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Der Acker Schwarzkummel Nigella arvensis ist eine Pflanzenart aus der Gattung Schwarzkummel Nigella innerhalb der Familie der Hahnenfussgewachse Ranunculaceae Sie ist im Mittelmeerraum beheimatet ist in Eurasien weitverbreitet und zahlt in Mitteleuropa als Ackerrand sowie Ruderalpflanze Acker SchwarzkummelAcker Schwarzkummel Nigella arvensis SystematikOrdnung Hahnenfussartige Ranunculales Familie Hahnenfussgewachse Ranunculaceae Unterfamilie RanunculoideaeTribus DelphinieaeGattung Schwarzkummel Nigella Art Acker SchwarzkummelWissenschaftlicher NameNigella arvensisL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Erscheinungsbild und Blatt 1 2 Bluten 1 3 Frucht und Samen 1 4 Inhaltsstoffe 2 Okologie 3 Vorkommen und Gefahrdung 3 1 Gefahrdung 4 Systematik 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp IllustrationErscheinungsbild und Blatt Bearbeiten Es ist eine einjahrige krautige Pflanze siehe Ephemere Der Acker Schwarzkummel bildet einen aufrechten bis etwa 10 bis 30 Zentimeter hohen und verzweigten Stangel aus Die Laubblatter sind fiederteilig mit weniger als 1 mm breiten zugespitzten Zipfeln Bluten Bearbeiten nbsp Blute im Detail nbsp Acker Schwarzkummel Nigella arvensis Habitus nbsp Nektarblatter rechts Offnungsmechanismus zum Nektarium betatigt nbsp Nektarblatt mit Pseudo Nektarien PN zum Anlocken und Heranfuhren der Bestauber Landezone LZ fur die Bestauber Offnungsmechanismus O und Nektarium N nbsp Blute mit sich nach aussen krummenden Staubblattern die den Pollen auf die Bestaubern applizieren nbsp Mannliche Bluhphase mit nektartrinkendem Bestauber nbsp Mannliche Bluhphase mit Bestauber der gerade mit Pollen bepackt wird nbsp Weibliche Bluhphase mit Bestauber der Pollen auf die Narben verteilt Die Bluten stehen sich einzeln am Ende des Stangels Die zwittrigen Bluten sind bei einem Durchmesser von 2 bis 3 Zentimetern radiarsymmetrisch Die funf bis selten acht kronblattartigen hellblauen Kelchblatter sind spatelig mit einer Lange von 10 bis 15 Millimetern und besitzen deutliche grune Adern Die funf Kronblatter sind zu komplizierten Nektarblattern gestaltet sie sind kurzer als die Kelchblatter und in einen Stiel und eine zweihornige Platte geteilt im Knie dazwischen liegt eine Hohlung in der die Nektarproduktion erfolgt und die durch einen flexibel gelagerten Deckel verschlossen ist Bedeckt sind die Honigblatter mit komplizierten Saftmalen Frucht und Samen Bearbeiten nbsp FruchteEs wird eine etwa 3 Zentimeter lange kapselartige Frucht aus Balgfruchten gebildet Mit zunehmender Reife trocknen die Fruchtwande immer mehr aus bis sie pergamentartig sind Voll ausgereifte Fruchte sind hell braunlich und offnen sich im Spatsommer infolge der Austrocknung an ihrer Spitze mit meist funf Spalten die jeweils etwa 7 Millimeter lang sind Die Samen sind dunkelbraun querrunzelig und durch eine Vielzahl von Papillen rau 1 Die Chromosomenzahl betragt 2n 12 2 Inhaltsstoffe Bearbeiten Die Samen enthalten das Alkaloid Magnoflorin Aporchinalkaloid das auch in anderen Hahnenfussgewachsen wie Akelei und Sumpfdotterblume vorkommt Zu Vergiftungen durch die Pflanze ist nichts bekannt Okologie BearbeitenDer Acker Schwarzkummel wurzelt bis 65 Zentimeter tief 2 Die Bluten des Acker Schwarzkummels sind ausgepragt proterandrisch In der mannlichen Bluhphase reift jeden Tag einer der Staubblattkreise und biegt sich nach aussen um blutenbesuchende Insekten auf dem Rucken mit Pollen