www.wikidata.de-de.nina.az
Die Verzweigte Becherkoralle oder kurz Becherkoralle Artomyces pyxidatus Syn Clavicorona pyxidata ist eine Pilzart aus der Familie der Ohrloffelstachelingsverwandten Auriscalpiaceae 1 Typisch sind die korallenahnlichen Fruchtkorper deren Aste quirlartig verzweigen Die oberen Verzweigungen sind becherartig vertieft was dem Pilz seinen deutschen Namen eingebracht hat Weil die Verzweigungen Armleuchter Kandelabern ahneln wird der Pilz auch Kandelaberkoralle genannt 2 Im englischen Sprachraum heisst die Verzweigte Becherkoralle neben Candelabre Coral 3 auch Crown Coral oder Crown tipped Coral Fungus 4 auf Deutsch Kronenkoralle oder Kronenbestuckter Korallenpilz Die Bezeichnungen beziehen sich auf die jungen Verzweigungen an den Astenden die an kleine Kronen erinnern Der Nichtblatterpilz besiedelt morsches Totholz von Stammen und Stumpfen verschiedener Laub und Nadelbaume In den letzten Jahren mehrten sich die Funde der warmeliebende Art auf Kiefernholz in der Tiefebene Norddeutschlands Der Speisewert wird unterschiedlich beurteilt und reicht von ungeniessbar kein Speisepilz bis zu essbar wenn frisch Verzweigte BecherkoralleVerzweigte Becherkoralle Artomyces pyxidatus SystematikKlasse AgaricomycetesUnterklasse unsichere Stellung incertae sedis Ordnung Taublingsartige Russulales Familie Ohrloffelstachelingsverwandte Auriscalpiaceae Gattung Becherkorallen Artomyces Art Verzweigte BecherkoralleWissenschaftlicher NameArtomyces pyxidatus Pers Fr JulichDie Verzweigte Becherkoralle wurde von der Deutschen Gesellschaft fur Mykologie zum Pilz des Jahres 2015 ernannt um auf den Verlust naturlicher Lebensraume und die biologische Verarmung der Walder aufmerksam zu machen die durch die steigende Nutzung von abgestorbenem Holz zum Heizen droht 5 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Makroskopische Merkmale 1 2 Mikroskopische Merkmale 2 Artabgrenzung 3 Okologie und Phanologie 4 Verbreitung 4 1 Gefahrdung 5 Bedeutung 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Durch die quirlartig verzweigenden Aste erinnern die Spitzen der Becherkoralle an kleine Kronen Makroskopische Merkmale Bearbeiten Die 4 12 cm grossen Fruchtkorper der Becherkoralle ahneln habituell den Korallen aus der Gattung Ramaria verzweigen aber pyxidat wie einige Becherflechten zum Beispiel Cladonia pyxidata Bei diesem Verzweigungstyp erweitern sich die Aste zu einem abgeflachten bis becherformig eingetieften Gipfel an dessen Rand quirlformig etwa 4 6 jungere dunnere Aste wachsen Bei grossen Exemplaren kann sich das mehrfach wiederholen die obersten Zweigenden sind wieder becherformig und ahneln durch die kurzen Zweigspitzen ringsum an kleine Kronen Die eng stehenden fast senkrecht stehenden Aste sind an der Basis strunkartig miteinander verklebt Sie haben eine blass fleischfarbene oder weisslich gelbliche bis ocker gelbliche Farbe und im Alter oft braunliche Spitzen Das elastische etwas zahe Fleisch Trama ist weiss bis gelblich gefarbt und braunt beim Reiben Es riecht streng wurzig und schmeckt entweder mild oder etwas bitter nach langerem Kauen pfefferig scharf Das Sporenpulver hinterlasst einen weissen Abdruck und verfarbt sich unter der Zugabe eines Iodreagenzes amyloid 6 2 Mikroskopische Merkmale Bearbeiten Die Pilzfaden Hyphen messen bis zu 16 µm im Durchmesser und tragen an den Zwischenwanden Septen Schnallen Die gloeopleren Hyphen sind 3 8 µm dick und enden in der Fruchtschicht Hymenium oder ragen bis zu 15 µm heraus Ausserdem kommen 3 5 µm weite dunnwandige sterile Elemente Leptozystiden vor Die Sporenstander Basidien haben Basalschnallen und messen 20 30 4 4 5 5 µm Daran reifen elliptische feinwarzige Sporen mit den Massen 4 5 5 5 2 2 6 3 µm heran 7 Artabgrenzung BearbeitenDie Steife Koralle Ramaria stricta wachst ebenfalls an Holz und hat