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Wilhelm Ludwig Georg Graf zu Sayn Wittgenstein Hohenstein seit 1804 Furst 9 Oktober 1770 auf Schloss Wittgenstein 11 April 1851 in Berlin 1 war ein preussischer Staatsmann und Vertrauter von Friedrich Wilhelm III Er trug massgeblich zum Ende der preussischen Reformen bei und war eine der Triebkrafte der Restaurationsara in Preussen Wilhelm Ludwig Georg zu Sayn Wittgenstein Hohenstein Lithografie Berlin ca 1820 Inhaltsverzeichnis 1 Aufstieg 2 Polizeiminister 3 Minister des koniglichen Hauses 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksAufstieg BearbeitenWilhelm war der zweite Sohn von neun Kindern des Grafen Johann Ludwig zu Sayn Wittgenstein Hohenstein 1740 1796 und dessen erster Ehefrau Friederike Louise Charlotte geborene Grafin von Puckler Limpurg 1746 1772 2 Insofern kam er fur eine Regentschaft in der Grafschaft Sayn Wittgenstein Hohenstein nicht in Betracht Er studierte ab Mai 1786 in Marburg Rechtswissenschaften 3 Danach war er Hofling am Hof von Kurfurst Karl Theodor von der Pfalz Im Jahr 1791 wurde er zum kurpfalzisch bayerischen Geheimen Rat ernannt In dieser Zeit stellte er ein Regiment fur die emigrierten Prinzen der franzosischen Konigsfamilie auf und war daher auch Obrist in koniglich franzosischen Diensten Wahrend des Mainzer Furstentages von 1792 soll er wegen seiner Verbindung zur Emigration kurzzeitig inhaftiert worden sein Fur den preussischen Hof ging er nach Kassel um ein Darlehen von 1 Million Taler aufzunehmen Daruber hinaus war er auch in eigener Sache finanziell tatig In Kassel wurde ein Bankgeschaft in seinem Namen betrieben Zwischen 1797 und 1805 war Wittgenstein Oberhofmeister der preussischen Konigin beziehungsweise Koniginmutter Friederike von Hessen Darmstadt 1804 wurde er wie auch sein Bruder Friedrich Carl 1766 1837 in den Reichsfurstenstand erhoben Ausserdem war er ausserordentlicher Gesandter und bevollmachtigter Minister in Kassel Auch nach dem Thronwechsel hatte er das Vertrauen des neuen Konigs Friedrich Wilhelm III Neben Hessen Kassel war Wittgenstein seit 1805 auch Gesandter in Hessen Darmstadt und Oranien Nassau Nach der Niederlage Preussens 1806 ubernahm Wittgenstein eine diplomatische Mission nach England um dort eine Anleihe aufzunehmen und zu sondieren ob Grossbritannien zu einem militarischen Eingreifen in Norddeutschland bereit sei Die Reise war erfolglos Wittgenstein wurde von den Franzosen in Hamburg unter dem Vorwurf einer Anschlagsplanung auf Napoleon verhaftet Nach seiner Verhaftung versuchte sich Wittgenstein gegenuber der franzosischen Regierung zu entlasten indem er den Freiherrn vom Stein offentlich kritisierte Dies verstarkte noch Steins Abneigung gegen Wittgenstein Stein schrieb uber Wittgenstein Furst Wittgenstein besass alle Eigenschaften um ohne Kenntnisse inneren Gehalt und Tuchtigkeit sich eine vorteilhafte Stellung im Leben zu verschaffen schlau kalt berechnend beharrlich bis zur Kriecherei biegsam auf ihn passte die Maxime qu un vrai courtisan doit etre sans honneur et sans humeur Ein wahrer Hofling muss ohne Ehre und Charakter sein 4 Polizeiminister BearbeitenNach der Ruckkehr des preussischen Hofes nach Berlin beziehungsweise Potsdam wurde Wittgenstein 1810 Oberkammerherr In dieser Zeit war er massgeblich mitbeteiligt an der Wiederberufung von Karl August von Hardenberg Im Jahr 1811 pladierte Wittgenstein fur eine starkere Anlehnung an Frankreich Ab 1812 war er als Geheimer Staatsrat Leiter der preussischen Polizei Bereits zu dieser Zeit war er massgeblich verantwortlich fur die Verfolgung der nationalen und liberalen Bewegung in Preussen Er liess den Tugendbund zerschlagen und war an der Verhaftung von Justus von Gruner beteiligt In der Zeit der Befreiungskriege verlor Wittgenstein zeitweise an politischem Einfluss Gleichwohl wurde er 1814 Polizeiminister und in dieser Funktion seit 1817 zudem Mitglied des preussischen Staatsrates Dabei stand Wittgenstein in enger Verbindung mit Metternich und wirkte auf den Konig in dessen Sinne ein Neben dem Kronprinzen den spateren Friedrich Wilhelm IV war er einer der Fuhrer der altstandisch oder burokratische orientierten Reaktionspartei die in Opposition zur Reformpolitik Hardenbergs stand und immer starker an Einfluss gewann In der beginnenden Reaktionsara verscharfte Wittgenstein die Verfolgung der