einzustauben Dies setzt sich solange fort bis samtliche Staubblatter ausgereift und entleert sind Die innerhalb davon liegenden drei bis funf Fruchtblatter sind miteinander verwachsen ihre Griffel liegen frei In der weiblichen Phase der Blute wenn also samtliche Staubblatter leer sind krummen sich nun auch die Griffel nach aussen und nach unten um die Bestauber zu erreichen und den aus mannlichen Bluten mitgebrachten Pollen von ihnen abzustreifen 3 Zur Ausbreitung der Samen nutzt die Pflanze die Bewegung durch Wind oder vorbeistreifende Tiere Wind und Tierstreuer der Ausbreitungsmechanismus wird zusammenfassend als Semachorie bezeichnet Verschiedene Gestaltmerkmale unterstutzen diese Ausbreitungsmechanismen So sind die Blutenstangel zum Zeitpunkt der Kapselreife etwas langer als wahrend der Blutezeit und sehr elastisch Die blasig aufgetriebene und leichte Kapsel dient als Windfang so dass die gesamte Pflanze auch schon von schwachem Wind hin und her bewegt wird Die Kapsel selber hat an ihrer Spitze abgeknickte verlangerte und hakige Griffel die sich leicht im Fell eines vorbeistreifenden Tieres so verhaken dass die Pflanze mitgezogen und beim Losen zuruckschnellt Durch die Bewegung sowohl durch Wind wie durch Tiere werden die Samen aus den schmalen Spalten herausgeschleudert 4 Die Samen keimen im Dunkeln Mit steigenden Fruhjahrstemperaturen nimmt die Keimungsrate zu Acker Schwarzkummel lasst sich einfach aus Samen vermehren Vorkommen und Gefahrdung BearbeitenDer Acker Schwarzkummel ist ursprunglich auf dem Balkan verbreitet Er wurde vermutlich wahrend der Jungsteinzeit nach Mitteleuropa eingeschleppt Alteste archaologische Nachweise stammen etwa aus dem latenezeitlichen Heiligtum von Roseldorf in Niederosterreich 5 und dem romerzeitlichen Biesheim Kunheim im Elsass 6 Schriftliche Belege des Acker Schwarzkummels sind nur sehr schwer zu finden da er sehr lange nicht vom Echten Schwarzkummel Nigella sativa unterschieden wurde Gesichert ist die Erwahnung erst ab den Krauterbuchern der Renaissance etwa im New Kreuterbuch des Leonhart Fuchs von 1543 Der Acker Schwarzkummel ist ein mediterranes Florenelement Seine Verbreitung reicht ostlich bis Kleinasien und den Iran nordlich bis Nordfrankreich Norddeutschland und Polen Im Westen kam er fruher bis zum Atlantik bei Bordeaux heute nur noch bis zur Loire bei Nantes vor Im Suden reicht das Verbreitungsgebiet bis zu den Pyrenaen dem Rhonetal Sardinien und Sizilien am Adriatischen Meer von Slowenien bis Griechenland Allerdings ist das Vorkommen in Osteuropa starker hier wachst der Acker Schwarzkummel sogar in zusammenhangenden Gebieten von Polen bis Bulgarien Belarus Rumanien Moldawien und der Ukraine Er besiedelt in Mitteleuropa Getreideacker oder Brachen er kommt aber auch gelegentlich an Wegrandern vor In Osterreich tritt die Art selten im pannonischen Gebiet der Bundeslander Wien Niederosterreich und Burgenland sowie unbestandig in Tirol und Vorarlberg in der collinen Hohenstufe auf nahrstoffreichen warmen lehmig steinigen Ackern Brachen und Erdanrissen auf 7 Der Acker Schwarzkummel gedeiht am besten auf kalkreichen skelettreichen steinigen doch nahrstoffreichen sommerwarmen Lehmboden oder auch sandigen Boden 8 Als Therophyt ist er tolerant gegenuber vorubergehenden Trockenperioden Der Acker Schwarzkummel ist sehr konkurrenzschwach Er ist eine Charakterart des Verbands Caucalidion lappulae kommt aber auch in Gesellschaften der Verbands Convolvulo Agropyrion vor 2 Gefahrdung