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Warcino varˈt ɕinɔ deutsch Varzin ist ein Dorf im Powiat Slupski Powiat Stolp der polnischen Woiwodschaft Pommern Das Dorf hat ca 450 Einwohner und ist Teil der Landgemeinde Kepice Hammermuhle Warcino Hilfe zu Wappen Warcino Polen WarcinoBasisdatenStaat PolenWoiwodschaft PommernPowiat SlupskGmina KepiceGeographische Lage 54 13 N 16 51 O 54 2225 16 857222222222 Koordinaten 54 13 21 N 16 51 26 OEinwohner 680 31 Marz 2011 1 Postleitzahl 77 230 KepiceTelefonvorwahl 48 59Kfz Kennzeichen GSLWirtschaft und VerkehrStrasse DW 208 Polanow Wielin BarcinoEisenbahn PKP Strecke 405 Pila Ustka Bahnstation KepiceNachster int Flughafen Danzig Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 3 Bevolkerungsentwicklung 4 Kirche 4 1 Bis 1945 4 2 Seit 1945 5 Schule 5 1 Schulgebaude 5 2 Lehrer bis 1945 6 Die Bismarcks in Varzin 7 Personlichkeiten 7 1 Sohne und Tochter des Ortes 7 2 Mit dem Ort verbunden 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenDer Ort liegt in Hinterpommern etwa 19 Kilometer sudostlich von Slawno Schlawe und 43 Kilometer ostlich von Koszalin Koslin Geschichte Bearbeiten nbsp Gemalde vom Rittergut Varzin Sammlung Alexander Duncker um 1860 nbsp Schloss Varzin 2010 nbsp Luftbild von Varzin 1933Der hinterpommersche Ort Varzin auch Vartzin wird in einem Lehnsbrief von 1485 zum ersten Mal urkundlich erwahnt ist aber und dafur spricht seine Hufenverfassung bereits slawischen Ursprungs Damals war das Dorf im Besitz derer von Zitzewitz Im Kirchenmatrikel von 1590 werden bei 12 Hufen 25 Bauern und 1 Kossat genannt Im Jahr 1628 werden 16 Hufen und 6 Kossaten versteuert Nach den Verwustungen des Dreissigjahrigen Krieges wurde der grosste Teil wieder aufgebaut 1717 hatte Varzin wieder 15 Bauern und 2 Kossaten Ende des 18 Jahrhunderts 16 Bauern und 1813 bestanden nur noch neun Hofe deren Zahl sich auf sechs im Jahre 1823 verringerte Im Gutsbezirk wurden im Laufe des 19 Jahrhunderts eine Glashutte im Vorwerk Chomnitz heute polnisch Chomnica der Eisenhammer und der Seekaten angelegt Die Glashutte ging spater wieder ein An der Wipper Wieprza wurden die Fuchs und Kampmuhle im Forst eine Dampfschneidemuhle Sagewerk errichtet 1871 entstand der Ausbau Luschken Luzki und 1873 wurde die grosse Papierfabrik in Betrieb genommen die von Otto von Bismarck initiiert worden war und sich spater unter dem Namen Varziner Papierfabrik AG zum grossten Betrieb Hinterpommerns entwickelte Erster namentlich nachweisbarer Besitzer von Varzin war Heinrich von Zitzewitz Durch Vererbung zersplitterte sich der Besitz in den drei Ortschaften Besswitz Jannewitz und Varzin 1692 kam Varzin an den spateren ab 1723 Oberprasidenten von Pommern Kaspar Otto von Massow damals Hofgerichtsrat in Stargard in Pommern Kaspar Otto von Massow verkaufte es 1727 an den Grafen Adam Joachim von Podewils Die spatere Erbtochter Auguste Friederike von Podewils heiratete 1809 den Hauptmann Konstantin Werner von Blumenthal der es 1844 seinem zweiten Sohn Werner Ewald vermachte Am 7 Juni 1867 erwarb der damalige preussische Ministerprasident Otto von Bismarck Varzin von Werner Ewald von Blumenthal Varzin blieb bis 1945 im Besitz der Familie von Bismarck Am 17 Mai 1939 hatte Varzin 746 Einwohner Es gehorte damals zum Landkreis Rummelsburg nachdem es bis 1882 dem Landkreis Schlawe zugehorig war Uber eine Nebenstrasse war die Kreisstadt Rummelsburg heute Miastko in 28 Kilometern erreichbar in etwas geringerer Entfernung lag im Norden die vormalige Kreisstadt Schlawe Slawno Bahnstation an der Reichsbahnstrecke Stolp Zollbruck Rummelsburg Neustettin war die sechs Kilometer entfernte Ortschaft Hammermuhle Kepice Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Varzin im Marz 1945 von der Roten Armee besetzt Bald darauf wurde das Dorf zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt In Varzin begann nun die Zuwanderung polnischer und ukrainischer Zivilisten aus Gebieten ostlich der Curzon Linie die im Rahmen der Westverschiebung Polens an die Sowjetunion gefallen waren Die deutschen Bewohner Varzins wurden in der darauf folgenden Zeit vertrieben