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Die Alte Kaserne war eine kaiserliche Kaserne des 19 und 20 Jahrhunderts in Lubeck Kaserne in der Fackenburger AlleeRuckansicht der ersten Kaserne des Infanterie Regiments Lubeck in St Lorenz 1907 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Nutzung bis 1897 1 2 Nutzung durch das Regiment Lubeck 1 3 Nutzung nach dem Ersten Weltkrieg 2 Gebaude 2 1 Anlage 2 2 Innen 2 3 Aussen 3 Nachtrag 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNachdem sich Lubeck infolge des Deutschen Krieges dem Norddeutschen Bund anschloss und sein Kontingent aufgelost hatte musste eine neue Kaserne zur Unterbringung vom in Lubeck garnisonierendem Fusilierbataillon des Infanterie Regiments Nr 76 auf Kosten des Bundes erbaut werden Fur dieses offerierte die Stadt ein etwa 13 3 4 Mg grosses Grundstuck die die Plon Kieler Chaussee tangierende Freiweide nbsp Garnisonlazarett 1870 Schon wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges entstand unweit der zukunftigen Kaserne in der gegenuber dem Militarschiessplatz von der Chaussee abzweigenden Waisenhofallee ein Lazarett Emmy Turk war hier mit dem von ihr gegrundeten Lubecker Frauenverein zur Pflege im Kriege verwundeter und erkrankter Krieger in der Krankenpflege tatig Ihr Mann Carl Turk wurde nach dem Krieg Chefarzt des Garnisonslazaretts Im Dezember 1871 konnte die Kaserne bezogen werden Nutzung bis 1897 Bearbeiten Durch die Eigenschaften des ersten neuen Kasernenbaus auf dem Gebiete des heutigen Schleswig Holsteins kam ihm innerhalb der einheimischen Baukunst eine besondere Rolle zu Das Militar spielte bis Ende des Zweiten Weltkrieges eine herausragende soziale und gesellschaftliche Rolle so dass man seinen Bauten einen reprasentativen Charakter verlieh Einige wie die ehemalige Viktoria Kaserne des Infanterie Regiments Nr 31 stehen daher heute unter Denkmalschutz Diese Gunst des Schicksals blieb der Kaserne vorenthalten die sich noch immer in gutem Zustand befand und durch deren Tor die Soldaten in zwei Weltkriege zogen Im Marz 1897 fand am Geburtstag des verstorbenen Kaisers die letzte Festlichkeit des nun zum III Bataillon der 76er gewandelten einstigen Fusilierbataillons statt Nutzung durch das Regiment Lubeck Bearbeiten nbsp Parademarsch beim Artilleristen Appell vor Sr Magnificenz dem prasidierenden Burgermeister Dr Eschenburg Lubeck 1909 nbsp Feierliche Einbringung der Bataillons Fahnen in die Kaserne an der Fackenburger Allee 31 Juli 1914 nbsp Publikum erwartet den Ausmarsch 31 Juli 1914 Am 1 April dem symboltrachtigen Geburtstag Bismarcks wurde das 3 Hanseatische Infanterie Regiment Nr 162 das spatere Regiment Lubeck gegrundet Die entsprechende A K O besagte dass jede Division durch Abgabe ihrer IV Halb Bataillone eine neue Brigade a zwei Infanterie Regimenter zu bilden hatte Die 81 Infanterie Brigade Sitz in Lubeck wurde mit dem 162 und 163 Infanterie Regiment gebildet Da Lubeck bereits uber ein eigenes Bataillon verfugte wurde dieses zu dessen II Bataillon gewandelt und deren I Bataillon aus den Regimentern der 34 Grossherzog Mecklenburgischen Brigade gebildet Dieses Bataillon hatte vorerst auf der sogenannten verbliebenen Freiweide zwischen dem Holstentor und der Kaserne zu kampieren Die Appell ehemaliger Artilleristen des IX Armee Korps fand im Juni 1909 in Lubeck statt Mehr als 1000 Ehemalige waren in die Stadt gekommen und biwakierten auf der Weide am Fuss der Kaserne Wahrend des Appells auf dem Kasernenhof wurde ein Huldigungstelegramm an den zu jener Zeit in Hamburg befindlichen Kaiser gesandt 1 Am Ende des Appells verliess