgt eine Taylorreihenentwicklung im Punkt x x 1 x n displaystyle x x 1 dotsc x n nbsp definieren a N 0 n a f x a 3 x a displaystyle sum alpha in mathbb N 0 n frac partial alpha f x alpha xi x alpha nbsp Dabei wurde von der Multiindexschreibweise Gebrauch gemacht die Summe erstreckt sich uber alle Multiindizes a a 1 a n N 0 n displaystyle alpha alpha 1 dotsc alpha n in mathbb N 0 n nbsp der Lange n displaystyle n nbsp In Analogie zum oben besprochenen Fall einer Veranderlichen heisst eine Funktion analytisch wenn die Taylorreihenentwicklung fur jeden Punkt des Definitionsbereichs einen positiven Konvergenzradius hat und innerhalb des Konvergenzbereichs die Funktion darstellt das heisst dass f 3 a N 0 n a f x a 3 x a displaystyle f xi sum alpha in mathbb N 0 n frac partial alpha f x alpha xi x alpha nbsp fur alle 3 3 1 3 n displaystyle xi xi 1 dotsc xi n nbsp aus einer Umgebung von x x 1 x n displaystyle x x 1 dotsc x n nbsp gilt Im Falle komplexer Veranderlicher spricht man auch bei mehreren Veranderlichen von holomorphen Funktionen Solche Funktionen werden durch die Funktionentheorie in mehreren komplexen Variablen untersucht Literatur BearbeitenKonrad Konigsberger Analysis Band 2 3 uberarbeitete Auflage Springer Verlag Berlin u a 2000 ISBN 3 540 66902 7 Eberhard Freitag Rolf Busam Funktionentheorie 1 Springer Verlag Berlin ISBN 3 540 67641 4 Einzelnachweise Bearbeiten Beweisarchiv Analysis Differentialrechnung Taylor Reihe mit Konvergenzradius Null Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Analytische Funktion amp oldid 236177859