Bevolkerungsentwicklung BearbeitenJahr Einwohner Anmerkungen1925 835 darunter 829 Evangelische und drei Katholiken 2 1933 832 3 1939 746 3 Kirche BearbeitenBis 1945 Bearbeiten Varzin hatte weder eine eigene Kirche noch einen Friedhof Das Dorf gehorte vielmehr mit allen zum Gutsbezirk gehorigen Ortschaften zum Kirchspiel Wussow Osowo Wussow war Kirchort das Kirchenpatronat allerdings hatte die Familie von Bismarck auf Varzin inne und war alleine wahlberechtigt unterstutzt lediglich durch das Mitpatronat der Familie von Zitzewitz auf Pustow Das Kirchspiel Wussow gehorte bis 1945 zum Kirchenkreis Schlawe in der Kirchenprovinz Pommern der evangelischen Kirche der Altpreussischen Union Seit 1945 Bearbeiten Heute ist Warcino ein Teil der Parafia Parochie der Kreuzkirche in Slupsk Stolp der polnischen Kirche Augsburgischen d h lutherischen Bekenntnisses Am 17 August 2012 4 wurde in Warcino die restaurierte und aus Ciecholub Techlipp stammende evangelische Fachwerkkirche 5 feierlich eingeweiht Zwar hat sie noch keine Innenausstattung doch soll sie ein Ort der Begegnung fur Christen verschiedener Konfessionen und Nationen werden An den Einweihungsfeierlichkeiten beteiligten sich Geistliche der der evangelischen katholischen und orthodoxen Kirche unter ihnen Bischof Marcin Hintz von der Diozese Pommern Grosspolen der Evangelisch Augsburgischen Kirche in Polen Der Einweihungsfeier waren jahrelange zahe Verhandlungen und muhsame Restaurierungsarbeiten vorausgegangen Auf dem Gelande der Forstschule in Warcino wurden 2011 die Restaurierungsmassnahmen vorgenommen Hier fand die Kirche auch ihren neuen Platz Schule BearbeitenSchulgebaude Bearbeiten Bereits im Jahr 1780 wird in Varzin ein Schulmeister genannt Uber ein Schulgebaude mit Grundstuck wird erstmals in einem Gesetz vom 30 November 1814 gesprochen Der Gutsherr war berechtigt den Schulleiter zu wahlen Mit dem Anstieg der Schulerzahl nach dem Bau der Varziner Papierfabrik war ein Schulneubau erforderlich Er erfolgte 1924 an der Strasse nach Luschken Er enthielt zwei Klassenraume und zwei Lehrerwohnungen Im Jahr 1937 wurden 137 Kinder von drei Lehrern unterrichtet Lehrer bis 1945 Bearbeiten Fett 1789 1812 Christian Friedrich Probandt bis 1828 Rattunde 1828 1846 Karl Heinrich Probandt 1846 1871 Julius Probandt Sohn von 4 1871 1910Spater waren bis 1945 noch tatig Hugo Schuck Emil Stormer Martha Krause und Traute Zedler Die Bismarcks in Varzin Bearbeiten nbsp Grabkapelle der Furstin Bismarck in VarzinOtto von Bismarck der sich selbst spater gerne als pommerscher Junker bezeichnete obgleich er aus dem altmarkischen Schonhausen stammte war gleichwohl seit seiner Kindheit auch mit Hinterpommern verbunden Als Jugendlicher fuhr er gerne und oft nach Kniephof im Kreis Naugard in Pommern auf das Gut das sein Vater von einem Vetter geerbt hatte Hier verbrachte er Freizeit und Ferien ab 1839 bewirtschaftete er es auch selbst Am 12 Februar 1867 erhielt er in Anerkennung seiner Verdienste um den guten Verlauf des Deutschen Krieges von 1866 eine Dotation von 400 000 Talern die auf Wunsch des Konigs in Grund und Kapitalbesitz anzulegen war Bismarck kaufte das Gut Varzin mit allen Nebenbesitzungen von Werner Ewald von Blumenthal Im Jahr 1847 hatte er in Alt Kolziglow Johanna von Puttkamer aus dem nahen Reinfeld geheiratet und als ihr Vater 1871 verstarb kam das Gut Reinfeld zum Varziner Besitz Nach dem Tode der Furstin 1894 ordnete Bismarck an dass seine Gefahrtin ihre letzte Ruhe an der Statte ihres Todes finden sollte wo das Paar viele Sommer und Winter verlebt hatte Ein kleines Gartenhaus das ein Lieblingsplatz der Furstin war wurde zu einer einfachen Grabkapelle umgewandelt und hier wurde der Sarg beigesetzt Spater wurde ihre Leiche nach Friedrichsruh verbracht wo sie an der Seite ihres Gatten im Bismarck Mausoleum bestattet ist Als Furst Otto von Bismarck am 30 Juli 1898 starb fielen die Besitzungen an seinen zweiten Sohn Graf Wilhelm von Bismarck der damals Oberprasident von Ostpreussen war Dieser starb am 30 Mai 1901 in Varzin seine Gattin Sybille geborene von Arnim Tochter von Bismarcks geliebter Schwester Malwine v Arnim