der Festzug der Artilleristen unter der Leitung des Lubecker Polizeihauptmanns Grunweller den Hof Bei dessen Ruckkehr war in der Kaserne bereits des Kaisers Erwiderung eingegangen 2 3 Am 2 September 1914 wurden die Regimentsfahnen zur Mobilisierung vor der Abfahrt eingebracht Wahrend des Krieges war hier die Garnisonsverwaltung untergebracht Das Ersatz Infanterie Regiment Nr 162 sowie die 2 Ersatz Maschinen Gewehr Abteilung waren dagegen in der Marli Kaserne nbsp Ansprache Pastor Mildensteins zur Fahnenweihe nbsp VereinsfrontSamtliche Vereine des Landeskriegerverbandes folgten am Nachmittag des 17 Januar 1915 vom Markt aus der Schutzmannkapelle auf den Hof der Alten Kaserne zur Fahnenweihe der Jungwehr Unter Fuhrung des Polizeimajors Moritz Grunweller hatten dort links und rechts eines Rednerpultes die Jugendkompanien Aufstellung genommen Die Jugendwehr die sich in Lubeck wie im ganzen deutschen Reich gleich nach Ausbruch des Krieges bildete diente als eine freiwillige Organisation unter der Fuhrung alter Militars und tatkraftiger Manner der militarischen Vorbildung der Jugend Hinter der Rednerkanzel sammelten sich die Landeskriegervereine mit ihren Fahnen der Ehrenvorsitzende des Verbandes Heinrich Kuhne der Vorsitzende Druckereibesitzer und Verleger des Lubecker Verbandes Julius Heise der stellvertretende Oberst v Kuenheim Burgermeister Johann Hermann Eschenburg Senats und Burgerschaftsmitglieder andere Ehrengaste und eine grosse Menschenmenge Die feierliche Ubergabe der vom Landeskriegerverband gestifteten Fahne begann mit dem Niederlandischen Dankgebet bevor Pastor Wilhelm Mildenstein das Pult bestieg und eine von den Befreiungskriegen von 1813 uber den Deutsch Franzosischen Krieg in den derzeitigen Krieg reichende Rede hielt Nach einem Choral uberbrachte Julius Heise 4 die Grusse des Landeskriegerverbandes hiess die Mitglieder der Jugendwehr als jungste Kameraden und brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den Kaiser aus Die Kaiserhymne wurde gesungen Der Oberst ubergab hierauf den zu Fahnentragern erkorenen Vorgetretenen die in lubschen Farben gehaltene einen Adler tragende Fahne Diese dankten mit dem Gelobnis dass sie allen Mitgliedern ein Ansporn zu treuester Pflichterfullung werden solle Nachdem der Landeskriegerverband in Person des Schriftfuhrers Malermeister Wilhelm Siems und das dem Pfadfinderbund angegliedertem Pfadfinderkorps in Person des Hauptfeldmeisters Lehrer Wilhelm Groth mit je einem Fahnennagel die Fahne schmuckten endete die Zeremonie mit dem Absingen des Deutschlandliedes Nach dem Abschreiten der Front der Vereine durch den Burgermeister Oberst sowie Polizeimajor zogen unter den Klangen der Schutzmannschaftskapelle der Landeskriegerverband sowie samtliche Kompanien der Jugendwehr zum Markt Dort konzertierte die Kapelle wahrend fur die Kriegsgefangenen Lubecker gesammelt wurde 5 Nutzung nach dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten Zuerst verschwand das Militar aus Lubeck nach Eutin und die Kaserne zu einer Polizeikaserne Als das Militar zuruckkehrte erhielt die Kaserne den Namen Hindenburg Kaserne wahrend andere Lubecker Kasernen nach siegreichen Schlachten der nun ehemaligen 162er Meesen Kaserne oder Cambrais Kaserne 6 benannt wurden Im Innenhof der Kaserne bestand nach dem Ersten Weltkrieg ein Sportplatz auf dem die Fussballer der SV Polizei Lubeck und zeitweise auch Mannschaften des VfR Lubeck und des BSV Vorwarts Lubeck ihre Heimspiele in der Oberliga Lubeck Mecklenburg und bis November 1934 auch in der Gauliga Nordmark austrugen Bis zu 5 000 Zuschauer konnten hier die