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Emil Wilhelm Stumpp 17 Marz 1886 in Neckarzimmern 5 April 1941 in Stuhm Westpreussen war ein deutscher Lehrer Maler und einer der bekanntesten deutschen Pressezeichner der Weimarer Republik Emil Stumpp Selbstportrat 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Nachlass 2 1 Verbleib 3 Gedenken 4 Ausstellungen Auswahl 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise und Anmerkungen 8 WeblinksLeben und Werk Bearbeiten nbsp Stumpps Lithographie des danischen Autors Martin Andersen Nexo aus dem Jahr 1921Emil Stumpps Eltern waren der Gartner Wilhelm Stumpp aus Stetten und seine Ehefrau Maria geborene Aeckerle Er wuchs mit funf Geschwistern auf Drei Jahre nach seiner Geburt zog die Familie von Neckarzimmern nach Worms wo der Vater als Obergartner bei der Industriellenfamilie Heyl arbeitete Emil Stumpp besuchte die Oberrealschule und machte pragende Erfahrungen als Mitglied des Wandervogels Nach dem Abitur im Februar 1904 studierte er zunachst ein Semester an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe leistete dann ab dem 1 Oktober seinen einjahrig freiwilligen Militardienst beim Infanterie Regiment 118 in Worms und begann zum Wintersemester 1905 06 an der Philipps Universitat Marburg das Studium der Germanistik Anglistik Geschichte und Philosophie Nach zwei Semestern wechselte er an die Humboldt Universitat zu Berlin wo er die nachsten beiden Semester studierte Danach verbrachte er ein Jahr in Skandinavien bevor er fur die letzten drei Studienjahre nach Marburg zuruckkehrte In Uppsala hatte er die schwedische Studentin Hedvig Glas kennengelernt die er 1910 noch als Student heiratete Das Paar bekam funf Kinder Maria 1911 Hermann 1912 Hedwig 1913 Hilde 1918 und Gudrun 1920 In Marburg legte Stumpp im Marz 1910 die Prufung zum Turn und Zeichenlehrer ab im November 1913 das Staatsexamen fur das Hohere Lehramt in Deutsch und Englisch und 1914 eine Erweiterungsprufung fur das Fach Philosophische Propadeutik Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der Reserveleutnant Stumpp sofort einberufen Er wurde wahrend des Krieges insgesamt viermal verwundet Bei Kriegsende lebte er mit seiner Familie in Konigsberg wo er Adjutant des Bahnhofskommandeurs war In den Wirren der Novemberrevolution wurde er wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Arbeiter und Soldatenrat zeitweise von konterrevolutionaren Truppen inhaftiert Ab Februar 1919 absolvierte Stumpp das vorgeschriebene Seminarjahr er arbeitete ab dem 1 April 1920 am Koniglichen Hufengymnasium in Konigsberg war daneben auch kunstlerisch tatig 1919 war er Grunder und Vorsitzender des Wirtschaftlichen Verbands Bildender Kunstler Nordostdeutschlands Zwischen Lehrer und Kunstlerexistenz hin und hergerissen schied er Ostern 1924 aus dem Schuldienst aus und arbeitete fortan freiberuflich als Maler und Zeichner in Berlin wahrend seine Familie in Konigsberg blieb Nach dem fruhen Tod seiner Frau 1928 wurden die Kinder von seiner Schwester betreut Stumpp spezialisierte sich anfangs auf die Anfertigung von Portratzeichnungen dann auf deren lithographische Reproduktion zur Veroffentlichung in der Presse womit er bald so erfolgreich war dass seine Bilder in zahlreichen Zeitungen abgedruckt wurden und bereits 1926 das erste Buch mit seinen Zeichnungen Kopfe in Schwaben erschien Einer seiner Hauptauftraggeber war der Dortmunder General Anzeiger In den folgenden Jahren portratierte Stumpp auf zahlreichen Reisen als rasender Zeichner eine grosse Zahl bedeutender Personlichkeiten aus Politik Wirtschaft Sport Geistesleben und Kunstbetrieb Teils besuchte er Grossereignisse wie Konferenzen Kongresse und Sportwettkampfe um seine Modelle zu finden teils sassen sie ihm im Auftrag von Zeitungen Modell teils suchte er sie gezielt auf um ihre Zustimmung zu einer Portratsitzung zu erhalten