www.wikidata.de-de.nina.az
Alfred Ingemar Berndt 22 April 1905 in Bromberg Westpreussen vermutlich 28 Marz 1945 bei Veszprem war ein deutscher Journalist und Schriftsteller sowie enger Mitarbeiter von NS Propagandaminister Joseph Goebbels Er gilt als propagandistischer Schopfer des Wustenfuchs Mythos um den deutschen Generalfeldmarschall Erwin Rommel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und erste politische Aktivitaten 1 2 Hitlers Machtergreifung als Karriereschub 1 3 Aufstieg im Propagandaministerium 1 4 Als Propagandist im Krieg 1 5 Leiter der Propagandaabteilung und Ordonnanzoffizier bei Rommel 1 6 Ein Mord und Fronteinsatz 1 7 Familie 2 Bucher 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und erste politische Aktivitaten Bearbeiten 1919 kampfte er beim Grenzschutz Bataillon III 1 Berndts Familie wurde 1920 aus der an Polen gefallenen Provinz Westpreussen ausgewiesen und enteignet Die Familie ubersiedelte nach Berlin Berndt trat in Berlin bereits als 17 jahriger 1922 der NSDAP und dann der SA bei Nach der Verbotszeit der NSDAP trat er angeblich Weihnachten 1925 erneut der Partei bei seine Versuche entsprechend niedrige Mitgliedsnummern anerkannt zu bekommen wurden allerdings trotz Anerkennung seiner Mitarbeit in der Bewegung zuruckgewiesen so dass er erst zum 1 Mai 1932 endgultig in die Partei aufgenommen wurde Mitgliedsnummer 1 101 961 2 3 Im Jahre 1926 war er federfuhrend beim Aufbau der Organisation und der Strukturen der Hitlerjugend in Berlin beteiligt Nach abgebrochenem Germanistikstudium und Volontariaten bei diversen Zeitungen erfolgte im Dezember 1928 sein Eintritt als Experte fur Ostfragen in Wolffs Telegraphisches Bureau WTB der zu dieser Zeit grossten und bedeutendsten deutschen Nachrichtenagentur Berndt verstand es hier seine fortwahrende nationalsozialistische Agitation geschickt hinter einem serios wirkenden journalistischen Deckmantel zu verbergen Zu dieser Zeit schrieb er unter verschiedenen Pseudonymen als Kolumnist und Kommentator fur NS Zeitungen wie den Volkischen Beobachter oder das Berliner Parteiorgan Der Angriff 1931 wurde er Leiter der Fachgruppe Schriftleitung beim Kampfbund fur deutsche Kultur einem Sammelbecken nationalsozialistisch gesinnter Schriftsteller Hochschullehrer Journalisten und Kulturschaffender Ab 1932 war er Mitglied des Berliner Gaupresseamtes Wegen politischer Vergehen wurde er in der Spatphase der Weimarer Republik mehrmals zu Geldstrafen und kurzen Haftstrafen verurteilt 4 Hitlers Machtergreifung als Karriereschub Bearbeiten Unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 begann Berndt mit der Umwandlung des Wolffschen Telegraphenburos in eine stramm nationalsozialistisch ausgerichtete Presseagentur das Deutsche Nachrichtenburo DNB Gleichzeitig war er verantwortlich fur die Gleichschaltung des Reichsverbandes der Deutschen Presse RDP Anschliessend wurde er im Dezember 1933 Hauptschriftleiter des von ihm geschaffenen DNB Seit Februar 1933 war Berndt Stellvertreter des Reichspressechefs der NSDAP Otto Dietrich Im Mai 1933 war er Initiator und Mitbegrunder des Bundes Deutscher Osten Nach dem sogenannten Rohm Putsch verliess Berndt 1934 die SA und trat zur SS uber in der er im April 1943 den Rang eines SS Brigadefuhrers der Allgemeinen SS erreichte SS Nr 242 890 Aufstieg im Propagandaministerium Bearbeiten Im November 1935 berief Propagandaminister Joseph Goebbels Berndt zum Amtsleiter der Reichspressestelle im Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda RMVP und zum Mitglied des Reichskultursenats Im April 1936 folgte die Ernennung zum Leiter der Presseabteilung des RMVP Abteilung IV und die Beforderung zum Ministerialrat Nach Aufteilung der Presseabteilung im Marz 1938 wurde Berndt Chef der neugeschaffenen Abteilung Presse Inland Abteilung IV A und war in dieser Funktion verantwortlich fur die propagandistische Unterstutzung des Anschlusses Osterreichs und des Sudetenlandes In Anerkennung hierfur beforderte ihn Goebbels im Oktober 1938 zum Ministerialdirigenten Auf Betreiben Otto Dietrichs wurde Berndt als Leiter der Presseabteilung durch Hans Fritzsche abgelost Im Dezember 1938 ubernahm er auf Goebbels personlichen Wunsch hin die Abteilung Schrifttum Abteilung VIII die unter anderem die Zensur der Literatur und die ideologische Uberwachung von Schriftstellern und Autoren zur Aufgabe hatte Als Propagandist im Krieg Bearbeiten