Spiele verfolgen Nach Ubernahme der Anlage durch die Wehrmacht wechselten die Polizeisportler in das Stadion an der Lohmuhle 7 Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wechselte die Kaserne ihren Namen in Adolf Hitler Kaserne und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Briten in Churchill Baracks 6 umbenannt Ihrer Funktion entledigt wurde sie als Fackenburger Allee Kaserne oder schlicht als Alte Kaserne bezeichnet Die Befurworter des Abrisses nannten sie despektierlich das Zuchthaus oder einfach Monstrum nbsp Abriss 1976 Ab 1970 fanden Verhandlungen zwischen der Stadt Lubeck und der Bundespost statt Diese plante auf dem Gelande ein Fernmeldeamt zu errichten Nach Zustimmung der Burgerschaft kamen die Verhandlungen im Fruhjahr 1972 zum Abschluss Das Gelande wurde fur 1 6 Mio DM verkauft Der Antrag auf dessen Abriss erfolgte am 13 Marz 1974 und wurde vom Innenminister des Landes am 13 August 1975 genehmigt Intensive Bemuhungen des Planungsamtes sowie des Denkmalschutzes um einen Erhalt scheiterten Nachdem 1976 der Frost aus dem Boden gewichen war wurde das Bauwerk bis auf einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg abgerissen Da die Planungen des neuen Eigentumers noch weit von deren Abschluss entfernt waren klaffte nun uber zwei Jahre hinweg eine Baulucke an der Fackenburger Allee Gebaude BearbeitenAnlage Bearbeiten Die Ausfuhrung des Projekts bearbeitete das Kriegsministerium unter der technischen Leitung des Baumeisters Leopold von Nehus Er wurde spater zum Garnisonbaudirektor von Metz ernannt Die Kommission beantragte die Errichtung eines Kasernengebaudes fur eine Friedensstarke von 575 Mann 20 unverheirateten Unteroffizieren resp Freiwilligen 12 verheirateten Feldwebeln resp Unteroffizieren 4 Beamten und 9 unverheirateten OffizierenAls Nebengebaude wurden als erforderlich erachtet ein Exerzierhaus einer Flache von 160 40 6400 m2 ein Wagenschuppen von 34 31 1054 m2 ein Pferdestall fur 8 Pferde zwei Latrinen mit je 16 Sitzen fur Mannschaften zwei dreisitzige Abtritte fur Verheiratete vier Asch und MullgrubenDen damals hohen Baumen an der Chaussee Rechnung tragend verlegte man die Kasernenanlage etwa 100 Ft nach hinten Die Errichtung des Hauptgebaudes begann 1868 die der Nebenbauten drei Jahre spater Der Bau des Hauptgebaudes kostete 200 000 Taler und lag somit unterhalb der ursprunglich veranschlagten Summe von 224 500 Talern Die Kosten fur die Nebengebaude beliefen sich auf 9 000 Taler Innen Bearbeiten Einseitige Korridorsysteme trennten die Wohnungen der Beamten und Verheirateten von den Mannschaftsstuben und Offiziersquartieren eine hallenartige Durchfahrt in der Mitte des Gebaudes war der einzige Zugang an der Vorderseite des Gebaudes Die Langsflugel dienten der Unterbringung der Mannschaften in Stuben a 10 20 und 30 Mann Offizierswohnungen und Casinoraume befanden sich im sudlichen Beamten und Verheiratetenwohnungen im nordlichen Flugel Koch und Waschkuchen Speisesale die Wohnung des Buchsenmachers Werkstatt und Putzraume Arrestzellen Vorrats sowie Feuerungsraume befanden sich im Keller Die Montierungskammern Wasche und Lagerraume der Verwaltung und die Raume zum Trocknen der Wasche befanden sich auf dem Dachboden Die Gewolbe wurden aus Ziegeln unter Anwendung starker Quer und Diagonalverankerungen hergestellt Dem Seitenschub der Frontmauern ist durch das Vormauern der Strebepfeiler sowie der Verankerung der Frontwande durch die Balkenanlagen begegnet worden Aussen Bearbeiten Die architektonische Gliederung erfolgte in einem der des Stadtstyles mit gotischen Detailformen entsprechenden Ausfuhrung