aufrechte Aste besitzt aber andersartige Verzweigungen nicht kronenformig weisse wurzelartige Myzelstrange und entwickelt beim Kauen keinen scharfen Geschmack Andere ahnlich aussehende Korallen Ramaria Arten sind Bodenbewohner 6 7 Okologie und Phanologie Bearbeiten nbsp Die Verzweigte Becherkoralle zersetzt das morsche Totholz eines liegenden Stamms und bildet auf dem Substrat mehrere Fruchtkorper Die Verzweigte Becherkoralle zersetzt totes Laub und Nadelholz und besitzt ein breites Substratspektrum In Mitteleuropa besiedelt sie vor allem morsche Baumstumpfe sowie liegende Stamme von Rotbuche Kiefer Pappel vor allem Zitter Pappel Weide und Weiss Tanne in Nordeuropa werden Birke Pappel und Weide bevorzugt 2 8 9 7 Ausserdem wachst der Pilz auch an Eiche Erle Gemeine Esche Hainbuche Holunder Edelkastanie und Linde 10 11 Die Fruchtkorper erscheinen in Mitteleuropa hauptsachlich von Juli bis September 9 Verbreitung BearbeitenDie Verzweigte Becherkoralle ist in allen gemassigten Zonen der Nordhalbkugel verbreitet 12 Neben Europa ist sie in Asien und Nordamerika zu finden 13 In Deutschland konnte sich die warmeliebende Art in den letzten zehn bis funfzehn Jahren vor allem auf Kiefernholz in der nordlichen Tiefebene ausbreiten Die Entwicklung soll dem Klimawandel geschuldet sein Die meisten Funde stammen von warmebegunstigten Stellen in Stromtalern 5 Gefahrdung Bearbeiten Auf Deutschland bezogen ist die Verzweigte Becherkoralle derzeit keine vom Aussterben bedrohte Pilzart Dies konnte sich jedoch andern wenn kunftig in den Waldern kaum noch Nahrung fur holzbewohnende Organismen zur Verfugung steht 5 In der Roten Liste gefahrdeter Grosspilze Bayerns wurde die Art in die Kategorie 1 vom Aussterben bedroht gestellt weil bis zum Redaktionsschluss seit der Erwahnung in der fruheren Ausgabe von 1990 keine neuen Funde mehr bekannt geworden sind 14 Seither konnte die Becherkoralle einmal in Unterfranken 15 und einmal in Niederbayern 10 nachgewiesen werden Bedeutung BearbeitenDie Angaben zum Speisewert in der Literatur variieren Michael Hennig und Kreisel stufen die Verzweigte Becherkoralle in ihrem Handbuch fur Pilzfreunde als ungeniessbar 16 ein Gerhardt deklariert den Pilz einmal als ungeniessbar Speisewert unbekannt 9 aber ein anderes Mal als essbar 6 Die Art ist weder in der Positivliste der Speisepilze 21 Juli 2014 noch in der Liste der Pilze mit uneinheitlich beurteiltem Speisewert Stand 21 Juli 2014 oder der Liste der Giftpilze nach Syndromen Stand 21 April 2014 die vom Beirat Pilzverwertung und Toxikologie der Deutschen Gesellschaft fur Mykologie erarbeitet wurden enthalten 17 McKnight amp McKnight weisen die Art in ihrem nordamerikanischen Pilzfuhrer als essbar 18 aus ebenso Ostry Anderson und O Brien in ihrem Feldfuhrer uber haufige Grosspilze in den Waldern des mittleren Westens und Nordostens Nordamerikas essbar falls frisch 19 Zheng und Mitarbeiter veroffentlichten in der Fachzeitschrift Helvetica Chimica Acta einen Aufsatz mit dem Titel New Sesquiterpenes from Edible Fungus Clavicorona pyxidata und gehen demnach davon aus dass der Pilz essbar ist 20 Einzelnachweise Bearbeiten Ronald H Petersen Karen W Hughes A preliminary monograph of Lentinellus Russulales In Bibliotheca Mycologica Band 198 J Cramer Berlin 2004 ISBN 3 443 59100 0 S 1 287 a b c Hermann T Jahn Pilze die an Holz wachsen Busse Herford 1979 ISBN 3 87120 853 1 S 76 Liz Holden English Names for fungi 2014 Nicht mehr online verfugbar British Mycological Society archiviert vom Original am 23 September 2015 abgerufen am 1 Januar 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www britmycolsoc org uk crown coral Deutsch Englisch Ubersetzung In dict cc Deutsch Englisch Worterbuch Abgerufen am 1 Januar 2015 a b c Deutsche Gesellschaft fur Mykologie Hrsg Pilz des Jahres 2015 Becherkoralle Artomyces