Es gelang ihm beispielsweise nach mehrmaligen Besuchen vor Ort als einzigem Kunstler von Edvard Munch die Erlaubnis zu einem Portrat zu erhalten Dabei kam ihm seine schnelle Auffassung und Arbeitsweise zugute so portratierte er 1932 nach dem Besuch der Olympischen Spiele in Los Angeles den damaligen demokratischen Prasidentschaftskandidaten Franklin D Roosevelt in einer nur zehnminutigen Sitzung Zum Markenzeichen seiner Portrats wurde es dass er die Originalzeichnungen von den Portratierten eigenhandig signieren liess nbsp Hitler Portrat 1933Am 20 April 1933 druckte der Dortmunder General Anzeiger auf der ersten Seite ein Portrat Adolf Hitlers anlasslich seines Geburtstags ab das Stumpp kurz zuvor bei einer Hitlerrede gezeichnet hatte Die ortliche SA betrachtete die wenig schmeichelhafte Zeichnung als boswillige Karikatur und nahm den Vorfall zum Anlass um Druckerei und Redaktion der bekanntermassen linksliberal eingestellten Zeitung zu besetzen Folge war die Gleichschaltung der Dortmunder Zeitung die zu einem Parteiorgan der NSDAP umfunktioniert wurde und ein Publikationsverbot fur Stumpp 1 2 Damit verlor er schlagartig seine Haupteinnahmequelle In den Folgejahren versuchte er sich vor allem mit dem Verkauf von Landschaftszeichnungen und aquarellen wirtschaftlich uber Wasser zu halten Dazu unternahm er Reisen in zahlreiche europaische Lander und hielt sich viel im Ausland auf Er verfasste auch Textbeitrage zur Zeitschrift Geister und Gespenster 3 seines Konigsberger Freundes Robert Budzinski 1931 hielt er die Portrats der Prozessbeteiligten des Calmette Prozesses fur die Nachwelt fest 4 Nachdem Stumpp im Februar 1940 auf die Nachricht von der todlichen Erkrankung seiner Tochter Hilde von Stockholm nach Konigsberg zuruckgekehrt war erhielt er keine Ausreiseerlaubnis mehr Im September mietete er sich in Perwelk heute Pervalka auf der Kurischen Nehrung ein dort ausserte er sich politisch offenherzig und wurde von seinen Wirtsleuten denunziert Er wurde am 2 Oktober 1940 in Perwelk verhaftet und vom Sondergericht Konigsberg am 14 Januar 1941 in einer Sitzung des Gerichts in Memel zu einem Jahr Haft wegen Verstosses gegen das Heimtuckegesetz und unerlaubten Umgangs mit Kriegsgefangenen verurteilt Die Haftbedingungen waren vor allem durch systematische Unterernahrung gekennzeichnet wahrend der sechs Monate im Konigsberger Gefangnis verlor Stumpp 30 kg Gewicht Als er Anfang April in das Gefangnis von Stuhm in Westpreussen verlegt wurde musste er die 150 km lange Reise bei grimmiger Kalte im ungeheizten Eisenbahnwaggon zurucklegen Der vom Hunger geschwachte Stumpp erkrankte an Lungenentzundung und starb im Alter von 55 Jahren am 5 April 1941 im Gefangnis Sein Tagebuch aus der Haft blieb erhalten und liegt als Kopie im Emil Stumpp Archiv Nachlass BearbeitenNachdem Stumpps einziger Sohn Hermann Ende 1941 vor Leningrad gefallen war sorgten die drei uberlebenden Tochter fur die Erhaltung des kunstlerischen Nachlasses der etwa 20 000 Lithographien und zahlreiche Aquarelle und Olbilder umfasst Insbesondere Stumpps Tochter Hedwig und ihr Ehemann der Komponist Kurt Schwaen setzten sich lebenslang fur die Bewahrung und Pflege des Nachlasses und das Andenken an Emil Stumpp ein Mehrfach zogen sie innerhalb Ost Berlins mit dem gesamten Nachlass um Zeitweilig war die Sammlung im Markischen Museum und im Zeughaus untergebracht Nach der Wende uberliess Schwaen den grossten Teil des Nachlasses einem Neffen des Grafikers Michael Stumpp der seither das Stumpp Archiv besitzt das seit 1998 in Gelnhausen angesiedelt ist Weitere Teile des Nachlasses befinden sich beim Institut fur Zeitungsforschung in Dortmund 5 Verbleib Bearbeiten Der grosste Teil des Nachlasses von Emil Stumpp wird im Emil Stumpp Archiv in Gelnhausen aufbewahrt Zahlreiche Bilder wurden dort in den letzten Jahren digitalisiert und online gestellt Das