Bearbeiten Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung verkurzte Brachezeiten und starken Herbizideinsatz insbesondere im Getreideanbau ist der Acker Schwarzkummel stark zuruckgegangen Die chemische Unkrautbekampfung hat ihn an den meisten Standorten nach dem Zweiten Weltkrieg verschwinden lassen so dass er nur noch am Mittelrhein im Rhein Main Gebiet und an der unteren Naab im Schweizer Jura am Alpensudfuss und in Niederosterreich zu finden ist 8 Neuerdings wird Acker Schwarzkummelsaat als Beimischung zu gezielt gesaten Buntbrachen und Ackerschonstreifen die eine vielfaltige Ackerbegleitflora fordern landschaftspflegerisch fur okologische Ausgleichsflachen eingesetzt In West und Mitteleuropa gilt der Acker Schwarzkummel als gefahrdet nicht aber in Norditalien und Sudosteuropa In der Schweiz steht er auf der Roten Liste gefahrdeter Arten Im Bundesland Wien steht Nigella arvensis auf der Liste der streng geschutzten Pflanzen 9 Systematik BearbeitenNigella arvensis wurde 1753 von Carl von Linne in Species Plantarum erstveroffentlicht 10 Die Gattungsbezeichnung Nigella Lat nigellus schwarz verweist auf die schwarz gefarbten Samen Das Artepitheton arvensis bedeutet vom Acker stammend Der Acker Schwarzkummel umfasst in Europa und im Mittelmeerraum neun Unterarten 11 12 Nigella arvensis subsp aristata Sm Nyman Heimat Griechenland europaische Turkei 13 Nigella arvensis L subsp arvensis Heimat Europa Nordafrika Asien Nigella arvensis subsp brevifolia Strid Heimat Kreta Rhodos Nigella arvensis subsp glauca Boiss Terracc Heimat Europaische und asiatische Turkei ostagaische Inseln Turkei und Ukraine 13 Nigella arvensis subsp glaucescens Guss Greuter amp Burdet Heimat Italien Sizilien Sardinien Marokko Algerien Tunesien 12 13 Nigella arvensis subsp latilabris Zohary Greuter amp Burdet Sie kommt in Israel vor 13 Nigella arvensis subsp negevensis Zohary Greuter amp Burdet Sie kommt im Gebiet von Israel und Jordanien vor 13 Nigella arvensis subsp palaestina Zohary Greuter amp Burdet Sie kommt in der Turkei in Gebiet von Israel und Jordanien und im Gebiet von Syrien und Libanon vor 13 Nigella arvensis subsp taubertii Brand Maire Sie kommt in Tunesien Libyen Agypten und auf der Krim vor 13 Nach der neuesten Monographie von Nigella werden keine Unterarten und nur noch insgesamt drei Varietaten anerkannt Donmez et al 2021 Nigella arvensis var arvensis Syn Nigella degenii Vierh Nigella doerfleri Vierh Nigella carpatha Strid Nigella arvensis var negevensis Zohary Nigella arvensis var multicaulis Zohary Nigella deserti Boiss Nigella taubertii Brand Nigella glauca Schkuhr ex Wender Nigella arvensis var glauca Schkuhr Boiss Nigella arvensis var anatolica Zohary Nigella assyriaca var longicornis Zohary Nigella arvensis var glaucescens Guss Nigella catanae Tenore Nigella arvensis var palaestina Zohary Nigella deserti var latilabris Zohary Nigella cretensis Steven Nigella arvensis subsp brevifolia Strid Nigella arvensis var aristata Sibthorp amp Smith Donmez amp Ugurlu Syn Nigella aristata Sm Nigella aristata subsp rechingeri Tutin Nigella degenii Vierh subsp jenny Strid Sie kommt auf der Balkanhalbinsel und in der Turkei vor Nigella arvensis var simplicifolia Zohary Syn Nigella arvensis var oblanceolata P H Davis Sie kommt in der Turkei und im Irak in Hohenlagen von 100 bis 1300 Metern Meereshohe vor Literatur BearbeitenChristoph Kasermann Nigella arvensis L Acker Schwarzkummel Ranunculaceae In Christoph Kasermann Daniel M