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Der Konvergenzradius ist in der Analysis eine Eigenschaft einer Potenzreihe der Form f x n 0 a n x x 0 n displaystyle f x sum n 0 infty a n x x 0 n die angibt in welchem Bereich der reellen Gerade oder der komplexen Ebene fur die Potenzreihe Konvergenz garantiert ist Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Folgerungen aus dem Konvergenzradius 3 Bestimmung des Konvergenzradius 4 Beispiele fur unterschiedliches Randverhalten 5 Einfluss des Entwicklungspunktes auf den Konvergenzradius 6 Herleitung 6 1 Wurzelkriterium 6 2 Quotientenkriterium 7 LiteraturDefinition BearbeitenDer Konvergenzradius ist als das Supremum aller Zahlen r 0 displaystyle rho geq 0 nbsp definiert fur welche die Potenzreihe fur mindestens ein x displaystyle x nbsp mit x x 0 r displaystyle x x 0 rho nbsp konvergiert r sup x x 0 n 0 a n x x 0 n konvergiert displaystyle r sup left x x 0 left sum n 0 infty a n x x 0 n text konvergiert right right nbsp Falls die Potenzreihe fur alle reellen Zahlen bzw auf der ganzen komplexen Zahlenebene konvergiert also diese Menge der r displaystyle rho nbsp nach oben unbeschrankt ist sagt man der Konvergenzradius ist unendlich r displaystyle r infty nbsp Folgerungen aus dem Konvergenzradius BearbeitenFur eine Potenzreihe mit Konvergenzradius r gt 0 displaystyle r gt 0 nbsp gilt Ist x x 0 lt r displaystyle x x 0 lt r nbsp so ist die Potenzreihe absolut konvergent Bei r displaystyle r infty nbsp konvergiert die Reihe mit superlinearer Konvergenzgeschwindigkeit bei r lt displaystyle r lt infty nbsp fur x x 0 displaystyle x neq x 0 nbsp mit linearer Konvergenzgeschwindigkeit der Konvergenzrate x x 0 r displaystyle x x 0 r nbsp Ist x x 0 r displaystyle x x 0 r nbsp so kann keine allgemeine Aussage getroffen werden in manchen Situationen hilft aber der Abelsche Grenzwertsatz Konvergiert die Reihe so konvergiert sie unterlinear Ist x x 0 gt r displaystyle x x 0 gt r nbsp so ist die Potenzreihe divergent Wird eine reelle Potenzreihe betrachtet deren Koeffizienten a n displaystyle a n nbsp reelle Zahlen sind und sind auch x x 0 displaystyle x x 0 nbsp reell so ist der Konvergenzbereich nach Auflosung der Betragsungleichungen das Intervall x 0 r x 0 r displaystyle x 0 r x 0 r nbsp sowie moglicherweise einer der oder beide Randpunkte Fur Potenzreihen im Komplexen das heisst alle diese Grossen konnen komplexe Zahlen sein besteht der Konvergenzbereich dieser Funktionenreihe aus dem Inneren der Kreisscheibe um den Mittelpunkt x 0 displaystyle x 0 nbsp und mit Radius r displaystyle r nbsp dem Konvergenzkreis sowie moglicherweise aus einigen seiner Randpunkte Ausserdem gilt fur alle r lt r displaystyle r prime lt r nbsp dass die Potenzreihe gleichmassig fur alle x displaystyle x nbsp mit x x 0 r displaystyle x x 0 leq r prime nbsp konvergiert Auf einem inneren Kreis oder Teilintervall liegt also auch stets eine gleichmassige Konvergenz vor Bestimmung des Konvergenzradius BearbeitenDer Konvergenzradius lasst sich mit der Formel von Cauchy Hadamard berechnen Es gilt r 1 lim sup n a n n displaystyle r frac 1 limsup limits n rightarrow infty left sqrt n a n right nbsp Dabei gilt r 0 displaystyle r 0 nbsp falls der Limes superior im Nenner gleich displaystyle infty nbsp ist und r displaystyle r infty nbsp falls er gleich 0 displaystyle 0 nbsp ist Wenn ab einem bestimmten Index alle a n displaystyle a n nbsp von 0 verschieden sind und der folgende Limes existiert oder unendlich ist dann kann der Konvergenzradius einfacher durch r lim n a n a n 1 