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Die Zichi andere Namensformen Zygi i Zygoi Zekchi georgisch Dschiqi Plural Dschiqebi deutsch auch Sichen waren ein historischer antiker und mittelalterlicher Stammesverband an der heute russischen Schwarzmeerkuste etwa zwischen den Westauslaufern des Kaukasus und der Nordostkuste des Schwarzen Meeres Sie wurden vom 1 Jahrhundert v Chr Strabon bis zum 15 Jahrhundert n Chr in historischen Quellen immer wieder erwahnt und beschrieben Ihr Siedlungsgebiet griechisch Zyx Zych oder Zekchia italienisch auch Sychia georgisch Dschiqeti genannt lag nach diesen Quellen wohl anfangs noch etwa zwischen dem heutigen Gagra und Tuapse und dehnte sich spater vielleicht mit romisch byzantinischer Hilfe bis ins Mundungsgebiet des Kuban in die Nachbarschaft des historischen Tmutarakan aus Es stand vielleicht zeitweise unter byzantinischer Oberherrschaft der Suden im Mittelalter auch zeitweilig unter georgischer Oberherrschaft Karte des Ostromischen Reiches von Gustav Droysen 1886 mit den Zichi an der Nordostkuste des Schwarzen Meeres Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung und Lebensweise 2 Religion 3 Geschichte und Einordnung 4 Literatur 5 FussnotenUberlieferung und Lebensweise BearbeitenUberlieferungen und archaologische Untersuchungen ergaben dass die zichischen Stamme sesshafte Acker und Obstbauern waren wofur sich die subtropische Kuste gut eignete Daneben spielte die Viehzucht eine grosse Rolle wohl schon damals verbunden mit dem fur den gesamten Grossen Kaukasus typischen Lebensstil des Halbnomadismus die meisten Bergbewohner zogen im schneereichen Winter mit ihren Viehherden in tiefere Lagen um einige Bewohner des Vorlandes im Hochsommer ins Gebirge Weil georgische Quellen mehrfach berichten dass dschiqische Krieger in ihren Reihen als berittene Elitekrieger auftraten spielte auch die Pferdezucht eine Rolle worauf auch archaologisch untersuchte Pferdebestattungen schliessen lassen Schon Strabon berichtet auch von einem intensiven Fischfang im Schwarzen Meer aber auch von Piraterie Ausserdem beschreibt schon er die Sitte im Konfliktfall Gefangene gegen Losegeld zu machen 1 Mit nicht ausgelosten Gefangenen wurde schon seit der romischen Antike der mediterrane Sklavenmarkt versorgt Die Sitte wird aus dem Grossen Kaukasus bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts immer wieder berichtet Ausserdem werden zichische Handler und Stadtbewohner in den benachbarten Stadten um den Kimmerischen Bosporus beschrieben u a Cherson und Tmutarakan Kaiser Konstantin VII Porphyrogennetos erwahnt in Zekchia die Handelsstadt Nikopsis 2 nbsp Die Zichen im nordwestlichen Kaukasus 385 n Chr nbsp Das Konigreich Georgien 1184 1230 mit der Region Jiqeti Dschiqeti im Nordwesten Politisch wurden die zichischen Stamme wohl von anfangs unabhangigen Stammeskonigen bzw Hauptlingen gefuhrt Ab einem nicht naher bekannten Zeitpunkt vielleicht schon ab dem 7 Jahrhundert n Chr unternahm das Byzantinische Reich Anstrengungen die Kuste unter seine Kontrolle zu bringen Kaiser Manuel I trug auch den Titel Kaiser von Zichia Chasaria und Gothia und es ist ein Siegel aus dem spaten 11 Jahrhundert erhalten dass einen gewissen Michael als Archon von Tmutarakan Zichia und Chasaria bezeichnete Es ist aber unklar ob es sich dabei um eine direkte Herrschaft eine lockere Oberhoheit oder einen formalen Anspruch handelte und ob die Machtverhaltnisse wechselten 3 Parallel dazu etablierte sich auch das mittelalterliche Konigreich Georgien im 9 10 Jahrhundert im sudlichen Dschiqeti Weil georgische Quellen auch einige zichische Stammesfuhrer erwahnen konnte auch diese Herrschaft zumindest zeitweise eine indirekte Oberhoheit gewesen sein Nach dem Vierten Kreuzzug wurde der byzantinische Einfluss im 13 14 Jahrhundert durch den Einfluss der Genueser Kolonien ersetzt die ihrerseits mit der osmanischen Expansion im 14 15 Jahrhundert allmahlich aus dem Schwarzmeerraum verschwanden Der georgische Einfluss im Suden endete mit dem endgultigen Zerfall des einheitlichen Georgiens in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts Religion Bearbeiten nbsp Reste einer fruhmittelalterlichen Kirche am Fluss Loo im heutigen Stadtkreis von Sotschi Prokopios von Caesarea berichtet die Legende der Apostel Andreas habe nach seinem Besuch von Abasgien Abchasien auch Zichia besucht 4 Seit etwa dem 7 Jahrhundert weshalb man auch den Beginn byzantinischer Etablierung in der Zeit vermutet begannen byzantinisch orthodoxe Missionierungen gefolgt von georgisch orthodoxen seit dem 9 Jahrhundert und mit Etablierung der Genueser Kolonien im 13 Jahrhundert von romisch katholischen Missionsbestrebungen Die Bischofe der verschiedenen Kirchen standen in scharfer Konkurrenz