politischen Opposition Wahrend Hardenberg das Verbot der Burschenschaften in Preussen von 1817 nach dem Wartburgfest als zeitweise taktisches Entgegenkommen gegenuber den reaktionaren Kraften ansah suchte Wittgenstein mit Hilfe eines umfassenden Spitzelsystems neue Beweise Daruber hinaus wurde in Berlin jede liberale Gesinnung bekampft Wittgenstein trug mit seiner Politik zur reaktionaren Umgrundung des deutschen Bundes stark bei 5 Zeitweise versuchte er auch Hardenberg wegen dessen Verfassungsplanen zu sturzen Auch wenn ihm das nicht gelang war er mitverantwortlich dafur den Einfluss des antireformerischen Flugels in der preussischen Regierung zu starken Nach der Ermordung von August von Kotzebue war Wittgenstein einer der Haupttriebkrafte der Demagogenverfolgung Die Karlsbader Beschlusse wurden nicht zuletzt wegen Wittgenstein in Preussen scharfer als in den meisten anderen Staaten des deutschen Bundes umgesetzt 6 Minister des koniglichen Hauses BearbeitenIm Jahr 1819 legte Wittgenstein sein Amt als Polizeiminister nieder und wurde Minister des koniglichen Hauses Wenn auch nicht mehr so unmittelbar wie zuvor setzte er die Reaktionspolitik fort Als Mitglied der Ministerialkommission die fur politische Untersuchungen zustandig war setzte er sich fur harte Massnahmen ein die beispielsweise Militareinsatze wie in der Berliner Schneiderrevolution 1830 zur Folge hatten Als Mitglied der Finanz und Verfassungsreform gehorte er zu denjenigen die immer ofter Hardenbergs Reformvorstellungen zum Scheitern brachten 7 Wie schon 1817 und 1819 arbeiteten Metternich und Wittgenstein nach dem Hambacher Fest von 1832 eng zusammen Fur beide war dies ein willkommener Anlass um die polizeilichen Massnahmen gegen die Opposition wieder zu verstarken Wittgenstein kommentierte dazu zynisch Mir sind die Sachen noch nicht toll genug und ich hatte gewunscht das von p dem besagten Wirth und Consorten die Absetzung des Konigs von Bayern formlich dekretiert ein Protokoll daruber aufgenommen und von allen Anwesenden unterzeichnet worden ware 8 Nach dem Tod Friedrich Wilhelm III trat er politisch eher in den Hintergrund blieb aber noch bis 1851 Minister des koniglichen Hauses Wittgenstein war unverheiratet und starb ohne Nachkommen Einzelnachweise Bearbeiten Evangelische Kirchengemeinde Laasphe Taufen 1739 1807 S 35 Einsichtnahme am 3 Januar 2017 Stammtafel des mediatisierten Hauses Sayn und Wittgenstein 1907 Tafel 11 Unveranderter Nachdruck der Ausgabe von 1907 Heimatverlag und Antiquariat Angelika Wied Bad Laasphe 2009 Nr 9 100 Universitat Marburg Marburger Matrikel 1527 1830 Edition 1778 1795 Seite 411 Die 5 Maii Nr 44 Guiliemus S R J Comes in Sayn Witgenstein et Hohenstein 1 letzter Zugriff 26 Oktober 2018 09 40 h Karl vom Stein Lebenserinnerungen Bamberger Hagen in Westfalen 1901 S 30 31 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 2 Von der Reformara bis zur industriellen und politischen Deutschen Doppelrevolution 1815 1845 49 Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 32262 X S 336 Wehler Bd 2 S 341 Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1800 1866 Burgerwelt und starker Staat C H Beck Munchen 1998 ISBN 3 406 44038 X S 275 Wehler Bd 2 S 332 zit nach Wolfram Siemann Vom Staatenbund zum Nationalstaat Deutschland 1807 1871 Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 30819 8 S 349 f Literatur BearbeitenHans Branig Furst Wittgenstein Ein preussischer Staatsmann der Restaurationszeit Bohlau Koln 1981 ISBN 3 412 06079 8 Bruno Gebhardt Sayn Wittgenstein Hohenstein Wilhelm Furst zu In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 43 Duncker amp Humblot Leipzig 1898 S 626 629 Genealogisches Staats Handbuch Band 65 S 574 Digitalisat StammbaumWeblinks BearbeitenActa borussica Bd 1 PDF Datei 2 52 MB Sayn Wittgenstein und Hohenstein Wilhelm Ludwig Georg Furst zu Hessische Biografie Stand 12 Oktober 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Normdaten Person GND 118804928 lobid OGND AKS VIAF 30333268 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sayn Wittgenstein Hohenstein Wilhelm zuALTERNATIVNAMEN Sayn Wittgenstein Hohenstein Wilhelm Graf zuKURZBESCHREIBUNG preussischer MinisterGEBURTSDATUM 9 Oktober 1770GEBURTSORT LaaspheSTERBEDATUM 11 April 1851STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm zu Sayn Wittgenstein Hohenstein amp oldid 229880908