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Philipp Friedrich Wilhelm Abegg 29 August 1876 in Berlin 18 Oktober 1951 in Baden Baden war als linksliberaler Staatssekretar im preussischen Innenministerium bis kurz vor seiner Emigration 1933 der Begrunder und Leiter der modernen preussischen Polizei nach dem Ersten Weltkrieg Er war Grundungsmitglied der Bewegung Freies Deutschland in der Schweiz Emil Stumpp Wilhelm Abegg 1924 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 2 1 Ausbildung und Beruf 2 2 Politischer Werdegang 2 3 Auswanderung in die Schweiz 2 4 Gerucht um Bombenattentat auf Hitler 3 Nachwirken 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Schriften 7 Literatur 8 WeblinksHerkunft BearbeitenWilhelm Abegg entstammte einer ursprunglich schweizerischen Familie 1 Er war Sohn des Geheimen Admiralitatsrats Wilhelm Abegg sen und seiner deutsch judischen Ehefrau Margarethe Friedenthal Sein Grossvater war der Strafrechtler Julius Abegg Seine Bruder waren der Chemiker und Luftfahrtpionier Richard Abegg und Waldemar Abegg Regierungsprasident in der Provinz Schleswig Holstein Sein weitlaufiger Verwandter Bruno Abegg Cousin dritten Grades seines Onkels Heinrich Abegg war Polizeiprasident von Konigsberg Leben BearbeitenAusbildung und Beruf Bearbeiten Abegg besuchte das Wilhelms Gymnasium in Berlin und studierte anschliessend in Berlin und Gottingen Rechtswissenschaften In Gottingen wurde er Mitglied des Corps Hannovera Abegg wurde 1903 in Gottingen mit dem rechtsvergleichenden Thema Die Verjahrung der Einreden nach dem romischen gemeinen und burgerlichen Recht zum Dr iur promoviert und absolvierte eine kaufmannische Ausbildung bei den Altesten der Kaufmannschaft von Berlin Seit 1907 als Verwaltungsjurist im preussischen Staatsdienst tatig u a 1912 19 als Regierungsrat am Polizeiprasidium Berlin leitete er seit 1923 als Ministerialdirektor die Polizeiabteilung im preussischen Innenministerium bevor er 1926 als Nachfolger von Friedrich Wilhelm Meister zum Staatssekretar und standigen Vertreter des preussischen Innenministers Carl Severing ernannt wurde Ausserdem war Abegg Mitglied der DDP und des uberparteilichen Bundnisses fur Demokratie Reichsbanner Schwarz Rot Gold Am 15 Januar 1910 erhielt er das DLV Ballonfuhrerpatent drei Monate bevor sein Bruder Richard mit einem Ballon verungluckte 1918 gehorte Wilhelm Abegg als Major d R dem preussischen Heer an Politischer Werdegang Bearbeiten 1930 wird Abegg aufgefuhrt als Mitglied des Vertrauenskreises Beirats der Abraham Lincoln Stiftung einer deutschen Zweigstiftung der Rockefeller Foundation Er machte sich um die Reform des preussischen Polizeiwesens in politisch schwieriger Zeit durch den Aufbau der modernen Schutzpolizei in Deutschland verdient Die preussische Polizei kam nach seiner Reorganisation im Mitteldeutschen Aufstand zum Ersteinsatz wobei auch die Deeskalation als Polizeitaktik erstmals angewendet wurde Ab 1923 trug Abegg im Bereich der preussischen Polizei die Personalverantwortung und erneuerte die Fuhrungsebene konsequent im republikanischen Sinne so dass die hoheren Dienstrange der Polizei bereits Ende der 20er Jahre durchgangig mit Republikanern besetzt waren 2 Abeggs besonderes Augenmerk galt in der Folge der zunehmenden politischen Gewaltbereitschaft in der Weimarer Republik sowie fruhzeitig dem Kampf gegen den aufkommenden Nationalsozialismus Dabei nutzten er und die Regierung des Ministerprasidenten Otto Braun die ebenfalls Abegg unterstehende Politische Polizei Preussens zur Uberwachung des erstarkenden Nationalsozialismus und seiner Fuhrungspersonlichkeiten wobei insbesondere uber die Person Adolf Hitlers und seiner Finanzierungspartner umfangreiche Dossiers erstellt wurden Damit begab er sich in