nbsp Ministerialdirigent Alfred Ingemar Berndt Mitte besucht die Nationalgalerie Oslo Norwegen Mai 1942 Am 30 August 1939 zwei Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Berndt als Ministerialdirigent zum Leiter der Abteilung Rundfunk des RMVP Abteilung III ernannt Bereits Anfang November 1939 wurde Goebbels uber Konflikte Berndts mit der Reichspost informiert die ihn als Verhandlungsfuhrer des Propagandaministeriums ablehnte Im Februar 1940 meldete Berndt er habe seine Aufgabe das deutsche Rundfunkwesen an die Erfordernisse des Krieges und der Kriegspropaganda anzupassen erfullt liess sich von allen Funktionen im RMVP entbinden und meldete sich als Kriegsfreiwilliger zur Wehrmacht 5 Am Frankreichfeldzug nahm er als Feldwebel in der Schweren Panzerjager Abteilung 605 teil Er wurde am 27 Mai 1940 mit dem Eisernen Kreuz II Klasse und am 6 Juni 1940 mit dem Eisernen Kreuz I Klasse ausgezeichnet Uber seine Erlebnisse verfasste er die Schrift Panzerjager brechen durch 1940 Leiter der Propagandaabteilung und Ordonnanzoffizier bei Rommel Bearbeiten Etwa im August 1940 kehrte Berndt in das RMVP zuruck uberliess die Amtsfuhrung aber weitgehend seinen bisherigen Stellvertretern Im Mai 1941 ging er wieder an die Front diesmal als Leutnant im Stab des Deutschen Afrikakorps Berndt wurde Rommels Ordonnanzoffizier und mit seinen glanzenden Beziehungen zugleich dessen Propagandamanager Nach dem Uberfall auf die Sowjetunion beorderte Goebbels ihn im August 1941 nach Berlin zuruck und ubertrug ihm zum Ministerialdirektor befordert die Leitung der Abteilung Propaganda Abteilung II Gleichzeitig pendelte Berndt weiterhin regelmassig zwischen Berlin und Rommels Hauptquartier in Nordafrika bis zum Ende von Rommels Einsatz im April 1943 In dieser Zeit popularisierte er den Mythos vom Wustenfuchs und baute Rommel zu der Identifikationsfigur schlechthin fur viele Deutsche auf Zunehmend wurde Berndt in dieser Zeit auch zum personlichen Berichterstatter Rommels im Fuhrerhauptquartier Am 17 Juli 1943 uberreichte ihm Hitler in Wurdigung seiner Verdienste im Afrikafeldzug das Deutsche Kreuz in Gold In seine Zeit als Leiter der Propagandaabteilung fielen ausserdem die Schlacht von Stalingrad die Kapitulation im Tunesienfeldzug und die Entdeckung der Massengraber des Massakers von Katyn Seit April 1943 war er Vorsitzender des interministeriellen Luftkriegsschadenausschusses der fur die Erhebung der Schadensbilanz und die Koordination der Hilfs und Wiederaufbaumassnahmen nach Bombenangriffen zustandig war Ein Mord und Fronteinsatz Bearbeiten Im Fruhjahr 1944 planten die Fuhrer des Dritten Reiches Lynchaktionen an gefangenen alliierten Fliegern Goebbels besprach sich daruber am 24 Mai mit Hitler und erklarte in einem Artikel im Volkischen Beobachter vom 28 29 Mai geschrieben am 25 dass die Regierung nichts gegen Lynchaktionen an alliierten Fliegern unternehmen werde die Zivilpersonen beschossen hatten 6 Am 24 Mai 1944 liess sein Ministerialdirigent Berndt sein Auto neben zwei Landwachtmannern halten die den gefangengenommenen US Fliegerleutnant Dennis begleiteten und erschoss ihn kaltblutig 7 8 Goebbels erhoffte sich von diesem Artikel dass in Deutschland das grosse Pilotenjagen einsetze und alliierte Flieger somit von Feindeinsatzen gegen Deutschland abzuhalten waren 9 Daraufhin kam es zu wahrscheinlich wenigstens 1 000 Fallen von Lynchjustiz an alliierten Fliegern innerhalb der deutschen Nachkriegsgrenzen und unter Einschluss der besetzten Gebiete auf konservativ geschatzt etwa 3 000 Fallen von Misshandlung 10 Die alliierte Landung in der Normandie fuhrte zum Zerwurfnis zwischen Goebbels und Berndt Goebbels warf Berndt der sich nach einem Besuch in Rommels Hauptquartier an der Westfront sehr pessimistisch uber die Kriegslage geaussert hatte Defatismus vor Nachdem Berndt dann auch noch in einer Ministerkonferenz die schwersten Indiskretionen uber unsere Verteidigungsvorbereitungen im Westen sowie uber Misshelligkeiten im Oberbefehl unserer Westtruppen zum Besten gegeben hatte so Goebbels in seinem Tagebuch am 7 Juni 1944 entzog er ihm die Propagandaabteilung und suspendierte ihn auf unbegrenzte Zeit vom Dienst Berndt meldete sich daraufhin freiwillig zum Fronteinsatz und wurde im September 1944 durch Himmlers Vermittlung mit dem Rang eines SS Hauptsturmfuhrers zur Waffen SS einberufen Nach Aussagen mehrerer Augenzeugen wurde Berndt als