displaystyle r lim n rightarrow infty bigg frac a n a n 1 bigg nbsp berechnet werden Diese Formel ist aber nicht immer anwendbar zum Beispiel bei der Koeffizientenfolge a 2 n 1 a 2 n 1 1 n displaystyle a 2n 1 a 2n 1 1 n nbsp Die zugehorige Reihe hat den Konvergenzradius 1 aber der angegebene Limes existiert nicht Die Formel von Cauchy Hadamard ist dagegen immer anwendbar Beispiele fur unterschiedliches Randverhalten BearbeitenDie folgenden drei Beispiele reeller Potenzreihen haben jeweils Konvergenzradius 1 konvergieren also fur alle x displaystyle x nbsp im Intervall 1 1 displaystyle 1 1 nbsp das Verhalten an den Randpunkten ist jedoch unterschiedlich n 0 x n displaystyle sum n 0 infty x n nbsp konvergiert an keinem der Randpunkte 1 displaystyle pm 1 nbsp n 1 x n n 2 displaystyle sum n 1 infty frac x n n 2 nbsp konvergiert an beiden Randpunkten 1 displaystyle 1 nbsp und 1 displaystyle 1 nbsp n 1 x n n displaystyle sum n 1 infty frac x n n nbsp konvergiert nicht am rechten Randpunkt 1 displaystyle 1 nbsp harmonische Reihe wohl aber am linken Randpunkt 1 displaystyle 1 nbsp alternierende harmonische Reihe Einfluss des Entwicklungspunktes auf den Konvergenzradius Bearbeiten nbsp Die drei Konvergenzkreise der Funktion f displaystyle f nbsp in Abhangigkeit vom Entwicklungspunkt Sie schneiden sich im Punkt z 2 i displaystyle z 2 mathrm i nbsp da hier die Funktion f displaystyle f nbsp eine Singularitat besitztDer Entwicklungspunkt z 0 displaystyle z 0 nbsp einer Potenzreihe hat einen direkten Einfluss auf die Koeffizientenfolge a n n N displaystyle a n n in mathbb N nbsp und damit auch auf den Konvergenzradius Betrachtet man beispielsweise die analytische Funktion f C 2 i C z 1 2 i z displaystyle f colon mathbb C setminus 2 mathrm i to mathbb C z mapsto frac 1 2 mathrm i z nbsp in ihrer Potenzreihendarstellung f z 1 2 i 1 1 z 2 i 1 2 i n 0 z 2 i n displaystyle f z frac 1 2 mathrm i cdot frac 1 1 bigl frac z 2 mathrm i bigr frac 1 2 mathrm i cdot sum n 0 infty left frac z 2 mathrm i right n nbsp Diese Umformungen folgen direkt mittels der geometrischen Reihe Diese Darstellung entspricht der Potenzreihe um den Entwicklungspunkt z 0 0 displaystyle z 0 0 nbsp und mit dem Wurzelkriterium folgt fur den Konvergenzradius r 0 2 displaystyle r 0 2 nbsp Wahlt man dagegen z 1 2 displaystyle z 1 2 nbsp als Entwicklungspunkt so folgt mit einigen algebraischen Umformungen f z 1 z 2 2 i 2 1 2 i 2 1 1 z 2 2 i 2 1 2 i 2 n 0 z 2 2 i 2 n displaystyle f z frac 1 z 2 2 mathrm i 2 frac 1 2 mathrm i 2 cdot frac 1 1 bigl frac z 2 2 mathrm i 2 bigr frac 1 2 mathrm i 2 cdot sum n 0 infty left frac z 2 2 mathrm i 2 right n nbsp Auch hier folgt mittels des Wurzelkriteriums der Konvergenzradius r 1 8 displaystyle r 1 sqrt 8 nbsp Ein dritter Entwicklungspunkt z 2 3 i displaystyle z 2 3 mathrm i nbsp liefert mit analogem Vorgehen f z 1 z 3 i 3 i 2 i 1 i 1 1 z 3 i i 1 i n 0 z 3 i i n displaystyle f z frac 1 z 3 mathrm i 3 mathrm i 2 mathrm i frac 1 mathrm i cdot frac 1 1 bigl frac z 3 mathrm i mathrm i bigr frac 1 mathrm i cdot sum n 0 infty left frac z 3 mathrm i mathrm i right n nbsp als Potenzreihendarstellung mit dem Konvergenzradius r 2 1 displaystyle r 2 1 nbsp Zeichnet man diese drei Konvergenzradien um ihre Entwicklungspunkte so schneiden sie sich alle im Punkt z 2 i displaystyle z 2 mathrm i nbsp da hier die Funktion f displaystyle f nbsp eine Singularitat besitzt und nicht definiert ist Anschaulich dehnt sich also der Konvergenzkreis um einen Entwicklungspunkt aus bis er an eine nicht definierte Stelle der Funktion