Widerspruch zur Reichsregierung um Franz von Papen Diese nutzte den Altonaer Blutsonntag 17 Juli 1932 zur Absetzung der demokratisch legitimierten Landesregierung im sogenannten Preussenschlag Per Verordnung setzte sich Reichskanzler v Papen zum Reichskommissar fur Preussen ein und erklarte die Regierung Preussens fur abgesetzt Abegg der im Gegensatz zu seinem vorgesetzten Innenminister Carl Severing und dem Kabinett des Freistaats Preussen noch versucht hatte Gegenwehr zu organisieren wurde bereits am folgenden Tag aus dem Staatsdienst entlassen Die Preussische Staatsregierung hingegen hatte sich dafur entschieden Gewalt nicht mit Gewalt zu vergelten und erhob durch ihren Bevollmachtigten und Vertreter im Reichsrat Arnold Brecht nur Verfassungsklage bei dem Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich bei dem Reichsgericht Der Verfassungsstreit ging fur beide Seiten offen aus die Verordnung v Papens wurde zwar fur rechtswidrig erklart die Fakten aber waren geschaffen Hauptartikel Preussen contra Reich Auswanderung in die Schweiz Bearbeiten In der Folge des zunehmenden Drucks auf Abegg und seine Familie emigrierte er im Marz 1933 in die Schweiz nachdem er sich seit 1930 von Berlin aus um die Wiedererlangung des Schweizer Burgerrechts bemuht hatte In Zurich war er von 1933 bis 1949 Anwalt fur internationales Recht und insbesondere an Hilfsaktionen fur Fluchtlinge beteiligt Er betrieb hier eine Anwaltskanzlei gemeinsam mit Dr Julius Alhard Gelpke 1850 Von hier aus kampfte er wahrend der NS Zeit weiter vielbeachtet gegen das NS Regime in Deutschland grundete und fuhrte namhafte Organisationen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wie die Schweizer Sektion der Bewegung Freies Deutschland Ab 1935 arbeitete er bei den Vorbereitungen zur Schaffung der Deutschen Volksfront mit war ab 1944 Vorsitzender der Gesellschaft fur abendlandische Kulturpolitik und 1944 45 Mitglied der Gesellschaft der Freunde freier deutscher Kultur Er war Mitglied des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller SDS 1944 wurde er Grundungsmitglied der Bewegung Freies Deutschland BFD und wurde 1945 deren Landes Prasident 1944 45 war er Redaktionsmitglied des Publikationsorgans Freies Deutschland Er stand im Meinungsaustausch mit Allen Welsh Dulles vom Office of Strategic Services in Bern brach diesen Kontakt allerdings 1944 ab Gerucht um Bombenattentat auf Hitler Bearbeiten In der Literatur halt sich nach wie vor das Gerucht dass der im Exil in der Schweiz lebende Abegg bereits 1938 einen Bombenanschlag auf Hitler und andere nationalsozialistische Fuhrungspersonen geplant habe 3 Er habe kleine Bomben bauen wollen die in der Kleidung von Selbstmordattentatern versteckt ausgedehnten Schaden angerichtet hatten Dazu habe er eine Gruppe aus ehemaligen preussischen Polizeibeamten zusammengestellt die in Uniformen italienischer Kuriere Zugang zu Hitler und anderen Fuhrungspersonen hatten suchen sollen Der Plan sei zuerst aus technischen Grunden verzogert und spater aufgegeben worden weil Abegg erfahren habe dass hochrangige Militars der Wehrmacht einen Befreiungsschlag gegen Hitler planten Diese Geruchte gehen allerdings auf eine umfangreiche Aktenfalschung des Schweizer Juristen Dr Alhard Gelpke und seiner Ehefrau zuruck denen es in den 1950er und 1960er Jahren gelang zahlreiche Archive und Historiker in der Schweiz und in Deutschland fur das angebliche Abegg Archiv zu interessieren Der Hauptteil dieses gefalschten Archivs das auch Erwartungshaltungen wie die Finanzierung von Hitlers Aufstieg durch die Wirtschaft bediente wurde 1959 fur 8000 Franken an Michael Kohl den spateren Leiter der Standigen Vertretung der DDR in Bonn verkauft 4 Nach dem Krieg erlitt Abegg auf einer Vortragsreise durch