Kommandeur des II Bataillons des 5 SS Panzer Regiments Wiking am 28 Marz 1945 nahe Veszprem Ungarn bei einem Angriff sowjetischer Tiefflieger getotet Er gilt als vermisst Viele von Berndts Schriften wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 11 Familie Bearbeiten Berndt war seit 1928 mit Elisabeth Erna Anna Lisa Berndt geb Krzossa 12 1906 1986 verheiratet mit der er die Tochter Hildegund Anorte Freia 1940 und Roswitha Anke Heidelind 1941 hatte 13 Berndts Zweitvorname Ingemar findet sich weder in seinem Taufeintrag wo er Alfred Ernst heisst 14 noch auf seiner Heirats oder seiner Sterbeurkunde wo jeweils Alfred Hermann angegeben ist 15 Bucher BearbeitenWir erleben die Befreiung der Saar Scherl Berlin 1935 Vom Arbeitsplatz zum M G Dreyse Otto Stollberg Berlin 1936 Vom Kunstrichter zum Kunstdiener VB Zeitungsverlag Berlin 1936 Gebt mir vier Jahre Zeit Dokumente zum ersten Vierjahresplan des Fuhrers Franz Eher Nachf Munchen 1937 Meilensteine des Dritten Reiches Franz Eher Nachf Munchen 1938 Der Marsch ins Grossdeutsche Reich Franz Eher Nachf Munchen 1939 Der deutsche Osten und die deutsche Kultur NSDAP Gauleitung Danzig Westpreussen Danzig 1939 Panzerjager brechen durch Franz Eher Nachf Munchen 1940 Das Lied der Front Liedersammlung des Grossdeutschen Rundfunks Georg Kallmeyer Wolfenbuttel 1943 Deutschland im Kampf Otto Stollberg Berlin 1944 Daneben diverse Vor und Nachworte zu Veroffentlichungen anderer Autoren sowie mehrere hundert Zeitungsartikel in verschiedensten auch nicht nationalsozialistischen Zeitungen der Weimarer Republik sowie NS Parteiblattern Spater auch gelegentliche Betatigung als politischer Kommentator im Programm des Grossdeutschen Rundfunks Literatur BearbeitenWilli A Boelcke Hrsg Kriegspropaganda 1939 1941 Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1966 Ernst Klee Alfred Ingemar Berndt Eintrag in ders Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Aktualisierte Ausgabe Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 42 Gunter Neliba Lynchjustiz an amerikanischen Kriegsgefangenen in der Opelstadt Russelsheim Rekonstruktion eines der ersten Kriegsverbrecher Prozesse in Deutschland nach Prozessakten 1945 1947 Brandes amp Apsel Frankfurt a M 2000 ISBN 3 86099 205 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alfred Ingemar Berndt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Alfred Ingemar Berndt in den Historischen Pressearchiven der ZBW Nachlass Bundesarchiv N 886Einzelnachweise Bearbeiten 1 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 2621588 Willi A Boelcke Kriegspropaganda 1939 1941 Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium DVA Stuttgart 1966 S 76f Willi A Boelcke Kriegspropaganda 1939 1941 Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium DVA Stuttgart 1966 S 77 Willi A Boelcke Kriegspropaganda 1939 1941 Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium DVA Stuttgart 1966 S 78 Joseph Goebbels Ein Wort zum Luftkrieg Peter Longerich Goebbels Biographie Munchen 2010 S 618 Georg Hoffmann Fliegerlynchjustiz Gewalt gegen abgeschossene alliierte Flugzeugbesatzungen 1943 1945 Krieg in der Geschichte Bd 88 Ferdinand Schoningh Verlag Paderborn 2015 ISBN 978 3 506 78137 6 S 172 Hoffmann verweist auf die falschen Angaben von Neliba zu dem Fall Ralf Georg Reuth Goebbels Piper Munchen Zurich 1990 ISBN 3 492 03183 8 S 540 Vgl Peter Longerich Ebda Kevin T Hall Terror Flyers The Lynching of American Airmen in Nazi Germany Bloomington 2021 ISBN 978 0 253 05015 1 S 5f Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Heiratsurkunde des Standesamts Berlin Charlottenburg Nr 10 1928 Familien Anzeige in Volkischer Beobachter Wiener Ausgabe Nr 204 vom 23 Juli 1941 S 7 online bei ANNO Taufbuch der Garnison Gemeinde Bromberg 1905 S 139 Heiratsurkunde des Standesamts Berlin Charlottenburg Nr 10 1928 Sterbeurkunde des Standesamts Berlin Charlottenburg Nr 5159 1946Normdaten Person GND 116143991 lobid OGND AKS LCCN n2002067594 VIAF 301007841 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Berndt Alfred IngemarKURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und Pressechef der Reichsregierung in der Zeit des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 22 April 1905GEBURTSORT BrombergSTERBEDATUM unsicher 28 Marz 1945STERBEORT bei Veszprem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Ingemar Berndt amp oldid 231058811