stosst Herleitung BearbeitenDie Formeln fur den Konvergenzradius lassen sich aus den Konvergenzkriterien fur Reihen herleiten Wurzelkriterium Bearbeiten Die Formel von Cauchy Hadamard ergibt sich aus dem Wurzelkriterium Nach diesem Kriterium konvergiert die Potenzreihe n 0 a n x x 0 n displaystyle sum limits n 0 infty a n left x x 0 right n nbsp absolut wenn lim sup n a n x x 0 n n x x 0 lim sup n a n n lt 1 displaystyle underset n to infty mathop lim sup sqrt n left a n left x x 0 right n right left x x 0 right underset n to infty mathop lim sup sqrt n a n lt 1 nbsp Auflosen nach x x 0 displaystyle left x x 0 right nbsp liefert den Konvergenzradius x x 0 lt 1 lim sup n a n n lim inf n a n 1 n r displaystyle left x x 0 right lt frac 1 underset n to infty mathop lim sup sqrt n a n liminf n rightarrow infty a n 1 n r nbsp Quotientenkriterium Bearbeiten Sofern fast alle a n displaystyle a n nbsp ungleich Null sind konvergiert die Potenzreihe n 0 a n x x 0 n displaystyle sum limits n 0 infty a n left x x 0 right n nbsp nach dem Quotientenkriterium wenn folgende Bedingung erfullt ist lim sup n a n 1 x x 0 n 1 a n x x 0 n lim sup n a n 1 a n x x 0 x x 0 lim sup n a n 1 a n lt 1 displaystyle limsup n rightarrow infty left frac a n 1 left x x 0 right n 1 a n left x x 0 right n right limsup n rightarrow infty left frac a n 1 a n left x x 0 right right left x x 0 right limsup n rightarrow infty left frac a n 1 a n right lt 1 nbsp Auflosen nach x x 0 displaystyle left x x 0 right nbsp liefert x x 0 lt 1 lim sup n a n 1 a n lim inf n a n a n 1 r displaystyle left x x 0 right lt frac 1 underset n to infty mathop lim sup left frac a n 1 a n right liminf n rightarrow infty left frac a n a n 1 right r nbsp Die Potenzreihe konvergiert also fur x x 0 lt r displaystyle left x x 0 right lt r nbsp Dies ist im Allgemeinen aber nicht der Konvergenzradius Das liegt daran dass das Quotientenkriterium im folgenden Sinne echt schwacher ist als das Wurzelkriterium Ist lim sup n b n 1 b n gt 1 displaystyle underset n to infty mathop lim sup left frac b n 1 b n right gt 1 nbsp so kann im Allgemeinen nicht darauf geschlossen werden dass die Reihe n 0 b n displaystyle sum limits n 0 infty b n nbsp divergiert Die Divergenz erhalt man aber aus lim inf n b n 1 b n gt 1 displaystyle underset n to infty mathop liminf left frac b n 1 b n right gt 1 nbsp Ahnlich wie oben schliesst man also dass die Potenzreihe n 0 a n x x 0 n displaystyle sum limits n 0 infty a n left x x 0 right n nbsp fur x x 0 gt R displaystyle left x x 0 right gt R nbsp divergiert wobei R 1 lim inf n a n 1 a n displaystyle R frac 1 liminf n to infty left frac a n 1 a n right nbsp Man kann im Allgemeinen folglich nur aussagen dass der Konvergenzradius zwischen r displaystyle r nbsp und R displaystyle R nbsp liegt Daraus folgt aber insbesondere Aus der Existenz von lim n a n 1 a n displaystyle lim n to infty a n 1 a n nbsp folgt r R displaystyle r R nbsp und in diesem besonderen Falle ist r R 1 lim n a n 1 a n lim n a n a n 1 displaystyle r R frac 1 lim limits n to infty a n 1 a n lim limits n to infty left frac a n a n 1 right nbsp der gesuchte Konvergenzradius Literatur BearbeitenE Freitag R Busam Funktionentheorie 2 Auflage Springer Verlag Berlin 1995 ISBN 3 540 58650 4 Harro Heuser Lehrbuch der Analysis Teil 1 6 Auflage Teubner 1989 ISBN 3 519 42221 2 S 542 561 Klaus Janich Funktionentheorie eine Einfuhrung 6 Auflage Springer Verlag Berlin 2004 ISBN 3540203923 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konvergenzradius amp oldid 235032776