Deutschland einen Schlaganfall so dass er sich zu seinem Bedauern nicht mehr am Wiederaufbau des Staatswesens beteiligen konnte Nachwirken Bearbeiten nbsp Gottinger Gedenktafel fur Wilhelm AbeggAm 27 Oktober 1984 erhielt er posthum durch Beschluss des Senates der Universitat Gottingen den in der Zeit des Nationalsozialismus entzogenen Doktortitel zuruck 2013 ehrte ihn die Stadt Gottingen mit einer Gottinger Gedenktafel 5 Siehe auch BearbeitenAbegg AffareEinzelnachweise Bearbeiten Stefan Naas Die Entstehung des Preussischen Polizeiverwaltungsgesetzes von 1931 ein Beitrag zur Geschichte des Polizeirechts in der Weimarer Republik Mohr Siebeck 2003 S 47 FN 127 Christopher Clark Preussen Aufstieg und Niedergang 1600 1947 Deutsche Verlags Anstalt Munchen 2007 ISBN 3 421 05392 8 S 719 James P Duffy Vincent L Ricci Target Hitler the plots to kill Adolf Hitler Greenwood Publishing Group 1992 S 23 Klaus Urner Zehn preussische Polizeioffiziere und das Abegg Archiv in Der Schweizer Hitler Attentater Drei Studien zum Widerstand und seinen Grenzbereichen Frauenfeld Stuttgart 1980 S 131 143 Stadt Gottingen aufgerufen am 24 April 2014 Schriften BearbeitenDie Verjahrung der Einreden nach dem romischen gemeinen burgerlichen Recht Dissertation Gottingen 1903 Aufgaben und Aufbau der Polizei Berlin 1925 Lehren aus dem Entwicklungsgange Friedrichs d Gr und Napoleons I fur die heutige Zeit Berlin 1926 Aufbau und Gliederung der Grossen Polizeiausstellung Berlin 1926 Kameradschaft Berlin 1926 Die preussische Verwaltung und ihre Reform Lander und Reich Berlin 1928 Fur den neuen Staat Berlin 1928 Literatur BearbeitenArt Abegg Wilhelm In Werner Roder Herbert A Strauss Dieter Marc Schneider Louise Forsyth Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Bd 1 Politik Wirtschaft offentliches Leben Saur Munchen 1980 ISBN 3 598 10088 4 S 1 Heinrich F Curschmann Blaubuch des Corps Hannovera zu Gottingen Bd 1 1809 1899 Gottingen 2002 S 258 Nr 835 Michael Eggers Wilhelm Abegg Schopfer der Deutschen Polizei und Widerstandskampfer der ersten Stunde Einst und Jetzt Bd 56 2011 S 265 277 Michael Eggers Wilhelm Abegg Polizeireformer und Widerstandskampfer der ersten Stunde In Sebastian Sigler Hrsg Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler Duncker amp Humblot Berlin 2014 ISBN 978 3 428 14319 1 S 269 280 Christoph Graf Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur Historische Kommission Berlin Band 36 Colloquium Verlag Berlin 1983 Robert Volz Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Band 1 A K Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 DNB 453960286 S 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Abegg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hermann Wichers Abegg Wilhelm In Historisches Lexikon der Schweiz Nachlass Wilhelm Abeggs im Archiv fur Zeitgeschichte der ETH Zurich Wilhelm Abegg Politiker in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Kurzbiografie zum Engagement im Reichsbanner Schwarz Rot Gold Teilnachlass 1 von Wilhelm Abegg im Archiv der Archiv des Instituts fur Zeitgeschichte Munchen Teilnachlass 2 von Wilhelm Abegg im Landesarchiv Nordrhein Westfalen Abteilung Rheinland Teilnachlass 3 von Wilhelm Abegg im Archiv fur Zeitgeschichte ZurichNormdaten Person GND 116001046 lobid OGND AKS LCCN no96058923 VIAF 162937550 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Abegg WilhelmALTERNATIVNAMEN Abegg Philipp Friedrich Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Begrunder und Leiter der modernen preussischen Polizei nach dem Ersten WeltkriegGEBURTSDATUM 29 August 1876GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 18 Oktober 1951STERBEORT Baden Baden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Abegg Politiker amp oldid 232356961