Krochlendorff fuhrte die Wirtschaft bis 1921 und ubergab sie ihrem Sohn Graf Nikolaus von Bismarck Nach dessen Tod am 20 Januar 1940 ging der Varziner Besitz im Wege der Erbfolge auf seinen Sohn Graf Rule von Bismarck uber Vor der Besetzung von Varzin durch die Rote Armee im Marz 1945 war Grafin Sybille von Bismarck nicht geflohen sondern im Schloss Varzin geblieben 6 Berichten zufolge vergiftete sie sich bei dem Einrucken der Roten Armee 6 Sie wurde im Marz 1945 bei dem Erbbegrabnis der Familie Bismarck auf dem Richtberg bestattet 6 Kurz zuvor hatte Marion Grafin Donhoff die bereits auf der Flucht war Sybille von Bismarck besucht gemeinsam mit ihr noch die besten Weinflaschen aus dem Keller geleert und von dem geplanten Selbstmord sowie dem bereits vorbereiteten Grab erfahren 7 Das Erbbegrabnis der Familie Bismarck wurde spater nach 1957 durch den polnischen Staat gesprengt und die Sarge aufgebrochen 6 Der letzte Besitzer von Varzin Graf Rule von Bismarck starb am 1 Dezember 1991 in Chile ohne Nachkommen zu hinterlassen In Berlin Friedenau wurde um 1900 in einem geplanten Bismarck Viertel eine Varziner Strasse nach dem Gut benannt 8 und auch ein Varziner Platz Nach dem Ort wurde in der Kolonialzeit ein Berg in Neuguinea benannt der Vunakokor englisch Mount Varzin ehemaliger Name Varzinberg Personlichkeiten BearbeitenSohne und Tochter des Ortes Bearbeiten Werner von Blumenthal Suckow 1815 1883 Rittergutsbesitzer und Mitglied des Preussischen Abgeordnetenhauses sowie des Konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes Karl von Senden 1837 1913 Rittergutsbesitzer und Mitglied des Preussischen Herrenhauses Otto Westphal 1869 1939 Staatsbeamter MinisterialratMit dem Ort verbunden Bearbeiten In den Jahren 1910 und 1911 war der spatere Schriftsteller und Lyriker Walter Flex 1887 1917 in Varzin als Hauslehrer des Grafen Nikolaus von Bismarck tatig Von ihm stammte der Text des bekannten Fahrten und Wanderliedes Wildganse rauschen durch die Nacht Literatur BearbeitenLudwig Wilhelm Bruggemann Ausfuhrliche Beschreibung des gegenwartigen Zustandes des Konigl Preussischen Herzogthums Vor und Hinter Pommern Teil II Band 2 Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Konigl Landescollegien in Cosslin gehorigen Hinterpommerschen Kreise Stettin 1784 S 810 Nr 70 und S 895 Nr 82 Der Kreis Rummelsburg Ein Heimatbuch Hrsg v Kreisausschuss des Kreises Rummelsburg im Jahre 1938 neu hrsg v Heimatkreisausschuss Rummelsburg Hamburg 1979 Siegfried Boje Varzin und Hammermuhle Kreis Rummelsburg in Pommern Uberliefertes und Erinnerungen Braunschweig 1995 Johannes Hinz Pommern Wegweiser durch ein unvergessenes Land Augsburg 1996 Piotr Pilak Zarys dziejow palacu w Warcinie Abriss der Geschichte des Varziner Schlosses Slupsk 2001 Die Grabkapelle der Furstin Bismarck in Varzin In Die Gartenlaube Heft 8 1895 S 132 Volltext Wikisource Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Warcino Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gutshaus Varzin Mitte des 19 Jahrhunderts Sammlung Duncker PDF 247 kB Gunthard Stubs und Pommersche Forschungsgemeinschaft Die Gemeinde Varzin im ehemaligen Kreis Rummelsburg in Pommern 2011 Fotos des DorfesEinzelnachweise Bearbeiten GUS 2011 Ludnosc w miejscowosciach statystycznych wedlug ekonomicznych grup wieku polnisch 31 Marz 2011 abgerufen am 19 Februar 2018 Gunthard Stubs und Pommersche Forschungsgemeinschaft Die Gemeinde Varzin im ehemaligen Kreis Rummelsburg in Pommern 2011 a b Michael Rademacher Rummelsburg Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 1 Januar 1900 Bericht von Margrit Schlegel in Die Pommersche Zeitung Folge 36 8 September 2012 Seite 3 Die alte Fachwerkkirche Techlipp Kreis Rummelsburg Eine Rettungsaktion a b c d Hans Ulrich Kuchenbacker Bearb Der Kreis Rummelsburg Ein Schicksalsbuch Pommerscher Zentralverband Lubeck 1985 S 270 Interview mit Marion Grafin Donhoff https www youtube com watch v z3Qf1zGNpCU Varziner Strasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen BildungsvereinsNormdaten Geografikum GND 4841872 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Warcino amp oldid 236960497