zueinander Nach den Mongolenzugen und den Kriegszugen von Timur riss der Kontakt zu den Mutterkirchen aber ab und die Bistumer verschwanden 5 Aus dieser Periode sind einige Kirchenruinen in der Region erhalten Obwohl die christlichen Missionierungen bei den Zichi weitreichender waren als z B bei den ostlich und nordlich benachbarten Kerketen zeigen archaologische Untersuchungen dass vorchristliche religiose Rituale nie verdrangt wurden nach dem Verschwinden der Kirchenorganisationen dominierten sie die religiosen Rituale der Bewohner der Region neben einigen christlichen Relikten Geschichte und Einordnung BearbeitenDie Zichi lebten anfangs in einem kleinen Siedlungsgebiet zwischen dem heutigen Gagra und Tuapse und breiteten sich vielleicht auch mit romisch byzantinischer Hilfe im 3 8 Jahrhundert nach Norden bis etwa Gelendschik aus wobei die alteren Stamme der Acheaner und Tetraxiten eine ostliche Splittergruppe der Krimgoten und wohl auch einige altere Stamme der Maioten verdrangt oder assimiliert wurden 6 Die Sprache der Zichi ist nicht uberliefert sie selbst hinterliessen keine schriftlichen Zeugnisse Die Forschung geht davon aus dass sie Sprachformen der nordwestkaukasischen Sprachfamilie verwendeten Dafur sprechen die in der Region dominierenden nordwestkaukasischen Gewassernamen und andere geografische Namen und die uberlieferten Namen der Stammeskonige Auch der archaologisch nahtlose Ubergang von den Zichi und Kerketen deren Bezeichnungen aus den Quellen nach den Kriegszugen Timurs Anfang 15 Jahrhundert durch die Bezeichnung der Tscherkessen Stamme ersetzt wurden belegt diese Sicht Zwar ist archaologisch ein vorubergehender Ruckzug von Teilen der Bevolkerung ins Gebirge festzustellen aber keine grundlegende Veranderung der Bevolkerung Nicht nur der genuesische Reisende Giorgio Interiano des 15 Jahrhunderts bezeichnet die von ihm beschriebenen Stamme als Zichi chiamati Ciarcassi Zichi genannt Tscherkessen 7 auch arabische Quellen setzen sie gleich indem sie die ersten Burdschi Mamluken als Zichi spater als Tscherkessen bezeichnen Deshalb zahlt die Fachwelt die Zichi und Kerketen zur tscherkessischen Geschichte 8 bzw Vorgeschichte Ob es im 14 15 Jahrhundert uberhaupt interne politische Veranderungen gab oder nur einen Wechsel der Fremdbezeichnungen stattfand ist mangels genauer Quellen schwer zu bestimmen Welche nordwestkaukasische Sprachform die Zichi sprachen ist Gegenstand von Hypothesen Einige Forscher vermuten dass sie fruhe Formen des Ubychischen sprachen und verweisen auf die Ahnlichkeit des georgischen Namens mit dem Namen einer spateren Ubychen Gruppe den Dschigit Dschiget 9 Andere Forscher verweisen darauf dass sie im ersten Jahrhundert plotzlich auftauchen und vermuten dass sie aus dem Gebiet der Alanen eingewandert sein konnten und vielleicht iranischsprachig waren bevor sie spater nordwestkaukasische Sprachen ubernahmen Sie verweisen auf die Ahnlichkeit des Namens der Zygii mit dem Namen einer hochstehenden Gruppe der Sarmatenstamme Ja zygii 10 Wieder andere Forscher sehen ebenfalls ihre Einwanderung aus dem Osten meinen aber dass sie ursprunglich Nordostkaukasische Sprachen gesprochen haben konnten bevor sie nordwestkaukasische Sprachformen ubernahmen 11 Letztlich sind alle diese Hypothesen sehr spekulativ und einzelne Namensahnlichkeiten keine hinreichenden Beweise Wie auch immer die sprachlichen Verhaltnisse der Zichi waren ist doch unstrittig dass sie wie auch die Kerketen Vorlaufer der Tscherkessen waren Literatur BearbeitenZichia in ODB New York 1991 Bd 3 S 2226 2227 Zikhi Artikel in der Grossen Sowjetischen Enzyklopadie englische Ubersetzung Nadir I Natho Circassian History Xlibris New York NY 2009 ISBN 978 1 4415 2389 1 Fussnoten Bearbeiten Geographika XI 2 12 und folgender Absatz englische Ubersetzung Siehe ODB Artikel Textstelle bei Konstantin VII De Administrando Imperio 42 95 99 ODB Artikel ODB Artikel Prokop Historien 8 4 2 Johannes Preiser Kapeller Zwischen Konstantinopel und der Goldenen Horde Die byzantinischen Kirchenprovinzen der Alanen und Zichen im mongolischen Machtbereich im 13 und 14 Jahrhundert in Jurgen Tubach Hrsg Caucasus during the Mongol Period Wiesbaden 2012 S 199 216 Kadir I Natho S 59 Text der Berichte von Interiano italienisch Z B der im ODB zitierte Kaukasiologe Leonid Iwanowitsch Lawrow Adygi v rannem srednevekov e Die Tscherkessen im Fruhen Mittelalter in Sbornik statej po istorii Kabardy Sammelband der Aufsatze zur Geschichte der Kabarda Naltschik 1955 Kadir I Natho S 60ff Kadir I Natho S 59 61 Natho zitiert dort die Hypothesen der Forscher S Khotko und George Kissling Z B Amjad M Jaimoukha The Circassians A Handbook S 42 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zichi amp oldid 229426250