pyxidatus Pers Fr Julich 1982 dgfm ev de PDF 648 kB Poster a b c Ewald Gerhardt BLV Handbuch Pilze 3 Auflage BLV Munchen 2002 ISBN 3 405 14737 9 S 389 einbandige Neuausgabe der BLV Intensivfuhrer Pilze 1 und 2 a b c Walter Julich Die Nichtblatterpilze Gallertpilze und Bauchpilze In Kleine Kryptogamenflora Band IIb Basidiomyceten 1 Teil Gustav Fischer Stuttgart New York 1984 ISBN 3 437 20282 0 S 97 Henning Knudsen Jan Vesterholt Funga Nordica Agaricoid boletoid clavarioid cyphelloid and gastroid genera 2 Auflage Band 1 Nordsvamp Kopenhagen 2012 ISBN 978 87 983961 3 0 S 112 113 englisch Neubearbeitung von Nordic Macromycetes Band 2 a b c Ewald Gerhardt Der grosse BLV Pilzfuhrer fur unterwegs 2 Auflage BLV Munchen 2001 ISBN 3 405 15147 3 S 592 a b Axel Schilling Peter Dobbitsch Pilzkartierung 2000 Online 2006 abgerufen am 30 Dezember 2014 Eidgenossische Forschungsanstalt fur Wald Schnee und Landschaft WSL Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz Bearbeitet von Beatrice Senn Irlet Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 15 Oktober 2012 abgerufen am 30 Dezember 2014 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wsl ch Edgar B Lickey Karen W Hughes Ronald H Petersen Biogeographical patterns in Artomyces pyxidatus In Mycologia Band 94 Nr 3 2002 S 461 471 Michael Kuo Artomyces pyxidatus In MushroomExpert Com 2007 abgerufen am 1 Januar 2015 Peter Karasch Christoph Hahn Rote Liste gefahrdeter Grosspilze Bayerns Hrsg Bayerisches Landesamt fur Umwelt LfU Druck amp Medienservice Schulz Oberkotzau 2009 S 33 67 Rudolf Markones Artomyces pyxidatus syn Clavicorona pyxidata Verzweigte Becherkoralle In Rudis Pilzgalerie auf pilzseite de Abgerufen am 27 Dezember 2014 Bruno Hennig Hanns Kreisel Edmund Michael Nichtblatterpilze Basidiomyzeten ohne Blatter Askomyzeten In Handbuch fur Pilzfreunde 3 Auflage Band 2 VEB Gustav Fischer Jena 1986 S 302 FB Pilzverwertung und Toxikologie Deutsche Gesellschaft fur Mykologie abgerufen am 2 Januar 2015 Kent H McKnight Vera B McKnight Field Guide to Mushrooms North America Peterson Field Guide 34 Hrsg Roger Tory Peterson Houghton Mifflin Harcourt 1998 ISBN 0 395 91090 0 S 73 Michael E Ostry Neil A Anderson Joseph G O Brien Field Guide to Common Macrofungi in Eastern Forests and Their Ecosystem Functions General Technical Report NRS 79 Hrsg United States Department of Agriculture Forest Service Northern Research Station S 81 fs fed us PDF 5 7 MB Yong Biao Zheng Chun Hua Lu Zhong Hui Zheng Xin Jian Lin Wen Jin Su Yue Mao Shen New Sesquiterpenes from Edible Fungus Clavicorona pyxidata In Helvetica Chimica Acta Band 91 Nr 11 Helvetica Chimica Acta AG Zurich CH 2008 S 2174 2180 doi 10 1002 hlca 200890235 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Verzweigte Becherkoralle Artomyces pyxidatus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Clavicorona pyxidata In Roger s Mushrooms Abgerufen am 1 Januar 2015 Pilz des Jahres in Deutschland Laubwald Rotkappe 1994 Zunderschwamm 1995 Habichtspilz 1996 Frauen Taubling 1997 Schweinsohr 1998 Satans Rohrling 1999 Konigs Fliegenpilz 2000 Stachelsporige Maandertruffel 2001 Orangefuchsiger Raukopf 2002 Papageigruner Saftling 2003 Echter Hausschwamm 2004 Gemeiner Wetterstern 2005 Astiger Stachelbart 2006 Puppen Kernkeule 2007 Bronze Rohrling 2008 Blauer Rindenpilz 2009 Schleiereule 2010 Roter Gitterling 2011 Graue Kraterelle 2012 Braungruner Zartling 2013 Gemeiner Tiegelteuerling 2014 Verzweigte Becherkoralle 2015 Lilastieliger Rotelritterling 2016 Judasohr 2017 Wiesen Champignon 2018 Gruner Knollenblatterpilz 2019 Gemeine Stinkmorchel 2020 Grunling 2021 Fliegenpilz 2022 Sumpf Haubenpilz 2023 Schopf Tintling 2024 nbsp Bitte die Hinweise zum Pilzesammeln beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verzweigte Becherkoralle amp oldid 230586243