Moser Hrsg Merkblatter Artenschutz Blutenpflanzen und Farne Bundesamt fur Umwelt Wald und Landschaft Bern 1999 S 206 207 Ali Aslan Donmez Zubeyde Ugurlu Aydin Emel Oybak Donmez Taxonomic monograph of the tribe Nigelleae Ranunculaceae a group including ancientmedicinal plants In Turkish Journal of Botany vol 45 5 S 468 502 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Acker Schwarzkummel Nigella arvensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Acker Schwarzkummel FloraWeb de Acker Schwarzkummel In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Nigella arvensisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Gunther Blaich Fotos europaischer Pflanzen Nigella arvensis Gerhard Nitter Steckbrief mit Fotos Robert Flogaus Faust Datenblatt mit Links zu Fotos Einzelnachweise Bearbeiten Andreas G Heiss Matthias Kropf Susanne Sontag Anton Weber Seed Morphology ofNigellas l Ranunculaceae Identification Diagnostic Traits and Their Potential Phylogenetic Relevance In International Journal of Plant Sciences Band 172 Nr 2 2011 S 267 284 doi 10 1086 657676 a b c Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 Seite 397 Anton Weber Struktur Antheseverlauf und Bestaubung der Blute vonNigella arvensis Ranunculaceae In Verhandlungen der Botanisch Zoologischen Gesellschaft in Osterreich Band 130 1993 S 99 125 PDF Datei 10 2 MB Paul Muller Schneider Verbreitungsbiologie Diasporologie der Blutenpflanzen In Veroffentlichungen des Geobotanischen Instituts der Eidgenossischen Technischen Hochschule Stiftung Rubel in Zurich Band 61 1977 S 1 226 DOI 10 5169 seals 308500 A Caneppele Andreas G Heiss M Kohler Schneider Weinstock Dill und Eberesche Pflanzenreste aus der latenezeitlichen Siedlung Sandberg Roseldorf In Archaologie Osterreichs Band 21 Nr 1 2010 S 13 25 PDF Datei 2 5 MB Stefanie Jacomet Flora Geschichte der Region In UNI NOVA Wissenschaftsmagazin der Universitat Basel Band 107 2007 S 23 25 PDF Datei Memento vom 24 Dezember 2010 im Internet Archive Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 a b Dietmar Aichele Heinz Werner Schwegler Die Blutenpflanzen Mitteleuropas 2 Auflage Band 5 Schwanenblumengewachse bis Wasserlinsengewachse Franckh Kosmos Stuttgart 2000 ISBN 3 440 08048 X RIS Wiener Naturschutzverordnung Landesrecht konsolidiert Wien Fassung vom 21 10 2021 Abgerufen am 21 Oktober 2021 Carl von Linne Species Plantarum Band 1 Lars Salvius Stockholm 1753 S 534 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww biodiversitylibrary org 2Fopenurl 3Fpid 3Dtitle 3A669 26volume 3D1 26issue 3D 26spage 3D534 26date 3D1753 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Jaakko Jalas Juha Suominen Hrsg Atlas Florae Europaeae Distribution of Vascular Plants in Europe 8 Nymphaeaceae to Ranunculaceae Akateeminen Kirjakauppa The Committee for Mapping the Flora of Europe amp Societas Biologica Fennica Vanamo Helsinki 1989 ISBN 951 9108 07 6 S 32 a b Werner Greuter Herve Maurice Burdet Gilbert Long Hrsg Med Checklist A critical inventory of vascular plants of the circum mediterranean countries Vol 4 Dicotyledones Lauraceae Rhamnaceae Conservatoire et Jardin Botanique Geneve 1989 ISBN 2 8277 0154 5 S 411 412 englisch online a b c d e f g E von Raab Straube R Hand E Horandl E Nardi 2014 Ranunculaceae In Euro Med Plantbase the information resource for Euro Mediterranean plant diversity Datenblatt Nigella arvensis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Acker Schwarzkummel amp oldid 231127289