Die Horizontallinien des Gebaudes wurden im Zusammenspiel wurde durch die vorspringenden hoher gefuhrten Turme Strebepfeiler und abgetreppte Giebel in Einklang gebracht Die durch die Gliederung bedingten kleinen Fenster anstatt der stilgerechten grossen beeintrachtigten zwar die Gesamtwirkung war jedoch ebenso unumganglich wie das stilwidrige Auflegen der Dachrinnen auf statt hinter den Zinnen Fur die Gesimse wurde roter Sandstein verwendet Die Ziegel des Verblendmauerwerks wurden durch Bander schwarz glasierter Ziegel unterbrochen 8 Das Schieferdach hatte eine blauliche Farbe Die Spitzbogenfelder der Eingangshalle erhielten 1871 Malereien al fresco die Waffentrophaen verschiedener Epochen darstellten Deren beide Mittelfelder waren mit den Namen und Daten der siegreichen Schlachten geschmuckt an denen das Bataillon im Deutsch Franzosischen Krieg 9 10 teilnahm Das hohe Oberlicht des Portals schmuckten Glasmalereien die das Reichs und Stadtwappen darstellten den ihm gegenuberliegenden Giebel der Reichsadler Nachtrag BearbeitenIm Oktober 2009 wurde bei Tiefbauarbeiten des auf dem Gelande befindlichen Supermarkts im Erdreich lagernde Behalter entdeckt und teilweise beschadigt worauf Reizgas ausstromte Die Behalter wurden in einem Einsatz von Feuerwehr Polizei und dem Kampfmittelraumdienst entfernt die Anlieger zeitweise evakuiert Der Reizstoff mit susslich aromatischem stechendem Geruch wurde wahrend des Ersten Weltkriegs dazu verwendet um die Soldaten vom Ersatzbataillon des Lubecker Regiments auszubilden Er erwies sich nach einer Laboruntersuchung als gesundheitlich unbedenklich 11 Literatur BearbeitenZeitschrift fur Bauwesen Jg 22 1872 Artikel Casernement in Lubeck Lubecker Nachrichten Jg 1976 Nr 35 Ausgabe vom 11 Februar 1976 Artikel Die letzten Tage der alten Kaserne sind jetzt angebrochen Lubeckische Blatter Ausgabe vom 6 Marz 1976 Artikel Ein Wort fur das Monstrum Otto Dziobek Geschichte des Infanterie Regiments Lubeck 3 hanseatisches Nr 162 Verlag Gerhard Stalling 1922 Oldenburg i D erste Auflage Offizier Verein ehem 162erWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Kaserne Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien bildindex der Kunst und Architektur Alte Kaserne Lubeck Fackenburger AlleeEinzelnachweise Bearbeiten Euer Majestat senden mehr als tausend ehemaliger Artilleristen aus dem Bezirk des 9 Armeekorps zum Artilleristen Appell in Lubeck angetreten ehrfurchtsvolle Grusse und erneuern das Gelubde unwandelbarer Treue Allzeit treu bereit fur des Reiches Herrlichkeit Seine Majestat der Kaiser und Konig danken den dort versammelten ehemaligen Artilleristen fur den Ausdruck treuer Ergebenheit Der geheime Kabinettsrat von Valentin diverse Lubeckische Anzeigen und Vaterstadtische Blatter aus dem Juni des Jahres 1909 Julius Heise Hrsg Zwischen Heimat und Front Kriegsfahrten mit Liebesgaben des Landeskrieger Verbandes Lubeck Lubeck Vlg Landeskrieger Verband Lubeck 1916 Fahnenweihe der Jugendwehr Jahrgang 1914 15 Nr 17 Ausgabe vom 24 Januar 1915 S 71 a b Ein Wort fur das Monstrum In Lubeckische Blatter Jahrgang 1976 Ausgabe vom 6 Marz 1976 Christian Jessen VfB Lubeck Ein Jahrhundert Fussball Geschichte in der Hansestadt Verlag Die Werkstatt Gottingen 2019 ISBN 978 3 7307 0460 8 S 13 ff 280 f vgl mit dem Lubecker Rathaus unter ihnen die Schlacht bei Logny die fur das spatere 162te Regiment zum Grundungsmythos werden sollte siehe hierzu auch Hugo von Kottwitz Sitzung des Lubecker Umweltausschusses 19 November 2009 PDF Datei 1 8 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Kaserne Lubeck amp oldid 228058513