Deutsche Historische Museum in Berlin verfugt uber die umfangreichste Stumpp Sammlung in Museumsbesitz uber 900 Eintrage in der GOS Objektdatenbank online Im Institut fur Zeitungsforschung in Dortmund liegen etwa 400 Bilder sowie Manuskripte vor allem aus Stumpps Zusammenarbeit mit dem Dortmunder General Anzeiger Der Deutsche Bundestag verfugt uber eine Sammlung von mehr als 300 Portrats deutscher Politiker der Weimarer Republik von Stumpp Gedenken Bearbeiten nbsp Stolperstein fur Emil Stumpp in Worms2008 wurde in Worms vor dem Haus Pfauenpforte 9 ein Stolperstein fur Emil Stumpp verlegt 6 Ausstellungen Auswahl Bearbeiten2001 Luneburg Ostpreussisches Landesmuseum Emil Stumpp Kopfe und Landschaften aus bewegter Zeit 7 8 2021 2022 Berlin Bezirksmuseum Marzahn Hellersdorf Berliner Portrats der 1920er und 30er Jahre Siehe auch BearbeitenListe der vom NS Regime verfolgten Kunstschaffenden der Bildenden KunstLiteratur BearbeitenTraugott Stephanowitz Emil Stumpp Zu Unrecht vergessen In Bildende Kunst Berlin 2 1965 S 100 102Emil Stumpp Pressezeichnungen Klartext Essen 1996 ISBN 3 88474 481 X Emil Stumpp Chronist seiner Zeit Kunsthalle Rostock 1986 DNB 210288469 Kurt Schwaen Hrsg Uber meine Kopfe Texte Portrats Landschaften Emil Stumpp Mit 62 Lithographien und Kreidezeichnungen von Emil Stumpp Buchverlag Der Morgen Berlin 1983 Detlef Brennecke Hrsg Emil Stumpp Ein Zeichner seiner Zeit Dietz Berlin 1988 ISBN 3 8012 0135 X Bruno Konig Emil Stumpp ein Chronist seiner Zeit In Mosbacher Jahresheft 2008 Jg 18 Mosbach 2008 ISBN 978 3 936866 14 8 S 132 140 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Annegret Bolke Heinrichs Der Pressezeichner Emil Stumpp In Heimat Dortmund Zeitschrift des Historischen Vereins fur Dortmund und die Grafschaft Mark Nr 1 2001 Themenheft Geschichte des Rates in Dortmund S 46 f Judith Prokasky Pressezeichner Emil Stumpp 1886 1941 In Andreas Nachama Hrsg Zwischen den Zeilen Zeitungspresse als NS Machtinstrument Stiftung Topographie des Terrors Berlin 2013 ISBN 978 3 941772 11 3 Katalog zur gleichnamigen Sonderausstellung der Stiftung Topographie des Terrors Berlin S 124 Salomo Friedlaender Mynona Grotesken II Gesammelte Schriften Books on Demand 2015 Digitalisat der Besprechung von Heft 1932 2 Werkverzeichnis PDF 1 6 MB Stumpp mit den Prozessbeteiligten des Calmette Prozesses Harald Ritter Kulturforum zeigt Zeichnungen und Portrats aus dem Schwaen Archiv In Berliner Woche 17 Juli 2014 abgerufen am 14 Mai 2020 Stolpersteine Verlegung nach Jahrgangen Warmaisa e V abgerufen am 15 Marz 2021 Emil Stumpp emil stumpp de abgerufen am 3 November 2020 Der Maler und Nazigegner Emil Stumpp Kopfe und Landschaften aus bewegter Zeit Ostpreussisches Landesmuseum 2002 abgerufen am 3 November 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Emil Stumpp Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Emil Wilhelm Stumpp Quellen und Volltexte Literatur von und uber Emil Stumpp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website des Emil Stumpp Archivs mit Biographie Liste der Bestande und Ausstellungen sowie zahlreichen Werkreproduktionen DHM Datenbank mit Abbildungen https www bildindex de ete action queryupdate amp desc Emil 20Stumpp amp index obj all Deutsches Tanzarchiv Koln Text und Abbildungen zu Emil Stumpp Personalkarte und Personalbogen von Emil Stumpp in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek fur Bildungsgeschichtliche Forschung BBF Normdaten Person GND 118757563 lobid OGND AKS LCCN n85017108 VIAF 8183239 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stumpp EmilALTERNATIVNAMEN Stumpp Emil WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Lehrer Maler und PressezeichnerGEBURTSDATUM 17 Marz 1886GEBURTSORT NeckarzimmernSTERBEDATUM 5 April 1941STERBEORT Stuhm Westpreussen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Stumpp amp oldid 234455483